Autor Thema: Improvisieren vs. Illusionismus  (Gelesen 61343 mal)

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Offline takti der blonde?

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #500 am: 9.11.2020 | 14:17 »
Klar. Ich sage das Du Pacingprobleme bekommst, wenn die Spielrelevanz zu "kleinteilig" wird. Umgekehrt! Wenn ich das Pacing "anziehe" schränke ich automatisch die Entscheidungsfreiheit und Ergebnisoffenheit ein. Sowohl in einer Sandbox, als auch bei linearen Abenteuer. Trotzdem benutzt Du Pacing bei beiden Rollenspielarten.

Ok. Den zentralen Unterschied sehe ich in der Diskussion darin, wer das "Tempo" bestimmt. Aus meiner Sicht ganz klar die Abenteuergruppe, alles andere finde ich langweilig und schränkt die Handlungsfreiheit und Ergebnissoffenheit ein.

Offline Crimson King

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #501 am: 9.11.2020 | 14:19 »
Ich würde ja behaupten: Im echten Leben, in der echten Welt hat man häufig weit weniger Handlungsfreiheit, als hier von manchen für eine Rollenspiel Welt gefordert wird.

Rollenspiel ist auch nicht die echte Welt.

Ich sehe aber auch keinen Verlust von Freiheit, wenn die Spieler auf Konsensbasis freiwillig bis auf Widerruf der SL bestimmte Sonderrechte gewähren.
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Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #502 am: 9.11.2020 | 14:20 »
Ok. Den zentralen Unterschied sehe ich in der Diskussion darin, wer das "Tempo" bestimmt. Aus meiner Sicht ganz klar die Abenteuergruppe, alles andere finde ich langweilig und schränkt die Handlungsfreiheit und Ergebnissoffenheit ein.
Wenn die SL sich mit den SPL abstimmt, dann hat das den gleichen Effekt.

Wobei ich finde, dass die SL einzelne SPL die sich auf Kosten der anderen zuviel Einzel-Spielzeit nehmen wollen sehr wohl ab einem gewissen Punkt schneiden darf.
Das ist nämlich ihr Job.

Offline unicum

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #503 am: 9.11.2020 | 14:20 »
Wir spielen Mal gemeinsam eine Sandbox, bei dem die Spieler entschieden haben von Stadt A nach Stadt B zu reisen. Dabei spielen wir dann jeden der 30 Tage komplett einzeln aus, bei dem jeder Tag der Wachrhythmus durch dekliniert und ausgewuerfelt wird.
Sehr häufig früher genau das in einer Sandbox erlebt.

Warum habe ich gerade eine Sanduhr und keine Kiste mit sand innerlich vor dem Auge? Und der Sand rieselt sehr zäh in der Uhr.
Übrigens denke ich bei dem Text nicht notwendigerweise an Sandbox - das kann man im Railroading genauso machen.
Eigentlich spaare ich mir als SL die Frage mit dem "Macht ihr Nachtwache?" - wenn ich ein enchounter in der Nacht bringe - dann kann ich das auch nachfragen wenn es soweit ist.

Offline RackNar

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #504 am: 9.11.2020 | 14:21 »

Ok. Den zentralen Unterschied sehe ich in der Diskussion darin, wer das "Tempo" bestimmt. Aus meiner Sicht ganz klar die Abenteuergruppe, alles andere finde ich langweilig und schränkt die Handlungsfreiheit und Ergebnissoffenheit ein.



Und warum sollte die SL nicht das Tempo mit beeinflussen dürfen? Oder warum ist es OK, da Handlungsfreiheit und Ergebnissoffenheit einzuschränken?

Das ganze hört sich für mich als eine Umkehrung des "SL-Meisters" an ...

« Letzte Änderung: 9.11.2020 | 14:23 von RackNar »
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Offline unicum

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #505 am: 9.11.2020 | 14:22 »
Ich würde ja behaupten: Im echten Leben, in der echten Welt hat man häufig weit weniger Handlungsfreiheit, als hier von manchen für eine Rollenspiel Welt gefordert wird.

:d

Online ghoul

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #506 am: 9.11.2020 | 14:22 »
Wir spielen Mal gemeinsam eine Sandbox, bei dem die Spieler entschieden haben von Stadt A nach Stadt B zu reisen. Dabei spielen wir dann jeden der 30 Tage komplett einzeln aus, bei dem jeder Tag der Wachrhythmus durch dekliniert und ausgewuerfelt wird.
Sehr häufig früher genau das in einer Sandbox erlebt.
Aber ob Begegnungen stattfinden, hat der SL doch ruckzuck ausgewürfelt. Der erfahrene PESA-SL hat die Details von Zufallsbegegnung bereits parat (bei der Vorbereitung ausgewürfelt, für jeden Landschaftstyp). Und Tage ohne Begegnung sind schnell weggepacet.

@Jiba: Der PESA-ghoul schrieb ja oben schon, dass er moderates (!) Pacing macht.
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Offline 6

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #507 am: 9.11.2020 | 14:23 »
Ok. Den zentralen Unterschied sehe ich in der Diskussion darin, wer das "Tempo" bestimmt. Aus meiner Sicht ganz klar die Abenteuergruppe, alles andere finde ich langweilig und schränkt die Handlungsfreiheit und Ergebnissoffenheit ein.
Sagen wir es so: Welches "Tempo" das Richtige ist, bestimmt immer die Gruppe. Das "Tempo" selber bestimmt der SL.
Deswegen ist das Feedback der Gruppe extrem wichtig.
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Offline takti der blonde?

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #508 am: 9.11.2020 | 14:24 »
Und warum sollte die SL nicht das Tempo mit beeinflussen dürfen? Oder ist es OK, da Handlungsfreiheit und Ergebnissoffenheit einzuschränken?

Das ganze hört sich für mich als eine Umkehrung des "SL-Meisters" an ...

Kann sie gerne versuchen in Absprache mit der Gruppe. Gab doch oben schon Beispiel: "Wollt ihr auf der Reise noch was bestimmtes machen? Nein, ok. Die erste Woche passiert nichts nennenwertes. Am 8 Tag hört ihr mittags dann..." Und auch dann wurde der Encounter aus dem Welt-Modell abgeleitet und nicht aus "pacing Gründen" eingeführt (wie in ArneBabs Beispiel).

Online ghoul

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #509 am: 9.11.2020 | 14:25 »
Ich würde ja behaupten: Im echten Leben, in der echten Welt hat man häufig weit weniger Handlungsfreiheit, als hier von manchen für eine Rollenspiel Welt gefordert wird.
Das ist aber eine traurige Lebenseinstellung, Issi.  :'(
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Offline takti der blonde?

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #510 am: 9.11.2020 | 14:25 »
Es geht hier um einen Unterschied im Prozess. Das mag im Ergebnis alles zu ähnlichem führen (z.B. einer Begegnung an Tag 8 ). Die einen machen es, weil sie eine bestimmte "story structure" im Kopf haben, andere leiten das eben aus der Welt ab und "schneiden" in Absprache die langweiligen Teile.

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #511 am: 9.11.2020 | 14:27 »
Aber ob Begegnungen stattfinden, hat der SL doch ruckzuck ausgewürfelt. Der erfahrene PESA-SL hat die Details von Zufallsbegegnung bereits parat (bei der Vorbereitung ausgewürfelt, für jeden Landschaftstyp). Und Tage ohne Begegnung sind schnell weggepacet.
Der erfahrene SL hat auch ruckzuck das Werkzeug Pacing in jeder Spielrunde im Griff.
Darum ging es aber nicht. Es ging darum, ob das Werkzeug "Pacing" auch für Sandboxen wichtig ist. In Deinem Posting stimmst Du mir zu. :)
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Offline Jiba

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #512 am: 9.11.2020 | 14:27 »
Ja, und die Entscheidungen, die die Abenteuergruppe trifft, treffen letztlich die Spieler. Das ist bei der SL-Frage "Wollen wir hier schneiden?" ja nicht anders. Es gibt bei szenenbasiertem Rollenspiel sogar Werkzeuge für den Spieltisch, mit denen die Spieler anzeigen können, dass eine Szene ihrer Ansicht nach "fertiggespielt" wurde und wenn das dann alle entsprechend anzeigen, dann geht es weiter.

Dann geht es aber um Spielrelevanz, nicht um "story structure" (in Form von pacing z.B.). Im Beispiel von ArneBab läuft der Abend z.B. auf einen Konflikt hinaus.

Gutes Stichwort: Spielrelevanz!

Was im Spiel und für das Spiel relevant ist, ist eine Frage des persönlichen Spielstils und kann sogar innerhalb von Gruppen, bei denen die Spieler sich eigentlich einen Stil teilen (z.B. alle machen gerne Hexcrawl oder Dramarollenspiel oder High-Sim-Pöppelschubsen) auseinanderdriften. Wenn du ein durchgetaktetes Rollenspiel hast, was sich an eine Filmdramaturgie anlehnt (nehmen wir z.B. "Fiasco"), dann sind "Story"-Schnitte (die übrigens von allen Spielern am Tisch gleichermaßen gesteuert werden) sogar extrem spielrelevant. Spielrelevanz ist nicht unbedingt ein duales Kriterium (relevant / nicht relevant), sondern eher ein graduelles. Und da auch sehr subjektiv besetzt.

Nur, weil bestimmte Spieler etwas langweilig finden, kann es für andere Spieler doch eine hohe Relevanz dafür besitzen, wie sie das Spiel spielen wollen.

Zitat
@Jiba: Der PESA-ghoul schrieb ja oben schon, dass er moderates (!) Pacing macht.
Und wer entscheidet, wann Pacing "moderat", wann "geringfügig" und wann "mit allem und scharf ist". Subjektiv, die ganze Geschichte.  ;)
« Letzte Änderung: 9.11.2020 | 14:30 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline RackNar

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #513 am: 9.11.2020 | 14:29 »
@hassran Ich dachte es ist langweilig, wenn es nicht von den SPL kommt. Also was jetzt?

Und warum sollte die SL nicht die gleichen Rechte haben? Sondern nur versuchen dürfen? Das hört ich ziemlich nach Gängelei an.
« Letzte Änderung: 9.11.2020 | 14:30 von RackNar »
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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #514 am: 9.11.2020 | 14:32 »
Der erfahrene SL hat auch ruckzuck das Werkzeug Pacing in jeder Spielrunde im Griff.
Darum ging es aber nicht. Es ging darum, ob das Werkzeug "Pacing" auch für Sandboxen wichtig ist. In Deinem Posting stimmst Du mir zu. :)

Der Widerspruch kam ja auch erst, als Pacing zur Maxime erklärt wurde. ;) Und dann Unverständnis darüber, wie dieses Werkzeug die Ergebnisoffenheit einschränken könnte...

Nur, weil bestimmte Spieler etwas langweilig finden, kann es für andere Spieler doch eine hohe Relevanz dafür besitzen, wie sie das Spiel spielen wollen.

Genau! Ändert aber nichts daran, dass in ArneBabs Beispiel die Ergebnisoffenheit des Abends in Frage zu stellen ist.

@hassran Ich dachte es ist langweilig, wenn es nicht von den SPL kommt. Also was jetzt?

Und warum sollte die SL nicht die gleichen Rechte haben? Sondern nur versuchen dürfen? Das hört ich ziemlich nach Gängelei an.

Wenn du meinst. :)

Online ghoul

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #515 am: 9.11.2020 | 14:38 »
@Jiba
Na so ähnlich wie Hasran. Wenn ein Spieler einwirft "Aber ich wollte noch vorher Kräuter sammeln" antworte ich "Klar, hast du gemacht".

Ich steuerte aber nicht mit vollen Illusionismus-Segeln auf ein Finale oder gar einen Cliffhanger zu. Wenn sich ein Endkampf gegen Ende der Sitzung ergibt, schön, aber da beeinflusse ich nur geringfügig oder gar nicht (hängt vom System und Modul ab).
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Offline Crimson King

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #516 am: 9.11.2020 | 14:42 »
Der Widerspruch kam ja auch erst, als Pacing zur Maxime erklärt wurde. ;)

DIe Stelle konnte ich beim erneuten Überfliegen grundsätzlich nicht finden. Das heißt nicht, dass sie nicht da ist. Grundsätzlich vermute ich aber, die Anzahl von Spielrunden, in denen Pacing zur Maxime erklärt wird, ist überschaubar.
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Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #517 am: 9.11.2020 | 14:46 »
Das ist aber eine traurige Lebenseinstellung, Issi.  :'(
Ach Quatsch... Gleich Rucksack packen, um die Welt reisen, reich an Erfahrungen und Schätzen zurück kehren.

Wenn du das morgen gleich machst, nehme ich alles zurück. ~;D
« Letzte Änderung: 9.11.2020 | 14:49 von Issi »

Offline ArneBab

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #518 am: 9.11.2020 | 14:57 »
Genau! Ändert aber nichts daran, dass in ArneBabs Beispiel die Ergebnisoffenheit des Abends in Frage zu stellen ist.
Wieso? Dass ich schaue, dass der Konflikt am Ende kommt? Den Konflikt gibt es ja nicht, um einen Konflikt zu haben. Er existiert, weil z.B. eine aus der Gruppe zur Wahl antritt. Pacing sorgt nur dafür, dass dieser Konflikt einen Abschluss des Spielabends liefert.

Wenn mehrere Konflikte anstehen sorgt geschicktes Pacing dafür, dass sie zusammenkommen, um die Spannung zu erhöhen.

Woher Konflikte kommen (oder beliebige andere spannende Szenen, die dadurch einen schönen Abschluss des Abends bieten — Konflikte habe ich als Beispiel genommen, weil sie die häufigste entsprechende Situation sind) ist fürs Pacing egal. Es ist nur ein Werkzeug, das die Wirkung der Szenen verstärkt.

Warum die SL das macht? Sie hat keinen SC, so dass sie eher den Überblick über die verschiedenen Situationen halten kann und es so leichter hat zu pacen.
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Offline takti der blonde?

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #519 am: 9.11.2020 | 15:05 »
Wieso? Dass ich schaue, dass der Konflikt am Ende kommt? Den Konflikt gibt es ja nicht, um einen Konflikt zu haben. Er existiert, weil z.B. eine aus der Gruppe zur Wahl antritt. Pacing sorgt nur dafür, dass dieser Konflikt einen Abschluss des Spielabends liefert.

Wenn mehrere Konflikte anstehen sorgt geschicktes Pacing dafür, dass sie zusammenkommen, um die Spannung zu erhöhen.

Woher Konflikte kommen (oder beliebige andere spannende Szenen, die dadurch einen schönen Abschluss des Abends bieten — Konflikte habe ich als Beispiel genommen, weil sie die häufigste entsprechende Situation sind) ist fürs Pacing egal. Es ist nur ein Werkzeug, das die Wirkung der Szenen verstärkt.

Warum die SL das macht? Sie hat keinen SC, so dass sie eher den Überblick über die verschiedenen Situationen halten kann und es so leichter hat zu pacen.

Ah! Danke für die Auflösung, dann hatte ich dich tatsächlich missverstanden.

Ich dachte, du würdest unabhängig von den Entscheidungen der Spieler dafür Sorge tragen, es gäbe einen Konflikt am Ende. Solange also Ergebnissoffenheit nicht auf dem Altar der "story structure" geopfert wird, störe ich mich an solchen Werkzeugen wie oben beschrieben, nicht. (Wobei ich die Perspektive des pacings aus anderen, linearen Medien für den Rollozock für ungeeignet halte. Da lassen sich ähnliche Ziele mit besseren Werkzeugen erreichen. YMMV.)

Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #520 am: 9.11.2020 | 16:36 »
Zitat
Wieder einmal stellt sich mir die Frage, ab wann die Impro als gut bzw. schlecht eingestuft wird?
Eine Impro ist dann schlecht, wenn deine SPL sie schlecht finden. Bzw. dann gut, wenn deine SPL sie gut finden.

Es gibt sicher noch eine andere Antwort.
Meine wäre ja: Bei einer guten Impro merken deine Spieler nicht, dass es eine ist.
Und wenn sie es doch merken, gefällt sie ihnen so gut, dass es sie nicht stört.

Edit. Oder aber es ist von vorneherein klar, dass es eine Impro ist- und die wird aber als sehr unterhaltsam empfunden.

Ich glaube was nicht funktioniert, ist eine Impro, die als solche erkennbar ist- aber trotzdem keinen Unterhaltungswert für deine SPL hat.
« Letzte Änderung: 9.11.2020 | 16:51 von Issi »

Offline ArneBab

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #521 am: 9.11.2020 | 16:41 »
Ah! Danke für die Auflösung, dann hatte ich dich tatsächlich missverstanden.

Ich dachte, du würdest unabhängig von den Entscheidungen der Spieler dafür Sorge tragen, es gäbe einen Konflikt am Ende. Solange also Ergebnissoffenheit nicht auf dem Altar der "story structure" geopfert wird, störe ich mich an solchen Werkzeugen wie oben beschrieben, nicht.
:d — danke für die Klärung!
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Offline Maarzan

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #522 am: 9.11.2020 | 18:45 »

Wieso unterstellst du gerade anderen eine Agenda — statt z.B. dem ehrlichen Versuch, unklare Begrifflichkeiten und Spielstile zu entwirren?
Ich zumindest sehe mich nicht als deinen Feind in einer Argumentationsschlacht…
Den Artikel von ErikErikson, auf den sich das bezog, fand ich alles andere als neutral und konstruktiv. Danach müssten solche SC-Initiativen „realistisch“ plattgemacht werden und wenn nicht, zeige das nur, dass auch in der Sandbox gefudelt würde.
Wenn der Exploit irgendwann auffällt, wäre es doch ein Eingriff der SL, ihn während des Spiels rauszunehmen, oder bewusst zu entscheiden, ihn nicht zu nutzen, obwohl die NSCs in der Welt ihn plausibel gespielt nutzen würden. Zumindest von dem her, was ich bisher hier gelesen habe, wäre das was, das in der Sandbox gerade nicht passieren sollte.
Wie ist er denn aufgefallen? Wenn das dem SL selbst vor einem Spielerbezug auffällt, kann er das auch als Fehlermeldung anmelden und rausnehmen. Ist es irgendwo schon ins Spiel eingeflossen, und dass müsste so ja von Spielerseite geschehen sein, ist das im Rahmen der Spielweltlogik fair play.
Vielleicht auch, weil „Eisenbahn“ zusätzlich sehr negativ konnotiert ist?
Ok, kann ich nachvollziehen.
Aber bisher sind es – vielleicht Typbedingt – die Simulationisten und Gamisten, welche ihre Stile definieren und meinem Eindruck nach die Storyorientierten Spieler, welche diese Definitionen und damit auch diese Spielvorlieben nicht akzeptieren und versuchen auch denen ihre Vorlieben aufzudrücken, sei es am Spieltisch oder hier bei den Diskussionen.
Warum bieten die nicht selber passende Schubladen für das an, was ihnen Spaß macht statt unbedingt in die Schublade der anderen rein drücken zu wollen?
Der Läuterer hat hier seinen Stil in diesem Thread konkret beschrieben — was wäre ein passender und wertschätzender/wohlwollender Begriff dafür?
Sehe ich hier wieder einen link nicht oder habe ich in dem Faden hier etwas übersehen?
Du vermischt genau hier Storytelling/Impro Theater mit Railroading und Illusionismus. Wenn du bei der Bezeichnung Storytelling Railroading immer als mitgenannt denkst, läuft in der Kommunikation was schief.
Nein, genau das sollte es nicht sein. Steht auf dem Angebot dasselbe, was hinterher geliefert wird (und wenn man keine Oberbegriffe hat oder will, muss eben mehr Beschreibungstext her), ist diese Storytellingrunde eben gerade kein Railroading mehr, sondern eben z.B. Partizipationismus. 

Bezgl: Pacing:
Pacing alleine in der Hand des SL sehe ich bedenklich. Aber die Frage in die Runde: Macht noch jemand etwas sonst springen wir vor bis maximal X (maximal, da auch von außen Interrupts anliegen können) sollte überall möglich sein. Im Zweifel widerspricht dann halt jemand, den das überfahren würde.
Jede Handlungsfreiheit und Ergebnisoffenheit ist nutzlos für die Spieler, wenn sie daran keinen Spaß haben.
Niemand  braucht seien Freiheiten zu nutzen, das ist auch ein Teil der Freiheit.
Doch. Schon. Typische Beispiele sind Planungen, die sich ins Unermessliche ziehen oder Reisen oder Übernachtungen, deren Wachstatus oder deren Ereignisstatus unheimlich kleinteilig ausgespielt werden. Das sind Pacingprobleme, die sehr gerne bei Sandboxen, die von Neulingen geführt werden, auftreten können.
Ja, das kommt als Anfängerfehler vor. Aber letztlich wieder eine Frage der Absprache. Und es muss klar sein, dass nicht Handlung übersprungen sondern abstrahiert wurde.   
Auf Spielerseite ist so ein kleinteiliges Verhalten dann oft genug durch „Gotcha“-Spielleiter anerzogen, welche versuchen einem Spieler aus solchen - oft trivialen - „Auslassungen“ oder dann „Vorbereitungsmängeln“ dann einen Strick zu drehen.   
Konflikte haben für gewöhnlich Spannungsbögen. Das liegt in ihrer Natur.
Ob es eskaliert, und wann- darüber hat auch ein Sandkasten SL zu entscheiden.
(Und ich wette!!!, dass das auch viele nach den üblichen Story-Unterhaltungs -Kriterien machen. Ob sie das nun zugeben wollen oder nicht)
Es haben sicher auch schon Storyteller was aus der Spielweltsicht logisches statt nur  hahnebüchenden Unsinn auf Grund von künstlerischen oder anderen Komplexen in ein Spiel eingebracht …
Der entscheidende Punkt ist doch: was soll gelten, wenn die Aspekte verschiedener spielstil kolliodieren? Z.B. die Settinglogik und das Versprechen der prinzipiellen Handlungsoffenheit der Sandbox sich mit einem anderen gewünschten Aspekt wie eben „bessere Geschichte“ beißt.
Und da kommen wir zum entscheidenden Konflikt. In weiten anderen Bereichen gibt es eben keinen Konflikt und entsprechend Gestaltungsspielraum für den Spielleiter.
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Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #523 am: 9.11.2020 | 19:03 »
Der entscheidende Punkt ist doch: was soll gelten, wenn die Aspekte verschiedener spielstil kolliodieren? Z.B. die Settinglogik und das Versprechen der prinzipiellen Handlungsoffenheit der Sandbox sich mit einem anderen gewünschten Aspekt wie eben „bessere Geschichte“ beißt.
Und da kommen wir zum entscheidenden Konflikt. In weiten anderen Bereichen gibt es eben keinen Konflikt und entsprechend Gestaltungsspielraum für den Spielleiter.
Ganz deiner Meinung.
Meine Antwort wird Dir vermutlich nicht gefallen, denn ich behaupte mal ganz frech: "Einen ganz "reinen" Spielstil gibt es nicht."
Rollenspiel ist eine Mischung aus Game und Story.
Du kannst weder das Game raus exorzieren, noch die Story.

Man hat immer irgendwo Beides in unterschiedlichen Abstufungen.
Und ich vermute, dass viele SL sogar nach Gusto entscheiden, was davon ihnen situativ gerade wichtiger ist.
(Ich weiß, das ist für Anhänger der Game Fraktion besonders schlimm)
Wie man das sichern will, außer seinem SL zu vertrauen, dass er sich an den vereinbarten Stil hält, weiß ich nicht.
Ich bin noch nicht mal sicher, ob man das überhaupt einfordern kann.

Man kann sich vornehmen: "Ich versuche so ergebnisoffen wie möglich zu leiten."- Das ist, finde ich, schon eher ein Versprechen, das man halten kann.

Offline Maarzan

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #524 am: 9.11.2020 | 19:11 »
Ganz deiner Meinung.
Meine Antwort wird Dir vermutlich nicht gefallen, denn ich behaupte mal ganz frech: "Einen ganz "reinen" Spielstil gibt es nicht."
Rollenspiel ist eine Mischung aus Game und Story.
Du kannst weder das Game raus exorzieren, noch die Story.

Man hat immer irgendwo Beides in unterschiedlichen Abstufungen.
Und ich vermute, dass viele SL sogar nach Gusto entscheiden, was davon ihnen situativ gerade wichtiger ist.
(Ich weiß, das ist für Anhänger der Game Fraktion besonders schlimm)
Wie man das sichern will, außer seinem SL zu vertrauen, dass er sich an den vereinbarten Stil hält, weiß ich nicht.
Ich bin noch nicht mal sicher, ob man das überhaupt einfordern kann.

Man kann sich vornehmen: "Ich versuche so ergebnisoffen wie möglich zu leiten."- Das ist, finde ich, schon eher ein Versprechen, das man halten kann.

Es geht ja auch ausdrücklich gar nicht darum jeden Fetzen Story oder Realismus rauszuhalten.
Wo keine Storyrelevanzg anliegt wird ganz natürlich denke ich nach "was wäre jetzt wohl normal" entschieden und
umgekehrt ergeben sich auch in einer Hardcore-SIM-Sandbox Geschichten im weiteren Sinne - alleine von der Vorspannung durch die innewohnenden Wesen und den SC mit ihrer eigenen Agenda.
Aber irgendwann kollidiert SIM oder GAM meist mit "besserer Geschichte" und dann knallt es.
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