Zur Einordnung ist es, denke ich, relevant, was die christliche Religion selbst über die Engel sagt:
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Da der Fall der heiligen Engel durch ihren Umgang mit den Menschen wieder gut gemacht werden sollte und sie deshalb über die Bekehrung der Sünder frohlocken, das Heil der Menschen herbeisehnen und sich bereitwillig dem Willen (der Menschen) unterwerfen, müssen ebenso wir unsere Gebete zu ihnen erheben. Ach, wenn jemand die Augen auftäte, wie der Prophet durch sein Gebet die seines Dieners öffnete (4 Könige 6, 17-20), so würde er sehen, wie die Fürsten mit den Sängern einhergehen (Psalm 67, 26), er würde sehen, mit welcher Umsicht und Feierlichkeit sie unter ihnen tanzen, bei ihren Gebeten anwesend sind, inmitten ihrer Betrachtungen stehen, sie umgeben, wenn sie ruhen, die Regierenden und Dienenden führen. Da wir also wissen, dass sie diejenigen, die in Mist und Schlamm liegen, so gnädig besuchen und sie freudig in das himmlische Vaterland versammeln, ist es würdig, dass wir uns bemühen, sie zur Freude unserer Feierlichkeit einzuladen.
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Aus dem Brevier nach dem Usus der römischen Kurie, Predigt zur Matutin am 2. Tag der Allerheiligenoktav
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Lasst uns daher die heiligsten Orden der gesegneten Geister zur Freude unserer Feierlichkeit einladen, damit sie heute noch eifriger als sonst mit uns zusammenarbeiten und den Weihrauch unseres Gebets vor dem goldenen Altar darbringen, der vor den Augen des Herrn steht. Dort sollen sie treu für uns eintreten, und hier (in dieser Welt) sollen sie uns wachsam schützen und verteidigen gegen die Angriffe des alten Feindes. Denn wir bitten sie dringend darum aus einem sicheren Rechtsanspruch und aus jenem Vertrauen auf das (uns gegebene) Vorrecht, durch das wir hoffen, dass wir durch Gottes Gnade ihre Mitbürger im Himmel sein werden. In der festen Gewissheit ihrer Seligkeit sind sie als dienende Geister zu uns gesandt, die wir (mit Recht) die (geistigen) Verluste fürchten, die wir in der Unreinheit unseres körperlichen Zustandes erleiden können. Umso großzügiger müssen sie uns zu Hilfe kommen, da sie sehen, wie sehr wir ihre Hilfe brauchen.
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Aus dem Brevier nach dem Usus der römischen Kurie, Predigt zur Matutin am 3. Tag der Allerheiligenoktav
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Zur Feier dieses Tages, der allen Heiligen geweiht ist, rufen wir nun die himmlischen und englischen Geister, die, da sie keinen Fall und keine Treulosigkeit kennen, in ihren zahllosen Legionen stehend, das Antlitz der göttlichen Majestät mit klarem und unerschütterlichem Blick betrachten, die die Harmonie eines niemals endenden Hymnus und die Glorie der erhabensten und alleinigen Gottheit erklingen lassen. Dort brennen die Seraphim vor Ihm, leuchten die Cherubim, sitzen die Throne zu Gericht; dort beten die erhabenen Herrschaften, die unter den großen Geistern in den Hallen des Himmels den Vorrang innehaben, Gott an. Dort herrscht die mächtige Schar der Fürstentümer über die Heerscharen des Himmels, dort herrschen die Mächte, die mit brennendem Eifer den Fürsten der Hölle den Hals zuschnüren. Dort leuchtet die Würde der seligen Tugenden, die Erhabenheit der Erzengel und die liebliche Unschuld der Engel.
Diese sind es, die die Angriffe des Feindes von uns abwehren, die uns die Geheimnisse des göttlichen Willens verkünden, unseren Geist stärken, wenn wir schwach werden, und immer für uns vor unserem Vater im Himmel beten. Auf uns liegt daher eine große Verpflichtung, an allen Orten unser redliches Benehmen zu bewahren, da wir uns nirgends vor den Augen solcher Fürsten und Wächter und der göttlichen Majestät verstecken können.
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Aus dem Brevier nach dem Usus der römischen Kurie, Predigt zur Matutin am 5. Tag der Allerheiligenoktav
"Monster" treten in der christlichen Mythologie an zwei Orten auf: Am Rand der Welt, dort repräsentieren sie Fremde und Marginalisierte (z.B. der Heilige Christophorus, der in der byzantinischen Tradition ein Kynokaphale ist; allgemein die ganzen Wundervölker) und als Darstellung von Geistwesen (Engel und Dämonen), dort zeigt die Monstrosität die Begrenztheit des menschlichen Geistes diese Wesen zu verstehen. (Daher werden die Engel auch um so fremdartiger, je höher sie in der Hierarchie stehen: Die Erzengel, die regelmäßig mit den Menschen interagieren, treten in rein menschlicher Gestalt auf; die Seraphim, die direkt vor Gottes Angesicht sein Lob singen, bestehen aus Feuer, Flügeln und Augen).
Stimmt - der wird auch gewaltig wirkungsmächtig sein. Ist sowieso ein interessanter Punkt, dass bei der ganzen Entwicklung zur modernen und herkömmlichen Vorstellung von Himmel/Hölle/Engel/Teufel usw. es eher der Fall ist, dass sich eher die Vorstellung eines Teufels entwickelt als das sich auf der Seite Gottes was tut. Im Judentum und in einigen frühchristlichen Sekten hat der Teufel ja eher ne reichlich untergeordnete Rolle und es gibt sogar Auslegungen, nach denen der Teufel keineswegs der Gegenspieler Gottes als eher dessen loyaler Handlanger für fiese Drecksarbeit ist.
Die heutige Vorstellung von Gott und Luzifer als ewigen Gegnern, die in einem epischen Kampf zwischen Gut und Böse um das Schicksal der Schöpfung streiten, wirkt ja auch eher gnostisch als alttestamentarisch und ich frage mich, ob die Populärvorstellung des ganzen Gott/Teufe-Mythenkomplexes nicht ein Rest gnostischen Einflusses ist.
Im Christentum ist der Teufel ein gefallener Engel (der aus Überheblichkeit gegen Gott rebelliert), sein Gegenspieler ist natürlich nicht Gott sondern der Heilige Erzengel Michael. (kurz angerissen in Offb 12,7ff., ausführlich im Henochbuch)
Woher stammt den z.B. das Bild von Jesus als Lammgestalt? Wird das in der Bibel auch so beschrieben? Oder gibt es dazu Parallelliteratur?
Das Jesus das Lamm ist, hat zuerst der Täufer erkannt: "Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" (Joh 1,29) Das Bild des Lammes stammt natürlich von den Tieropfern des jüdischen Tempelkultes.
Spontan würde ich tippen: Dantes Inferno und spätere religiöse Vorstellungen aus früher Neuzeit oder gar dem 19. Jahrhundert.
Tatsächlich kaum; mit Reformation und Aufklärung hat eine massive Demythologisierung des Christentums eingesetzt. Es gab und gibt zwar Gegenbewegungen dazu, aber die ganzen mythischen Aspekte sind sehr alt.
Ich finde es übrigends faszinierend, dass in einem Thread, der biblische Engel bewirbt, hauptsächlich Reinterpretationen dieser diskutiert werden.