Autor Thema: Glaubhafte Charakterentwicklung  (Gelesen 11009 mal)

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Offline Ravenking

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Glaubhafte Charakterentwicklung
« am: 30.12.2020 | 12:07 »
Ich denke gerade über glaubhafte Charakterentwicklung nach - und wie genau sie im Rollenspiel funktionieren kann.
Mir selbst ist es wichtig, dass Spielgeschehen glaubhaft ist und sich "richtig" anfühlt - es muss nicht zwingend realistisch sein, aber gerade was Motive, Handlungen und Agieren von Figuren angeht, ist mir Nachvollziehbarkeit und Glaubhaftigkeit sehr wichtig, um Spaß an einer Geschichte zu haben.

Darüber hinaus sind Veränderungen und Entwicklung von Figuren ein zentrales Thema in Geschichten, wenn man sie charakterorientiert erzählen will. Und um diese Art des storytelling-basierten Rollenspiels, das Charaktere und ihre Beziehungen, Konflikte und Handlungen in den Mittelpunkt stellt, geht es mir hier gerade.
Veränderungen brauchen aber real normalerweise Zeit und passieren oft unterschwellig und langfristig. Ich denke hier an Entwicklungen wie z.B. jemand verliert seinen Glauben, jemand mausert sich vom Angsthasen zum Held, jemand baut Vertrauen zu einem anderen auf, der bisher für ihn eher zweifelhaft war, jemand entfremdet sich von seiner Lebensweise und schlägt einen anderen Weg ein usw. Solche Dinge passieren ja nicht über Nacht aufgrund eines einzelnen Ereignisses oder Gesprächs.

In Büchern und Serien gibt es normalerweise für solche Entwicklungen über einen gewissen Zeitraum immer mal wieder eine handvoll Schlüsselszenen, die das Geschehen exemplarisch widerspiegeln und nachvollziehbar machen. Gewissermaßen als Schlaglichter und Momentaufnahmen eines längerfristigen Geschehens.
Ähnlich könnte es vielleicht auch im Rollenspiel funktionieren. Allerdings ist Rollenspiel in zwei entscheidenden Punkten anders als Bücher oder Filme: die Geschichte wird zum einen von mehreren Personen gestaltet nicht nur von einem Autor und zum anderen sind Plot und Handlung oft nicht so klar im Vorfeld festgelegt sondern entwicklen sich offener. Was m.E. dazu führt, dass klare und glaubhafte Szenen, die eine Charakterentwicklung skizzieren können, deutlich schwerer zu erreichen sind.

Falls man also nicht in der Gruppe die Entwicklungslinien und denkbare Schlüsselszenen planen und absprechen (und dann nur noch nachspielen?) will, sondern "frei" spielt (play to find out?), sind glaubhafte Entwicklungen irgendwie recht schwierig. Entweder finden sie gar nicht erst richtig statt oder wirken m.E. sehr fossiert, zu plötzlich und aus der Figur heraus nicht wirklich stimmig bzw. überzeichnet.

Daher frage ich mich gerade: wieviel Charakterentwicklung, Vorabplanung und Glaubhaftigkeit ist sinnvoll? Wie kann man das im Rollenspiel gut umsetzen und erreichen?

Offline Maarzan

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #1 am: 30.12.2020 | 12:18 »
Charakterorientiert sicher, aber storytelling? Genügend Storytelling beisst sich ja gerade mit stringenter Charakterorientierung zugunsten "cooler Twists" etc.

Zeit ist natürlich eine Sache, einschlägige Erfahrungen die andere. Da kann man nun hoffen, dass der Spieler das jetzt "natürlich" richtig hin bekommt oder man muss so etwas mit Werten hinterfüttern, welche eben seine Beziehungen, Werte und Überzeugungen darstellen und dann entsprechend der sich sonst so ergebenden Handlung sich langsam verändern bzw. auch getestet werden.

Was das typischerweise verhunzt, sind meinem Empfinden nach gerade die Versuche jetzt irgendeine bestimmte Entwicklung wegen "Drama" zu forcieren.
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Offline ArneBab

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #2 am: 30.12.2020 | 12:22 »
Charakterorientiert sicher, aber storytelling? Genügend Storytelling beisst sich ja gerade mit stringenter Charakterorientierung zugunsten "cooler Twists" etc.
Storytelling ist doch oft am besten, wenn es auf Veränderungen in den Charakteren aufbaut.

Die große Wendung ist dann am wirksamsten, wenn sie gleichzeitig eine Schlüsselszene für einen oder mehrere SCs wird.
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Offline Grey

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #3 am: 30.12.2020 | 12:24 »
Falls man also nicht in der Gruppe die Entwicklungslinien und denkbare Schlüsselszenen planen und absprechen (und dann nur noch nachspielen?) will, sondern "frei" spielt (play to find out?), sind glaubhafte Entwicklungen irgendwie recht schwierig. Entweder finden sie gar nicht erst richtig statt oder wirken m.E. sehr fossiert, zu plötzlich und aus der Figur heraus nicht wirklich stimmig bzw. überzeichnet.
Kann ich so nicht bestätigen. Mein SL-Idol zu Uni-Zeiten verstand es absolut brillant, uns in unseren Questen mit Enthüllungen zu konfrontieren, die immer wieder alles Erlebte und Getane in Frage gestellt haben. Eine dramatische Charakterentwicklung fand da geradezu zwangsläufig statt -- und das nicht immer in Richtung einer "Verbesserung" der Chars. Mindestens zwei meiner Mitspieler starteten die Kampagne eigentlich als positiv besetzte Heldenfiguren und endeten nach komplexen, verschlungenen Pfaden als finstere Anti-Helden.

Wenn ich leite, bin ich in dieser Disziplin zwar nicht so ein Naturtalent wie er, aber trotzdem habe auch ich in meinen Kampagnen vergleichbare Entwicklungen erleben dürfen -- ganz ohne sie vorher zu planen.
« Letzte Änderung: 30.12.2020 | 12:26 von Grey »
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Offline Maarzan

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #4 am: 30.12.2020 | 12:27 »
Storytelling ist doch oft am besten, wenn es auf Veränderungen in den Charakteren aufbaut.

Die große Wendung ist dann am wirksamsten, wenn sie gleichzeitig eine Schlüsselszene für einen oder mehrere SCs wird.

Wenn es gekonnt auf Veränderungen in den Charakteren aufbaut.

Was genauso Zufall ist wie gute Geschichten durch Simulation zu erzeugen: kommt gelegentlich vor, beißt sich aber typischerweise mit den üblichen Vorgängen bzw. erfordert dann einen entsprechenden wie auch befähigten Blickwinkel darauf.

« Letzte Änderung: 30.12.2020 | 12:30 von Maarzan »
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Offline Ravenking

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #5 am: 30.12.2020 | 12:30 »
Wenn ich leite, bin ich in dieser Disziplin zwar nicht so ein Naturtalent wie er, aber trotzdem habe auch ich in meinen Kampagnen vergleichbare Entwicklungen erleben dürfen -- ganz ohne sie vorher zu planen.
Ok, dann erzählt doch mal, wie das funktioniert hat. Waren das Entwicklungen, die irgenwie im Charakter angelegt waren oder sich rein aus der gespielten Handlung ergeben haben? Wie umfänglich war die Entwicklung - kleinere Veränderungen oder kompletter Bruch? Wie lange hat das so gedauert, wieviele Szenen haben das angekündigt und intensiviert? Wie glaubhaft haben das alle Beteiligten empfunden?

Offline Ravenking

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #6 am: 30.12.2020 | 12:38 »
Was genauso Zufall ist wie gute Geschichten durch Simulation zu erzeugen
An dem Punkt ist m.E. etwas dran, allerdings würde ich hier das Wort Simulation nicht gebrauchen.
Vielleicht ist das ein bisschen der Punkt, um den es mir geht: wenn man nicht nur geplante Geschichte "abspulen" will, aber trotzdem eine "gute" Geschichte mit entsprechenden Entwicklungen spielen will - wie kann man das hinbekommen?
Es mag ja vielleicht ein stückweit ein Widerspruch sein, aber es gibt ja nicht nur schwarz oder weiss - man muss sich ja nicht zwingend für eine der beiden "Reinformen" entscheiden: wie also könnte die passende Mischung der beiden Pole aussehen, mit der man das im Gleichgewicht hält und ein spaßbringendes Spielerlebnis erzeugt? Gibt es da vielleicht hilfreiches Handwerkszeug und best practices?

Offline Maarzan

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #7 am: 30.12.2020 | 12:47 »
An dem Punkt ist m.E. etwas dran, allerdings würde ich hier das Wort Simulation nicht gebrauchen.
Vielleicht ist das ein bisschen der Punkt, um den es mir geht: wenn man nicht nur geplante Geschichte "abspulen" will, aber trotzdem eine "gute" Geschichte mit entsprechenden Entwicklungen spielen will - wie kann man das hinbekommen?
Es mag ja vielleicht ein stückweit ein Widerspruch sein, aber es gibt ja nicht nur schwarz oder weiss - man muss sich ja nicht zwingend für eine der beiden "Reinformen" entscheiden: wie also könnte die passende Mischung der beiden Pole aussehen, mit der man das im Gleichgewicht hält und ein spaßbringendes Spielerlebnis erzeugt? Gibt es da vielleicht hilfreiches Handwerkszeug und best practices?

Nein, das bezog sich darauf, dass tatsächlich Simulation oft keine sich gut anhörenden Geschichten erzeugt - weil das für diesen Stil auch keine Priorität hat. Ab und zu kommt aber dann doch etwas Tolles in der Richtung bei raus.

Entsprechend sehe ich aber auch bei den üblichen Varianten von "bessere Geschichte" nichts, was irgendwie mit glaubhafter Charakterentwicklung zu tun hat. Da zählen dann andere Dinge und die "Charakterentwicklung" ist dabei nur ein nachrangiges brauch- oder gar misbrauchbares Werkzeug dazu.

Wenn du so willst ist die Idee des Narativismus das Werkzeug für die zugespitze Charakterentwicklung: Dadurch, dass es gezielt solche harten Charakterkrisen anspielt, wo eine Figur ihre Werte  akut hinterfragen muss (und das Spiel auch mit speziellem Interessefokus der Beteiligten auf genau dieses Dilemma angesetzt wird), werden dazu passende, "packende" Kurzgeschichten erzeugt.

Das ist dann eine funktionierende Variante, welche aber nur einen Bruchteil der möglichen Charakterentwicklungen erfasst und gerade die langfristige Entwicklung komplett außen vor lässt.
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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #8 am: 30.12.2020 | 12:59 »
Na ja, mit wieviel "Charakter" beschäftigt sich das bewußte Spiel denn zunächst einmal überhaupt? Bei vielen und gerade auch "klassischen" Systemen ist ja die Persönlichkeit der Figur erst mal nur Fluff, der von den Regeln gar nicht erst erfaßt und eigens mitbehandelt wird; da wird die Antwort auf die Frage, wie diese Sammlung von Spielwerten mit aufgeklebtem Namensschild eigentlich menschlich (elfisch, klingonisch, was-auch-immer) so drauf ist, schlicht der Entscheidung und dem Schauspielvermögen des Spielers selbst überlassen. Auf der Ebene aber wird man auf der Suche nach Ratschlägen zur "glaubhaften Entwicklung" vermutlich noch eher beim Impro-Theater, Möchtegernschriftsteller-Workshops, und ähnlichen Fachgebieten fündig werden als in spezialisiertem Tabletop-Rollenspielmaterial selbst... :think:

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #9 am: 30.12.2020 | 13:02 »
Ich sehe vor allem drei Elemente von Rollenspiel, die Charakteren die Chance zur Entwicklung geben:

1) Charaktere werden mit einem neuen Umfeld, plötzlich auftauchenden Antagonisten, unbekannten Kreaturen, übernatürlichen Elementen, sonstigen bisher unbekannten Dingen konfrontiert und müssen sich mit diesen neuen Situationen herumschlagen. Dadurch wächst ein PC an den Herausforderungen und erweitert seinen Horizont.

2) Abenteuer, die ab und zu ein moralisches Dilemma enthalten, zwingen den Charakter, Position zu beziehen oder moralisch fragwürdige Kompromisse einzugehen. Ergebnis ist entweder dass er seine Wertmaßstäbe verändert oder bei seinen Werten bleibt, dafür aber mit den negativen Konsequenzen klarkommen muss. So oder so birgt es tolle Gelegenheiten zur Veränderung / Entwicklung des Charakters

3) Bei Systemen mit Leveln/ Aufstieg verändern sich die Fähigkeiten der Charaktere stark, damit verbunden aber auch die Herausforderungen, ihre Stellung in der Gesellschaft und ihr Selbstbild.
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Offline Grey

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #10 am: 30.12.2020 | 13:16 »
Ok, dann erzählt doch mal, wie das funktioniert hat. Waren das Entwicklungen, die irgenwie im Charakter angelegt waren oder sich rein aus der gespielten Handlung ergeben haben? Wie umfänglich war die Entwicklung - kleinere Veränderungen oder kompletter Bruch? Wie lange hat das so gedauert, wieviele Szenen haben das angekündigt und intensiviert? Wie glaubhaft haben das alle Beteiligten empfunden?
Es fing zunächst einmal damit an, dass der SL bei jedem von uns schon zu Beginn der Kampagne persönliche Interessen und Ziele auslotete. Relativ früh ergab sich dann aus dem persönlichen Ziel eine Frage, auf die der Spieler im Lauf der Zeit nach einer Antwort suchte.

Die weitere Entwicklung bestand darin, dass wir immer wieder Hinweise auf die Beantwortung unserer Fragen fanden und sich diese als plotrelevant für unsere Hauptqueste herausstellten. Jeder Einzelne von uns bekam so alle 3-4 Spielsitzungen den nächsten Hinweis (wobei manche von uns extra Solositzungen mit dem SL ausgespielt haben, um schneller voranzukommen). Die ersten Hinweise führten zunächst zu einer sehr subtilen, kleinschrittigen Entwicklung -- im Grunde weckten sie nur Neugier. Je weiter die Kampagne vorangeschritten war, desto dringlicher wurde die Frage. Auf dem Spannungshöhepunkt kam dann endlich die Antwort und die stellte dann tatsächlich einen großen Bruch dar.

Konkretes Beispiel: Einer meiner Mitspieler spielte einen Hexer aus einer angesehenen, alten Zaubererfamilie. Zu Beginn war er die Sorte "egoistischer Zyniker". Relativ früh in der Kampagne wurde er von einem unserer Gegner mit einem Spruch aus der Reserve gelockt, sein Vater habe ihm sein Schicksal vorgezeichnet. Einige Ungereimtheiten führten dann zu der Erkenntnis, dass er in Wirklichkeit ein Bastardsohn war und besagter Gegner seinen echten Vater gemeint hatte.

Über Dutzende Spielsitzungen hinweg stellte diese Frage eine Nebenqueste dar, die den Charakter eher auszuschmücken schien als wirklich Bedeutung zu haben. Dann zog der SL das Tempo an, und das Ganze gipfelte schließlich darin, dass der Hexer herausfand: Sein leiblicher Vater war der untote oberste Diener des finsteren Gottes, der gerade versuchte, unser Heimatland auszulöschen. Und indem wir diesen Diener vernichteten, war unser Hexer dazu verdammt, seinen Platz einzunehmen.

Dieses Schicksal hat der Hexer dann sehenden Auges in Kauf genommen, um als Diener des finsteren Gottes dessen (Un)Heiligtum von innen heraus zu zerstören. Aus dem egoistischen Zyniker war der tragische Held geworden, der in seinem eigenen Untergang uns allen den Hals rettete.

All das ohne vorher geplante Charakterentwicklung. Wie gesagt: Der SL hat nichts weiter gemacht als eine Frage aufzuwerfen, Informationen zu streuen und es dann dem Spieler zu überlassen, ob und wie er darauf anspringt.
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Offline ArneBab

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #11 am: 30.12.2020 | 13:19 »
Wenn es gekonnt
Das lässt sich auf einen Allgemeinplatz kürzen: Storytelling ist dann am besten, wenn es gekonnt umgesetzt ist.

⇒ Klar ist es nur gut, wenn es gut gemacht ist.
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Offline UndercoverGamer

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #12 am: 30.12.2020 | 13:23 »
Ich benutze, wenn ich leite, zwei treibende Faktoren: Druck und Twists.

Es ist einfach für einen Charakter, seinen ursprünglichen Werten zu 100% zu folgen. Schwierig wird es, wenn er unter zusätzlichen Druck gerät. Wenn die Gruppe zum Beispiel einen Feind verfolgt, dann aber am Wegesrand jemand Hilfe braucht? Soll man die Gruppe aufteilen oder ein Problem über das andere Stellen. Dabei ist wichtig, dass wirklich eine Wahl besteht. Der Encounter mit dem Feind sollte ohne den Charakter schwierig und schmerzhaft sein, aber nicht unmöglich.

Mit solchen kleinen Dilemmas weicht man das Wertekonstrukt des Chars langsam auf und bringt ihn dazu, sich zu hinterfragen. Das kann man dann langsam weiter anziehen.

Beim Twist ist etwas nicht so, wie es zunächst schien: Ich denke mal, dass haben wir alle schonmal gebracht und braucht hier kein Beispiel. Nach einem größeren Twist sollte aber narrativ immer ein Moment der Reflektion stehen. Das kann die Gruppe am Lagerfeuer sein oder auch ein NPC der nach der Meinung des Charakters fragt. Ich hatte hier mal großen Erfolg mit der Tochter einer Kriegerin, die hinterfragte, warum Mama's Taten und Worte nicht so ganz passten. Natürlich war nicht alles schwarz-weiß und der Versuch das zu erklären war ein sehr schöner RP-Moment.

Ein weiteres Tool ist der Spiegel: Bau einen NPC, der in mehreren Punkten genauso ist wie der Charakter, und nur anders aussieht. Dieser hat sich jedoch in eine andere Richtung entwickelt. Zum Beispiel könnte man einem Charakter mit einem Hass auf Elfen einen Spiegel vorsetzen, der einen Hass auf Orks hat (nicht die Rasse des Charakters nehmen). Dann zeigt man ihm entweder, in welches Extrem er rutscht, wenn er sich nicht ändert oder kann einen alternativen Weg aufzeigen.

Eine schwächere Version ist das Vorbild, jedoch kommt das sehr stark auf die Gruppe an, das driftet schnell in den Bereich "ungewollter DMPC" ab. Manchmal kann es aber cool sein, einen NPC für kurze Zeit mit der Gruppe laufen zu lassen, der seine Überzeugungen offen zum Ausdruck bringt. Das kann ein guter Anlass zur Reflektion und RP sein.

Jetzt muss ich leider noch ein großes ABER anhängen: Ich mache sowas alles nur, wenn die Spieler auch Bock auf Entwicklung haben und meistens muss ich sie auch nicht austricksen, um RP Gelegenheiten zu schaffen. Meistens reicht es schon, in der Session Zeit für RP zu lassen und nicht jedesmal ein klares "hier guter Weg, hier böser Weg"-Szenario zu bauen.

Offline Maarzan

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #13 am: 30.12.2020 | 13:29 »
Das lässt sich auf einen Allgemeinplatz kürzen: Storytelling ist dann am besten, wenn es gekonnt umgesetzt ist.

⇒ Klar ist es nur gut, wenn es gut gemacht ist.

Den Knackpunkt sehe ich eher, dass dem Großteil der "Geschichten" die glaubhafte Charakterentwicklung am Arsch vorbei geht und nur als willige Gehilfin von was auch immer "Coolen" passiert genommen wird (unter bereitwillig hingenommenen Schäden am "glaubhaft") und ein weiterer Teil dann auch nur das oberflächliche Motiv aufgreift und eben nicht glaubhaft/durchdacht unterbaut, sondern sich auf die "ist so" Darstellung des plakativ erkennbaren Effekts beschränkt - letzteres ungefähr wie ein "SIM"-Werke, welches dann 37 verschiedene, sofort-tödliche Pistolen hat, statt nur die schwere Pistole, welche 2d6 und die leichte, welche 1W6+2 von 30-80 LP raubt.

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Offline ArneBab

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #14 am: 30.12.2020 | 13:32 »
Den Knackpunkt sehe ich eher, dass dem Großteil der "Geschichten" die glaubhafte Charakterentwicklung am Arsch vorbei geht und nur als willige Gehilfin von was auch immer "Coolen" passiert genommen wird (unter bereitwillig hingenommenen Schäden am "glaubhaft") und ein weiterer Teil dann auch nur das oberflächliche Motiv aufgreift und eben nicht glaubhaft/durchdacht unterbaut, sondern sich auf die "ist so" Darstellung des plakativ erkennbaren Effekts beschränkt
Meinst du jetzt gespielte Geschichten oder Systeme, die Geschichten fördern sollen?
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Offline Maarzan

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #15 am: 30.12.2020 | 13:38 »
Meinst du jetzt gespielte Geschichten oder Systeme, die Geschichten fördern sollen?

Ich meine die Absicht - sei es von Spieler- oder Systemseite - welche sich zum Ziel gesetzt hat "bessere Geschichten" zu erzeugen, die dann denke ich allgemein als Storytelling belabelt wird.

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Offline ArneBab

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #16 am: 30.12.2020 | 14:16 »
Ich meine die Absicht - sei es von Spieler- oder Systemseite - welche sich zum Ziel gesetzt hat "bessere Geschichten" zu erzeugen, die dann denke ich allgemein als Storytelling belabelt wird.
Da sehe ich das eher weniger. Gerade von Leuten, die tolle Geschichten wollen, habe ich schon tolle Geschichten erlebt — mit Charakterentwicklung und allem.
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Offline Maarzan

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #17 am: 30.12.2020 | 14:25 »
Da sehe ich das eher weniger. Gerade von Leuten, die tolle Geschichten wollen, habe ich schon tolle Geschichten erlebt — mit Charakterentwicklung und allem.
Ich habe auch schon tolle Geschichten in einer Sandbox erlebt- muss aber doch klar erkennen, dass sie nicht unbedingt das geeignetste Mittel dazu ist, so etwas auch nur halbwegs sicher zu wiederholen.
« Letzte Änderung: 30.12.2020 | 14:27 von Maarzan »
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Offline Ravenking

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #18 am: 30.12.2020 | 14:25 »
Entsprechend sehe ich aber auch bei den üblichen Varianten von "bessere Geschichte" nichts, was irgendwie mit glaubhafter Charakterentwicklung zu tun hat. Da zählen dann andere Dinge und die "Charakterentwicklung" ist dabei nur ein nachrangiges brauch- oder gar misbrauchbares Werkzeug dazu.
Hm, das erlebe ich ehrlich gesagt anders, vielleicht liegt es aber auch daran, welche Geschichten man mag und konsumiert? Was ich als gute Geschichten empfinde thematisiert eigentlich immer die Personen und ihre Sicht und Erleben der Dinge. Serien sind z.B. nachweislich dann erfolgreicher, wenn sie coole, anziehende, interessante Figuren haben. "Andere Dinge" (du meinst hier vermutlich die äußere Handlung der Geschichte, Stimmung des Settings usw?) sind natürlich auch wichtig, bleibt aber, wenn sie nicht als Resonanzraum für die Charakterentwicklung genutzt werden, in der Regel ziemlich hohl und langweilig.

Na ja, mit wieviel "Charakter" beschäftigt sich das bewußte Spiel denn zunächst einmal überhaupt? Bei vielen und gerade auch "klassischen" Systemen ist ja die Persönlichkeit der Figur erst mal nur Fluff, der von den Regeln gar nicht erst erfaßt und eigens mitbehandelt wird
Jepp, im "klassischen" Rollenspiel ist das sicher von untergeordneter Bedeutung. Daher sprach ich im Eingangspost auch explizit von einem Spiel, bei dem man das spielen will - also alle am Tisch einig sind, dass man eine Geschichte erzählen will, bei der die Persönlichkeit der Charaktere und deren Erleben ganz klar im Mittelpunkt steht.

Ich sehe vor allem drei Elemente von Rollenspiel, die Charakteren die Chance zur Entwicklung geben:
Ja, da stimme ich dir prinzipiell zu, welche Faktoren üblicherweise Entwicklung auslösen oder befördern können. Mir geht es eher darum, wie man das dann glaubhaft am Tisch ausspielen und rüberbringen kann.

Es fing zunächst einmal damit an, dass der SL bei jedem von uns schon zu Beginn der Kampagne persönliche Interessen und Ziele auslotete.
[...]
Die weitere Entwicklung bestand darin, dass wir immer wieder Hinweise auf die Beantwortung unserer Fragen fanden
[...]
Die ersten Hinweise führten zunächst zu einer sehr subtilen, kleinschrittigen Entwicklung
[...]
Dann zog der SL das Tempo an
Das liest sich für mich aber schon nach einer gewissen (zumindest vagen) Planung: die Spieler haben ihre Charaktere so entworfen, dass bestimmt Entwicklungen möglich und wahrscheinlich sind, der SL hat die dann ganz konkret aufgegriffen und angespielt, oder?
So ähnlich stelle ich mir das eben auch vor: ein gewisser Rahmen ist grob angedacht und vielleicht vorab skizziert, die konkrete Umsetzung ergibt sich im Spiel, muss aber auch immer wieder (bewusst) durch Ereignisse befeuert werden. Die Frage ist dann, wie gut sich solche Szenen immer wieder "organisch" ergeben oder fossiert werden - und wie man sie zwischen verschiedenen Charakteren und äußerer Handlung passend eingeflochten bekommt?

Offline Issi

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #19 am: 30.12.2020 | 14:46 »
Das ist als SL mein Steckenpferd.
Insofern- ja es macht unserer  Gruppe Spaß.

Auch Autoren können Geschichten "Gärtnern" oder wie ein "Architekt" planen.
Und natürlich eine Mischung aus beidem.

Der Gärtner pflanzt etwas (taktisch), mit Drama Potential, und schaut dann zu wie es (von alleine) wächst.
Vorteil : Das was wächst, fühlt sich " organisch" an, und nicht "künstlich."
Der Einfluss auf die weitere Entwicklung ist nicht so groß, und birgt evtl. Überraschungen.

Der Architekt plant im Voraus wie sich was entwickeln soll, auch "dramaturgische Wendungen" erlebt also keine Überraschung. Dafür kann es sein, dass sich bestimmte Entwicklungen zu " gezwungen" bzw. zu "unorganisch" / " verkopft" anfühlen.


Und halt eine Mischung aus Beidem.

Im Rollenspiel bist du Beides. Wobei es eher auf "Gärtner" hinaus läuft.
Du schaffst bestimmte Ausgangssituationen mit Drama Potential, und lässt dann der Entwicklung ihren natürlichen Lauf.
(Was die SPL damit machen)
Dann beobachtest du die Entwicklung, und setzt wieder neue Situationen, die wiederum bestimmte Entwicklungen möglich machen/fördern.

Was ist wichtig?
Sich einfühlen, ein Gespür entwickeln.
Wie ist die Persönlichkeit der Figuren?
Wo kommen sie her?
Wo wollen sie hin?
Was sind ihre Schwachpunkte?
Was sind ihre Stärken?
Was macht sie glücklich?
Was bringt sie zur Weißglut?
Was fasziniert sie?
Was stellt sie vor eine persönliche Herausforderung?

(Wie weit kann ich bei jedem Spieler gehen?
Was macht (noch)Spaß? Wo hört der Spaß auf?)

Wichtig - bei den Setzungen ein Fan der SC sein und bleiben. -Sie auf positive Art und Weise herausfordern.
Und auch fördern.
Hindernisse und Rückschläge sind dazu da, um gemeistert bzw. überwunden zu werden.



Edit. Jede Figur hat einen "emotionalen" roten Faden. Und für eine glaubhafte Entwicklung ist es mMn. wichtig, den nicht zu verlieren.

Und auch Zeit ist Wichtig, damit sich bestimmte Erfahrungen für die Figur setzen können.
" Ein Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."

In gutem Kontakt zu den Spielern bleiben.
(Ihre Wünsche und Empfindungen für die Figur aufnehmen und bei der Setzung und Planung berücksichtigen)


Edit. 2.
Manchmal gibt es natürlich ganz grobe Meta Entwicklungen, die man ganz grob anvisiert. Aber die kann man auch jederzeit wieder umlenken, falls der SC doch einen anderen Weg gehen will.
« Letzte Änderung: 30.12.2020 | 15:15 von Issi »

Erbschwein

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #20 am: 30.12.2020 | 14:59 »
...
Ja, da stimme ich dir prinzipiell zu, welche Faktoren üblicherweise Entwicklung auslösen oder befördern können. Mir geht es eher darum, wie man das dann glaubhaft am Tisch ausspielen und rüberbringen kann.


Hallo,

ob die SPL Lust haben sowas zu spielen, gibt es eine Möglichkeit. Bei einem Fantasy-Setting, ist das am Lagerfeuer etwas zeit zu Investieren. Versuchen das die SPL sich Unterhalten.
Wenn sie sich Unterhalten, kommen vielleicht Alte Zeiten auf.

Versuchen, den Moment der für die SPL ist auch so zu nehmen.

Es wird wohl darauf kommen das Sie Nicht Wissen was Sie mit der Zeit machen sollen. Für die SPL wird das wohl so rüber kommen das es verlorene Zeit ist.
Man muss den Moment dann wohl einfangen, damit die SPL sich "Anschauen".

Zeigen was sie grade sehen und eventuell zu zeigen wer gegenüber sitzt um die Motivation zu geben mit dem Gegenüber zu reden.

Daraus können "auch" Charakterhintergründe erzählt werden.

Offline Sequenzer

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #21 am: 30.12.2020 | 15:21 »
Erstmal Grenzen abstecken was denn so mit den Mitspielern geht und nicht geht, dann mal fragen was für sie interessant wäre.
Dann kann man sich mal anfangen sich da Gedanken zu machen Charakter Entwicklung anzustoßen, vielleicht ein bißchen mit Hintergrund Geschichte reinbringen. Da ist mir dann nur wichtig die anderen SCs da irgendwie einzubinden dann wirds auch stimmiger. Dazu kommt noch ne Verbundenheit zwischen den Figuren auf.
Man kann sich so die prägenden Punkte für die Charakterentwicklung setzten. Allerdings ist die größte Kunst es nachvollziehbar zu machen wie sich der SC entwickelt.
Der Rest geht dann ziemlich von allein wenn die Spieler da halt auch Bock drauf haben.
Hast ein Rudel reiner StoryPlayer am Tisch wirds sowieso nix ^^

« Letzte Änderung: 30.12.2020 | 15:23 von Sequenzer »
If you don't believe... In the existence of evil
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Offline Ravenking

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #22 am: 30.12.2020 | 15:23 »
Auch Autoren können Geschichten "Gärtnern" oder wie ein "Architekt" planen.
Und natürlich eine Mischung aus beidem.
Das Bild gefällt mir, genauso empfinde ich es auch, wenn ich mir das vorstelle. Ich bin mir nur noch nicht so ganz sicher, wie genau sich das "gärtnern" im Spielgeschehen gut manifestieren kann.

Dann beobachtest du die Entwicklung, und setzt wieder neue Situationen, die wiederum bestimmte Entwicklungen möglich machen/fördern.
Bedeutet das letztlich, dass hier die meiste Arbeit durch die SL passiert? Also, dass es nur funktionieren kann, wenn Ereignisse, die auf die Entwicklung abgestimmt sind, von der SL initiiert werden? Wieviel und welchen Anteil haben die Spieler für dich dabei? Entwickeln sie ihren Charakter "nur" durch Reaktionen auf Dinge, die von der SL gesetzt werden? Signalisieren sie durch ihre Reaktionen in welche Richtung sie die Entwicklung weiter verfolgen wollen (damit die SL das wieder aufgreifen kann)? Durch welche Mechanismen kann ein solcher "unterschwelliger Dialog" gut funktionieren? Oder thematisiert ihr das auch immer OT?

Offline KhornedBeef

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #23 am: 30.12.2020 | 15:37 »
Ich wundere mich, dass keiner pbtA-Spiele erwähnt. Die verregeln das doch teilweise explizit? Mit Moves, die Beziehungen der SC untereinander thematisieren, mit Leitfragen bei der Charaktererstellung, teils mit XP-Moves, die durch Charakterveränderungen oder Erfüllung von Obligationen getriggert werden.
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Offline Maarzan

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Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #24 am: 30.12.2020 | 15:40 »
Meine These:
Charakterentwicklung erfordert als erstes einmal ein entsprechend detailreiches Charakterbild und das wiederum erfordert ein entsprechendes Bewusstsein für die Geschichte wie das soziale Umfeld des Charakters bisher (inkl. der diversen Erziehungsversuche durch Eltern ggf. weitere Verwandte, Würdenträgern in Staat und Kirche, Arbeitskontakten (Ausbilder?)  und Kumpanen) und eine größere Zahl von persönlichen Bindungen zu diesem Umfeld.

DANN haben potentielle Krisen auch eine Chance etwas relevantes, weil bereits bestehendes und verstandenes zu verändern.
Was wiederum auf Spielerebene dann nicht funktioniert ist, wenn diese Krise selbst nicht glaubwürdig herüberkommt und daher von Spieler nicht verstanden/nachvollzogen werden kann und damit die Figur nicht so wirklich erreicht, sondern nur bestenfalls mechanisch, oft widerwillig aufgepfropft bekommt. 



Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...