Also ich bleib zunächst nochmal beim Kernthema des Threads.
Zu 2: Ich denke, dass Spieler überhaupt kein Feedback durch Proben brauchen, um Charakterkompetenzen einzuschätzen. Je nach System ist die Erfolgswahrscheinlichkeit nämlich bereits vor einer Probe anhand der Spielstatistiken des Charakters (z.B. "Autofahren" 50% oder Überreden 6) und der Kenntnis möglicher Hilfen/Erschwernisse bzw. Probenschwierigkeiten (z.B.: starke Erschwernis: -20% oder schwere Probe: 15) ablesbar.
Ein Blick auf das Charakterblatt und das "bewusste Erleben" ist hergestellt.
Ja, aber hier ist es sinnvoll meine obige Gedanken-Entwicklung im Hinterkopf zu behalten:
In 1. vermute ich, dass auch geringfügige globale Erfolgschancen-Modifkationen einen subtilen Einfluß auf eine Kampagne haben. So subtil, dass die Spieler das gar wahrscheinlich nicht bewusst wahrnehmen. In 2. frage ich, ab wann die Spieler überhaupt irgendetwas merken von dem Einfluß von Erfolgschancen-Modifkationen auf das Endergebnis. Da geht's um das konkrete "Erleben" der eigenen (In-)Kompetenz.
Ein Beispiel: In DSA1 hat einer der Spieler einen Zwerg mit GE 13 und AT 11. Ein anderer Spieler hat einen Abenteurer mit GE 8 und AT 9. Beide spielen das Wirtshaus zum Schwarzen Keiler, halbwegs kampflastig, beide attackieren insgesamt, sagen wir, 40 Mal oder gar 60 Mal während des Abenteuers. Am Ende wird der Abenteurer wahrscheinlich (vllt aber auch nicht, je nach dem wie die Würfel rollen) den Eindruck haben, dass der Zwerg
etwas besser im Angriff ist. Spielen sie Silvanas Befreiung und machen nur je 20 Angriffe je, dann kommt das vielleicht gar nicht so rüber. Die +10% des Zwergs wird nicht unmittelbar durch das Kampferlebnis bestätigt.
Und noch krasser ist es bei selten verwendeten Fertigkeiten (in anderen Regelwerken).
Und daraus entwickle ich DANN im 3. Schritt das, was du dort oben beschreibst - selbst wenn (zu rare) Probenresultate nicht ein direktes, gefühltes Erleben der eigenen (In-)Kompetenz ermöglichen, so haben unterschiedliche Erfolgschancen einen erheblichen Einfluss auf die Spielerpsychologie. Und stelle dann die Frage ab welcher Prozentchancenveränderung dies überhaupt die Spielerpsychologie beeinflusst.
Ich bin der Meinung, dass sich alles unter ~10% Werteabweichung nicht als Unterschied anfühlt. Allerdings ist mein Empfinden auch nicht ganz linear: der Unterschied zwischen 20% und 30% ist vernachlässigbar, weil sich beides nach "inkompetent" anfühlt; 50% ist die Schwelle für "halbwegs kompetent; bis 80% fühlt sich dann jeder 10er durchaus ordentlich an, wobei speziell 80% dann wieder ein merklicher Einschnitt sind, weil sich das nach "klappt normalerweise" anfühlt.
Bin sehr dankbar für diesen Beitrag, weil er im Wesentlichen meine eigenen Eindrücke bestätigt.
- Wenn ich 20% habe und +10 bekomme, dann bleibe ich mental vermutlich eher im "Oh-Oh, das wird wohl nicht klappen"-Modus. Selbst von 15% auf 35% würde da wahrscheinlich gar nicht so viel ändern.
- Wenn ich 70% habe und +10 oder +15 bekomme, dann bleibe ich mental vermutlich eher im "Das sollte eigentlich funktionieren"-Modus.
- Wenn ich hingegen 50% habe und +10 bekomme, dann wechselt aber vermutlich meine Einstellung von "Naja, Münzwurf halt" zu "Das könnte funktionieren".
Ist das bei anderen Spielern völlig anders?
Man könnte für den letzten Fall mal spekulieren, ab welchem Bonus diese Veränderung eintritt - meine Vermutung ist bei oder +8% (ist näher an 60 als an 55). Aber das alles ist natürlich subjektiv. Und das ist dann für mich vielleicht die eigentliche
"Gefühlte Mindestgranularität" - alles unter 8% oder so hat vermutlich/vielleicht/eventuell keinen signifikanten Einfluss auf meine Spielerpsychologie. Wie wir unter 1. gesehen/vermutet haben, heißt das nicht, dass es keine Bedeutung hat, es entzieht sich aber wohl dem bewussten Erleben - sowohl a priori als auch a posteriori. (Es sei denn, siehe oben zu 2., dass eine Fertigkeit
sehr häufig getestet wird.)
Was schlussendlich aber nicht heißt, dass Granularitäten kleiner als die "Gefühlte Mindestgranularität" für die meisten Skills keine Bedeutung haben - wir betrachten hier ja nur den Einfluss geringer Erfolgswahrscheinlichkeits-Veränderungen aufs direkte Erleben. Gewichtiger für die Bewertung der Würfelgranularität sind mMn zwei andere Punkte, die mit den Rändern zu tun haben, siehe A. und B. im Anfangspost dieses Threads.