Mir ist gerade mal was aufgefallen, als ich kurz mit dem Gedanken gespielt habe, den "Atlas - Rise or Die"-Kickstarter zu backen.
Beim lesen von einer gnadenlosen Welt, in der nur die Stärksten bla-bla blubb-blubb ... dachte ich nämlich plötzlich: Coole Ästhetik, aber spielen will ich das doch eigentlich eh nicht.
Das Klischee sind ja die Murder-Hobo-Rollenspielcharaktere, als die bei Tag humanistisch eingestellte Rollenspieler auch mal ihre gewalttätige Seite ausleben dürfen. Klar, dazu passt das.
Aber ich tendiere im Rollenspiel eigentlich immer dazu, mich mit den üblichen Gewissensnöten herumzuplagen, sobald die Gegner auch nur ansatzweise humanisiert sind. Goblins haben auch Träume, Kinder und Schmerzempfinden, und oh, diese Schergen sind gar keine gedungenen Mörder, sondern finden einfach, dass sie ihrem Lehnsherrn verpflichtet sind? Dann bringen die sich auch nicht mehr so leicht um ... und ich hätte auch gar keine Lust auf ein Setting, in dem klar ist, dass man Feinde, die nicht unmoralischer sind als man selbst, einfach im Kampf um Fressen oder Treibstoff kaltmachen muss, auch, wenn ich sie konzeptionell interessant finde. So tief will ich irgendwie gar nicht in menschliche Abgründe eintauchen. Anders ist es noch mal mit deutlich dehumanisierten Gegnern oder wenn klar ist, dass man "für die gute Sache kämpft." (Dass das im Kern genauso zynisch oder vielleicht sogar noch zynischer ist als "Ich spiele jemanden, der für Geld Leute abmurkst, ist mir dabei durchaus klar.)
Ich erlebe das tendenziell auch in meinen Gruppen so. Wir hatten kürzlich einen Konflikt, ob wir einen gefangenen Goblin, der uns einen Tag lang als Führer gedient hat, einfach so abmurksen, weil es das sicher gewesen wäre, und genau ein Spieler/Charakter hat konsequent die Abmurksen-Position vertreten, alle anderen waren auf, "Na ja, geben wir ihm seinen Dolch zurück und drei Rationen und lassen ihn laufen". Interessant war auch, dass das da unter den Spielern schon merklich emotional würde und da (auf durchaus eher unangenehme Weise) die Grenze zwischen "Charakterkonflikt" und "Spielerkonflikt" verschwommen ist.
Wie dem auch sei: Seid ihr im RSP tendenziell mörderisch gegen NSC, die auf die eine oder andere Art als "menschlich" auftreten? Reizen euch Welten, in denen klar ist, dass man gegenüber "menschlichen" Gegnern mörderisch und rücksichtslos sein MUSS? Oder belastet euch die Vorstellung eher, im Rollenspiel evtl. auch mal mörderische Mistkerle darstellen zu müssen?