Das wird hier etwas Off-Topic, fürchte ich...
Jupp. Wobei mich das im Rückblick tatsächlich nur sehr wenig wundert - vor allem, wenn ich mir die Mutant-Settings anschaue.
Es scheint außerdem geradezu ein Markenzeichen von Fria Ligan zu sein, erst ein detailiertes und cooles Setting zu etablieren und das dann im Rahmen einer mitgelieferten Kampagne in die Luft zu sprengen:
- Mutant: Genlabor Alpha: Ist die Rebellion am Ende der Kampagne beendet, verlassen die Tiermutanten ihr abgesperrtes Tal. Genlabor Alpha ist nicht mehr. Nahezu sämtliche etablierten Strukturen von vor der Kampagne lösen sich auf. Die SC stolpern verstört und desorientiert in eine völlig neue Welt.
- Mutant: Mechatron: Am Ende der Kampagne zerbläst es die Roboterstadt Mechatron 7. Nahezu sämtliche etablierten Strukturen von vor der Kampagne lösen sich auf. Die SC stolpern verstört und desorientiert in eine völlig neue Welt..
- Mutant: Elysium: Am Ende der Kampagne geht die letzte Menschenstadt Elysium Alpha vollständig in Rauch auf. Nahezu sämtliche etablierten Strukturen von vor der Kampagne lösen sich auf. Die SC stolpern verstört und desorientiert in eine völlig neue Welt.
Alle drei Fälle enden mit der Vernichtung von DEM zentralen Settingelement, nach dem das jeweilige RPG benannt ist. Und siehe: Auch Coriolis folgt diesem Grundprinzip.
Vor dem Hintergrund verwundert es eigentlich weniger, DAS die Coriolis gesprengt wird, sondern eher, dass es schon nach dem zweiten Drittel der Kampagne passiert. Aber wer weiß, was am Ende des dritten Bandes passiert. Vielleicht folgt ein epischer interstellarer Krieg aller drei Horizonte, der mit der weitgehenden Vernichtung aller bekannten Sonnensysteme endet. Danach öffnet sich dann ein Weg in den vierten Horizont. Nahezu sämtliche etablierten Strukturen von vor der Kampagne lösen sich auf. Die SC stolpern verstört und desorientiert in eine völlig neue Welt.
Was du bei den Mutant-Settings als "Bug" siehst ist da für mich eher ein "Feature".
In meiner langen DSA-Zeit habe ich diverse Kampagnen (als Spieler und SL) begonnen und nur eine Kampagne mal beendet. Und auch wenn es sicher viele Gruppen gibt, die es auch mal schaffen, lange epische Kampagnen zu beenden, so behaupte ich mal keck: Über 50% aller großen Rollenspiel-Kampagnen werden nie zuende gespielt.
Bei Mutant hat man das meines Erachtens vorbildlich gelöst: Alle 4 Grundbücher behandeln einen Kampagennplot mit für die Kampagne relevanten Spezial-Regeln. Und wenn die Kampagne beendet ist (was man in 10-20 Sessions schaffen kann), kann das Spiel in der Zone weitergehen und man kann die Grundbücher miteinander verschmelzen. Am Ende steht dann noch "The Grey Death" bzw. irgendwann auch nochmal "Ad Astra".
Da bin ich eindeutig Zielgruppe: 40+, Familie, Vollzeit-Job.. und dem Rest meiner Spielrunde geht es da nicht viel anders. Wir haben nicht mehr so viel Zeit wie früher und bald sind wir alle tot!!11!!
Coriolis ist da zugegeben etwas anders: Das Rollenspiel ist mehr wie DSA gebaut: Eine große Welt (weitaus weniger detailliert beschrieben), separat veröffentliche Szenarien, die frei gespielt werden können und ein fortlaufender offizieller Zeitstrang mit "offizieller Kampagne", welche die Spielwelt verändert.
Im Gegensatz zu Settings wie DSA können wir bei Coriolis aber nicht erwarten, dass hier jährlich X Szenario- und oder Hintergrund-Bände veröffentlicht werden. Das geben die Ressourcen von Free League schlicht nicht her. Da arbeiten auch nicht so viele Autoren an dem Setting wie es bspw. bei DSA der Fall ist (oder zumindest war, keine Ahnung wie das derzeit ist). Und gerade bei der Kampagne schlägt sich das sicher auch in der Qualität nieder: Gute Grund-Ideen werden da nicht optimal umgesetzt, wenn es daum geht ins Detail zu gehen.
Dazu kommt, dass wir deutschen Rollenspieler vermutlich auch Weltmeister im meckern sind... ;-)
Ich denke, Free League verfolgt hier bei Coriolis einen zweigleisigen Ansatz:
1. Sie sagen immer: "Make it your own!" -> Mach damit was du willst! Du hast eine Sandbox mit massig Tabellen und nur einer groben Beschreibung aber vielen Plot-Hooks, viel Spaß! Wenn dir Infos fehlen, dann warte nicht auf unsere Veröffnetlichungen, denk dir selbst was aus!
2. Sie veröffentlichen eine Kampagne, die aus allen Ecken nur nach Railroading trieft und große Veränderungen im Setting bewirken: Die Zielgruppe ist hier wohl eher bei SLs zu suchen, die sich einen klaren Pfad und einen "spielbaren Roman" wünschen, eben weniger sandboxig spielen wollen. Die Sandbox-Fraktion nimmt sich aus den Kampagnen-Bänden eh, was sie gebrauchen kann und schmeißt den Rest weg.
Aber ja: FL sind super im World-Building, Kampagnen sind wirklich nicht ihre Stärke (Forbidden Lands ist da ein weiteres gutes Beispiel).
Mit der "Schnelligkeit" der Veränderungen habe ich eigentlich kein Problem, eher mit der Umsetzung. Man muss sich halt auch immer überlegen: "Wie lange und wie viel will ich Coriolis spielen"?
FL bringt derzeit jedes Jahr ein Spiel auf den Markt, was mich interessiert, und meine Zeit ist begrenzt. Alleine mit meinem jetzt schon geplanten Content für Coriolis, mit dem ich hoffentlich in Q3 mit "Offline-Sessions" starten kann, bin ich bei zwei längeren Sessions pro Monat vermutlich für mehrere Jahre beschäftigt.