Inspiriert vom Threat über deutsche D&D5e-Settings nebenan würde ich hier mal gerne ein paar Überlegungen anstellen, wie denn so ein "deutsches 5e-Setting" nun aussehen müsste. Mal grob überlegt:
Um als D&D5e-Setting zu gelten, müsste es IMHO folgende Kriterien erfüllen:
- typische D&D-Tropes wie Dungeoncrawling, magische Artefakte in Zehnerpackungen und Konsorten müssen eine Rolle spielen.
- es muss möglichst der gesamte "D&D-Rassen-Zoo" (jaja, ich weiß, dass das jetzt Ancestry heißt
) spielbar sein.
- Es muss "High Fantasy" mit extrem mächtigen Helden machbar sein.
- Und der ganze Spaß sollte möglichst handzahm und inklusiv sein, damit sich auch wirklich absolut jeder damit wohlfühlen kann.
Damit es "deutsch" ist, könnte man folgende Kritierien als notwendig erachten:
- es sollte irgend etwas aus der deutschen Kultur und/oder der deutschen Geschichte entlehnt sein. Ansonsten wäre es ja einfach nur irgend eine Fantasywelt und kein "deutsches" D&D-Setting.
- es sollte AUCH diese typische, deutsche "Hotzenplotzigkeit" ermöglichen - möglichst ohne dass es zu einem Widerspruch mit der D&D-High-Fantasy kommt.
Diese Kriterien sind natürlich hochgradig subjektiv und nur die eines kleinen Waldvieches aus Niedersachsen.
Auf dieser Basis käme ich auf folgendes, grobes Grundkonzept (irgendwo hatte ich schonmal was sehr ähnliches gepostet, finde es aber gerade nicht wieder):
Das Setting sind die "
Markonischen Fürstentümer". Diese sind, mehr oder weniger, die deutschen Fürstentümer in den 1840ern/1850ern mit abgefeilter Seriennummer - natürlich inklusive eines Haufens total unpassender Anachronismen
. Früher einmal waren die
Markonischen Fürstentümer das
Markonische Kaiserreich. Aber das hat sich vor 300 Jahren in einem ziemlich hässlichen Krieg (der ganze 30 Jahre dauerte) zerlegt, so dass an seiner Stelle heute ein riesiger und unübersichtlicher Haufen autonomer Fürstentümer und Königreiche existiert, die einen ganzen Haufen von dem umfassen, was man in unserer Welt wohl als "deutsch" bezeichnen würde:
- im Süden ein wildes Gebirge mit jodelnden Bergbauern
- an der Grenze dieses Gebirges ein romantisches Königreich mit Märchenkönig und Märchenschloss
- direkt daneben König Laurins Zwergenkönigreich - inklusive magischem Rosenggarten.
- Irgendwo südlich davon ein Wien-Äquivalent samt Mozart, Sissi und Kaffeehauskultur - und einem Kaiser, dessen politische Macht 20 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt endet (denn hätte man ein komplettes Österreich-Ungarn, dann müsste man sich ja gegebenenfalls mit Kolonialismus beschäftigen).
- Ein ewig langer Fluss im Westen, an dessen Ufer kleine Königreiche liegen, die in der Vergangenheit mal was mit nibelungenartigen Helden und Drachen zu tun hatten.
- ganz im Norden ein hanseartiger Städtebund
- im Nordosten ein militaristisches Preußenäquivalent.
- noch mehr im Nordosten ein Äquivalent des Teutonischen Ordens als obligatorischer Nazi-Ersatz
- Diverse kleine Stadtstaaten im Stil von Prag, Göttingen und Heidelberg - samt kosmopolitischer Universitäten und fechtenden Studenten
- zwischendrin viel Wald für Räuber und Hexen
- und noch mehr zwischendrin so ziemlich jedes winzige "Checkerboard-Kingdom", dass man so brauchen kann (bestehend typischerweise aus Herrscherschloss, Dorf, Staatsgrenze und einem Problem, das nur eine durchreisende Heldentruppe lösen kann).
Kurzum - die volle Klischeepackung. Dabei sind diese kleinen Fürstentümer allerdings nicht im Mittelalter, sondern - wie oben schon erwähnt - in einer Art Variante des 19. Jahrhunderts. Würde man das Ganze ernsthaft ans Mittelalter anlehnen, dann müsste man sich ja eventuell mit den zahlreichen Ungerechtigkeiten des Feudalsystems außeinander setzen müssen. In einer (romantisierten!) Version des 19. Jahrhunderts ist es hingegen wesentlich einfacher, aufgeklärt und demokratisch orientierte Charaktere zu spielen, ohne dass sich das wie ein krasser Stilbruch anfühlt (im Gegenteil - der rebellische, proto-sozialistische Studentenrevoluzzer gehört geradezu zwingend dazu!). Außerdem passt es auch besser, wenn mal jemand einen steampunkigen Gunslinger oder Artificer spielen will.
Magie ist in den Markonischen Fürstentümern so eine Sache. Früher einmal war das Markonische Kaiserreich ähnlich hochmagisch wie beispielsweise die Forgotten Realms. Im *hust* Krieg der drei Dekaden kam es allerdings zum massiven Missbrauch von Magie, der so weit ging, dass ein stark an dunkler Hexerei interessiertes Wallenstein-Äquivalent eine apokalyptische Untotenseuche vom Zaun brach. Die verbliebenen Fürstentümer legten ihre Differenzen zwangsweise bei, bekämpften gemeinsam die Untotenbedrohung und der große Krieg war zuende. Allerdings hatten die Markonen danach erst einmal gründlich die Schnauze voll von Magie jeder Art. Es folgten tragischerweise Hexenverfolgungen, die auch unschuldige Magiewirker das Leben kosteten (die für ein "deutsches" Setting obligatorische "Dunkle Vergangenheit"). In den nächsten Jahrhunderten waren die Markonen dann "gezwungen", sich auf Wissenschaft und Technik zu konzentrieren. Davon haben sie durchaus profitiert - markonische Universitäten gelten als die besten des Planeten und Studenten absolut jeder Herkunft, jeden Geschlechtes und jeder Abstammung studieren nun dort (deswegen kann man in den Markonischen Fürstentümern natürlich wirklich ALLES antreffen.).
In der aufgeklärten und progressiven Atmosphäre der markonischen Universitäten wurde dann vor ein paar Jahren die Magie "wiederentdeckt". Viele Professoren hoffen, Magie wie Wissenschaft zum Wohle aller intelligenten Wesen einzusetzen. Imperialistisch orientierte Könige hingegen würden sie gerne wieder als Waffen missbrauchen. Daher findet in uralten Ruinen ein Wettlauf um allerlei magische Bücher und Artefakte statt.
(sprich das Ganze begründet, warum das Setting an sich eher hotzenplotzig ist, High-Magic-Gedöns trotzdem vorkommt und außerdem warum dauernd irgendwelche Abenteurergruppen in irgendwelchen Dungeons herumstöbern. UND warum die besagten Dungeons voller Monster überhaupt da sind. Die gehörten im 30jährigen Krieg irgendwelchen Warlords und Kriegsmagiern...)
So much for now....vielleicht kann man damit ja was anfangen