Autor Thema: Was ist für euch "balancing"  (Gelesen 10846 mal)

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Offline Rorschachhamster

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #25 am: 11.07.2021 | 12:46 »
Ohne jemandem zu Nahe treten zu wollen, und im vollen Bewußtsein, das der Kommentar geschmacklos ist... :-*
Der erste Gedanke der mir sofort als Antwort zu der Frage in den Kopf gesprungen ist...
ist "Krebs!"  ;D
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline Tudor the Traveller

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #26 am: 11.07.2021 | 14:06 »
Ohne jemandem zu Nahe treten zu wollen, und im vollen Bewußtsein, das der Kommentar geschmacklos ist... :-*
Der erste Gedanke der mir sofort als Antwort zu der Frage in den Kopf gesprungen ist...
ist "Krebs!"  ;D

Ohne DIR zu nahe tretenzu wollen, ist die Einstellung für mich bei einem GRUPPENspiel nicht nachvollziehbar  ;)

EDIT: darüber nachdenkend, möchte ich nochmal nachfassen:

Im Kern ist die Frage nach Balancing für mich die Frage nach Fairness für die Spieler, und zwar in der Hinsicht gleichberechtigt Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen zu können. Dafür muss das Spiel natürlich erst einmal wissen, was es selbst überhaupt ausmacht. Nehmen wir Beispielsweise D&D 5, so sagt dies über sich selbst: ich habe drei wesentliche Spielinhalte: Kampf, Exploration und Soziale Encounter. Unabhängig davon, ob es dem gerecht wird, bedeutet Balancing für mich da, wie das Spiel einzelne Figuren (im Prinzip Klassen) mit Fähigkeiten austattet, an jeder der drei Säulen spielerisch beteiligt zu sein. Das muss nicht zwingend in gleichem Maße passieren, aber genau das ist die Frage nach dem Balancing.

Schlechtes Balancing bedeutet imo z.B., dass ein Spieler auf Grund der ausgewählten Figur / Rolle über weite Spielanteile auf den Beifahrersitz gesetzt wird und nicht viel tun kann.

Wer jetzt sagt, dass das nur für eine mechanisch-fokussierte (also crunchige oder gamistische) Spielweise gilt, liegt imo falsch, weil es imo kein Spiel ohne Regeln gibt. Selbst Absprachen oder Spielleitung in der Art "alle bekommen der Reihe nach 5 Minuten Erzählrecht und wir lösen alles erzählerisch", ist in meinen Augen nicht nur eine Regel sondern eben genau Balancing.
« Letzte Änderung: 11.07.2021 | 14:34 von Tudor the Traveller »
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Offline Koruun

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #27 am: 11.07.2021 | 16:09 »
Ich finde es ja (positiv) interessant, was hier unter dem Begriff "Balancing" verstanden wird.
Wenn du aber jemanden hast, der gerade ins Hobby dazustößt und der Begriff "Balancing" fällt, bedeutet der Begriff eigentlich eines: ausgeglichene Kampfeffektivität. Das Ideal dabei ist, dass alle Spieloptionen bestenfalls gleich, oder zumindest ähnlich stark sind und dieses Konzept rührt aus Videospielen. Seien es damals RTS wie Starcraft, Shooter (Thema Waffenbalance), MMORPGs wie WoW oder Mobas. Jedes Multiplayerspiel hat in irgendeiner Weise dieses Ideal, dass trotz unterschiedlichster Fähigkeiten, letztlich alle ähnlich Kampfstark sein sollen.
Und abseits von tanelorn'schen Sophistereien und ausgedehnten Wortdefinitionen würde es mich auch wundern, wenn an der Mehrheit der Spieltische nicht auch genau diese Bedeutung hinter dem Wort gesehen wird.
Dieses Konzept widerspricht meiner Vorstellung von Rollenspiel, daher lehne ich es grundsätzlich ab. Wenn es um Themen wie Fairness am Tisch / Gleichberechtigung der Spieler untereinander und zur SL etc.pp. gehen soll, sind das für mich separate Begriffe mit anderer Bedeutung, die natürlich einen anderen Stellenwert bei mir haben. Daher sehe ich Begriffe wie "Balancing" isolierter.
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Noir

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #28 am: 11.07.2021 | 16:15 »
Balancing ist für mich ganz einfach, dass Charaktere - egal ob SC oder NSC - die in einem bestimmten Bereich gleich gut geschult sind, die gleichen Erfolgs/Misserfolgsaussichten haben. Aber ich finde, dass in einem Rollenspiel, der Begriff "Balancing" sehr schwer zu greifen ist - anders als bei einem Brettspiel (bei dem Balancing imho das wichtigste ist und das leider kaum ein Brettspiel wirklich bietet), weil es zich verschiedene Kompetenzbereiche gibt, die in zich verschiedenen Arten "gelernt" sein können und dann in zich verschiedenen Situationen gleichzeitig auftauchen können ... ich glaube, da gibt es zwangsläufig immer bestimmte Kombinationen, die nicht "gebalanced" sind.

Offline KhornedBeef

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #29 am: 11.07.2021 | 16:20 »
Ich denke da auch zuerst an eine Spielbalalance im Sinne von "... Und dann bin ich mit Lvl2 in die Drachenhöhle gelaufen und sofort gepwnd worden". Also etwas, was für mich auch nicht so wichtig ist. Das wäre bei einem Schnetzel-Abenteuerpfad auf Schienen sicher nochmal anders
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Offline Rorschachhamster

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #30 am: 11.07.2021 | 16:33 »
Ohne DIR zu nahe tretenzu wollen, ist die Einstellung für mich bei einem GRUPPENspiel nicht nachvollziehbar  ;)

EDIT: darüber nachdenkend, möchte ich nochmal nachfassen:

Im Kern ist die Frage nach Balancing für mich die Frage nach Fairness für die Spieler, und zwar in der Hinsicht gleichberechtigt Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen zu können. Dafür muss das Spiel natürlich erst einmal wissen, was es selbst überhaupt ausmacht. Nehmen wir Beispielsweise D&D 5, so sagt dies über sich selbst: ich habe drei wesentliche Spielinhalte: Kampf, Exploration und Soziale Encounter. Unabhängig davon, ob es dem gerecht wird, bedeutet Balancing für mich da, wie das Spiel einzelne Figuren (im Prinzip Klassen) mit Fähigkeiten austattet, an jeder der drei Säulen spielerisch beteiligt zu sein. Das muss nicht zwingend in gleichem Maße passieren, aber genau das ist die Frage nach dem Balancing.
Ok, D&D 5... keine Ahnung. Wenn man kübelweise Sonderfähigkeiten ausschüttet, damit Klassen in jeder dieser drei Spielinhalte zu glänzen scheinen... Ja, dann braucht man wohl Balancing. Deswegen ist Balancing ... ungesunder Gewebewucher.  ^-^
Zitat
Schlechtes Balancing bedeutet imo z.B., dass ein Spieler auf Grund der ausgewählten Figur / Rolle über weite Spielanteile auf den Beifahrersitz gesetzt wird und nicht viel tun kann.
Und zwar nur, weil der Gewebewucher dieses Problem erst erschaffen hat, der als Lösung vorgeschlagen wurde... :P
Zitat
Wer jetzt sagt, dass das nur für eine mechanisch-fokussierte (also crunchige oder gamistische) Spielweise gilt, liegt imo falsch, weil es imo kein Spiel ohne Regeln gibt. Selbst Absprachen oder Spielleitung in der Art "alle bekommen der Reihe nach 5 Minuten Erzählrecht und wir lösen alles erzählerisch", ist in meinen Augen nicht nur eine Regel sondern eben genau Balancing.
Quatsch. Wer Minuten zählen muß um Spielanteile gerecht zu verteilen, spielt nicht, der würgt sich an Knorpeln entlang. Das hat auch nichts mit Balancing zu tun, wenn die Aktionen des einen dann viel wichtiger sind als die des anderen...  ::)
Versteh mich nicht falsch, das Leute gehört werden und was zu tun haben ist super, das ihre Machtstufe oder ihre Erzählrechte oder was auch immer gleich sein müssen, um einen angenehmen oder erbaulichen oder erfolgreichen Spieleabend zu haben ist meiner Meinung nach Blödsinn. Gruppen sind unterschiedlich und Leute sind unterschiedlich, jeder Versuch eines regelseitigen Balancing im Sinne einer Spielanteilgerechtigkeit ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt und eher schädigend. Die einzige Lösung ist immer "Spiel nicht mit Arschlöchern!"  ~;D

Wobei ich mich eigentlich mehr auf das Balancing als Mittel des Encounterbalancing bezog, als Spieler untereinander, aber das ist natürlich auch mulch.  ;D

EDIT: Ich seh gerade, ich hab mit dieser Diskussion vollkommen am Willen des Threaderstellers vorbei geredet... keine Diskussionen! Sorry!  :-*
« Letzte Änderung: 11.07.2021 | 16:38 von Rorschachhamster »
Rorschachhamster
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Offline Angalion

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #31 am: 11.07.2021 | 16:49 »

EDIT: Ich seh gerade, ich hab mit dieser Diskussion vollkommen am Willen des Threaderstellers vorbei geredet... keine Diskussionen! Sorry!  :-*

Jepp, hast Du.  ;D

Offline Runenstahl

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #32 am: 11.07.2021 | 21:04 »
Gutes Balancing bedeutet für mich das jeder Charakter gleich gut darin ist das Spielgeschehen einer Kampagne zu beeinflussen. Gutes Balancing kann durchaus bedeuten das Charakter A ein toller Kämpfer ist, Charakter B sehr gut in Diplomatie (dafür aber mies im Kampf) und Charakter C ein äußerst effektiver Infiltrator während Charakter D alles ein bißchen kann, aber nichts so gut wie die Spezialisten.

Das bedeutet aber auch das das Balancing des jeweiligen Systems (oder Settings) auch an das Abenteuer Design gekoppelt sein muß. Wenn im Abenteuer keine Kämpfe vorkommen, dann ist der Charakter der nur gut Kämpfen kann zu schwach im Vergleich zu seinen Kumpels. Das muß nicht heißen das jedes Abenteuer alles enthalten muß, aber im Schnitt einer Kampagne sollten die jeweiligen Bereiche schon einigermaßen gleichmäßig von Bedeutung sein.

D&D z.B. definiert sich nunmal gefühlt zu 90 % durch Kämpfe (zumindest in den Fertigabenteuern). Da macht es Sinn das alle Charaktere gut kämpfen können. Ein Charakter der nicht gut Kämpfen kann und dafür woanders besser ist, würde hier weniger Spaß machen (auch wenn ich selbst derartige Optionen bei D&D durchaus vermisse).  L5R hingegen kennt durchaus Charaktere die nicht gut Kämpfen können, dafür aber unglaublich stark in sozialer Interaktion sind. Da das Spiel hier grundsätzlich beiden Bereichen hohe Anteile einräumt paßt das auch sehr gut.

Balancing muß nicht zu 100% perfekt sein, aber es sollte gut genug sein damit jeder Spaß haben kann. Es gibt sicherlich auch Spieler die damit leben können wenn ihr Charakter in sämtlichen Bereichen schlechter ist als der Rest der Gruppe, aber die sind meiner Erfahrung nach eher die Ausnahme als die Regel. Insofern ist gutes Balancing mMn schon recht wichtig.
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Offline Angalion

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #33 am: 11.07.2021 | 21:29 »
Viele bleiben beim Begriff "Balancing" wirklich bei SC vs. SC hängen. Je nach Spielstil kann das relevant, weniger relevant oder total irrelevant sein.

Um noch mal den Gedanken SC vs. Regel aufzunehmen und noch eine Idee weiterzuspinnen: da fallen mir gerade die "no-brainer" Fähigkeiten ein, also Fähigkeiten, die so gut sind, dass sie einfach jeder Charakter nimmt, ganz egal, in welche Richtung der Charakter sonst gehen soll.
Als Beispiel fällt mir da bei Shadowrun Transhuman Prototype ein. Ein Vorteil, der grundsätzlich gut ist, weil er sonst übliche Nachteile bei Cyber-/Bioware aushebelt.
Wenn eine Fertigkeit/ein Talent so gut ist, das es von jedem genommen wird, dann ist das meiner Meinung nach unbalanciert, auch wenn da keiner der Spieler einen Nachteil durch hat.
Aber es macht halt das Rollenspiel ärmer, weil es "zu gut" ist, um es nicht zu nehmen.

Offline 1of3

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #34 am: 11.07.2021 | 21:55 »
Ich zitiere zu dem Thema und was Regeln leiten oder auch nicht gern folgenden Dialog, damals aus einer D&D3.5.Runde:

Klerikerspieler: Oh, Untote, dann sollte ich wohl was gegen negative Energie nehmen.
Ich: Macht euch keine Sorgen. Ich bin bestens gerüstet unsere Gemeinschaft in diesen Dingen zu unterstützen.
KS: Ach, ich dachte du bist Hexer oder so.
Ich: Oder so.
KS: Wunderbar. *packt die Selbstbuffzauber*

Hier wurde Spotlight verteilt. Bewusst von uns beiden. Das Regelwerk hat uns die Möglichkeit gegeben das zu tun. Es war kein Automatismus. Wir mussten drüber reden. Ohne das Regelwerk hätte es aber auch nicht funktioniert. Wir hätten diese Stellschraube nicht gehabt. Ergebnis war das KS nach Lust und Laune draufhauen konnte und ich hatte auch meinen Spaß. ("Wie oft kannst du das!?!" - "Wenns sein muss 13 mal am Tag.") Good times.


Wenn eine Fertigkeit/ein Talent so gut ist, das es von jedem genommen wird, dann ist das meiner Meinung nach unbalanciert, auch wenn da keiner der Spieler einen Nachteil durch hat.
Aber es macht halt das Rollenspiel ärmer, weil es "zu gut" ist, um es nicht zu nehmen.

Danke für den Hinweis. Ja, das ist dann wirklich ein Systemproblem.

Offline ArneBab

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #35 am: 12.07.2021 | 01:27 »
Edit: schlecht ist, und das ist vermutlich dein Punkt, wenn der Krieger mechanisch gar nicht mindestens gleichziehen kann.
Ja :-)

Ich verwende die Klassennamen, um die Beschreibung abzukürzen.
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Offline ArneBab

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #36 am: 12.07.2021 | 01:33 »
Schlechtes Balancing bedeutet imo z.B., dass ein Spieler auf Grund der ausgewählten Figur / Rolle über weite Spielanteile auf den Beifahrersitz gesetzt wird und nicht viel tun kann.
Das ist (denke ich) ein Kern dessen, warum Balancing wichtig ist — vielleicht noch tiefer gehend als die anderen Beschreibungen hier (auch meine).

Wenn z.B. Kämpfe nur sehr kurz sind, ist Balancing innerhalb der Kämpfe egal. Wenn Kämpfe aber über eine Stunde gehen, müssen alle im Kampf etwas zu tun haben.
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Offline ArneBab

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #37 am: 12.07.2021 | 01:34 »
Es kann durchaus mal Spaß machen, in einer Gruppe einen "Über"-charakter zu haben, der dann durch andere Dinge ausgeglichen wird. Superman ist zum Beispiel in der Justice League allen anderen überlegen. Das wird aber ausgeglichen durch seine absolute Verwundbarkeit durch Kryptonit, sowie seinen sehr eng gefassten Ehrenkodex. Andere Charaktere der Justice League sind nicht so mächtig, aber nicht so eingeschränkt.
Auch das ist Balancing. Schlechtes Balancing wäre es, wenn es zu Superman kein Kryptonit gäbe.
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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #38 am: 12.07.2021 | 10:39 »
Das ist (denke ich) ein Kern dessen, warum Balancing wichtig ist — vielleicht noch tiefer gehend als die anderen Beschreibungen hier (auch meine).

Wenn z.B. Kämpfe nur sehr kurz sind, ist Balancing innerhalb der Kämpfe egal. Wenn Kämpfe aber über eine Stunde gehen, müssen alle im Kampf etwas zu tun haben.

Und natürlich nimmt dann wieder, wie anderswo schon mal angesprochen, die Kampfdauer direkt mit der Anzahl der Beteiligten zu -- je mehr man also meint, daß alle etwas im Kampf zu tun haben müssen, um so länger werden die Kämpfe überhaupt erst, und so beißt sich die Katze in den Schwanz.

Das anzugehen kann also schnell zu einem Drahtseilakt ganz eigener Art werden, der mit den anderen hier besprochenen Definitionen von "Balancing" gar nicht mal so direkt etwas zu tun hat... :think:

Offline tanolov

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #39 am: 12.07.2021 | 10:50 »
Und natürlich nimmt dann wieder, wie anderswo schon mal angesprochen, die Kampfdauer direkt mit der Anzahl der Beteiligten zu -- je mehr man also meint, daß alle etwas im Kampf zu tun haben müssen, um so länger werden die Kämpfe überhaupt erst, und so beißt sich die Katze in den Schwanz.

Das anzugehen kann also schnell zu einem Drahtseilakt ganz eigener Art werden, der mit den anderen hier besprochenen Definitionen von "Balancing" gar nicht mal so direkt etwas zu tun hat... :think:

Naja, das würde ich dann aber auch eher unter Design Goals führen. Wenn man Kämpfe als zentralen Bestandteil haben will, dann muss man das eben auch richtig machen und allen Klassen etwas zu tun geben.

Offline Quaint

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #40 am: 12.07.2021 | 11:59 »
Für mich ist Balancing zunächst mal, dass verschiedene Optionen die man nehmen kann, gegeneinander ausgewogen sind, also im Idealfall sich die Waage halten was Kosten und Nutzen betrifft. Also idealerweise gerade nicht: Oh, du möchtest nen gepanzerten Nahkämpfer spielen, dann solltest du unbedingt nen Paladin nehmen, weil die insgesamt gesehen einfach besser sind sondern lieber mehrere gleichwertige Optionen also meinetwegen Ritter oder Paladin oder Krieger, und die können durchaus alle ein bissle ein individuelles Profil haben, aber eben nicht so das einer einfach toller ist.
Dabei muss das garnicht zwingend kampfbezogen sein.
Nur wenn man sowas hat wie einen Zauberer, der nicht nur im Kampf glänzt, sondern ausserdem auch allen Sozialkram mit Verzauberungen löst und physische Hindernisse mit so Scherzen wie Flugzauber oder Teleport überwindet, dann hat man da *möglicherweise* ein Problem, insbesondere wenn er halt genug Zauberslots/Mana für das typische Abenteuer hat, so dass er nicht groß rationieren muss.

Letzten Endes kann man Balancing auch nicht gut für sich genommen betrachten, das hat immer auch mit Spotlightverteilung und Nischenschutz zu tun. Rollenspiel ist halt normalerweise ein kooperatives Hobby, und wenn sich da jemand stark benachteiligt oder gar nutzlos fühlt, dann ist das zumindest mal für diese Person ungünstig bzw. spaßmindernd.
Aber das Balancing was im Regelwerk quasi eingebaut ist, ist da auch immer nur ein Faktor, man kann da mitunter als Spieler auch einen Einfluß darauf haben (wie steigere ich meinen Charakter? Was für Ideen habe ich, meinen Charakter nützlich einzubringen?) und auch als SL (und sei es, dass man einem Charakter der etwas hintenan ist mal ein besonderes Spotlight gibt, oder einen tollen magischen Gegenstand der ihn vorran bringt)
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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #41 am: 12.07.2021 | 13:49 »
Naja, das würde ich dann aber auch eher unter Design Goals führen. Wenn man Kämpfe als zentralen Bestandteil haben will, dann muss man das eben auch richtig machen und allen Klassen etwas zu tun geben.

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Offline tanolov

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #42 am: 12.07.2021 | 14:42 »
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Dann schließ ich mal den Kreis zum Balancing wieder:

Für mich bezeichnet Balancing den Vergleich der Möglichkeiten der Werkzeuge der Spieler um ein Standardproblem zu lösen. Wenn ein Standardproblem Kampf ist, dann sollten alle Werkzeuge (z.b. Klassen) gleich gut darin sein den Kampf zu bestehen. Die Ansätze können da gerne unterschiedlich sein, aber es sollte nicht dazu kommen, dass 4 Krieger in jeder Kampfsituation besser sind als jede andere Zusammensetzung.
Die Frage die sich jedes Spiel stellen muss ist, was ein Standardproblem ist für das man die Wirksamkeit der Werkzeuge angleicht. Für alles was im Spiel vorkommt kann man natürlich nicht alles angleichen. Für die Standardprobleme kann ich dann auch mehr Zeit während der Session einplanen. Wenn ich viel Kämpfen will (Standardproblem = Kämpfe lösen), sollte das System auch alle Klassen kämpfen lassen können. Wenn ich stattdessen Schätze aus gefährlichen Dungeons holen will (Standardproblem = Schätze hinter Hindernissen bergen), muss der Dieb nicht kämpfen können. Er kann sich schließlich auch einfach Vorbeischleichen und dann Schatz stehlen. Hier sollte kämpfen aber auch nicht deutlich länger dauern als schleichen.

Gut macht das z.b. DnD 5E. Da ist ganz klar das Kampf wichtig für das Spiel ist und man bitte möglichst viel Kämpft und gibt dafür jeder Klasse X Kampffähigkeiten an die Hand. Die Klassen definieren sich im Grunde dadurch, was sie im Kampf machen. Viele OSR / Retroclone spiele machen das auch super. Da ist Kampf nur eine Option unter vielen und die Kämpfe gehen idr schnell von der Hand. Abschreckendes Beispiel ist z.b. DSA3. Da dauern Kämpfe 500 Jahre und die Hälfte der Klassen kann nicht Kämpfen.

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #43 am: 12.07.2021 | 15:09 »
Dann schließ ich mal den Kreis zum Balancing wieder:

Für mich bezeichnet Balancing den Vergleich der Möglichkeiten der Werkzeuge der Spieler um ein Standardproblem zu lösen. Wenn ein Standardproblem Kampf ist, dann sollten alle Werkzeuge (z.b. Klassen) gleich gut darin sein den Kampf zu bestehen. Die Ansätze können da gerne unterschiedlich sein, aber es sollte nicht dazu kommen, dass 4 Krieger in jeder Kampfsituation besser sind als jede andere Zusammensetzung.

Mit dem letzten Punkt hätte ich immer noch Bauchschmerzen, einfach, weil das "besser sein in Kampfsituationen" nun mal der Job der Krieger ist. Wenn die das also nicht sein dürfen sollen...tja, gilt dasselbe dann fairneßhalber auch für die anderen Archetypen in deren Spezialgebieten? Soll der Barbar -- vergleichbaren Erfahrungsgrad angenommen -- ruhig besser zaubern können als der Magier und der Paladin, natürlich immer im Namen der Gerechtigkeit, besser einbrechen und schleichen als der Dieb?

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #44 am: 12.07.2021 | 15:11 »
Naja, oder man schafft den Krieger in Reinkultur ab, und macht dann immer jemanden, der Kämpfen und kann

Also nicht das Kämpfen als Nische, sondern Kämpfen für alle und dann hat jeder noch seine Nische. Das geht schon auch.
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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #45 am: 12.07.2021 | 15:12 »
Balanching ist,... schwer.

Es ist für mich eine Mischung aus Regelwerk, Spielleitung und Spielern.

Das Ziel ist doch: Alle spieler sollten Spass haben, jeder sollte seine Highlits haben und am Ende des Abends sollten alle zumindest einigermassen zufrieden sein.
Das ist nicht unbedingt gegeben wenn ein Spieler das Geschehen dominiert.

Warum er das Geschehen dominiert kann ein ungleichgewicht des Regelwerkes sein oder auch der spielgruppe.

Wenn dies permanet der Fall ist und auch immer bei der gleichen Person/Spielfigur dann ist da "das Balanching" schlecht.

Meistens ist aber der Blick bezüglich Balancing nur auf das Regelwerk gerichtet. Vieleicht auch in hinblick auf "Wie optimiere ich eine Figur für maximalen DPS?" wenn es auf diese Frage keine richtige Antwort gibt kann das System (nur im hinblick auf DPS betrachtet) durchaus gut im Balancing sein. Nun ist aber auch das Spielen an sich eine Sache - wenn der SL eher Deteltivplots anbietet sind Werte wie DPS nicht mehr so relevant, sonderen eher Entdeckungs- und Soziale- Fertigkeiten. Ein Gemischtes Spiel anzubieten ist also auch eine Balanching aufgabe der Spielleitung." Schliesslich habe ich auch schon oft genug Spieler erlebt welche das Spiel dominieren (und das leider manchmal auch wohl wollen). (Auf Cons sind die Gruppen wie eine Schaltel Pralinen, die sind auch nicht immer gebalanched.)

---

Tatsächlich sehe ich Balancing deutrlicher bei Onlinerollenspielen wie WoW et al. Wenn da immer die gleichen Klassen den höchsten DPS ausstoß haben. Da wird tatsächlich ständig an der Regelschraube nachjustiert um die Scherer nicht gar zu weit auseiannder gehen zu lassen (und doch gibt es eben besser und schlechtere Wahlen und das ist auch gewollt schliesslich gibt es verschiedene Inhalte im Spiel: Einzelspiel, kleine Gruppen und Raids.

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #46 am: 12.07.2021 | 15:23 »
Naja, oder man schafft den Krieger in Reinkultur ab, und macht dann immer jemanden, der Kämpfen und kann

Also nicht das Kämpfen als Nische, sondern Kämpfen für alle und dann hat jeder noch seine Nische. Das geht schon auch.

Prinzipiell richtig. Ich denke, letztendlich ist es schlicht eine direkte Auswirkung eines Balancings "für Kampfzwecke", daß recht schnell die ganze Gruppe einfach Kämpfertypen spielen muß (egal, wie die sich konkret nennen mögen und unter welcher unorthodoxen Verkleidung sie dann genau daherkommen) und sich damit die Nische "Kämpfer als Spezialist eben für den Kampf" weitgehend auflöst -- wie man's eben bei D&D & Co. sieht, wo das auf den ersten Blick scheinbar ganz unschuldig-allgemein gehaltene "Abenteurer"-Etikett bei genauerem Hinsehen zwingend Kampftraining und -erfahrung völlig unabhängig von der genauen Klasse mit beinhaltet.

Offline tanolov

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #47 am: 12.07.2021 | 15:28 »
Mit dem letzten Punkt hätte ich immer noch Bauchschmerzen, einfach, weil das "besser sein in Kampfsituationen" nun mal der Job der Krieger ist. Wenn die das also nicht sein dürfen sollen...tja, gilt dasselbe dann fairneßhalber auch für die anderen Archetypen in deren Spezialgebieten? Soll der Barbar -- vergleichbaren Erfahrungsgrad angenommen -- ruhig besser zaubern können als der Magier und der Paladin, natürlich immer im Namen der Gerechtigkeit, besser einbrechen und schleichen als der Dieb?

Dann darf Kampf nicht der Dreh- und Angelpunkt des Spiels sein, ansonsten spielen eben alle Krieger und niemand darf sich beschweren das es keine Abwechslung gibt.

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #48 am: 12.07.2021 | 16:29 »
Mit dem letzten Punkt hätte ich immer noch Bauchschmerzen, einfach, weil das "besser sein in Kampfsituationen" nun mal der Job der Krieger ist. Wenn die das also nicht sein dürfen sollen...tja, gilt dasselbe dann fairneßhalber auch für die anderen Archetypen in deren Spezialgebieten? Soll der Barbar -- vergleichbaren Erfahrungsgrad angenommen -- ruhig besser zaubern können als der Magier und der Paladin, natürlich immer im Namen der Gerechtigkeit, besser einbrechen und schleichen als der Dieb?

Zunächst würde ich nicht vom Tun, sondern vom Problem ausgehen. Also Zaubern ist keins. Langstreckenkommunikation könnte zum Beispiel eins sein. Dann kann der Magier zauberkugeln und der Barbar macht ne Traumreise. Oder so. Oder halt auch nicht.

Bei Kampf muss man aber auch zwischen fiktionalen Kampfhandlungen unterscheiden und Situationen, wenn falls vorhanden, ein Kampfsystem läuft. Wenn es also eine hinreichend spannende Sache ist auf der Klampfe zu spielen, während der Krieger haut, dann ist das natürlich auch in Ordnung.

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Re: Was ist für euch "balancing"
« Antwort #49 am: 12.07.2021 | 16:38 »
Balancing ist für mich in erster Linie die Aussage: Es gibt mehrere, möglichst gleichberechtigte Wege ein Ziel zu erreichen.

Dieses Ziel kann sowohl auf großer Ebene betrachtet werden, beispielsweise "es gibt mehrere Wege Dunkeldark den Bösewicht zu stoppen, sei es nun durch Kampf oder durch List oder sonst etwas", aber es kann auch auf kleinteiliger Ebene betrachtet werden, beispielsweise: "Es gibt mehrere Wege diesem Gegner dort zu schaden".

Insofern halte ich erst einmal auch wenig davon zu sagen: "Charakter X ist in Situation A am besten und Charakter Y in Situation B". Dies funktioniert für sich genommen nur dann wenn beide Situationen gleichermaßen dazu beitragen können die Ziele der Gruppe zu erreichen. Gleichzeitig sollte man sich bewusst machen das auch wenn eine Gruppe viele verschiedene Wege nehmen könnte am Ende doch nur einer davon tatsächlich genommen wird.

Spotlightverteilung nach dem obigem Motto wird immer weniger effektiv sein als dafür zu sorgen das Spielercharaktere in jeder Situation Möglichkeiten haben ihre individuellen Stärken anzubringen.