Als ich heute so durch Youtube streifte stieß ich auf Wargaming Content. Dies rief bei mir Erinnerungen an Warhammer 40k und Games Workshop hoch und ich erinnerte mich wie ich damals das erste mal in einem Einkaufszentrum an einem Games Workshop vorbei lief. Es war ein offener Laden zur zentralen Einkaufsebene geöffnet und mit 2 Spielplatten von Esstischgröße und 2 kleinen Platten auf denen kleine Figuren standen die in einen Konflikt verwickelt zu seien schienen. Ich war so fasziniert das ich hinein lief, ohne auch nur daran zu denken meinen Eltern Bescheid zu sagen, nur um direkt von einem Menschen begrüßt zu werden der anscheinend dort arbeitete. Die nächsten 2 Stunden verbrachten meine Eltern mit weiteren Einkaufen und ich damit Miniaturen über Landschaften zu verschieben, Abstände zu messen, Würfel zu werfen und eine Miniatur zu bemalen. 3 mal hatten meine Eltern versucht mich aus dem Laden abzuholen, erfolglos, ich ging erst als ich durch den Ladenschluss gezwungen war, aber nur mit einer Einsteigerbox. Das restliche Jahr verbrachte ich jedes Wochenende damit 1h hin und 1h zurück in die angrenzende Großstadt zu fahren nur um dort von morgens bis Abends Table Top zu spielen.
Ein paar Jahre später, der Landen war leider geschlossen worden, landete ich eher zufällig in einem kleinen Hobbyladen für eine Runde Trading Cards. Dort kaufte ich mir dann ein kleines Deck und verbrachte den Rest des Jahres damit am Wochenende dorthin zum Spielen zu fahren. Dort kaufte ich mir auch mein erstes Pen and Paper Regelwerk.
Nochmals etwas später, ich hatte mittlerweile dieses komische Regelwerk gelesen, traf ich auf der Suche nach einer Rollenspielgruppe auf einen weiteren kleinen Hobbyladen. Aus Interesse und mangels bekannter Alternativen entschied ich es einen Versuch zu geben. An einem Samstag stand ich dann nach 1h Fahrt vor einem kleinen Laden mit Schaufenster und Tür, ich fasste etwas Mut und trat durch die Tür in den Laden hinter dem Schaufenster. Als ich die Tür durchschritten hat bot sich mir ein magischer Anblick, auf 3 Etagen schlängelten sich dünne Wege durch Realschluchten die gefüllt waren mit bunten Kartons und Büchern, dieses Bild erinnert mich sehr an den Zauberstab-Laden in der Winkel-Gasse aus Harry Potter. Nach dem ich mich etwas umgesehen hatte und Sicherheit und Mut gesammelt hatte fragte ich an der Kasse ob sie denn wüssten wo ich den eine Rollenspielgruppe finden könnte? Im nächsten Moment wurde mit freundlicher Stimme eine Liste her ausgeholt und ich im nächsten Moment aufgefordert doch bitte mitzukommen. Der Mitarbeiter führte mich eine Treppe hinunter in die untere Ebene und stellte mich einem Mann vor, wie er erklärt sei er Stammkunde des Ladens, würde Rollenspielrunden leiten und hätte wohl noch einen Platz frei. So fand ich meine erste Rollenspielrunde und den Einstieg ins Hobby.
Aber gut was soll das ganze jetzt? Nur keine Angst das hier ist nicht nur ein nostalgischer Bericht darüber wie ich ins Hobby fand, so selbstverliebt bin ich noch nicht, und ganz sicher auch keine Werbung für Games Workshop, nein.
In diesem Thema soll es darum gehen was Hobby-Läden für Funktionen sie erfüllen und was für einen Stellenwert sie in der Rollenspiel- und breiteren Nerdkultur haben. Es geht also darum über ihre reine ökonomische Funktion als Vertriebsstelle an den*die Konsument*innen hinaus zu schauen und sich anzusehen welche sozialen Funktionen sie erfüllen und was ihr Stellenwert ist und , mit Blick auf das Thema
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,121499.0.html, zukünftig sein könnte? Daran anschließend soll wieder das Ökonomische in den Blick genommen werden, in der Frage welche ökonomische Struktur und Stellung könnte das Ausfüllen der sozialen Funktionen am besten ermöglichen und wie könnten sich damit die ökonomischen Funktionen die die Hobby-Läden erfüllen verändern? Da das wohl ein größeres Unterfangen ist werde ich diesen Beitrag hier Stück für Stück erweitern und dabei möglichst eventuelle Diskussionen einfließen lassen. Das soll keine wissenschaftliche Arbeit werden, sondern den Bereich "Hobby-Laden" etwas beleuchten, um Ideen zu finden wie es vielleicht besser geht oder ob es nicht besser werden kann.
Die Erzählung am Anfang ist eigentlich schon das erste Thema und das aus dem sich meine ersten Thesen entwickeln:
1. Hobby-Läden stellen Rekrutierungspunkte dar in denen neue Menschen das Hobby kennenlernen und Zugang zu den Hobbyszenen erlangen können.
2. Für die Hobbyszenen stellen sie einen zentralen geografischen sozialen Treffpunkt dar.
3. Sie stellen für die Hobbyszenen oft wichtige Ressourcen zur Verfügung, wie Spielorte oder Spielmaterial.
4. Um sie herum organisiert sich ein sozialer Austausch in und zwischen den Hobbyszenen.
Zusätzlich zu den Thesen, würde mich Interessieren was eure Erfahrungen mit Hobby-Läden sind? Und vielleicht lassen sich ja auch noch ein paar Fragen für eine Umfrage zu Hobby-Läden entwickeln die eine bessere Datenbasis ermöglichen.
EDIT 26.01.2021:
Da in einigen Beiträgen Hobby-Läden und Vereine gemeinsam genannt wurden und ich denke das zwischen diesen Überschneidungen existieren habe ich den Theard mal in "Hobby-Läden und Vereine" umbenannt.
1. Hobby-Läden stellen Rekrutierungspunkte dar in denen neue Menschen das Hobby kennenlernen und Zugang zu den Hobbyszenen erlangen können.
Es gibt durchaus Beispiele in denen Hobby-Läden den Einstiegspunkt in das Hobby darstellten, dabei kann grob zwischen zwei Arten unterschieden werden: Das Laufinteresse und der Interessenentwicklung aus einem anderen Bereich. Dadurch das sie meist Auffälliger und Offener sind als Rollenspielvereine können sie diese Funktion in der Regel besser als diese Erfüllen. Jedoch wird diese Funktion oft durch fehlenden Service und Zugänglichkeit nicht ausgefüllt. Auch ist davon auszugehen das die meisten Leute heutzutage durch Online-Content auf Youtube oder Twitch in das Hobby gelangen. Eine Frage hierbei wäre jedoch inwieweit manche dieser Formate auf Ressourcen der Spielläden zurückgreifen, ich habe auch mal Online-Streams aus Hobby-Läden gesehen. Generell lässt sich feststellen das Hobby-Läden durchaus in der Lage sind neue Leute ins Hobby zu holen, sie dies jedoch oft nicht aktiv verfolgen und diese Funktion heute primär durch Online-Formate abgedeckt wird.
2. Für die Hobbyszenen stellen sie einen zentralen geografischen sozialen Treffpunkt dar.
Manche Hobby-Läden werden recht stark als sozialer Treffpunkt für die Hobbyszenen genutzt, wie für Spielrunden in den Bereichen Karten bis zu Rollenspiel oder Schwarze Bretter. Viele scheinen jedoch keine dahingehenden Angebote anzubieten oder zu forcieren. So scheitert es auch hier nicht an der grundlegenden Möglichkeit, sondern dem Unwillen es umzusetzen. Die Hobby-Läden teilen sich diese Funktion mit den (Rollen-)Spielvereinen, die diese Funktion deutlich besser ausfüllen. Teileweise wird diese Funktion auch durch Online-Formate übernommen, wie Foren, jedoch können sie diese nicht ganz ausfüllen da ihnen die direkte Interaktion an einem gemeinsamen physischen Ort fehlt. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Hobby-Läden diese Funktion gemeinsam mit den (Rollen-)Spielvereinen ausfüllen könnten und es zum Teil auch tun, die meisten dies jedoch nicht schaffen, und Online-Formate nur Teillösungen bleiben die diese Funktion nicht ganz ausfüllen können.
3. Sie stellen für die Hobbyszenen oft wichtige Ressourcen zur Verfügung, wie Spielorte oder Spielmaterial.
Anhand des Beispiels Games Workshop und Hobby-Läden die Spielrunden organisieren lässt sich zeigen das Hobby-Läden auch Ressourcen zum Spielen bereitstellen. Dies sind meist anders nur schwer oder teuer zu beschaffende Dinge wie die Spielplatten in den Läden von Games Workshop. Diese Funktion wird auch von Vereinen ausgefüllt die auch solche Dinge für gemeinsame Veranstaltungen/Treffen bereitstellen und manchmal auch eigene Bibliotheken betreiben. Dies kann den Einstieg in das Hobby erleichtern indem es die Einstiegskosten senkt, das Hobby aber auch generell günstiger machen da sich Anschaffungskosten geteilt werden können und durch die geteilte Nutzung eine höhere Auslastung der Materialien erreicht wird, dies kann das Hobby für manche überhaupt erst erschwinglich machen. Es ist allerdings davon auszugehen das die meisten Hobby-Läden keine geteilten Ressourcen zur Verfügung stellen. Diese Funktion kann durch Online-Formate nur digital ausgefüllt werden, was nicht immer gewünscht ist. Hobby-Läden und Vereine können also geteilte Ressourcen zur Verfügung stellen und manche, auch große Player, tun das auch, dies kann den Einstieg ins Hobby erleichtern und die Hürden generell senken.
4. Um sie herum organisiert sich ein sozialer Austausch in und zwischen den Hobbyszenen.
In vielen der Läden werden verschiedene Bereiche neben Rollenspiel bedient, auch manche Vereine sind über den Bereich des Rollenspiels tätig, bilden diese einen sozialen Treffpunkt. Online-Formate bedienen meist auch mehr als einen Bereich und erfüllen diese Funktion so zu teilen auch, da die Interaktionen unter Videos sich seltener überschneiden als die Nutzung eines gemeinsamen Treffpunktes. Online-Fomate erfüllen diese Funktion also auch, jedoch können Läden und Vereine hier immer noch effektiver sein.
EDIT 30.01.2022:
Was auffällt ist das Vereine und Läden meist die gleichen Funktionen erfüllen können, warum also treten sie in getrennter Form auf und ist diese Trennung sinnvoll? Betrachten wir zu erst in welchen Formen Läden und Vereine auftreten.
Laden:Bei manchen Läden, vor allem kleinen, handelt es sich wohl um Einzelunternehmen. In dieser Form Leitet eine Person das Geschäft unmittelbar und alle Verträge werden mit dieser direkt geschlossen, diese Person haftet auch mit ihrem gesamten privaten Vermögen für alle Forderungen gegenüber dem Laden. Aber auch die Form der GmbH scheint genutzt zu werden, hier bestimmen die Gesellschafter die Geschäftsleitung je nach den im Gesellschaftsvertrag festgelegten Regelungen. Hier ist die Haftung auf die Einlagen beschränkt, es gibt aber auch Mindestkapital Regelungen zur Gründung. Und mit Games Workshop gibt es noch die Form der AG. Es handelt sich also durchweg um privatwirtschaftliche Rechtsformen die einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen. Als solche finanzieren sie sich über ihre wirtschaftliche Aktivität des Verkaufs von Hobby-Produkten wie Karten, Miniaturen und Rollenspielbüchern. Die Eigentümer*innen tragen hier das gesamte Risiko, hierfür erhalten sie die Kontrolle über den Laden und Gewinnbeteiligungen.
Vereine:Hier trifft die Beschreibung die Form sehr gut, denn die meisten Vereine scheinen gemeinnützige eingetragene Vereine zu sein. Als solche besitzen sie eine demokratische Satzung mit min. den Gremien des Vorstandes und der Mitgliederversammlung, allerdings können sie nicht wirtschaftlich tätig sein. Die Haftung gilt hier nur eingeschränkt gegenüber dem Verein. Hier wird das Risiko vom Verein getragen und Gewinnbeteiligungen gibt es auch nicht, Kontrolle wird hier auf verschiedenen Wegen gemeinsam durch die Mitglieder ausgeübt.
Um zu ermitteln wie gut die Formen der Läden und des Vereins die wünschenswerten Funktionen erfüllen erarbeite ich zuvor Idealeigenschaften für die Erfüllung der Funktionen und überprüfe dann die Formen der Läden und des Vereins an ihnen.
1. Es ist ein wirtschaftlicher Betrieb möglich.Dinge wie Miniaturen-, Brett-, Karten- oder Rollenspiele müssen zur Nutzung meist gekauft werden, egal ob es ein Regelwerk oder ein Kartenset ist, sobald ich es mitnehmen möchte ist ein Kauf nahe zu unabwendbar, eine Ausleihe von Magic Karten scheint zumindest keine gute Idee zu sein. Damit Menschen die am Hobby interessiert sind also auch gleich etwas mitnehmen können muss der Kauf am Ort des Erstkontakts möglich sein. Gleichzeitig sind Verkaufsorte auch meist natürliche Orte des sozialen Aufeinandertreffens, sei eDes nun der Wochenendmarkt oder Steam, dort wo Leute regelmäßig einkaufen gehen sind meist auch soziale Treffpunkte. Da für die Hobbys hier meist regelmäßig Einkäufe getätigt werden, sei es die neue Miniatur oder der neue Quellenband, sind auch hier die Verkaufsorte natürliche soziale Treffpunkte.
2. Der Zugriff auf Ressourcen wie Spieltische oder Material ist unkompliziert geregelt.Der schönste Spieltisch nützt nichts wenn der Zugriff darauf zu kompliziert ist, auch können (gefühlte) Verpflichtungen die längere Nutzung von Ressourcen behindern. Auch beim Einstieg können komplizierte (vermutete) Interessenlagen die Inanspruchnahme von Ressourcen erschweren und so den Einstieg schwerer machen.
3. Eine Nachfolge ist einfach und sicher machbar.Das wegfallen eines sozialen Treffpunktes und von Ressourcen kann eine Szene schwer treffen. Für manche wird es so um einiges schwerer bis unmöglich das jeweilige Hobby auszuüben und es kann zu einer generellen Zersplitterung kommen, wenn kein anderer Ort allgemein akzeptiert die Nachfolge antritt. Da Wechsel in der Leitung unabwendbar sind, sei es aufgrund des Alters, wechselnder Interessen oder anderen Dingen, ist eine einfache und sichere Nachfolge-Regelung essenziell um eine Langwierigkeit zu ermöglichen.
4. Die Ausgestaltung erfolgt gemeinschaftlich.Da soziale Orte immer Orte sind an denen Menschen aufeinander Treffen spielt die Ausgestaltung dieser Orte eine große Rolle, dabei geht es um Fragen wie viel Platz was einnimmt oder was gerne und was ungern gesehen wird. Trieften die Vorstellungen über einen sozialen Ort zu stark auseinander oder dominiert eine Vorstellung die anderen zu stark kommt es meist zu Auf- oder Abspaltungen. Während es bei zu starken Differenzen meist die beste Lösung für alle ist, so sind Auf- oder Abspaltungen aufgrund der zu starken Dominanz von einer Vorstellung meist vermeidbar und schwächen alle, Dies gilt vor allem dann wenn die dominierende Vorstellung eigentlich in der Minderheit ist aber aufgrund ungleicher Machtverteilung die anderen Vorstellungen dennoch dominieren kann. Demokratische Verfahren haben sich hier im Lauf der Geschichte als äußerst effektiv erwiesen die gemeinsame Gestaltung sozialer Räume in Bahnen zu lenken in denen unnötige Spaltungen vermieden werden können. Um also möglichst nützliche soziale Orte zu ermöglichen ist eine demokratische Ausgestaltung dieser nützlich.
Überprüfen wir nun welche der Idealeigenschaften jeweils von den Laden Formen und dem Verein erfüllt werden:
Das Einzelunternehmen:Das Einzelunternehmen ermöglicht einen wirtschaftlichen Betrieb, also den Ein- und Verkauf von Hobby-Produkten. Allerdings sieht es bei den anderen Idealeigenschaften schlecht aus. Zwar kann ein Einzellunternehmen Ressourcen zur freien Verfügung bereitstellen, jedoch müsste es diese durch Gewinne beim Verkauf von Hobby-Material quer finanzieren. Ein kostenlose Bereitstellung von Ressourcen wäre also nur dauerhaft machbar wenn sie den Gewinn des Ladens steigern würden, entweder indem sie einen höheren Verkaufspreis rechtfertigen oder die Verkaufsmenge erhöhen. Die Nachfolge ist eine generelle Schwäche des Einzelunternehmens, da alle Verträge mit dem*der Unternehmer*in persönlich abgeschlossen werden ist eine Übernahme sehr kompliziert. Weiter stehen Dinge wie Marktmacht, ungleiche Kaufkraft und die Stellung der*des Unternehmer*in im Laden einer demokratischen Gestaltung stark im Weg, da der Laden je nach Marktsituation starke Vorteile gegenüber einzelnen Kundengruppen besitzt und/oder von manchen abhängig ist. Zwischen all dem muss der*die Unternehmer*in unter dem Einsatz ihres*seines privaten Vermögens vermitteln.
GmbH und AG:Für diese gelten die meisten Punkte wie für das Einzelunternehmen. Ein signifikanter Unterschied besteht aber im Punkt der Nachfolge, denn da die Unternehmen hier eine eigene juristische Person sind kann eine Nachfolge einfach durch das Austauschen des/der Vorstandes/Geschäftsführung ermöglicht werden und dies sogar mit sehr flexiblen Übergangsformen.
Der eingetragene Verein:Da sich ein Verein über Mitgliedsbeiträge finanziert, muss er kostenlos bereitgestellte Ressourcen nicht quer finanzieren, so kann er sie recht einfach auch nicht Mitgliedern zur Verfügung stellen ohne (eingebildete) Erwartungen zu kommunizieren. Auch ist die Nachfolge hier einfach durch einen Vorstandswechsel zu bewerkstelligen. Und er weißt demokratische Strukturen auf in denen eine gemeinsame Ausgestaltung stattfinden kann. Allerdings ist er nicht in der Lage wirtschaftlich aktiv zu sein, was den An- und Verkauf von Hobby-Material unmöglich macht, auch sind Vereinsräume meist nicht offen zugänglich, anders als Ladenräume, da sie keine Laufkundschaft haben, was die Nutzung von Ressourcen für Nicht-Mitglieder erschwert.
Zusammengefasst lässt sich sagen das sämtliche bisher verwendete Formen die Funktionen nur teilweise und kompliziert erfüllen, wahrscheinlich rühren daher auch viele negative Erfahrungen mit Hobby-Läden, da diese starke Probleme haben Funktionen die über den Vertrieb von Hobby-Material hinausgehen optimal zu erfüllen. Zusammengefasst jedoch decken sie Idealeigenschaften vollständig ab, weswegen es wohl auch die Trennung von Läden und Vereinen bisher gibt. Ich halte eine Aufteilung der Funktionen in Läden und Vereine allerdings für nachteilig, da so Synergie Effekte wie ein einfacher Einstieg aufgrund gemeinschaftlicher Ressourcen verloren gehen, bzw. nicht ganz genutzt werden können. Interessant wäre also eine Form die den Laden und den Verein verbinden könnte und so einen Ort zum gemeinsamen Spielen und Treffen bietet an dem gleichzeitig neues Material gekauft, geteilte Ressourcen wie Geländeplatten genutzt werden kann und der einladend nach außen auftritt um neue Leute anzuwerben.
Da Läden und Verein jeweils Teilfunktionen ausfüllen ist es naheliegend sie zusammenzufügen. Die Frage ist also "Existiert eine Form die wirtschaftliche Aktivität mit demokratischer Verwaltung und langfristig sicherer Finanzierung zusammenbringt?" Ja, diese Form existiert, es ist die Form der
Genossenschaft. Diese stellt effektiv eine Verbindung zwischen Verein und Aktiengesellschaft dar, überprüfen wir sie also anhand der aufgestellten Idealeigenschaften:
Die Genossenschaft ist eine Rechtsform die der Förderung ihrer Mitglieder in wirtschaftlicher Weise dient, in erster Linie bedeutet dies das sie mit ihren Mitgliedern Geschäfte macht, allerdings sind auch Nicht-Mitglieder Geschäfte möglich. Sie ermöglicht also einen wirtschaftlichen Betrieb, also den An- und Verkauf von Hobby-Material. In der Satzung können, wie beim Verein, regelmäßige Beiträge durch Mitglieder festgelegt werden, so können langfristig und sicher gemeinsame Ressourcen wie Spieltische oder Gelände finanziert werden ohne von externen Einnahmen, wie Gewinne im Weiterverkauf von Hobby-Material, abhängig zu sein. Dies ermöglicht es auch Nicht-Mitgliedern unkompliziert auf diese Ressourcen zuzugreifen ohne dabei das Gefühl haben zu müssen das sie von genügend Ausgaben in einem anderen Bereich gedeckt werden müssen. Ebenso wie bei den Kapitalgesellschaften und beim Verein übt der Vorstand die Geschäftsleitung aus, dieser kann in der Satzung recht frei ausgestaltet werden so das eine einfache Nachfolge über viele Arten erfolgen kann. Und während die Genossenschaft im Punkt des Wirtschaftsbetriebs einer Kapitalgesellschaft entspricht gilt bei ihr im Punkt Mitbestimmung die Regel "Ein Mensch, eine Stimme", wie beim Verein. In der Satzung können neben Vorstand (und Aufsichtsrat) auch noch verschiedene andere Gremien eingerichtet werden, wie beim Verein, und so kann die Genossenschaft viele Formen der gemeinsamen demokratischen Gestaltung abdecken.
Die Genossenschaft erfüllt also alle aufgestellten Idealeigenschaft und verbindet so die Formen der Läden und des Vereins in sich. Es ist also zu erwarten das sie die Funktionen der Läden und Vereine übernehmen kann und sie durch die Ermöglichung von Synergieeffekten sogar besser ausfüllen könnte. Abseits dessen würde es bei einem Erfolg der Genossenschaft auch zu einer Bündelung der Kund*innen kommen, dies stärkt die Verhandlungsmacht gegenüber Verlagen, vereinfacht es für diese aber auch Kundenwünsche zu analysieren und Produkte nah an der Nachfrage zu entwickeln. Auch wären durch die Mitgliedsbeiträge und Verkäufe freie Gelder zu erwarten die in die Unterstützung von Indie-Entwicklungen oder Projekte die die Szenen aufbauen, wie Youtube Chanels, fließen könnten, eine Rolle die aktuell von Kickstarter und Patreon übernommen wird. Und durch eine progressive Ausgestaltung der Mitgliedsbeiträge anhand der finanziellen Situation der Mitglieder könnte es auch ökonomische Benachteiligung verringern und so mehr Menschen eine Beteiligung am jeweiligen Hobby ermöglichen.
PS: Ich habe mal den Betreff in "Hobby-Läden und Vereine" da diese in mehreren Beiträgen zusammen erwähnt wurden und ich davon ausgehe das diese sich in wichtigen Funktionen überschneiden oder ergänzen könnten.