Warum spricht hier niemand über Inhalte?
Ich habe die beiden Gedichte gelesen, die du verlinkt hast. Aber in mir lösen die nicht wirklich was Erhellendes aus. Eventuell sind die von der Sorte, dass man sie sehr oft lesen und wirklich reflektieren muss, damit sie einem ans Herz wachsen. Aber das glaube ich in dem Fall, zumindest für mich, nicht.
Soweit ich das der Biographie der Autorin auf Wikipedia entnehme, hat sie einige schwere Schicksalsschläge hinter sich, die wohl großen Einfluss auf ihre Weltsicht und damit ihre Dichtung haben. Damit ist sie in einer Ausgangslage, die ich so nicht mitbringe.
Die beiden verlinkten Gedichte lesen sich für mich bestenfalls melacholisch, schlimmstenfalls etwas hoffnungslos: Gescheiterte Beziehungen halt. Oder so.
Mich hat der Tonfall der Gedichte an die sowjetische Frauendichtung erinnert, die ich mal vor Jahren in einem Seminar lesen musste. Da ging es am laufenden Band um alkoholkranke Frauen und Männer, zerrüttete Verhältnisse, graue Betonwände und Hoffnungslosigkeit. Blaaah. Ich finde das bestenfalls auf einer "musealen Ebene", als Betrachterin von außen, vage interessant. Ansonsten bevorzuge ich Texte mit aktiv an Problemen arbeitenden und irgendwie hoffnungsvoll vorwärts blickenden Protagonist*innen. Oder wenigstens tragisch zum Scheitern verurteilten Sagen/Heldengestalten. Aber dieses dumpfe, graue, hoffnungslose,
belanglose Nichts, das mir aus solchen Gedichten wieden verlinkten entgegenschlägt. Das finde ich nur bedrückend, nicht bereichernd, nicht originell, nicht unterhaltsam. Mag ein Spiegel der Lebensumstände Mancher sein - aber was bringts mir, mich mit der Depression anderer zu befassen?
Mich würde ja interessieren, ob auch mal fröhliche Texte einen Nobelpreis wert waren oder ob auch hier zutrifft, dass Elend offenbar immer "lyrisch wertvoller" ist als Freude.