Ein paar unorganisierte Punkte was mich an Dune so fasziniert hat, ohne Ordnung und sehr schemenhaft, weil ichs auch nicht ganz benennen kann:
- Die Rolle organisierter Religionen/Glaubensrichtungen, die hier nicht nur schmückendes Beiwerk ist um der Welt Farbe zu verleihen sondern ein primärer Baustein.
- Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat aus einem Buch aus dem Dune-Universum, wobei diese innerhalb der zeitlinie meist nach den dargestellten Ereignissen geschrieben wurden. Damit wird immer ein gewisses Foreshadowing betrieben, wie die ganzen Geschehnisse in der Zukunft verklärt werden. Das ist zwar nur ein kleiner schriftstellerischer Kniff aber er passt sehr gut, gerade wenn man die Wichtigkeit des Prophezeiungsthemas in Dune betrachtet (dazu unten mehr)
- Das Buch fühlt sich für mich bei weilen fast schon wie eine geführte Meditation an, was halt auch daran liegt, dass viel innerer Monolog vorkommt und gerade in der zweiten Hälfte der Protagonist sehr abspaced. Dabei merkt man deutlich Herberts Beschäftigung mit der Philosophie, auch wenn es nie ganz so gaga wird wie etwa bei Philipp K. Dicks Valis-Trilogie (die ja wirklich ein literarischer Acidtrip ist beiweilen)
- Der wichtigste Punkt ist, für mich, und hier wirds etwas spoilerig : Dune ist so wie ich das sehe eine sehr gelungene "Dekonstruktion" (das Wort mag ich eigentlich nicht aber mir fällt kein besseres ein) des oftmals bemühten Schemas vom prophezeiten Helden/Messias/Whatever. Wie das gemacht wird ist finde ich sehr clever: Die Prophezeiung vom großen Erlöser ist wahr, aber sie ist wahr, weil ihre Wahrheit forciert wurde. Die Prophezeiung wurde gestreut und Generationen lang wurde an Ihrer Erfüllung gefeilt. Paul ist auch der versprochene Messias aber der Joke ist, dass er das auch weiß und aufgrund seiner übermenschlichen Wahrnehmung auch genau darüber bescheid weiß, was seine Anwesenheit in dieser Welt bewirken wird aber kann dem nicht entrinnen. Letztlich entwickelt sich der ganze Kult um Paul als dem Muad'dib in einen repressiven Klerikalfaschismus. Das weiß Paul auch quasi von Anfang an, weil er alle Zeitlinien ever gleichzeitig sieht, aber will das so überhaupt nicht. Und er erlebt das Ganze auch mit. Dabei wird ihm klar, dass sich seine Rolle als Erlöser von ihm als Person abhebt und auch wenn er noch da ist nichts mehr dagegen tun kann.
Herbert hat dieses Schema nach eigener Aussage so kreiiert um den Gegenpol zum klassischen Heldenreise-Bild zu bilden. Psychoanalytisch gesprochen zeigt er dabei den perversen Kern der Heldenreise auf: Der Held des Mythos ist immer schon latent ein totalitärer Herrscher. Es ließe sich hier sagen, dass er dem jungianisch-reaktionären Heldenreisemythos einen mehr oder weniger psychoanalytisch-ideologiekritischen Gegenpart gegenüberstellt.
- In der Welt von Dune ist der Mensch im Zentrum. Es gibt keine Aliens per se (soweit ich weiß, hab die späteren Bücher nicht gelesen) sondern maximal sehr entfremdete Menschen. Alles was übermenschlich ist ist das Ergebnis menschlicher Forschung und Anstrengungen, die halt ewig gedauert haben beiweilen. Und das geht wie gesagt auch so weit, dass auch die quasi-metaphysische Prophezeiung die im Fokus steht menschengemacht ist.
So weit von mir.
Liebe Grüße,
Urias