Viele, sehr viele Rollenspieler kommen irgendwann zu diesem Trugschluss. Ja, man KANN lügen und betrügen um spannendes Rollenspiel zu ermöglichen, man kann aber auch offen und ehrlich leiten und spannendes Spiel zu ermöglichen. Die Ansätze sind aber vollkommen unterschiedlich und es fällt vielen schwer aus der Betrügermasche herauszukommen, weil sie so viel einfacher ist.
Ich glaube eher dass es ein Trugschluss ist, dass SLs, die verdeckt würfeln, nicht offen würfeln (wollen), weil es so einfacher für sie wäre. Das ist aber einfach nicht der Fall. Die SLs würfeln verdeckt, weil es sich bewährt hat und innerhalb der Gruppe funktioniert. Wenn es nicht funktionieren würde, dann würden sie es wohl nicht tun, oder ? Ferner scheint das ja dann auch mit/innerhalb der jeweiligen Gruppen so abgesprochen zu sein- sonst würden diese Gruppen ja so nicht funktionieren und miteinander spielen.
Dass SLs aus Faulheit oder Bequemlichkeit nicht vom verdeckten zum offenen Würfeln hin wechseln, mag vielleicht für eine Minderheit dieser SLs zutreffend sein. Ich behaupte aber mal, dass die meisten (und da schließe ich mich ausdrücklich mit ein) dem offenen Würfeln nichts abgewinnen können. Ich selbst habe es schon ausprobiert und festgestellt, dass es einfach nicht mein Ding ist. Außer einer gehäuften Anzahl an Charaktertoden und ungewollt unliebsamen Situationen im Spiel hat das offenen Würfeln mir und meinen Mitspielern nichts gebracht. Außer vielleicht der Erkenntnis, dass das offenen Würfeln quasi inkompatibel zu meinem Leitstil ist. Und deswegen sind wir nach ein paar gescheiterten Versuchen wieder zum verdeckten Würfeln zurück gekehrt.
Zudem kann man als SL verdeckt würfeln und trotzdem offen & spannend leiten. Offen leiten bedeutet nicht zwangsläufig, dass man (als SL) auch offen würfeln muss.
Meine Philosophie:
- Alle meine Proben als SL würfle ich offen.
- SCs sterben ausschließlich wenn sie "dumm" bzw "bewusst gefährlich" handeln UND dann noch mies würfeln.
- - Würfelt ein Spieler mist, hat aber durchgehend vernünftig gehandelt, werde ich den SC nicht wegen Würfelpech draufgehen lassen (Heckenschütze mit kritischem Treffer).
- - Entscheidet sich ein Spieler aus Dummheit oder Übermut dazu etwas unvernünftig gefährliches zu tun, dann lasse ich ihm die Chance seinen SC durch Würfelglück zu retten.
- - Wenn der SC sich aus Dummheit oder Übermut in Gefahr bringt UND der Spieler auch noch mies würfelt ist der SC tod und der Spieler bekommt ein Rafaello (ist so Tradition bei uns).
- in einem Kampf, der offensichtlich zu ungunsten der SCs verläuft weder zu fliehen, noch sich zu ergeben zählt als "dumme aktion" und kann durch Würfelpech zum SC-Tod führen.
Interessante Leit-philosophische Ansätze, die du da hast bzw. verfolgst. Einige Punkte davon decken sich sogar mit meiner Leit-Philosophie. Andere wiederum (besonders Punkt 1) kann ich so aber leider nicht unterschreiben.
Sei's drum.
Zu deiner Philosophie hätte ich folgende Fragen:
1. Nehmen wir mal an, Spieler A sagt, was sein SC jetzt tut. Aus deiner, sprich aus SL-Sicht ist das "ziemlich dumm" oder "bewusst gefährlich"- aus Sicht des Spielers und des SCs ist seine Aktion jedoch weder "dumm" noch "gefährlich". Wer entscheidet denn nun, unter bzw. in welche Kategorie die Aktion des SC fällt ?
2. Du schreibst, dass Spieler für ihren SC würfeln können, um ihn vor dem Tod zu retten. Ferner, dass SCs sterben können in Folge einer Kombination von "dummen Verhalten" und schlechten oder miesem Würfelwurf. Da spricht aus meiner Sicht erstmal nichts dagegen. Was ist jetzt aber, wenn der SC nicht durch seinen schlechten, aber deinen offenen Würfelwurf stirbt ?
3. Ein Raffaelo für den Spieler dessen SC hopps gegangen ist? Ernsthaft ? Und was macht der Spieler des betreffenden Charakters, wenn er keine Kokosnuss mag?