Ich habe schon längere Zeit nicht mehr hier hereingeschaut und habe die Diskussion erst jetzt entdeckt. Interessante Sichtweisen und Standpunkte. :-)
In einem Punkt möchte ich widersprechen:
Richtig: Labyrinth Lord und OSE gibt es auch in Advanced-Versionen.
Widerspruch: Damit wird aber nicht AD&D nachgebildet, sondern es werden mit „BX-Regelsprache“ Inhalte aus AD&D auf diese BX-Systeme „rückkonvertiert“. Die Spielmechanik ist weiterhin BX und dementsprechend weiterhin regelleichter. Habe hier z.B. den Adv. LL-Band und die OSE-PDFs (inkl. der Adv.-Bände), in denen ich in letzter Zeit viel Regelrecherche betrieben habe.
Hinweis zum Thema AD&D und Systemvielfalt:
Da gibt es schon eine Menge eigener Klone neben OSRIC. „Astonishing Swordsmen & Sorcerors of Hyperborea“ (kurz: ASaSoH) ist eine eigenständige stark Conan-inspirierte Version, für deren neue 3e (mit endlich gekürztem Titel ;-) ) gerade ein Kickstarter läuft. „Adventures Dark & Deep“ ist eine Art AD&D 1.5, bei dem der Autor jede Menge von Originalzitaten und -artikeln von Garry Gygax in alten Publikationen ausgewertet hat, in denen sich Gygax dazu äußerte, wie er AD&D 1e gerne in einer 2e weiterentwickelt hätte (zu diesem Zeitpunkt war er ja schon nicht mehr bei TSR). Basierend darauf hat der Autor diesen AD&D-Klon erstellt - auch da gibt es gerade einen Kickstarter, mit dem ein Erweiterungsband basierend auf diesem neuen Regel-Build finanziert wird. „For Gold & Glory“ ist ein AD&D 2e-Klon. Und es gibt bestimmt noch viele andere.
Verbreitung von OSRIC- und BX-Abenteuern:
Ich habe verdammt viele OSR-Abenteuer in den letzten Jahren angehäuft. Die Mehrzahl davon wurde tatsächlich für BX geschrieben. Wahrscheinlich deshalb, weil ein regelleichtes System wie BX den Autoren die Arbeit leichter machte und BX gerade in der OSR-Hochzeit Anfang der 10er-Jahre einen deutlichen Kontrast zu den damals verbreiteten komplexeren Mainstream-Regelsystemen wie Pathfinder 1e und D&D 4e abgab.
OD&D ein reines Kampfspiel?
Der Anfangsbeitrag ist schon einige Male durchgekaut worden und ich habe nicht alle Beiträge lesen können - darum bitte ich um Nachsicht, wenn ich etwas damit wiederhole: Der Kerngedanke bei BX-/ OD&D-basierten OSR-Systemen ist ein gewisses Freeform-Spiel, bei dem nicht alles in Regeln oder - wenn ja - dann interpretierbar geregelt ist. Der „Vertrag“ zwischen SL und Spielgruppe ist hier noch deutlich ausgeprägter, weil sich die Spielgruppe auf die Fairness und Stringenz der SL-Entscheidungen verlassen muss. Die SL hat auch deutlich mehr Aufgaben: Dafür ist das Regelkorsett deutlich weniger eng.
Darum stimmt es zwar, dass es hauptsächlich Regeln für den Kampf gibt, aber auch diese sind im Vergleich zu späteren Editionen deutlich rudimentärer und es wird v.a. auf Eigeninitiative der Spielgruppe gesetzt. Alles, was gut begründbar ist, wird im Zweifelsfall Gnade bei der SL finden (schließlich soll das Spiel nicht nur der SL Spaß machen). Wie Tegres weiter oben schon erwähnte, gibt es dadurch auch für eher exotisch anmutende Themen wie große Massenkämpfe, das Anheuern von Gefolgsleuten, den Bau einer Festung und die Größe eines darum beherrschten Flecken Land Regeln. Alles eher rudimentär, aber bei OSR-Systemen geht es immer um ein grobes Gerüst, dass dann in konkreten Spielsituationen mit Leben gefüllt wird. Das ist sehr fantasieanregend für beide Seiten (kein Ende der Handlungsmöglichkeiten, wenn es in einem Regelband nicht beschrieben ist), aber es stellt auch gewisse Anforderungen an beide Seiten…