Also ich hab damals als 4E rauskam mit meiner Gruppe eine neue Kampagne angefangen (nach langer 3E Zeit). Das System sah auf den ersten Blick weil es die offensichtlichen Probleme von 3E anging, aber wir sind nur bis Stufe 8 gekommen. Danach haben wir kollektiv entschieden auf Pathfinder umzusteigen.
Bezeichnend war dass irgendwann ein Spieler mir sagte: "na los, rück schon das +3 Implement raus"
Die feste Progression der Items führt dazu dass sie sich nicht wie Schätze die man findet anfühlen, sondern eher wie Class features die man beim Aufstieg bekommt. Im DMG stand sogar dass Spieler "Item-Wunschlisten" einreichen sollten.
Allgemein orieniert sich die 4E stark am 3E Spielgefühl (mit Builds etc), verändert aber radikal den mechanischen Unterbau der das 3E Spielgefühl erzeugt. Die Designer haben nicht wirklich nachgedacht welche Möglichkeiten sich z.B. dadurch eröffnen dass man Multiclassing rausnimmt. Damals habe ich mich z.B. gefragt warum man 2 aus 4 at Will Powers auswählen muss. Warum kann der Ranger nicht Nahkampf und Bogen lernen ? In 5E geht das.
In 4E hat man oft ein "das ist halt so weil die Spielbalance das so will" Gefühl. In anderen Editionen tritt das weniger an die Oberfläche. Aber in 4E beeinflusst es stark die Spielwelt, z.B.:
- Die Attribute und die starken 3E Attributsteigerungen wurden beibehalten. Das führt zu mechanischen Problemen die dadurch gelöst werden dass man immer ein starkes Attribut anwenden kann, egal ob es Sinn macht, z.B. mit Int ausweichen.
- Minions: Monster verwandeln sich nach ein paar Stufen in Luftballons die platzen wenn man reinsticht. Das war zwar gut gemeint, aber es gab etliche Effekte die automatischen Schaden machten, wodurch Minions komplett harmlos wurden.
- Solos: quasi das umgekehrte. Ein Solomonster hat so viele Trefferpunkte wie 5 andere Monster. Bei einem Drachen macht das noch Sinn, aber in einem der Einführungsabenteuer gab es einen Goblinschamanen mit fast 200 TP. Das wirkte einfach nur albern. Ausserdem führt das zu furchtbar langweiligen Kämpfen.
Was mir damals noch aufgefallen ist: das Design der 3E PHB seiten war viel aufwändger als bei 4E. Eigentlich eine Kleinigkeit, aber es fühlte sich halt nicht so nach "das ist jetzt die ultimative D&D Edition" an.
Alle diese Probleme traten am Tisch auf. Die Kommunikation von WoTC war uns dabei total egal.
Zudem waren die meisten Powers/Rituals in 4e tatsächlich platzeffizienter, als z.B. bei 5e.
Teilweise. Einfache Angriffe waren natürlich mit dem Infoblock schnell abgehakt. Aber bei komplexeren Sachen wo geregelt werden muss wer genau wann welchen Rettungswurf machen soll hilft das ja nun auch nicht. Ausserdem brauchten neue Klassen immer ein komplettes Set an Powers was auf Dauer sehr unübersichtlich wurde da ja viele Powers fast gleich waren.