Ich hab in letzter Zeit gelegentlich Klagen gelesen, über Runden, bei denen man sich "bewerben muss" (angeblich oft im DSA-Umfeld, kann ich weder bestätigen noch verneinen; meine DSA-Zeit ist lange her und da gab's keine Bewerbungen) hatte bis dato aber noch nie eine gesehen.
Ich bin da auch ein bisschen zwiespältig, offen gestanden.
Einerseits finde ich es auch begrüßens- und lobenswert, dass bereits im Vorfeld zumindest der Versuch unternommen wird, die Gruppenvorlieben genauer einzugrenzen - hilft ja auch demjenigen, der eine Runde sucht. Am Ende trägt das einfach dazu bei, dass von vorneherein inkpmpatible Erwartungen gleich identifiziert werden und sich alle Beteiligten dann ggfs. ein paar Enttäuschungen ersparen können.
Andererseits würde auch mich der Duktus stören. Warum sollte ich mich bewerben? Warum sollte ich *zeigen*, dass ich zu der Gruppe passen, um dann gnädig zu einem Vorsprechen eingeladen zu werden?
Dass man da so ein bisschen von Vorneherein in eine Position als Bittsteller manövriert wird, der erstmal zeigen muss, dass er würdig ist finde ich unglücklich und das würde mich (selbst wenn der Spielstol an sich für mich passen würde) davon abhalten, den Kontakt aufzunehmen.
Doppelt übrigens, wenn die Gruppe ja einen SL sucht - "warum sollten wir Dich für uns leiten lassen?"
Das stört mich ja auch schon bei Jobbewerbungen, dass man als Bewerber oft das Gefühl bekommt, Bittsteller zu sein. Als ich mich da mal über einen Bewerbungsprozess geärgert hab, sagte ein Freund "Du willst doch schließlich was von denen, also musst Du das akzeptieren". Und das seh ich halt ein bisschen anders. Auch bei einer Stellenausschreibung im Berufsleben wollen beide Parteien was *voneinander*, das soll ein Vertrag zum gegenseitigen Vorteil sein. Klar will ich den Job und das Gehalt. Aber der potentielle Arbeitgeber will von mir ja auch meine Arbeitskraft, mein Know-How, meine Expertise, meinen Einsatz - die geben mir ja keine Almosen.
Gilt im Hobby um so mehr. Klar sollte die Chemie in der Spielrunde stimmen. Klar sollten die Spielvorlieben übereinstimmen. Und - ich wiederhole mich - es ist absolut positiv, die für die Gruppe wichtigen Punkte im Vorfeld offen und klar auf den Tisch zu legen.
Aber ich hab auch wenig Bock, da erstmal Gründe darlegen zu müssen, warum man mich mitspielen lassen sollte. Kann ich den Spieß auch umdrehen: Legt mir zuerst mal dar, warum ich meine kostbare Zeit in Euch investieren sollte