Die alte Frau schloss das Wigwam hinter Casey während diese sich in dem Zelt umsah.
Das Tageslicht, in dem sich Casey eben noch von der Stimmung im Anlger Haus erholt hatte, wurde ausgesperrt und trotzdem wurde es nicht dunkler in dem Wigwam, als hätte das Zelt eine eigene unscheinbare Lichtquelle die das Innere immer genau so schummrig hielt wie es die Stimmung verlangte.
Unter Casey´s Füßen war es weich, sie bemerkte das sie auf Decken stand über die Felle ausgebreitet waren, Hirsch, Bär und etwas das Casey als Elch einordnen würde war dabei, Dean wüsste es sicherlich besser. Neben dem Spiegel vor dem Mrs. Crow eben noch gestanden hatte war eine spanische Wand aufgebaut. Womöglich ein Bereich mit persönlichen Dingen, ein Ort um sich umzuziehen. Auf der anderen Seite wurde der Spiegel von einem alten fleckigen Schrankkoffer begrenzt neben dem an der Stirnseite eine Massageliege stand die man, wie den Campingtisch auch, zusammenklappen konnte. Das Kunstleder war an den Ecken rissig und schien abzublättern wie schuppige Haut.
Das war wohl der Ort an dem die indianische Medizin angeboten wurde.
Bei allem was hier drin stand erwischte sich Casey mehr als einmal bei dem Gedanken, dass das Zelt von außen überhaupt nicht so groß gewirkt hatte.
Hinter der Bank von Mrs. Crow hingen eine Reihe alter schwarzweiß Bilder an gespannten Fäden, linkerhand waren die Bilder völlige farblos, in der Mitte, hatten sie einen Braunstich und am rechten Rand waren es Bilder wie Sofortbildkameras sie hergaben und noch weiter rechts Bilder die aussahen als wären sie normal entwickelt worden und stammten aus dem auslaufenden zwanzigsten Jahrhundert. Mit Beginn der Digitalisierung der Fotografie wurden die Bilder seltener.
Alle Bilder zeigten Mrs. Crow, als kleines Mädchen, als jugendliche, als Frau, in ihren Vierzigern, Fünfzigern und als alte Frau. Immer in Begleitung von einem oder mehreren Menschen. Möglicherweise ehemaliger Kundschaft. Ein paar waren vielleicht sogar Berühmtheiten, aber dafür interessierte Casey das Thema zu wenig als das sie sagen könnte wer in den alten Jahren ein Star war oder auch nicht.
Die Wahrsagerin bemerkte Casey´s Blick und lächelte.
„Eine Handvoll Erinnerungen, für mich und für sie.“
Auf dem Tisch vor Casey, die alte Frau nahm tatsächlich auf der Bank Platz, standen mehrere Tongefäße, eines war mit weißen, verblichenen Tierknochen gefüllt. In einem anderen glimmte zusammengebundene Stengl Holunder, Thymian und Salbei.
„Bitte mein Kind, du willst deine Zukunft wissen und ich denke es wird eine…“ sie stockte kurz „…eine interessante Zukunft werden!“
„Bitte leg deine Hand auf diese Schüssel und wünsch dir etwas!“
Ihre knotige, faltige Hand welche so klein und gebrechlich wirkte deutete auf das Tongefäß mit den Knochen, das zentral auf dem Tisch stand.
„Aber…“ fügte sie schnell hinzu „…berühre die Knochen nicht, Geister sind scheue Wesen und wir wollen sie nicht verschrecken!“
Bei den Worten nickte die Alte Casey wohlwollend und ermutigend zu.