Heute nacht hab ich mir die Preview von Troja gegeben (von einer Preview kann da auch kaum die Rede sein, da der Film am Donnerstag startete), und ich muß gestehen, daß Wolfgang Petersen einen recht soliden Film mit guten Actionszenen, hübschen Landschaftsbildern und dergleichen produziert hat.
Für das Auge gab es auch jede Menge. Die Frauen konnten einen Brad Pitt sehen, der mehr als einmal nackt durch die Gegend gehüpft ist, sehen und Eric Bana und Orlando Bloom waren auch nicht gerade allzu prüde verhüllt.
Wir Männer dagegen konnten uns die schöne Helena und noch jede Menge andere nette Damen halbnackt anschauen.
Allerdings war ich dennoch verwundert, warum ich mit so einem unbefriedigten Gefühl aus dem Kino ging, bis es mir klar wurde.
Herr Petersen war zwar bemüht, die Belagerung von Troja einzufangen, ist meines Erachtens nach aber kläglich gescheitert.
Dies lag nicht nur an den Veränderungen der Legende, die wahrscheinlich gerade gemacht wurden, um dem Publikum das Ganze besser verträglich zu machen.
Dazu nachher mehr.
Viel wichtiger und vor allem schlimmer fand ich, daß mit Brad Pitt eine Fehlbesetzung vorgenommen worden ist.
Er spielt den Charakter des Achilles richtig gut und gibt sich viel Mühe, den ruhmessüchtigen, götterverachtenden und skrupellosen Kriegshelden zu spielen. Allerdings paßt sein Äußeres einfach nicht zu diesem Typ, so daß er trotz aller Mühe an Glaubwürdigkeit einbüßt.
Genauso gut hätte man Danny DeVito die Rolle geben können.
Orlando Bloom und Eric Bana dagegen sind sehr gut besetzt (vor allem Orlando Bloom als Paris, der zwar versucht, den Krieg zu verhindern, aber nicht von seiner Helena lassen kann und einmal so richtig seine Feigheit beweist).
Das Hauptaugenmerk fällt während des Films aber immer wieder auf Achilles, so daß die beiden auch nichts rausreißen können.
Die Schlachten und Kämpfe auch konnten die Emotionen nicht so rüberbringen, wie es zum Beispiel in den Filmen Braveheart und Gladiator konnten.
Noch wichtiger für mich in einem Film ist, daß die Hauptcharaktere mir sympathisch sind. Aber das war nicht der Fall.
Paris ist zwar gut gespielt und kommt gut rüber, aber ich mochte ihn schon damals nicht.
Agammemnon und Menelaos werden als kriegslüsterne und machtgierige Monster beschrieben, was schon mal gar nicht mit der Legende übereinstimmte und auch ein gewisser Wehrmutstropfen war.
Hector ist neben Odysseus als einziger, der etwas Sympathie verdient, aber der kämpft auf der falschen Seite (Okay, Petersen hat es so gedreht, als wären die Trojaner im Recht gewesen).
Spoiler
Neben diesen Charakterveränderungen, die mir doch übel aufgestoßen sind, waren gewisse Veränderungen aber auch etwas, was mir den Film sehr madig gemacht hat:
1. Die Griechen kamen als unzivilisierter Haufen rüber, der vom Kämpfen kaum Ahnung hat. Bei der ersten Schlacht mußten sie sich zurückziehen und bei der zweiten hatte der unorganisierte Haufen das Glück, daß Hektor seine Leute nach dem Mord an Patroklos zurückgezogen hatte.
In der Saga kam das aber nicht so rüber.
2. Die Belagerung dauerte nur 14 oder 15 Tage im Film. In der Sage dauerte sie Jahre. Allerdings kann ich damit durchaus leben. Wie soll man Jahre der Schlachten und des Blutvergießens auf Zelluloid bannen.
3. Achilles stirbt erst in Troja und war im trojanischen Pferd mit dabei. Dort auch erst wird er von Paris umgebracht.
4. Menelaos stirbt recht früh. Aber das ist Blödsinn. Der Sohn des Odysseus sucht ihn und Helena (die man zurückgebracht hat) während der Odyssee seines Vaters lt. Sage auf.
5. Agammemnon wird von der Geliebten des Achilles umgebracht. Dabei war das doch seine Frau und ihr Geliebter daheim.
6. Helena haut mit Paris ab. Helena wurde aber von Menelaos zurück mit nach Griechenland genommen.
Paris ist doch umgebracht worden, wenn ich mich nicht irre.
Wenn man die Sage kennt, dann tun solche Sachen echt weh.
Der Film ist grundsätzlich gesehen, nett anzuschauen, aber noch lange kein Meisterwerk a la Gladiator.
Es ist ein guter Popcorn-Film, aber Filmgeschichte ist auf keinen Fall geschrieben worden.