Autor Thema: Reading Challenge 2021  (Gelesen 19171 mal)

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Offline Jiba

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #50 am: 27.01.2021 | 07:57 »
Von allem, was ich im Deutsch-LK lesen musste, war "Effie Briest", da hat Menthir in seinen Kritikpunkten absolut Recht, das Furchtbarste. Endloses Lamentieren und eine zitterschwache Protagonistin. Ich hatte das Glück, das meine Kursleiterin mitten in der "Effie Briest"-Einheit die Schule verließ und wir eine neue bekamen. Wir waren mit "Effie Briest" noch ziemlich am Anfang, sodass wir dann auf "Irrungen, Wirrungen" von Fontane umgeschaltet haben. Das ist genauso wilhelminisch-seicht, aber ich fand's deutlich erträglicher, weil auch breiter aufgefächert in den Protagonisten.

Aber insgesamt war ich heilfroh, als es danach mit Gehard Hauptmann, dem deutschen Expressionismus und Franz Kafka weiterging.

Und wo wir's gerade damit haben @Menthir: Das war eine ausnehmend sprachstarke und kluge Analyse des Werkes, Menthir. Dafür ziehe ich den Hut.


Wenn man übrigens noch kann, möchte ich (einfach weil ich dem Januar noch viel hinterherräumen muss) ab Februar gerne an der Challenge teilnehmen. Ich mag mich für's Erste gerne an 2 Büchern pro Monat versuchen und am dem Halbjahreswechsel dann auf 3 pro Monat hochschalten. Mal schauen, ob es hinhaut.
« Letzte Änderung: 27.01.2021 | 08:03 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #51 am: 27.01.2021 | 09:49 »
"Effie Briest" war mit gewaltigem Abstand das Grauenhafteste, was ich je für den Schulunterricht lesen musste. Die Buch gewordene, pure Langeweile um einen Haufen Kotzbrocken. Effie selbst ist eine [sexistische Beleidigung nach Wahl einfügen], der ich durchgängig rostige Nägel in die Füße gewünscht habe. So eine dumme [weitere Beleidigung ergänzen].

Irgendwie wurde bei uns im Schulunterricht ewig darauf herumgekaut, was für ein aaarmes Mädchen sie doch sei, die an den rigiden Vorgaben und Vorstellungen ihrer Gesellschaft scheitere. Aber ganz ehrlich: Völlig unabhängig von irgendwelchen Moralkodizes war Effie einfach durchgängig an ihrem Elend vollumfänglich selbst Schuld. Die hockt nur rum und wimmert vor sich hin, dass ja alle sooo gemein zu ihr seien und alles ist ja sooo langweilig, während sie in Wirklichkeit in einer sehr privilegierten Position ist und ihr alle Zucker in den Arsch blasen. Dass alle sie bevormunden wie ein Kleinkind, schien mir immer damit zuammenzuhängen, dass sie sich wie eines benimmt und offenbar selbstständig auch zu keinen sinnvollen Entscheidungen in der Lage ist. Der scheiß Mops hat mehr Hirn als Effie. Ist ja nicht so, als wäre sie bei Wasser und Brot in den Keller gesperrt worden. Dir ist langweilig? Alte, dann tu halt was, such dirn Hobby, engagier dich, nimm dein Leben in die Hand!!! Und ja, das haben auch Frauen aus der Oberschicht zur Zeit Effies gekonnt, vorteilhafte Nicht-Liebesheirat hin oder her. Stattdessen tut sie das sackmöglichst Dumme und scharwentzelt um diesen komischen anderen Typen herum und geht ihrem Mann fremd - zieht dann aber nichtmal das komplett durch, sondern hält sich den anderen auch immer noch warm und jammert am Ende rum, als hinterher mit einer [erneute Beleidigung] wie ihr keiner mehr was am Hut haben will.

Der mitreissendste Moment in dem ganzen verf****en Buch war, als der Hund starb - das war nämlich der einzige Protagonist, der mich auch nur ansatzweise interessierte, Alle anderen waren unlikeable shitheads und es ist mir ein Rätsel, wieso alle Welt gerne Bücher über A****löcher liest. Ich hasse dieses Buch. Möge Theodor Fontante in der Hölle schmoren, wo ihm eine greise Lehrerin aus seinem Machwerk vorlese. Während ihm jeder rostige Nagel, der Effie gebührt hätte, in den Fuß getrieben wird. Scheißbuch.

Offline Blanchett

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #52 am: 27.01.2021 | 10:18 »
Dann kann ich mich ja fast glücklich schätzen, das ich "nur" eine Realschule besucht habe und im Deutschunterricht 1 1/2 Jahre mit dem ausweniglernen und interpretieren von Gedichten "gequält" wurde.

Mein persönliches Fazit dazu: Interpretationen sind sch.... man kann es dem Lehrer eh nicht recht machen (zumindest war das bei meiner Lehrerin der Fall, die nur das hören / lesen wollte was Sie interpretiert)
Fazit 2: Meine beste Interpretation habe ich mit "besoffenem" Kopf geschrieben, und selbst die war nicht gut.

Offline Jiba

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #53 am: 27.01.2021 | 10:27 »
Das männliche Äquivalent zur Effie ist im Übrigen der Werther. Den habe ich nach der Schulzeit erst gelesen und ich war überrascht wie diese geballte Seierigkeit eine ganze Jugendbewegung auslösen konnte.

---

Naja, @Blanchett: Interpretation, wie sie bei uns noch (ich weiß nicht, wie's inzwischen ist) an den Schulen gelehrt wurde, ist tatsächlich Mist. "Was wollte uns der Autor damit sagen" ist aber nur eine der vielen Ansätze, die so eine Interpretation haben kann. Im Germanistikstudium habe ich viele andere Herangehensweisen an Texte kennengelernt: Diskursanalyse, Rezeptionsästhetik, psychologische Herangehensweisen, linguistische Zugänge... und nicht zuletzt die Vorstellung, dass die Deutungshoheit über einen Text nicht beim Autor liegt und es folglich auch nur eine untergeordnete Rolle spielt, was der Autor sich bei seinem Geschreibsel da gedacht hat. Der Leser trägt auch immer Bedeutung in den Text. Zugespitzt ist sogar vom "Tod des Autors" die Rede, nach dem Aufsatz des französischen Zeichentheoretikers Roland Barthes. Die Intertextualitätsforschung ist auch spannend – sie beschäftigt sich sehr stark damit, dass Autoren letztlich auch nur wiedergeben, was sie in anderen Medien konsumiert haben. Sie untersucht diese Textbezüge.

Der Deutschunterricht, wie ich ihn kennengelernt habe, war da auch massiv einseitig. Begeistern können dafür habe ich mich dennoch, sonst hätte ich's ja nicht studiert.
« Letzte Änderung: 27.01.2021 | 10:49 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #54 am: 27.01.2021 | 12:43 »
Ich fand das auch immer ganz spannend, wie ein Buch quasi sofort uninteressant wurde, sobald man es im Unterricht behandeln musste. Da wurde alles so totdiskutiert irgendwie. "Die Welle" hab ich irgendwann als Jugendliche einfach so für mich gelesen und fand das ein tolles Buch. Dann haben wirs in der Schule behandelt und das Ding zog sich wie Kaugummi. Faust I las sich eigentlich echt fetzig - bis wir es dann mit Hilfe unseres Deutschbuchs Szene für Szene in seine Bestandtteile zerpflückt haben.

Und wenn dann ein Buch halt eh schon eher langweilig war, wie die Effie oder auch Nathan der Weise oder Kabale und Liebe, die ja alle nicht gerade actionreiche Unterhaltung bieten, dann wirds einem halt echt verleidet, wenn man sich damit wochenlang behängen muss. :P

Der Effekt drehte sich für mich an der Uni um: Da trug die Auseinandersetzung mit den Texten tatsächlich dazu bei, dass ich ihnen oft mehr abgewinnen konnte. Da haben wir aber auch nicht ein halbes Jahr lang dieselbe kurze Novelle betrachtet.

Immerhin erkenn ich bis heute Heuchler*innen daran, dass sie auf ihren Social-Media-Seiten als Lieblingslektüre Werke wie "Effie Briest" aufführen und sich dann sehr gebildet vorkommen. Eigentlich beweist das für mich nur, dass die offenkundig nichts anderes in ihrem Leben gelesen haben außer der Schullektüre, zu der sie gezwungen wurden. ::) Selbst Leute, die wirklich gerne ältere Bücher und "Klassiker" lesen, kommen doch am Ende nicht bei dem Zeug raus, das man in der Schule lesen musste.

Offline Jiba

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #55 am: 27.01.2021 | 13:31 »
Ach ja... was Meinungen... bin immer mal wieder erschüttert... ich lasse es dann hier im Tanelorn mit Lesen. Noch ein Bereich weniger... Viel Spaß mit eurer Fantasy.

Also bitte, Chiarina! Vergieß jetzt bitte nicht die Träne des Poeten! Es sind doch erst solche Reaktionen, die den Vorwurf gegenüber uns Geisteswissenschaftlern und Literaturliebhabern, wir seien ganz furchtbar dünnhäutige Elfenbeinturmbewohner, untermauern.

Was hat denn das Huhn jetzt so furchtbar Schlimmes getan? "Effie Briest" und die anderen Deutschlektüren nicht ausreichend gewürdigt? Gesagt, dass Leute, die Klassiker als ihre Lieblingsbücher angeben Heuchler sind? (Ein Vorwurf, den ich, für's Protokoll, auch nicht haltbar finde – manche Leute haben halt auch die Sachen, die sie in Deutsch und Englisch gelesen haben, wahnsinnig gerne gelesen – bei mir haben es zum Beispiel "Der Golem" von Gustav Meyrink und Franz Kafkas sämtliche Erzählungen auf die Liste meiner Lieblingsschriftstücke aller Zeiten geschafft - weil der Kram halt auch einfach gut ist! Meiner Meinung nach. Unterschiedliche Leute mögen unterschiedliche Lektüre.)

Ich meine, du könntest auch den Versuch starten, die Punkte, die Huhn anspricht, einzuordnen. Ist ja schon eine interessante Frage, ob Literatur sich besser entfaltet, wenn man sie für sich liest oder in den ausgewalzten Interpretationssessions in der Schule. Nach meinem eigenen Studium bin ich von der ganzen schulischen Literaturbeschäftigung nämlich auch nicht mehr so wahnsinnig überzeugt: In einer Zeit wie unserer ist es angezeigt, dass andere Medien wie Film, Videospiel und neue literarische Kleinformen (Blog-Essays, interaktive Geschichten, etc.) dieselbe Aufmerksamkeit erhalten wie Goethe und Schiller (wobei, dann doch lieber Schiller, wenn man mich fragt - der bessere Dramatiker, der bessere Gesellschaftstheoretiker und vielleicht sogar (allegedly) der bessere Mensch).

Und die Teilung zwischen "guter Literatur" und "Fantasy" machst du doch nun nicht wirklich auf, oder? Mit welcher Begründung würdest du das auch rechtfertigen wollen. Einige der honoriertesten Werke der Weltliteratur sind Fantasy oder fallen zumindest in die Kategorie Phantastik. Dazu gehören im weitesten Sinne Bram Stoker's "Dracula", die romantischen Schauergeschichten von E.T.A. Hoffmann und natürlich auch Tolkiens Werk.
« Letzte Änderung: 27.01.2021 | 13:40 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #56 am: 27.01.2021 | 13:42 »
Ach ja... was Meinungen... bin immer mal wieder erschüttert... ich lasse es dann hier im Tanelorn mit Lesen. Noch ein Bereich weniger... Viel Spaß mit eurer Fantasy.

Wo kommt denn das jetzt her? :( Wie ich sagte - mir hat die Schule Einiges verleidet, was mich vielleicht sonst nicht gestört hätte und die Uni hat mir auf der anderen Seite Texte nähergebracht, die ich sonst nicht gemocht hätte. Das ist keine besonders schnittige Meinung, die ich da vertrete - das geht vielen so.

Und ich habe natürlich nicht behauptet, dass alle, die bestimmten Büchern etwas abgewinnen können oder sie ehrlich mögen, Heuchler sind, die gern einen auf intellektuell und belesen tun. Aber: Unter jenen in meinem persönlichen (nicht-virtuellen) Bekanntenkreis, die behaupteten, dieses und jene sonst von allen gehasste Buch aus der Schullektüre sei ihr (einziges) Lieblingsbuch gewesen, waren in meiner Erfahrungswelt ausschließlich Menschen, die wirklich sonst nicht gelesen haben. Das ist keine Aussage über das bewertete Buch, sondern eher über diese Art Leute, die kaum lesen und dann so ziemlich alles, was nicht die Tageszeitung ist, plötzlich für das beste seit geschnitten Brot halten und sich damit noch klug fühlen.

Menthirs Rezension zu Effie Briest fand ich auf der anderen Seite sehr nachvollziehbar - am Ende kam er sogar zu ähnlichen Schlüssen wie ich, hat sich nur nicht so drüber ärgern müssen, weil er das Buch freiwillig las und nicht wochenlang interpretieren musste. ;)

Wenn du die Reading Challenge in den letzten Jahren verfolgt hast, hast du ja gesehen, dass hier wirklich nicht nur Fantasy gelesen wird. Und dass auch mit ganz unterschiedlichen Intentionen gelesen wird. Und dass wir beide offenkundig nicht dieselben Interessen beim Lesen verfolgen bzw. unsere Freude aus ganz verschiedenen Texten ziehen, haben wir ja in anderen Threads schon festgestellt, das sollte jetzt hier eigentlich auch nicht überraschend kommen.

Offline Menthir

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #57 am: 27.01.2021 | 19:32 »
Danke für die lobenden Worte für meine Analyse; und irgendwie bin ich auch überrascht und froh, dass die Effi eine Diskussion auszulösen vermag.

Beschränken will ich mich bei meinem Beitrag aber vor allem auf die Schullektüre.

Ich kann für mich nicht so eine ausschließliche Ablehnung schulischer Interpretation finden. Vielleicht bin ich da inzwischen nostalgisch, aber in meiner Einbildung oder hoffentlich Erinnerung hing das natürlich allen voran mit dem Lehrkörper zusammen.
Dort wo unvorbereitete Lehrer/innen, ein nach Lehrplan mehr oder weniger oktroyiertes Buch und ein schnell greifbarer Literaturschlüssel zusammenkamen, war mein Eindruck so ähnlich wie der Huhns. Und das habe ich zutiefst verabscheut; das hat sich an der Uni jedoch auch nicht geändert, sodass Universitas und Schule da von mir ähnlich bewertet werden.
Jedoch dort, wo Lehrer/innen selbst Interesse hatten, und gleichzeitig weder versuchten ihr Bild aufs Buch noch den klassischen Lektüreschlüssel, sondern den Spaß an der Analyse und an dem Diskurs zu vermitteln, und ihre Einstellung dazu als Projektionsfläche hergaben, da kann ich mich gut daran erinnern und da hat mir auch die schulische Bearbeitung Spaß gemacht. Wenn das Ganze noch mit Kompetenzenschulung verbunden war, war es sogar sehr gut.
Ich bin da als Schüler vielleicht etwas binär gewesen, denn wenn die erste Variante der schlechten Vermittlung eintrat, habe ich das Buch nicht beendet, geschweige denn wirklich gelesen, auch wenn andere sicher sagen werden, dass es gute Bücher sind (und sie möglicherweise oder sogar wahrscheinlich recht haben).

Ich habe Deutsch nur als Fachergänzung studiert, aber das zusammen mit meinem historischen und philosophischen Studium hat mir sehr bei der Eröffnung von Literatur geholfen, obwohl ich natürlich auch einfach zur Zerstreuung lese. Deswegen bin ich da nicht mehr so binär; und ich habe gelernt, auch schlechte Bücher meist beenden zu können. Nicht immer, aber meist.

Aber um mal drei Beispiele zu nennen, die eher auf meinem Stapel der Schande durch die Schule liegen oder an die ich schlechte Erinnerungen habe.

Goethe - Die Leiden des jungen Werther: (Hier teile ich Jibas Ansicht, dass er eine männliche Effi ist, und komme auch zu der verwunderten Frage über den Werthereffekt). Das Buch habe ich tatsächlich nach meinem Schulleben noch beendet, und habe es für mich bereut. Ich habe da meine menschlichen Abgründe entdeckt, dass ich es Werther nach dieser Leseerfahrung gegönnt habe, dass er sich nicht einmal vernünftig erschießen konnte und elendig leidend vergeht. Darauf bin ich nicht stolz. Insofern hat es zumindest einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Patrick Süskind - Das Parfüm: Unser Lehrer war derartig von dem Buch überzeugt, dass es nur seine Meinung gab. Das hat mich schnell verloren. Ich mochte deswegen auch nicht die Verfilmung sehen. Das Schulquartal an diesem Buch war ein Graus, ein Trauma der Langeweile wie Huhn es mit der Effi-Analyse hatte.

Friedrich Schiller - Maria Stuart: Tatsächlich eines der wenigen Werke, von denen ich so gar nichts erinnere außer das Gefühl von erdrückender, interpretatorischer Langeweile. Auch da konnte ich mich bis heute nicht aufraffen, dem eine zweite Chance zu geben.

Es gäbe hier noch mehr Werke, wie Romeo und Julia von Shakespeare, Moon Palace von Paul Auster, Antigone von Sophokles oder auch Die Verwandlung von Kafka, die ich in schlechter Erinnerung durch die Schule habe.
Gleichwohl gibt es auch Werke, die mich langfristig mit Autoren verbunden haben und an die ich immer gerne zurückdenke.

Nancy H. Kleinbaums Buchadaption des Filmes Dead Poets Society ist bei uns ausführlich besprochen wurden, aber unser Lehrer hatte ähnlich viel Feuer wie der Robin Williams gespielte John Keating. Bis heute denke ich gerne an die Zeiten zurück, die mir wirklich auch als Schüler Spaß gemacht haben.

In einem Deutschkurs hatte ich bei einem alternden Lehrer das Feuerschiff von Siegfried Lenz gelesen, welches mir bis heute eines meiner liebsten Bücher und einer meiner liebsten Autoren ist. Alleine wie der ältliche, kurz vor dem Ruhestand befindliche Lehrer - der kurz darauf starb, als er den Ruhestand endlich erreicht hatte - die Lektüre für sich selbst wirken ließ, uns unsere Interpretation finden ließ, und dann gleichzeitig versuchte das Thema der Verantwortung durch Buch, Unterricht, Erschließen von Kompetenzen etc. zu vermitteln, ist für mich eine der großen Erinnerung meiner Schulzeit.

Und in ähnlicher Form gilt das für eine ältere Lehrerin, die mit ähnlich viel Emphase, wenn auch thematisch etwas anders, mit uns Alfred Andersch - Sansibar oder der letzte Grund besprach.

Auch hier würde ich noch andere Werke finden, an die ich gute Erinnerung habe, wie Nathan der Weise von Lessing, Götz von Berlichingen von Goethe und Die Räuber von Schiller. Manchmal kann es also auch bei einzelnen Autoren sehr ambivalent sein, was man in Erinnerung hat. Goethe und Schiller waren mir sowohl hold als auch Schreckgespenster (und auch hier stimme ich mit Jiba überein, dass ich Schiller am Ende für besser erachte) :)

Danke also für die Diskussion an dieser Stelle, und schade, dass Chiarina sie nicht aus seiner Sicht spiegelt. Ich hatte immer ein wenig darauf gehofft, dass er Bücher irgendwo in diesem Rahmen so ähnlich liest wie er Musik hört (und andeuten tut er das ja häufig genug, dass er das hervorragend kann!). Das wäre ein Gewinn für alle Leser hier. :)

Ich denke aber auch, dass viele der Challangeteilnehmer beweisen, dass sie ungemein breitgefächert lesen und literarisch interessiert sind. Sicher gibt es auch den einen oder anderen, der einen gewissen Fokus auf das Phantastische hat. Aber da gilt ja auch weiterhin, dass jeder nach Fasson selig werden solle.  :)
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

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So kam's vom Haar- zum Schädelspalten.“ - Eugen Roth

Offline Huhn

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #58 am: 29.01.2021 | 16:41 »
Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich irgendjemandes Beitrag überlesen habe, der/die irgendwas schrieb, was ich hätte im Startpost vermerken müssen. Da zwischenzeitlich lange Gesprächsbeiträge geschrieben und zudem offenbar mehrere Postings gelöscht wurden, bin ich mit der Nachverfolgung etwas durcheinander gekommen. Sollte sich jemand von mir übergangen fühlen, bitte ich um Entschuldigung und kurze Erinnerung.

Ansonsten habe ich noch ein kürzeres Buch zu Ende gelesen. :)

#3
Rita Mielke - Atlas der verlorenen Sprachen

Ein angenehm geschriebenes Sachbuch, das, nach Kontinenten geordnet, eine Reihe von Sprachen vorstellt, die im weitesten Sinne als "verloren" gelten können. Dazu zählt dieses Buch ausgestorbene Sprachen, Sprachen mit nur wenigen Sprecher*innen und gescheiterte Kunstsprachen, aber auch wiederbelebte Sprachen mit ungewisser Zukunft.

Die Sprachen werden dabei nicht etwa strukturiert "abgehandelt" und nach rein sprachwissenschaftlichen Aspekten trocken vorgestellt. Stattdessen widmet sich jedes Kapitel einer Sprache unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten. Natürlich wird dabei auch auf die Besonderheiten der Sprache als solche eingegangen - vor allem wird jedoch die Chance genutzt, Sprache auch als in Geschichte und Gesellschaften eingebundenes Phänomen zu verstehen.

Einige Kapitel erzählen von den Besonderheiten einer isolierten Kultur, die sich in einem umfangreichen Fachvokabular oder anderen sprachlichen Phänomenen (wie etwa einer eigenen Vermeidungssprache für spezielle Anlässe) niederschlägt. Andere berichten von den Auswirkungen der Kolonisation auf die Entwicklung einer Sprache und jener, die sie sprachen. Wieder andere zeigen, wie Sprache als Teil kultureller Identität wiederentdeckt und bewahrt wurde. Die Botschaft, dass mit jeder verlorenen Sprache auch ein Teil menschlicher Kultur und Geschichte untergeht, durchzieht das Buch. Immer wieder wird auch auf die Sprache als Politikum und Machtinstrument eingegangen, wenn etwa von Sprachverboten und Umerziehung, aber auch von von eigenen Interessen geleiteter Forschung die Rede ist. Nicht zuletzt wird daher immer wieder vermerkt, dass die Erforschung von Sprachen und Sprachgemeinschaften von einem wertschätzenden, nicht-wertenden Umgang mit den Sprecher*innen sehr profitiert, wenn nicht diesen sogar voraussetzt, ist man an unvoreingenommenen Forschungsergebnissen interessiert. Nicht ohne Grund endet die Autorin ihr letztes Kapitel mit der Geschichte der Sprachwissenschaftlerin Luise Hercus und ihren umfassenden Forschungen zu den Sprachen der Aborigines, die vor allem durch ihren offenes und ehrlich interessiertes Auftreten den Sprachgemeinschaften gegenüber möglich wurden.

Als nicht zu kompliziert geschriebener Übersichtsband bietet das Buch natürlich zu keiner Sprache einen umfassenden Überblick. Ich habe es vielmehr als "Blick über den Tellerrand" verstanden. Das Buch gbt Einblicke, welche Überlegungen in der Beschäftigung mit Sprache stecken können und zeigt anhand der ausgewählten Beispiele, wie viele verschiedene Sprachen und Spracheigenheiten es gibt. Damit macht es geschickt neugierig auf mehr. Die angebotene weiterführende Literaturübersicht am Schluss ist dann ein schöner Ansatzpunkt, um eventuell das Wissen um die ein oder andere Sprache noch zu vertiefen.

Wegen mir hätte das Buch insgesamt und einige Kapitel im Speziellen ruhig noch etwas ausführlicher sein dürfen. Auch hätte ein Glossar nicht geschadet, denke ich, wenn sich das Buch schon eher an ein Nicht-Fachpublikum richtet. Alles in allem aber ein wirklich interessantes Buch, das unkompliziert genug ist, um es auch nach einem langen Arbeitstag noch gemütlich schmökern zu können. :)
« Letzte Änderung: 29.01.2021 | 16:43 von Huhn »

Offline Raiden

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #59 am: 1.02.2021 | 14:31 »
#2 Todgeweiht ein DSA Roman von Markus Tillmanns
Schwer zu sagen, ich fand den Roman Ok, hab schlechtere gelesen aber auch deutlich bessere. Fand die Charaktere zu stereotypisch und die große "Bedrohung", welche die Spannung aufrecht erhalten sollte wurde auch recht unspektakulär abgehandelt.

#3 Nacht über Herathis ein Splittermond Roman von Anton Weste
Ein durchaus solider Roman, hat mir sehr viel Spaß gemacht den zu lesen. Die Charaktere waren glaubhaft, die Story war gut und hat super mit der Welt harmoniert.
For he today that sheds his blood with me shall be my brother, be he ne´er so vile, this day shall gentle his condtion.

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #60 am: 1.02.2021 | 17:29 »
Kleines Resümee meiner nicht-Challenge-relevanten Bücher:
Thomas Bäumler: Kain. Abel. Oberpfalz. + Erich Zorn: Tod an der Bibert
Zwei Regionalkrimis, die für den Durchschnitts-Krimi-Leser nicht wirklich taugen. Zu wenig Krimi, im 2. wird der Mordfall nicht mal aufgeklärt. Warum sie für mich trotzdem so aus allem gelesenen herausragen hat einen ganz anderen Grund. Beide Bücher wurden von tatsächlichen Geschehnissen inspiriert. Bei beiden war ich zu der entsprechenden Zeit mehr oder weniger vor Ort und habe doch nur die Hälfte mitbekommen. Bei "Kain. Abel. Oberpfalz." ist es nicht ganz so verwunderlich, Mitte der 80er war ich 10 Jahre alt und Wackersdorf immerhin 60 km weg. Klar hatte ich mitbekommen dass eine Wieder-Aufbereitungs-Anlage für Brennstäbe aus Kernkraftwerken gebaut werden sollte, es Proteste dagegen gab und am Ende wurde das Bauvorhaben aufgegeben. Was ich nicht wusste, waren die Dimensionen, die das ganze hatte. Ich habe mir anschließend noch etliche Artikel und einen Dokumentarfilm zu dem Thema angeschaut. Da hat mich wirklich mitgenommen. (Falls es jemand interessiert "Pfingstschlacht 1986" und "WAA Wackersdorf" geben Unmengen Treffer).
"Tod an der Bibert" beschäftigt sich mit Reaktionen der Einwohner auf die ZAE (ZentraleAufnahmeEinrichtung für Asylbewerber) in Zirndorf in den 90er Jahren. Dazu muss ich sagen, dass meine damalige Schule nur ein paar 100 Meter weiter in der gleichen Straße liegt. Für mich war es völlig normal immer mal wieder Leuten von dort über den Weg zu laufen, in beiderseitig radebrechenden Englisch (hoffentlich zielführende) Wegbeschreibungen zu geben etc. Ich habe auch nie irgendwelche Vorfälle, Anfeindungen o. ä. mitbekommen. Offenbar habe ich mich nie in den "falschen" Kreisen bewegt, da wohl auch damals schon einiges an Ängsten, Hetze und Gegenbewegungen im Gang waren. Veröffentlicht wurde das Buch übrigens erst 2017 unter Pseudonym, der Autor möchte unerkannt bleiben. Leider muss man ihm zugestehen, dass das vielleicht keine übertriebene Vorsicht ist. Immer noch nicht oder sogar noch weniger als damals.

Für "richtige" Krimis empfehle ich weiterhin John T. Lescroart. Auch davon habe ich mir drei Bände gegönnt: So wahr mir Gott helfe, Die Anhörung, Der Schwur. Gut gemacht und interessante Themen.
« Letzte Änderung: 1.02.2021 | 17:32 von Lyris »
Glückskeks sagt: In jedem Moment mit ganzer Konzentration und aus vollem Herzen, jeden einzelnen Schritt zu tun - Das ist Glück.

Offline Blanchett

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #61 am: 1.02.2021 | 19:12 »
Hier dann jetzt meine erste Meldung:

#1 Delia Owens - Der Gesang der Flusskrebse
Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert
im Marschland mitr seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf
die wilde Schönheit aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben - mit dramatischen Folgen.

Fazit: Absolut lesenswert. Wunderschön geschrieben. Zum Glück habe ich dieses Buch geschenkt bekommen; im Buchhandel wäre ich wahrscheinlich
ohne Beachtung dran vorbeigegangen!


#2 Siegried Rabe - Alles über Alf

Wer kennt ALF nicht? Der kleine rothaarige Fernsehliebling vom Planeten Melmac hat die Herzen der Erdenbürger im Sturm erobert. Doch wer weiss
schon, was ALF über Liebe und Heiraten, Geld und Katzenfutter oder Schlankheitsmittel und X-Beine zu sagen hat? Im einzig authentischen
Interview erfährt man alles Wissenswete über den kosmischen Wunderknaben und seinen Planeten Melmac. Und in über 600 Sprüchen von A bis Z
im Melmac-ALF-A-BET läßt ALF seinen kühnen Ideen und skurrilen Ansichten freien Lauf.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht. Buch stammt aus einer Sammlungsauflösung und ich fand es ganz amüsant etwas über das
katzen"liebende" Pelzknäuel zu erfahren.


#3 Brösel - WERNER - Immä Äägä middi Pullizei
Fazit: Wer kennt Werner nicht? Für mich ein "must have".


#4 Markus Heitz - Des Teufels Gebetbuch
Der ehemalige Spieler Tadeus Boch gelangt in Baden-Baden in den Besitz einer mysteriösen Spielkarte aus einem vergangenen Jahrhundert.
Alsbald gerät er in einen Strudel unvorhergesehener  und mysteriöser Ereignisse, in desssen Zentrum die uralte Karte zu stehen scheint. Die
Rede ist von einem Fluch. Was hat es mit der Karte auf sich? Wer erschuf sie? Gibt es noch weitere? Wo könnte man sie finden? Dafür
interessieren sich viele, und bald wird Tadeus gejagt, während er versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Plötzlich steigt der
Einsatz: Es ist nicht weniger als sein eigenes Leben.

Fazit: Durch Zufall in der Auslage der Buchhandlung entdeckt und der Titel sprach mich sofort an. Da ich div. Romane von dem Autor habe und diese
immer gern gelesen habe; ein Spontan-Kauf den ich nicht bereut habe.


#5 Markus Gerwinski - Die Hörige (Falkenflug Band 1)
Im Schatten eines heraufziehenden Krieges wachsen die leibeigene Bauerstochter Gunid und Ragald, der Sohn ihres Lehnsherrn, als beste
Freunde auf. Mit dem Erwachsenwerden schiebt sich die Standegrenze zwischen sie. Doch als Ragald im Kampf gegen die plündernden
Horden der Jattar vermisst wird, folgt Gunid seiner Spur.
Bald finden sie sich in eine Geschichte um Verrat und finstere Mächte verstrickt, die den Bestand des ganzen Königreichs bedroht. Zwischen
Grauen, Gewalt und Tod auf der einen und atemberaubenden Wundern auf der anderen Seite erleben sie die phantastischste Reise ihres
Lebens.

Fazit: Für alle denen es nicht bekannt ist: bei dem Autor handelt es sich um unseren Tanelorni "Grey". Persönlich würde ich mich fast als Fan
der ersten Stunde vom Falkenflug fühlen (zumindest jedenfalls seit ich hier im Tanelorn darauf aufmerksam wurde). Lange habe ich
mitgefiebert wann es Grey endlich gelingt eine Printausgabe rauszubringen, da er ja leider bei der Veröffentlichung vom Pech verfolgt wurde.
Band 1 hatte "nur"  ca. 270 Seiten die ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite von
man auf eine Mischung aus Fantasie, Geschichte und Liebe steht. Mit jeder Seite die ich gelesen habe ist es mir schwerer gefallen das Buch
überhaupt aus der Hand zu legen. Daher von mir ein ganz fettes "must have"!!
« Letzte Änderung: 1.02.2021 | 21:25 von Blanchett »

Offline Sindaja

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #62 am: 2.02.2021 | 21:37 »
#7 Hilary McKay:The Time of Green Magic
Ein Kinderbuch. Hübsch.Mutter mit zwei Söhnen, Vater mit einer Tochter haben zusammengefunden und ziehen nun in der neuen Familienkonstellation in ein „magisches“ Haus. Die Dinge,die im Haus passieren werden von den Eltern nicht wahrgenommen (auch wenn dies quasi nicht thematisiert wird) und erst als die neuen Geschwister sich zusammen tun können sie die Probleme angehen. Liebe zu Büchern spielt auch eine Rolle.
#8 Meredith Ann Pierce: The Darkangel
Zumindest kein „kitschiger“ Vampir-Roman. Atmosphärische Geschichte, über eine junge Frau, die die Opfer/Bräute eines Vampirs versorgen soll und in dem Zuge einiges über sich lernt. Nicht schlecht, aber auch nicht so fesselnd, daß ich die Fortsetzung lesen müsste. Das ganze fühlt sich im Flair zwischen mythisch - dünnbesiedelter Welt und  postpokalyptischem Setting an. So gibt es auch nur wenige Protagonisten.
#9 Jordanna Max Brodsky: The Wolf in the Whale
Ein wirklich stimmungsvolles Buch über „Inuit“ und „Nordmannen“ - während zwar ein paar "historische" Momente eingewebt sind, ist das Buch doch primär unter Fantasy einzuordnen. Während die Haupthandlung relativ ruhig vom Leben im hohen Nordern erzählt, spielen auch immer wieder die Götter und Geisterwelten der beiden sich begegnenden Kulturen eine Rolle. Die Protagonistinnen tun nicht immer das Richtige. Was für mich ein kleiner Makel für ein wirklich schönes Buch war, daß die fantastischen Elemente manchmal auch etwas von einem Deus-Ex-Machina hatten, um den Plot voran zu treiben. Nebenbei wird auch das Thema Gender angerissen. Ich würde das Buch nicht unbedingt Leuten empfehlen, die eine hohe Aktionsdichte brauchen oder ein Problem mit Schilderung von Gewalt haben, was aber nicht bedeutet, daß es nicht auch aktionsreiche Phasen gäbe.

Offline aingeasil

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #63 am: 5.02.2021 | 00:17 »
Bin aufgrund von Arbeit etwas spät dran mit meiner

#2: Karsten Dusse - Achtsam morden
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Ich habe das Buch von einer Kollegin in die Hand gedrückt bekommen, als diese unsere gemeinsame Arbeit für ein dringendes Meeting unterbrechen musste.  Ein für mich sehr unterhaltsamer Roman, der die Achtsamkeitsbewegung vielleicht ein klein wenig auf die Schippe nimmt (aber nicht respektlos), und trotzdem ein seltsam gutes Gefühl hinterlässt. Und dazu noch den ein oder anderen Schmunzler / Lacher.
Eines der wenigen Bücher, dass ich mir tatsächlich sinnvoll deutsch verfilmt vorstellen kann :)
Ich würde es zumindest Leuten weiterempfehlen, von denen ich sicher bin, dass sie meinen Humor teilen.
« Letzte Änderung: 5.02.2021 | 00:19 von aingeasil »

Offline Antariuk

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #64 am: 8.02.2021 | 11:18 »
Hui, ich bin im Verzug mit dem Lesebericht! ^-^

#3: Martha Wells - All Systems Red (The Murderbot Diaries, #1)
Stand schon lange auf meiner Leseliste. Eine Geschichte über einen Sicherheitsandroiden (aus der Ich-Perspektive), der eine Expedition als Aufpasser begleitet, weil Vorschriften. "Murderbot", wie es sich selbst nennt, hat sich aber selbst gehackt und ist im Grunde frei, aber unglaublich unbeholfen in sozialen Interaktionen und bleibt freiwillig in der Rolle der doofen Blechdose. Und natürlich geht dann was schief auf der Expedition... Eine schöne Idee, die letztendlich aber nur lauwarm serviert wird, wie ich finde. Oder es fehlt einfach das letzte bisschen Gewürz. Dass das Setting und die Technologien sehr vage bleiben ist grundsätzlich OK, es geht mehr um die Persönlichkeit von Murderbot und die Interaktion mit den anderen Menschen, aber andauernd müssen "Hacks" oder "Schrott-Technologie, weil billig" herhalten, um Limitierungen zu überwinden oder aufzubauen, das ist ist mir dann doch zu oberflächlich. Der Plot ist dazu sehr vorhersehbar und auch wenn Murderbot interessante Schrulligkeiten zeigt, waren für mich keine echten Überraschungen drin. Ich will aber trotzdem gerne noch mindestens den nächsten Band lesen, auch weil der erste Band sehr kurz war - vielleicht geht da ja noch was.

6 von 10 gehackten Modulen.

#4: Neil Gaiman - Neverwhere
Muss ich alle paar Jahre einfach wieder lesen, geht nicht anders. Das letzte von Gaiman, was ich davor gelesen habe, war American Gods, und boah war das ein furchbar langweiliges Buch (da gefällt mir die Serie trotz aller Probleme hundertmal besser!). Insofern war Neverwhere jetzt einfach etwas Wohlfühl-Lesekost. Und die Geschichte um Richard und wie er "durchs System fällt" und das mythische London unter dem echten London erkundet, wird mir nie langweilig. Für mich ein Inbegriff für gut geschriebene Phantastik :d

9 von 10 geheimen Subway-Tunneln.
« Letzte Änderung: 8.02.2021 | 11:26 von Antariuk »
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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #65 am: 8.02.2021 | 17:44 »
#8

Steven Erikson - Im Bann der Wüste - Spiel der Götter 3

Weiter geht es mit der Serie von Erikson.
Was diesen Band ausmacht, lässt sich in der Zusammenführung der Erzählebenen von Band 1 und Band 2 analysieren. Während Band 1 die Geschehnisse mehr aus einer Metaebene beschreibt und die Charaktere höchstens teilhaben lässt, versucht sich Band 2 den genauen Geschehnissen eher durch die Brille einiger Charaktere zu nähern. Band 3 fasst diese beiden Erzähllinien sehr gelungen zusammen und schafft so den bisher immersivsten und befriedigensten Band.

Gerade die erzählerische Konsequenz der Erzählung um den Flüchtlingstrek und Coltaine ist sehr gelungen, obwohl der Verrat danach wieder etwas zu deus ex machina wirkt und noch eine gewisse Unsicherheit in der Vorbereitung von Geschehnissen zeigt. Aber die Charaktere werden differenzierter, der Erzählstil lockerer und die Geschehnisse verwobener, sodass die vielen, kleinen Erzählstränge vielversprechend verwoben und erzählt werden.
Nach den ersten zwei Bänden kann der Leser in Band 3 auch endlich mal durchatmen, weil sich gewisse Geschehnisse erklären und vertiefen.

Ab davon, dass es weiterhin anspruchsvoll wie befriedigend ist der Geschichte zu verfolgen, finde ich bemerkenswert, wie Steven Erikson seine eigene Ausbildung als Anthropologe und Archäologe spiegelt, und mit dem Blick des Historikers arbeitet. Nicht nur, dass er ganz viele unterschiedliche Perspektiven nutzt und damit manche Informationen unsicher gestaltet oder verbirgt, viel spannender ist das Ordnungssystem dahinter, nämlich diverse Charaktere scheinen stellvertretend für unterschiedliche historischen Methoden zu stehen. Um mal drei Beispiele zu nennen:
  • Icarium als Chronist
  • Mappo Trell als Stellvertreter mündlich-tradierter Geschichtsüberlieferung
  • Duiker als Mischung aus clausewitzscher Militärtradition und aus dem Blickwinkel des Kriegsjournalisten etc.
Und so ist sein Seitenhieb auf die Tonscherbenarchäologen, die aus Tonscherben ganze Kulturen rekonstruieren wollen, immer wieder passend gesetzt. Als ausgebildeter Historiker und Archäologe kann ich dem Ordnungssystem natürlich einiges abgewinnen und fand die Darstellung gelungen.

Insgesamt bleibt die Reihe sehr lesenswert, und weil die Charaktere hier differenzierter als in Band 1 und 2 erscheinen (das ist vor allem der Geschichte um Kalam und der um Felisin geschuldet) gebe ich 8,5 von 10 Punkten.
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Offline Sindaja

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #66 am: 15.02.2021 | 22:53 »
Und wieder ein paar Bücher vom Stapel gelesen (und den Stapel leider parallel gleich wieder erhöht):

#10 Ellen Klages: Passing Strange
Die Fantasy-Komponente ist hier eher klein und dezent. Vielmehr geht es um San Francisco in den 1940 und das Leben von gleichgeschlechtlich orientierten Frauen in der dortigen Künstlerszene. Das Buch war anders als ich es erwartet habe (weniger Fantasy), aber war doch so erzählt, daß ich den Protagonistinnen gerne auf ihrem Weg gefolgt bin.

#11 Erin Entrada Kelley: Lalani of the Distant Sea
Mir gefällt ja Fantasy mit asiatischem Einschlag. Und südostasiatisch bekommt dann noch einen extra Bonus. Hier steht wieder ein mutiges Mädchen im Mittelpunkt und eine philippinisch-mythologisch inspirierte Welt, wobei ich nicht wirklich herausfinden konnte, ob die Wesen, die beschrieben werden, der dortigen Mythologie entspringen oder nur in ähnlicher Art erfunden wurden. Die Wesen kommen in eingefügten Episoden auch zu Wort, so daß die Erzählweise nicht ganz linear ist. Die angesprochene Altersgruppe ist vielleicht ca. 10-12, wobei die Lebensumstände teils sehr düster und für die Region in manchen Punkten auch nicht unrealistisch sind. Mädchen haben dort nur so viele Rechte wie die Familie und das Dorf es zulässt. Die Ausgangslage ist, daß in regelmäßigen Abständen die besten Segler der Gesellschaft sich auf den Weg machen, ein sagenumwobenes Land zu finden, denn in diesem herrscht Dürre und Hunger. Bisher ist keiner der Männer lebend heimgekehrt. Wäre schön, wenn dieses Kinderbuch auch übersetzt würde...

#12 Ursula K. Le Guin: Changing Planes
Wenn man auf den Anschlussflug wartet, kann das auch so lange dauern, daß man zwischendurch in andere Welten reist. Eine Vielzahl dieser ist hier beschrieben. Das Buch erinnert mich an Calvinos Unsichtbare Städte, aber auch an Jack Vance. Und ist natürlich gleichzeitig 100% Le Guin, die eine Meisterin der Beschreibung anderer Kulturen ist. Bei Calvino wären die Gesellschaften wohl auf 1-2 Seiten abgehandelt, bei Vance wäre jede wenigstens eine 60seitige Kurzgeschichte. Le Guin schreibt ca. 10 Seiten mit je einer Abbildung. Genug Platz, um eine Gesellschaft zu umreißen und einen Reisenden oder dort Lebenden zu Wort kommen zu lassen, ohne eine größere Geschichte in de Setting zu spielen. Natürlich sind die unterschiedlichen Modelle politisch-gesellschaftliche Gedankenspiele. Sehr gut, aber vielleicht keine „Popcorn“-Lektüre.

#13 Jared Diamond: Upheaval: How nations cope with crisis and change (#2 „Nicht SF/Fantasy“)
Wieder ein interessantes Buch von Diamond. Die Ausgangsfrage fand ich nicht ganz s überzeigend – vor allem den Vergleich und das Ziehen von Parallelen zwischen Krisenbewältigung von Einzelnen und Krisenbewältigung von Nationen. Viel spannender war der zentrale Teil, in dem mehrere unterschiedliche Nationen mit ihren Krisen in einen historischen Kontext gesetzt wurden, die Krisen  und ihr Umgang mit ihnen beschrieben wurden. Besonders unbekannt war mir dabei einiges über Finnland, Indonesien und Australien. Auch die Sicht auch Deutschland nach 1945 von einem Nicht-Deutschen war interessant. Der dritte Teil beschäftigt sich mit Krisen, die in Japan, den USA und weltweit drohen. Lösungsansätze werden auch angedeutet. Diese haben aber bestimmte Voraussetzungen wie vor allem das Eingestehen, daß es Probleme gibt. Das Buch kam knapp vor Corona raus, deutet aber selbst diesen Krisentyp schon an. Die Schlusszusammenfassung, die sich wieder auf die Krisenbewältigungspunkte bezog war ein bißchen langweilig, weil das meiste schon mehrfach vorher deutlich genug gesagt wurden war und sich dann in Wiederholung wie Fleißarbeit las.

Offline Antariuk

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #67 am: 15.02.2021 | 23:28 »
#5: Adrian Tchaikovsky - The Doors of Eden

An den 600 Seiten hatte ich eine Weile zu knabbern, das ging früher leichter von der Hand... Ein sehr spannendes Buch, wie ich finde. Man kann über den Plot gar nicht viel verraten, ohne zu spoilern. Der Fokus liegt eingangs auf dem heutigen Großbritannien, wo viele der Protagonisten herkommen, und das sind einige in Summe. Eine junge Frau, die ihre beste Freundin bei einer Suche nach kryptozoologischen Kreaturen im Moor unter ungewöhnlichen Umständen verlor; zwei Mitglieder des MI5 die im Privatleben mehr schlecht als recht klarkommen und sich lieber in ihre Arbeit stürzen; eine transgender Physikerin mit Diva-Allüren, die von rechtsradikalen Schlägern angegriffen und dann von Unbekannten gerettet wird, und irgendwie hängt alles zusammen... (das ist dann echt nur das Sprungbrett für den Verlauf der Geschichte). Zwischendurch gibt es immer wieder Abschnitte, wo eine fiktive Dozentin etwas über alternative Evolution auf der Erde erzählt, und auch das spielt dann in den Plot mit rein.

The Doors of Eden ist definitiv softes SciFi, entwirft aber eine interessante Welt und stellt spannende Fragen. Es gibt den Vorwurf, dass der Roman ein bisschen hart auf das Anti-Brexit/Pro-LGBTQ-Pedal drückt, aber das habe ich beim Lesen nicht so empfunden. Die Themen sind irgendwie präsent, mal verdeckter, mal nicht, aber ich hatte nie das Gefühl dass der Autor mir jetzt was überbügeln will. Die Figuren sind allerdings, vielleicht auch der Menge geschuldet, nicht gleichermaßen gut ausgearbeitet und einige bleiben wenig mehr als Skizzen (was insofern auffällt als das die persönlichen Untiefen anderer Figuren deutlich intensiver ausgeleuchtet werden). Ich hatte aber trotzdem viel Spaß beim Lesen und werde den Autoren künftig im Blick behalten.

7 von 10 verwackelten Videoaufnahmen.
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Offline Raiden

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #68 am: 18.02.2021 | 06:49 »
#4 Dunkle Resonanz ein Shadowrun Roman von Phaedra Weldon.
Normalerweise ist die Matrix ein Thema das was ich bei SR nicht wirklich spannend finde, einfach weil ich selber einfach so technisch unbegabt bin aber dieser Roman hat das Thema doch sehr spannend eingebracht. Die erste Hälfte war etwas zäh, aber ab da war der Roman echt spannend.
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Offline Alexandro

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #69 am: 18.02.2021 | 07:51 »
Das männliche Äquivalent zur Effie ist im Übrigen der Werther. Den habe ich nach der Schulzeit erst gelesen und ich war überrascht wie diese geballte Seierigkeit eine ganze Jugendbewegung auslösen konnte.

Werther ist zäh, aber Woyzeck ist noch schlimmer.

Das Äquivalent zum "Heartbreaker" im Romanbereich ist für mich "Franziska Linkerhand" von Brigitte Reimann. Da haben wir im Unterricht Auszüge davon gelesen und ich fand das tatsächlich so interessant, dass ich mir das Buch geholt habe. Prinzipiell gefällt mir der Stil auch, aber... woah, hätte der Autorin mal ein Lektor gutgetan, der ihr sagt "Komm gefälligst zum Punkt!" - der Roman liest sich, als hätte sie ihre Romannotizen einfach zwischen ein paar Buchdeckel geklatscht, ohne sich weitere Gedanken über die Struktur der Geschichte zu machen, welche sie erzählen will. Der deutlichste Beweis, dass viel Zeit einem Roman nicht gut tut (20 Jahre hat sie an dem Roman geschrieben und ihn trotzdem nicht fertig gekriegt) und dass auch bei guten Autoren nicht unbedingt jedes Kritzelheft posthum veröffentlicht gehört (von Kafka gibt es auch einige Sachen, welche eigentlich bestenfalls für Kafka-Forscher interessant sind, die aber seltsamerweise immer in Sammelbänden mit seinen Geschichten inkludiert werden).
« Letzte Änderung: 18.02.2021 | 08:04 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Menthir

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #70 am: 18.02.2021 | 09:55 »
#9

K.J. Parker - Sixteen Ways to Defend A Walled City

Ein hybrides Buch, welches als Fantasybuch beworben wird und eigentlich nur insofern eines ist, dass es alternative Welt zeigt, die quasi die Erde mit anderen Namen ist.
Wir befinden uns in einem Äquivalent eines an Rom angelehntes Reiches, höchst lateinisiert, welches von Barbaren überrannt wird.

Das Buch ist aus der Ego-Perspektive eines solchen Barbaren erzählt, der trotzdem in dem fallenden Reich zu Renommee als Ingenieur kommt (eigentlich als eine Art Brücken- und Aquäduktbauer) und schließlich die Hauptstadt gegen sein eigenes, ursprüngliches Volk verteidigen darf oder muss.

Der Protagonist ist dabei ein höchst unzuverlässiger Charakter, ein notorischer Lügner und Aufschneider, und eben ein guter Ingenieur, der auf seine Art das Reich und seine Mittel unterwandert und gegen den Feind nutzt. Dabei bewegt sich das Buch irgendwo zwischen Münchhausenscher Tradition, einem Antiheldenroman und einer Abhandlung über Belagerungsstrategie.

Und es verbindet das alles recht gefällig, sodass es ein kurzer, in Teilen manchmal sogar heiterer Anlauf zu einer kleinen Reihe ist. Nicht gelungen sind die manchmal doch zu sehr deus ex machina-mäßigen Offenbarungen und Änderungen, die zwar durch die Egoperspektive des Protagonisten glaubhafter, aber nicht gut werden. Unspektakulär hingegen ist das offene Ende des Buches. Daneben hat es im Lektorat einige Unsauberheiten gegeben, die schmerzhaft auffallen.

Angenehm bleibt aber in Erinnerung, dass das Buch etwas anders als andere Fantasybücher sein möchte, dass es hier und da mit Genrekonventionen bricht, sich nicht zu sehr in seinem Stil verbeißt (gibt auch immer mal Anspielungen auf unsere Moderne), und dass die militärische Erwägungen in dem Buch sogar am spaßigsten sind.

Insgesamt kein atemberaubender, aber solider Leseausflug.

6 von 10 Punkte
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Samael

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #71 am: 18.02.2021 | 23:03 »
#7
Zelazny, Nine Princes in Amber.

Den ersten Amber-Zyklus dürfte ich vor ca 11 oder 12 Jahren zum ersten Mal gelesen haben. Ich habe vor ihn nun erneut zu lesen. Band 1 hat mir wieder hervorragend gefallen, mit gewissen Abstrichen. Ein absoluter Klassiker, dem jeder Genre-Fan mal eine Chance geben sollte!

« Letzte Änderung: 19.02.2021 | 12:42 von Samael »

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #72 am: 19.02.2021 | 17:07 »
Für mein Februar-Ziel:
#7, 8 Martha Grimes:  Inspektor Jury spielt Katz und Maus/lichtet den Nebel +  Inspektor Jury geht übers Moor
Nach einem Tiefpunkt über so 2-3 Bände kommen wir jetzt wieder auf die alte Qualität zurück.
#9 Lindsey Davis: Das Geheimnis des Scriptors
Eigentlich sucht Falco nur nach einem verschwundenen Klatschkolumnisten, stolpert dabei über allerlei zwielichtige und kriminelle Gestalten, Verbrecherbanden zu Land und zu Wasser und obskure religiöse Kulte. Abgesehen, dass der Schreiberling fast vergessen und quasi am Schluss fast schon zufällig gefunden wird, gut gemacht und spannend.
#10 Edgar Wallace: Verdammte Konkurrenz
Diesmal kein Krimi auch wenn zwischendurch mal die Polizei mitmischt und die Maßnahmen der Leiter zweier konkurrierender Kaufhäuser durchaus auch mal kriminell zu nennen sind. Insgesamt sehr kurzweilig.
#11 Ernest Cline: Armada
Erinnert ein wenig an "Enders Game". Mit Hilfe von Computerspielen werden die Spieler ohne ihr Wissen auf den Angriff von Außerirdischen vorbereitet. Aber ist alles wirklich so wie es scheint? Wer sind eigentlich die Aggressoren? Wer hat angefangen? Was wird verschwiegen, wie weit die Wahrheit verzerrt? Kann der Kampf überhaupt gewonnen werden? Oder ist das alles nur Paranoia? Spannend gemacht, es gibt immer wieder neue Entdeckungen und Wendungen, vielfältige Szenerie und ein paar Reminiszenzen an die 80er. Schreit dummerweise nach einer Fortsetzung.
#12 Cornelia Funke: Krötengift und Hexenspucke
Sammelband mit 3 (eher weniger bekannten?) Geschichten um Hexen, Monster und Werwölfe, die doch sehr unterschiedlich sind, von lustig bis unheimlich, aber alle nett zu lesen.

Aber mein Highlight für diesen Monat bisher war außerhalb der Challange:
Samantha Shannon: Der Orden des geheimen Baums, aufgeteilt in zwei Bände: Die Magierin + Die Königin (im Englischen Original war es nur einer)
Diese Geschichte hat einfach "alles": Spione, Ritter, Königinnen, Magier, Piraten, gute Drachen, böse Drachen, Hexen, mutige Kammerzofen, Verschwörungen, Intrigen, Kämpfe, sagenhafte Artefakte, Propezeihungen und und und... und selbstverständlich geht es darum die ganze Welt zu retten.  ;D
Es ist keine nie dagewesene Neuschöpfung, sondern einfach eine wirklich gut erzählte Geschichte. Vier Handlungsstränge, die sich hie und da berühren und erst gegen Ende wirklich zueinander führen machen das ganze komplex und abwechslungsreich und liefern unterschiedliche Sichtweisen. Das Erzähltempo ist ruhig bis rasant. Die Figuren sind nicht platte strahlende Helden, sondern haben auch Ihre Probleme und Fehler und es gibt keine Schwarz-Weiß-Malerei von Gut und Böse.
Glückskeks sagt: In jedem Moment mit ganzer Konzentration und aus vollem Herzen, jeden einzelnen Schritt zu tun - Das ist Glück.

Samael

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #73 am: 21.02.2021 | 15:22 »
#8
Zelazny, Guns of Avalon.

#9
Zelazny, Sign of the Unicorn.

Band 2+3 des ersten Amber-Zyklus. Wenn ich mit Band 5 durch bin, schreibe ich noch ein paar Takte mehr zur Buchreihe, habe ich mir vorgenommen.


« Letzte Änderung: 26.02.2021 | 23:09 von Samael »

Offline Menthir

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Re: Reading Challenge 2021
« Antwort #74 am: 22.02.2021 | 15:56 »
#10

Neil Gaiman - Norse Mythology

Ich bin eine ganze Weile um das kleine Werk herumgeschlichen, und war gleichzeitig interessiert und distanziert. Ich habe nie etwas von Gaiman gelesen, gleichwohl hatte ich seinen Namen bereits gehört gehabt. Habe auch nichts gesehen oder mich mit irgendwas beschäftigt, was ihn betraf; also keines seiner adaptierten Stücke (American Gods), keine Hörbücher etc.
Meine Distanz rührte daher, weil ich dauernd bei Youtube (wenn ich am Fernseh schaute und dort keinen Adblocker aktiviert hatte) oder bei Facebook Werbung von seiner Schreibwerkstatt hatte. Und wenn mich etwas mit Werbung drangsaliert, packe ich ganze Menschen in meinen gedanklichen Spamordner.

Gleichwohl waren die Nordmänner und - Frauen doch zumindest in der Peripherie meines historischen Studiums und Wirkens, sodass ich mich letztlich aufgrund der Prämisse dazu durchrang, das kleine Büchlein zu lesen.

Ich habe die Paperbackvariante gelesen, und ich muss sagen, dadurch, dass die Seiten ungleichmäßig geschnitten und etwas rau waren, war das Lesen ein haptisches Erlebnis. Auch das Buch selbst braucht sich nicht verstecken. Es sind doch zumeist liebevolle Versatzstücke der nordischen Sagen, die hier neu aufbereitet werden.
Gaiman, als klassischer Storyteller, versucht gar nicht erst, die Sagen und Geschichten in Kontext zu setzen oder zu bewerten, sondern er versucht die Versatzstücke zu den Geschichten lediglich zusammenzufügen und seicht, eingängig und manchmal etwas vorwitzig zu erzählen. Er will sie für sich wirken lassen.

Und im Grund gelingt ihm das auch in den meisten Geschichten gut, sodass dieses Buch wärmestens zum Einstieg in die Mythenwelt des Nordens empfohlen werden kann. Da Kontext und damit ein signifikanter Teil der Mythenwelt fehlt oder nur gestreift wird, reicht es nur dazu. Aber es zeigt durch seinen singulären Fokus, warum die nordische Mythenwelt so gut funktioniert. 1. sind es die Geschichten, und das Erzählen von Geschichten, die Themen wirkmächtig werden lassen, und 2. die Helden und Antihelden der Geschichten: Es sind letztlich doch Nasen wie du und ich.

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