Zur Episode 39 möchte ich zwei Punkte ansprechen:
Zuerst ein kurzes Fazit: Zum Thema Kommodifizierung hätte man ruhig tiefgründiger werden können. Ich sehe da vor allem den Aspekt des bezahlten Spielleitens als interessantes Thema an, weil es da besonders gut sichtbar wird. In meinen Ohren hat besonders b_u_g kluge Dinge in dieser Episode gesagt und er scheint mir der Teilnehmer mit der meisten Erfahrung zum Thema zu sein. Auch wenn ich mit dem Inhaltlichen nicht immer d‘accord bin (s.u.), war es wieder eine interessante Diskussion.
1.
Ein Aspekt ist die Sache mit Itch.io. Zunächst zur „Scheinware“: Ich halte die Bezeichnung in diesem Kontext für verfehlt, denn es wird verallgemeinert. Bei einer, zwei, vier Seiten soll der Umfang ungenügend sein um den Zustand der Vollständigkeit zu erreichen, daher soll also keine Ware vorliegen. Unstreitig ist: es gibt viel Mist da draußen, sowohl bei Itch als auch bei Drivethru, etc., aber es gibt viele sehr kurze Spiele die hervorragend funktionieren und dies auch im Kampagnenmodus prächtig tun. (Bei Bedarf nenne ich gern Titel.) Bei diesen ist trotz des knappen Umfangs die Vollständigkeit gegeben, da sie sonst nicht funktionieren würden. Ob diese Spiele den verlangten Preis wert sind, ist eine ganz andere Diskussion, aber diese Spiele sind keine Scheinwaren, sondern bieten Lösungen für bestimmte Probleme an...
… was mich zu eurer Behauptung führt, diese Spiele seien nur etwas für „Leute mit geringerer Aufmerksamkeitsspanne“, die bloß ihr Geld aus dem Fenster werfen wollen.
Wie extrem herablassend ist das denn!
Rollenspiele in knapper Form erfüllen einen Zweck: sie bieten eine Lösung für das Problem Zeitmangel an. Nicht jeder hat viel Zeit für sein Hobby zur Verfügung. Man möchte diese mit dem Spielen an sich und nicht mit aufwendigen Regelwerken verbringen. Kurze Rollenspiele bieten genau das an. Man kann in fünf bis zehn Minuten loslegen, sofern der SL sein Abenteuer bereit hat.
Auch für Cons bieten kurze Rollenspiele viele Vorteile. Sie sind nicht nur wesentlich schneller einsatzbereit, sondern in der Regel auch viel besser für typische Con One-Shots geeignet als kampagnenfokussierte Spiele. Viele Rollenspiele lohnen sich auf Cons zeitlich nur wenn man vorgefertigte Charaktere mitbringt, was eine zusätzliche Arbeit in der knappen Freizeit des Spielleiters bedeutet. Der Nutzwert kurzer Rollenspiele liegt also darin, dass diese Spiele es ermöglichen innerhalb eines knappen Zeitbudgets Rollenspiel zu betreiben.
Ein zusätzlicher Aspekt: Der Kontext zur Kommodifizierung geht hier nicht auf, denn Rollenspielwerke waren schon immer auch kommerzielle Produkte. Der strukturelle Wandel von der kostenlosen zur kommerziellen Ware findet nicht statt.
2.
Wie mit dem Eskapodcast umgegangen wurde sehe ich als schlechten Stil an. Ich verstehe, es gibt negative Vorerfahrungen mit dem Eskapodcast, bzw. mit Martin, aber wenn der Dissens zum Inhalt dermaßen ausgeprägt ist dass ihr im Auto sitzt und schreien müsst, dann begegnet der Sache doch einfach auf dem Felde der Ehre: In den Foren- und Kommentarbereichen zum Eskapodcast. Oder macht eine Gegendarstellung in einer ZBR-Episode samt belegter Argumente. Schlagt doch nicht dann zu wenn der Eskapodcast keine Möglichkeit mehr hat, mit Waffengleichheit zu antworten. Und mit dem Zeigen hämischer Schadenfreude, dass der Eskapodcast nicht mehr weiter macht, bekleckert ihr euch nicht gerade mit Ruhm.