Mr. Robson nahm den Zettel von Casey entgegen und steckte ihn sich hinter die Registrierkasse, wo noch andere Zettel mit Notizen steckten.
„Ich melde mich wenn ich Cassandra sehen sollte, oder mir sonst noch was einfällt! Grüßen sie mir Georgi!“
Sichtlich zufrieden damit helfen zu können und auch noch eine seiner Regionalgeschichten an den Mann oder besser gesagt an die Frau gebracht zu haben verabschiedet Mr. Robson von Casey und verbleibt zurück in seinem Dollar General mit der leicht nervigen Kaufhausmusik.
Inzwischen war es fast Mittag und Casey bog links ab in den St. Clair River Drive und fuhr in Richtung Norden, vorbei an den zwei heruntergekommenen Gebäuden. Lebhaft konnte sie sich vorstellen, wie es hier ausgesehen haben musste, die geöffnete Tankstelle, das belebte Dairy Queen. Jetzt waren die Gebäude im besten Fall unscheinbar und wenn sie noch lange nicht so heruntergekommen waren wie die Randbezirke von Detroit schien es fast so als würde sich der allesverzehrende Krebs welcher die Städte hier im Griff hatte langsam auch in die umliegenden Gemeinden ausbreiten. Als würden die Sommergäste etwas von dem mit sich bringen, das den Verfall der Gemeinschaft beschleunigte.
Direkt hinter der Werkstatt bog Casey in die Smith Street ein welche in ihrem späteren Verlauf, kurz vor dem St. Catherine Friedhof in die Stone Road überging. Die Straße war gesäumt von Bäumen und man konnte sehen das der Asphalt auch hier schon besser Zeiten gesehen hatte. Der gelbe Mittelstreifen war an vielen Stellen fast abgerieben und würde im Dunklen oder bei Regen fast garnicht mehr zu sehen sein. Je weiter man vom Wasser weg war und je weiter man in das Hinterland hineinfuhr, desto schlechter war der Zustand der Infrastruktur. Ohne das die Stadt hier richtig heruntergekommen war, so war sie doch in die Jahre gekommen.
Hinter den Bäumen säumten kleine Grundstücke die Smith Street mit meist weißgestrichenen, eingeschossigen Holzhäusern die umgeben waren von sauber gestutzten Rasen und gekiesten Auffahrten auf denen nicht selten ein Bootstrailer stand.
Der St. Catherine Friedhof war ein langgezogenes, von Bäumen umgebenes Aral dessen Grünfläche immer wieder von Grabsteinen unterbrochen wurde. Ein niedriger weißer Holzzaun und eine breite von Steinsäulen flankierte Auffahrt bildeten die Front welche auf der östlichen Seite von einem langgezogenen Gebäudekomplex begrenzt wurde. Da war zum einen die Friedhofsverwaltung aber auch eine Leichenhalle und ein eigenes Krematorium. Weiter hinten konnte Casey den hohen und schmalen, von zwei dünnen Streben gestützten, Schornstein des Krematoriums erkennen.
Drei Grundstücke weiter, wo die Straße einen sanften Schwenk nach Nordwesten machte, am Waldrand gelegen, welcher auch den Friedhof umschloss, lag das Haus der Anglers. Das Grundstück war unaufgeräumt ohne vermüllt zu wirken. Man konnte erkennen, dass den Besitzern nicht die Zeit bliebt den Zaun, Rasen oder das Haus so zu pflegen wie es sein musste um gut aus zu sehen. Das Gras war ein wenig zu hoch, in den Ecken sammelten sich Laubhaufen aus dem letzten Herbst und die Auffahrt war zwar gekiest, aber Unkraut wucherte zwischen den Steinen. Weiter hinten, unter einer Plane, welche inzwischen mit Moosflecken überzogenen war, auf der sich an tieferen stellen Regenwasser sammelte, waren die Konturen eines abgedeckten Bootes zu erkennen. Der Trailer hatte Rost angesetzt und um die inzwischen rissigen und platten Reifen wucherte das Gras.
Das Haus der Anglers war zweistöckig und ehemals hellblau gestrichen, jetzt blätterte auch hier die Farbe ab und das Holz kam dadrunter zum Vorschein. Das Dach verwitterte und die Fenster müssten mal geputzt werden. Alles wirkte alt ohne wirklich schmutzig zu sein, man konnte erkennen das die Person die hier wohnte ihr bestmöglichste tat um es wohnlich und sauber zu halten, aber andere Verpflichtungen wogen schwerer. Das neuste war noch ein Blumenstrauß der frisch gebunden an der Tür hing.
Das Auto von Cassandras Mutter stand auf der Auffahrt und vor dem Grundstück konnte Casey die Fahrzeuge von John und Dean sehen die dort auf sie warteten.