von den nächsten Ereignissen bleiben nur noch Bruchstücke. Die Mönche stürzen auf Gwynneth ab und geraten durch einen Zufall in ein seltsames, altes Haus. Doch hier erwartet sie nur noch mehr Schrecken
Die erste Nacht in diesem verfluchten Ort werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Ich war schon mit einem unguten Gefühl eingeschlafen. Alle waren angespannt und gereizt. Unzählige male bin ich in der Nacht aufgeschreckt, immer hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden, als hätte ich etwas gehört oder gesehen. Wie eine Erlösung zeichnete sich der graue Morgen am Horizont ab.
Müde und verspannt reibe ich mir die Glieder. Mein Blickfeld ist noch verengt. Bruder Uriel räumt mit lautem Krachen die Barrikaden von der Tür und geht nach draußen. Mit üblichem Brim Bram Borium hält er, diesmal mit dem Bischof, sein Morgenritual ab, als der Bischof plötzlich erschrocken im Türrahmen steht. Von draußen ist ein bedrohliches Pfeifen und Rasseln zu hören. „Was zum Teufel…“ Bruder Ludovicio ist ebenfalls zur Tür gelaufen. Ein stumpfer Aufprall erschüttert den Boden, dann herrscht Ruhe. Im Garten liegt eine riesige Echse unter einer Steinstatue begraben. „Wo kommt die denn jetzt her?“ Bruder Uriel scheint die Situation nicht sonderlich beeindruckt zu haben. Er macht sich an der Echse zu schaffen als wolle er das Vie essen. Na ja, wer die Front gewöhnt ist.
Einige Minuten später schleppt er die ersten Töpfe rein. Ich sehe mir bei der Gelegenheit einmal die Statue näher an. Seltsam, mir ist dieser Ort gestern gar nicht aufgefallen. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Die Statue ist sehr schön gearbeitet. Eine Frau, jung, mit einer Schale in den Armen. Erinnert an eine Tempeldienerin. „Hm, schade dass die Kirche Frauen am Altar abgeschaffte hat.“ Mit einem kurzen Schmerz denke ich an Hai´in zurück. „ Was die kleine wohl mittlerweile macht? Bei ihrem Eifer ist sie sicher mittlerweile in Lersôns Team… Wie komme ich da eigentlich drauf? Ach ja, das Gesicht. Das Gesicht der Frau hat etwas Seltsames. Sieht fast angewidert aus, oder … gequält.“
Unter dem Moos am Boden scheint noch etwas zu sein. Mit viel Zeit räume ich den Dreck beiseite und allmählich zeichnet sich ein altes Schachspiel ab. Nach so langer Zeit noch recht gut erhalten, erstaunlich. Sogar eine Figur liegt hier noch. Ein Bishop!
Gegen Mittag gehe ich zurück ins Haus. Unser Bischof sieht irgendwie noch abwesender aus als sonst. Als hätte ihn irgendwas erschrocken. „Hm, manchmal glaube ich, der spricht mit Zebulon persönlich. Wenn man ihn so sieht glaubt man fast, es ist mit seinem Kopf zwischen den Sternen.“
Der Tag plätschert so dahin. „Diese Warterei macht mich noch irre. Vielleicht wage ich ein weiteres Experiment mit meinem Ring? Seltsam, die Verbindungen, die ich bisher „sehen“ konnte sind verschwunden. Irgendwann muss ich den anderen von diesem Ring erzählen. Na ja, irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Brüder auch nicht so offen sind, wie sie es sein könnten.“
Bruder Ludovicio ist schon den ganzen Tag oben in der Kuppel, wahrscheinlich gibt es da ein paar Bücher die er noch nicht kennt… wenn es so was noch gibt.
Plötzlich…PING… der Auflauf ist fertig! Kartoffel und Spinat… Dieses Haus wird langsam bizarr. Fast, als würde es durch uns zu Leben erwachen. Die Nacht kommt und wir ziehen uns in den Turm zurück. Bischof Gelasius hat ein Reinigungsritual vorgenommen. Irgendwie fühle ich mich wirklich wohler damit. Nicht das erste mal, dass mich der alte Mann beeindruckt.
Noch in dieser Nacht stellen wir fest, dass sich das Haus verändert. Die Tür ist ausgetauscht worden, die Fenster sind ausgebessert und selbst das Mauerwerk ist verändert worden.
Auch der Pavillon verändert sich. Können wir das länger ignorieren?
Da sich sonst keiner für den Pavillon zu interessieren scheint, entscheide ich ihn selbst freizulegen. Da sind Schriftzeichen auf dem Altar…
Nicht weit von hier hat der Bischof eine Vision. Abt Serilius ist da, mit ihm in einem Seminar… Im Bad tropft etwas… die Bilder gehen ineinander über. Die Visionen, die Träume, die Realität. Alles scheint miteinander zu verschmelzen.
Die Nacht ist unruhig. Ein Fluggerät zieht über uns hinweg. Sie suchen nach uns! Doch… was ist das? In dicker, zähflüssiger Regen prasselt auf die Kuppel herab. Eine klebrige rote Flüssigkeit legt sich auf das Glas. Tote Vögel schlagen stumpf auf das Dach. In einem ball aus Rauch und Feuer geht der Flieger nieder.
Selbst Bischof Gelasius schläft in dieser Nacht schlecht. Er murmelt etwas von Abt serilius im Schlaf, von einem Seminar, der Apokalypse…
Der nächste Morgen wirkt noch fast wie eine Täuschung, als „Wolf Callow“ an die Tür klopft. Seine mächtige Schultern würden eine Brother-Battle zur Ehre gereichen und seine zwei Jungen sehen aus wie Wilde. Sein Wesen hat allerdings etwas freundliches. Er erzählt uns von der Familie die hier einst wohnte, eine große Familie mit Kindern. Mit der Zeit wurden sie immer seltsamer, zogen sich aus der Gemeinde zurück und sonderten sich ab. Es passierte nicht von heute auf morgen, eher schleichend und unmerklich. Eines schönen Tages waren sie plötzlich alle tot. Ihre Knochen lagen in Sternform im Garten. Ihre Körper zu seltsamen Symbolen angeordnet. Kein Tropfen Blut!
Nach und nach taut Wolf auf. Er erzählt von diesem Planeten, den ständigen Veränderungen, den Bäumen und wie sich das Leben auf Gwynneth verändern. Mich wundert nicht, dass es die Kirche schwer hat an einem solchen Ort, aber wie gewaltig muss der Sieg sein, wenn der Duke und seine ganze Bande doch Erfolg haben sollten.
Lieder gelingt es uns nicht Wolf zur Hilfe zu überreden. Mir Ihm als Führer hätten wir eine realistische Chance Revelations Peak zu erreichen. Angeblich soll sogar der Duke einige „Unterhändler“ dort haben. Wenigstens will er uns mit einem erfahrenen Mann zusammenbringen, Antonin, angeblich so etwas wie ein Heiliger in dieser Gegend. Wolf meint, wir sollten ihn in jedem Fall mit Respekt behandeln. Das kann allerdings noch dauern bis wir hier endlich loskommen, schließlich sind die Wege hier lang.
Den Rest des Tages kümmern wir uns wieder um das Haus. Bischof Gelasius scheint fast aufgekratzt, als hätte er eine Schatzkarte entdeckt. Es geht durchs Haus und murmelt vor sich her. Ich hätte nicht gedacht, dass ihm langweilig werden kann.
Nun, endlich, scheint sich wieder etwas zu tun. Wir haben in der Abstellkammer eine Tür entdeckt, leider ohne Mechanismus um sie zu öffnen. Nach einigen vergeblichen Versuchen steht der Bischof plötzlich neben mir. „Hat er eben mit dem Haus gesprochen? Jetzt wird er verr... KLACK... Fuck! Was ist jetzt das schon wieder?“ Der Bischof hat die Tür geöffnet, nur durch sein Wort! Hinter der mysteriösen Tür befindet sich eine Art Aufzug. Faszinierend, nach so vielen Jahren arbeitet die Computerstimme noch völlig Fehlerfrei. Dieses Haus muss ein Vermögen gekostet haben.
Wir erkunden die Stockwerke. Eine Waffenkammer, ein Wasserreservoir, eine „Lustkammer“ – na so was, Ludovicio scheint interessiert – und eine Unterhaltungskammer. Bischof Gelasius ist anscheinend begeistert. Er entscheidet sich dazu eine Lesung zu halten und... das Haus hört auf ihn. Faszinierend. Das könnte unseren Aufenthalt wirklich angenehmer machen. Gelasius hat eben mit dem Text aus einer sehr alten Omegagospel begonnen, als plötzlich eine Gestalt auftaucht. Ein Asiate, seine Augen wirken kalt und tot. Seine Aura lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen.
Musashi Li´Halan, Prinz Tapal der Grausame, der schrecken, die Finsternis. Ein Dämon aus einer längst vergessenen Zeit. In welchen Wahnsinn sind wir hier geraten? Zu einer Säule erstarrt blicke ich Ihn an. Ich muss hier raus! Sofort!
Die Geschichte besagt, dass Musashi in ein dunkles Sprungtor geflogen ist, eines ohne bekanntes Ziel und schließlich verändert wieder aufgetaucht ist. Einige Sagen behaupten, er hätte sein Haus über Generationen beherrscht, in verschiedenen Körpern und unter verschiedenen Namen. Man sagt Ihm Wissen über Dämonen nach und jetzt, jetzt steht er leibhaftig vor uns, nach Jahrhunderten!
Einer plötzlichen Panikattacke folgend verschwinde ich Im Aufzug. In den nächsten Stunden wird immer deutlicher, dass wir Gefangene sind, Gäste eines unsterblichen Wahnsinnigen der seine abscheulichen Gräueltaten an diesem Ort Büßen muss. So wie es aussieht sind wir verdammt mit ihm zu leiden. Dieses ganze Haus ist ein Hightech-Gefängnis, erbaut um ihn zu quälen und ihm sein wissen zu rauben. Eine riesige Folterkammer. Er und das Haus, die Thinkmachine, liefern sich seit Äonen einen Kampf. Sie will ihn loswerden. Und er, er spielt auf Zeit.
Wir ziehen uns zurück. Für den Moment sieht es so aus, als hätten wir nichts zu befürchten. Uriel trainiert, Lodovicio nimmt ein Bad und verschwindet danach im Turm.
Mir fällt nur einer ein, der vielleicht ein Mittel gegen Musashi finden kann. Mein Gönner, der geheimnisvolle Mönch aus dem Kloster. Wenn es mir gelingen würde mit Ihm in Kontakt zu treten, so wie ich es schon einmal getan habe... Wer weiß, vielleicht kann er Hilfe holen. Ich ziehe mich ebenfalls in den Turm zurück. Bruder Ludovicio ist offensichtlich nicht ansprechbar. In der Offenheit er Glaskuppel gelingt es mit tatsächlich eine Verbindung aufzubauen. „Was willst Du?“ Ich habe ihn offensichtlich gestört. In einem prächtig ausgestatteten Raum sitzt er mit anderen zusammen, wie in einer Besprechung. Seine Gäste wirken nicht wie Mönche. Sie tragen Anzüge und sind der Gestik und Mimik zu urteilen eher Manager oder Politiker. „Kann es sein? Ist es endlich soweit? Ich wusste, dass ich früher oder Später einem der Zirkel begegnen würde. Der unsichtbare Pfad oder Favyana. So elitär, wie sich diese Runde gibt eher der Pfad.“ Alle Augen sehen mich wartend an. Mein kurzer Bericht versetzt die Runde scheinbar in Aufregung. „Ich weiß nun wo Du bist, warte!“ Die Verbindung wird beendet. Hoffentlich war das eine gute Entscheidung. Wer weiß, was der Pfad mit Musashi tun würde, wenn sie ihn befreien. Was würde er mit dem Pfad machen...?
Eines steht jedenfalls fest. Wir müssen hier raus! Wir können hier nicht warten bis Musashi einen Weg nach draußen findet und die sterbenden Sonnen einer so mächtigen Gefahr aussetzten.
Der Computer hat damit begonnen den Bischof Dave zu nennen, wer auch immer das sein mag. Wahrscheinlich ebenfalls ein Gefangener hier. Wir beginnen damit seine Aufzeichnungen zu suchen und finden schließlich auch einige Tagebücher und Auszüge seiner Buchhaltung. Leider alles mit wenig Erfolg.
Später kommt uns eine Idee. Warum konnte Wolf den Ort einfach verlassen? Ist es vielleicht Dave, also der Bischof, der hier festgehalten wir? Können wir diesen Ort einfach verlassen? Es scheint so! Wenn wir es nicht schaffen unseren Peiniger zu überlisten, vielleicht schaffen es dann einige von uns Hilfe zu holen.
Überlisten? Motiviert von alten Geschichten über den Teufel versuchen wir unser Glück und wollen Musashi unsere Freiheit abringen. Wie naiv! Haben wir wirklich geglaubt eine Jahrhunderte alten Hexer überliste zu können? Es fordert uns sogar heraus. Wir sollen den stärksten Exorzisten herbeischaffen den wir aufreiben können. Er will es gerne mit ihm aufnehmen. Das macht mir Angst! Wir sind im Begriff uns mit einer Macht anzulegen, die wir niemals beherrschen können. Er weiß genau was wir vor haben. Er weiß, dass wir verzweifelt sind. Sollen wir den Bischof hier lassen und Hilfe holen? Sollen wir hier ausharren und auf Hilfe warten? Den Pfad? Die Einheiten des Duke?