Es gibt nur Quellen. Die "historische Korrektheit" sind die Wollfäden, mit denen man die Quellen nachträglich miteinander verbandelt. Wir sind halt Kausalitäts-Tiere, wir brauchen das tief in unserem Inneren. Wer Kausalitäten erkennt, der überlebt, das ist ein starkter evolutionärer Vorteil. Die genannten Wollfäden kann man aber ziemlich beliebig spinnen und sie sind immer Teil der Perspektive.
Sie sind vor allem ein Teil der
Fragestellung. (Die ist natürlich dann ein Teil der Perspektive.) Und sind wir mal ehrlich: Historiker versuchen die Quadratur des Kreises. Sie versuchen, sich mit möglichst nachvollziehbaren Belegen und Argumenten an etwas anzunähern, dass sie nicht endgültig beantworten können. Um etwas philosphischer zu werden: Selbst wir, die wir die Gegenwart gerade erleben, sind nicht in der Lage, "die Wahrheit" darüber zu erkennen oder gar festzuhalten. Wie sollen wir das von anderen erwarten oder uns anmaßen, es aus Quellen erschließen zu können. Wir machen uns die Welt, so wie wir sei wahrnehmen und verstehen können, wie sie für uns Sinn ergibt und wie wir sie gerne hätten.
Und was sind überhaupt "wahre Dinge"? Wie war das bei Indy? "Archäologie ist die Suche nach Fakten. Nicht nach der Wahrheit. Wenn Sie an der Wahrheit interessiert sind, Dr. Tyries Philosophiekurs ist am Ende des Ganges."
Historiker haben sich jahrhundertelang nicht um "Wahrheit" geschert, sondern verfolgten stets eine Agenda. Wissenschaftlichkeit ist in der Geschichte der Geschichtsschreibung ein relativ neues Konzept. Was die Geschichtswissenschaft heute versucht, ist mögliche Konzepte, Ideen und Erklärungsmuster zu finden - sie sucht nach Interpretationen, die möglichst logisch nachvollziehbar sind. Sind sie unumstößlich "wahr"? Nein. Werden sie auf möglichst wissenschaftlichem Wege erlangt? Meist. Gibt es andere Faktoren, die die Ergebnisse geschichtlicher Forschung beeinflussen? Natürlich. Es gibt nur sehr weniges, was in der Geschichtswissenschaft als unumstößliches Faktum gilt, dass nicht bereits angezweifelt wurde. Und das ist auch gut so. Neue Zeiten und neue Umstände stellen neue Fragen an die Geschichte und produzieren neue Antworten. Die eine Geschichte, wie sie früher im Schulbuch präsentiert wurde, gibt es in der Geschichtswissenschaft nicht.
Geooffrey of Monmouth hat Geschichte für ein bestimmtes Publikum mit einer bestimmten Absicht geschrieben. Herodot hat einfach nur aufgeschrieben, was er gehört hat (und wurde lange Zeit in der Wissenschaft nicht ernst genommen, obwohl so manche abstrusen Aussagen später bestätigt wurden). Heutzutage braucht man die passende Thematik und Fragestellung, um Forschungsgelder zu bekommen.
Geschichte in (nichtwissenschaftlichen) Medien dient zwei Zwecken:
1) Sie soll ein Grundverständnis der Welt liefern und "erziehen"
2) Sie soll unterhalten.
Manchmal vermischt sich beides.
Die Frage bei historischen Medien ist nicht "sind sie historisch korrekt", sondern "erfüllen sie ihren Zweck?" Machen sie Spaß? Bilden Sie? Erziehen sie? Und bei den meisten Medien ist die Frage wohl "unterhalten sie mich gut?"
Wenn ihr nicht damit wissenschaftlich arbeitet, dann habt doch einfach Spaß damit. Freut euch doch, dass es nicht dröge oder undramatisch ist.