Thema: Finden des perfekten Regelwerkes

[Gast]

5 Tipps: finden des perfekten Regelwerkes

Ein Rollenspielsystem ist für den Spielleiter wie ein guter Anzug. Er ist keine Garantie dafür, dass du gut bist, aber du fühlst dich in ihm unter Umständen besser. Aber wie findet man den passenden Anzug?

1. Geh auf Cons

Auf Conventions (also Rollenspielertreffen) kannst du dich mit einer Menge Leute unterhalten und an vielen verschiedenen Spielrunden teilnehmen. Es gibt viel zu lernen: Achte aber darauf, dass du dir gezielt Spielrunden aussuchst, die Systeme anbieten, die möglichst weit von dem entfernt sind, was du normalerweise spielst. Nur so wirst du deine eigenen Vorlieben und Abneigungen kennen lernen. Aber Vorsicht: Achte darauf, dass du zwischen System und Spielrunde unterscheidest.

2. Frage in Läden und blättere in den Spielen

Die meisten Rollenspielläden haben nichts dagegen, wenn du dich ein bisschen intensiver umsiehst. Greif dir gezielt neue Spiele, von denen du noch nie was gehört hast. Sieh dir jedes Spiel genau an. In welchem Genre spielt es - was für Regeln hat es? Benutzt es viele oder wenig Würfel und wozu? Ist das Regelbuch klar und übersichtlich aufgebaut, sagen dir die Illustrationen zu?

Rollenspiele lassen sich im Prinzip in zwei Kategorien aufteilen: Heroische und realistische. Heroische Rollenspiele legen viel Wert auf die Kontrolle der Spieler über das Spielgeschehen. Die Spieler können in die Rollen von Übermenschen schlüpfen und verfügen über große Macht, wie in "VAMPIRE", "SHADOWRUN" oder auch "7te See" und "Dungeons and Dragons".

Realistische Rollenspiele versuchen eher die Wirklichkeit zu simulieren. In ihnen sind die Charaktere sehr verletzlich. Die Herausforderung des Spiels besteht darin, möglichst realistisch die Spielwelt und ihre Reaktionen auf die Handlungen der Spieler umzusetzen. Realistische Rollenspiele sind "RoleMaster", "HarnMaster" oder "GURPS".

Schließlich gibt es in beiden Lagern Rollenspiele mit vielen Regeln und welche mit wenigen Regeln. Rollenspiele mit einem detaillierten Regelwerk haben den Vorteil, dass immer dann, wenn man eine Regel braucht, auch eine da ist. Für viele Spielrunden ist das sehr wünschenswert. Rollenspiele mit wenigen Regeln besitzen viele Lücken, die von dir und deiner Spielrunde gefüllt werden müssen. Sie geben dir allerdings auch eine große Flexibilität.

Rollenspiele, die sehr einfache Regelwerke besitzen, sind z. B. "Unknown Armies", "Over the Edge", "Paranoia", "SPACE 1889" oder "CTHULHU". Rollenspiele mit sehr detaillierten Regelwerken sind alle Spiele der "World of Darkness"-Serie, "Deadlands" oder "Fading Suns".

Frage die Verkäufer nach ihrer Meinung zu verschiedenen Spielen. Was spielen sie in ihrer Freizeit? Warum? Verkäufer haben oft eine Menge Rollenspiele gespielt und können dir unter Umständen auch etwas empfehlen, was dir hilft. Achte aber auch darauf, dass du dir nichts aufschwatzen lässt. Tipp: Immer drüber schlafen. Wenn du am nächsten Tag das Spiel noch kaufen willst, dann ist's das Richtige.

3. Recherchiere im Internet

Das Internet strotzt nur so vor Foren, Newsgroups und Websites, auf denen über Rollenspiele diskutiert wird. Und es gibt auch eine Menge kostenloser Rollenspiele, die du dir einfach auf die Festplatte laden und lesen kannst. Die Spiele, die du im Netz findest, besitzen alle eine unterschiedliche Qualität, aber einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul und einige Perlen kann man überall finden, wenn man sich ein bisschen bemüht.

"Dagenthir" (www.dagenthir.de), "Demonwright" (www.demonwirght.de) und natürlich "Endland" (www.endland.de) sind gute Rollenspiele, die nichts kosten und einen Kontrast zum kommerziellen Angebot bilden. Einer meiner Favoriten ist Daidalos (www.daidalos-rpg.de) - ein würfelloses Rollenspiel. Auf den Seiten der KUR (Kooperation unabhängiger Rollenspielautoren www.die-kur.de) findest du viele Links zu kostenlosen Rollenspielen. Eine andere gute Anlaufstelle ist der Minotauros (www.minotauros.de). Zur allgemeinen Recherche nach Rollenspiele empfiehlt sich der Deusche Rollenspiel-Index (www.drosi.de) oder die Library of Roleplaying (www.lorp.de) - um nur ein paar zu nennen. Du wirst sehen, dass es noch viel, viel mehr Rollenspiele im Internet gibt. Viel Spaß beim Stöbern!

4. Verteile die Arbeit auf die Spieler

Nicht nur dir muss das Rollenspiel gefallen - vor allem deine Spieler müssen damit zurecht kommen. Es reicht schon, wenn ein Spieler mit dem System unzufrieden ist. Kümmere dich um ihn, frage ihn, was ihm nicht gefällt uns versucht zusammen das Problem zu ändern.

Aber die Spieler können noch aktiver werden: Ein unzufriedener Spieler sollte selbst Vorschläge dazu machen, was verbessert werden kann oder - am besten - ein eigenes System mitbringen, das er dann für die Spielrunde leitet. Lass deine Spieler Alternativen zum Regelwerk finden! Lass sie ihre eigenen Regeln machen! Warum solltest du als Spielleiter immer die ganze Arbeit haben?

5. Schreib dein eigenes System

Früher oder später wird dir nichts anderes übrig bleiben, als für deine ganz speziellen Anforderungen ein eigenes System auf die Beine zu stellen. Das kann entweder eine kleine Variante eines bereits existierenden Spiels sein oder ein kompletter Neuentwurf. Sei bei so einem Projekt nicht zu ehrgeizig. Prüfe genau, ob deine Anliegen nicht bereits in einem anderen Spiel verwirklicht werden. Regeldesign ist eine zeitaufwändige und komplizierte Sache. Unter Umständen bist du schnell dabei, dich mehr um das Design als um das eigentliche Spiel zu kümmern - und das wäre doch schade.

 
© Marcus Johanus

[Lord Verminaard]

Rollenspiele lassen sich im Prinzip in zwei Kategorien aufteilen: Heroische und realistische.

Na, lass das mal nicht den Elch hören!

Zur allgemeinen Recherche nach Rollenspiele empfiehlt sich der Deusche Rollenspiel-Index (www.drosi.de) oder die Library of Roleplaying (www.lorp.de)

Und wenn man sich für englischsprachige Rollenspiele interessiert, natürlich www.rpg.net.

[6]

Wobei rpg.net besonders zu empfehlen ist, weil dort meistens mehrere Rezis zu einem Produkt zu finden sind und jede Rezi kommentiert werden kann und diese Funktion sehr intelligent von der dortigen Comunity genutzt wird. Sprich falsche Rezis werden meistens gehörig zur Sau gemacht, bzw. gerade gerückt....

[Haukrinn]

Für freie Rollenspiele ist auch http://xiang.dirkhennig.de/index.html mal einen Besuch wert.

[Arkam]

Hallo zusammen,

man sollte sich vielleicht eine Checkliste für die Systemauswahl machen.

Für mich wären das außer der Komplexität der Regeln und er Einordnung in realistisch oder heroisch vor allem auch die folgenden Punkte:

Ist das Regelwerk komplett oder geht der Verlag davon aus das ich noch ein paar coole Quellenbücher kaufen muß um alle Optionen nutzen zu können?
Gibt es auch Regeln für das was ich vom Hintergrund erwarte? Beliebte Schwachpunkte sind Fahrzeuge, Hacken & Computerbedienen und Gentechnik.
Gibt es fertige Abenteuer für das System? Fertige Abenteuer erleichtern deutlich den Einstieg in ein System. Zudem nehmen sie dem Spielleiter hoffentlich Arbeit ab. Kampagnenbände die zwar ein Szenario vorstellen aber keine Werte für NPCs, Karten für Lokationen und eine grundlegende Handlungsabfolge beinhalten sind aus meiner Sicht keine Fertigabenteuer.
Wird das System noch vom Verlag unterstützt oder nicht? Wobei eine mangelnde Verlagsunterstützung bei einer kreativen Runde nicht von Nachteil sein muß.
Gibt es einen Metaplot oder nicht?

Gruß Jochen

[Falcon]

Ich finde heroisch und realistisch sowie simpel und komplex schon als gute Annäherung an die Sache ranzugehen.


Anm.:
Also zumindest bei mir funkioniert der Minotauros und Degenthir Link nicht.

[Maarzan]

Ein paar Anmerkungen:

Um nicht heroisch zu sein, muss ein System nicht unbedingt realistisch sein. (Paranoia, Lowlevel AD&D...)

Auf Cons findet man meiner Erfahrung nach auch nur noch selten neuen Kram und wenn es wer anbietet keine Spieler.
 
Wenn man eine Runde findet, kann das auch meist nur ein grober Hinweis sei, da Hausregeln, erzählerische Freiheiten oder einfach Mißverständnisse nicht immer einen ungetrübten Blick aufs Original zulassen.

Vielen Spielern fehlt trotz offensichtlicher Unzufriedenheit das Mittel diese klar auszudrücken. Da war für meine Gruppe Threefold ein Geschenk des Himmels. Das hat zwar nicht unbedingt alle Probleme beseitigt, man hat aber nicht mehr stundenlang aneinander vorbei geredt.

Selberschreiben ist natürlich das Optimum, wenn man es denn mal ferig bekommt. Ich habe ungefähr 2 Wochen nach meinem ersten System damit angefangen und bin nach Jahren immer noch dran.
Allerdings hat es in einer Probezeit zwischendurch wenigstens eine mehrjährige Kampagne abgeworfen. Am Ende waren wir dann nur so weit, dass wir quasi frei spielen konnten und die weiteren Optimierungen zu der Zeit meistens nur noch unbeachtete Fingerübungen waren.

[Cyberdance]

Ich mag D&D, mit all seinen Stärken und Fehlern. Aber wenn ich nach meinen Con-Erfahrungen oder gelesenen Forums-/Newsgroup-Einträgen dazu gegangen wäre, hätte ich *nie* ein Player's Handbook angerührt.
Man muss es leider sagen - Con-Spielrunden bringen nicht direkt die besten Seiten eines (etablierten) Systems zutage. Besser ist es, mit experimentierfreudigen Spielern auf Sessions mit irgendwelchen unbekannteren RPGs zu landen. Da liegt für mich eher die Stärke des Cons.

Im Laden blättern und nach Bauch entscheiden scheint mir immer noch der beste Weg, wenn man niemanden kennt, der einem was zu verschiedenen Systemen sagen und in die Bücher schauen lassen kann.
Ein Genre/Komplexität/Spielanspruch-Katalog für Rollenspielsysteme wäre eine feine Sache, glaube ich. Gibt es sowas eigentlich?

[Smendrik]

@axx: Sag mal, wo hast du denn das ganze Zeug her?

[Vanis]

Ich bin der Meinung, das perfekte System gibt es eh nicht. Man kann dies und das ausprobieren, irgendwann fühlt man sich soweit wohl und modifiziert munter dran rum. Auf andere Meinungen kann ich da nur bedingt zurückgreifen, da die eigene Meinung und meist eben einfach ein negativer erster Eindruck aus welchen Gründen auch immer den Ausschlag gibt. Daher lieber selbst ausprobieren und dann urteilen.

[Vanis]

Das sowieso. Glücklicherweise kann man anhand von Berichten und Rezensionen zumindest etwas vorsondieren. Wenn man z.B. nicht auf Fantasy steht, kann man schonmal D&D, DSA und WFRPG aussortieren. Wenn man nicht auf Prozentsysteme steht, kann man schonmal UA aussortieren, etc. Das schränkt die möglichen Systeme schonmal stark ein und man muss sich nur noch auf eine geringere Anzahl Spiele einlassen.

Klar, einen groben Einblick geben mir Rezensionen schon. Aber bei der Bewertung hörts dann schon auf. Grad bei rpg.net werden Spiele oft sehr sehr unterschiedlich rezensiert, was ansich ja eine feine Sache ist, man kriegt gleich mehrere Meinungen. Nur halten sich die Kritiken im Netz meist, was deren Zahl angeht, dann doch in Grenzen. Man kann oft auch nicht erkennen, was nun PR und was "unvoreingenommene" Meinung ist.

Auch bei Cons konnte ich bisher nur begrenzt einen Informationsgewinn, was mir unbekannte Spiele angeht, feststellen. Da hängt zu viel von SL, der Gruppe und der Spielart ab. Ich hol mir da eigentlich echt nur noch einen ersten Eindruck, ob mir ein Hintergrund vom Thema und vom Gefühl her gefällt und teste dann selbst.

[Woodman]

Was man vielleicht auch noch erwähnen sollte sind die diversen "Starter Kits" die es oftmals für lau als pdf gibt, da kann man meistens nen schnellen eindruck gewinnen was sich die entwickler dabei gedacht haben, man muss nur immer im hinterkopf haben das einem viele möglichkeiten des vollständigen regelwerks verschlossen bleiben. Aber dafür kann man ja nach dem testen und vor dem kaufen noch im laden reinlesen.

...Da war für meine Gruppe Threefold ein Geschenk des Himmels. ...

Was ist Threefold?