Das finde ich total spannend! Magst Du bitte erläutern warum Du SR4A(nniversary Ed) als die beste Edition ansiehst?
Das ist doch relativ einfach erläutert:
SR1 - damals innovativ aber die Regeln waren extrem quirky.
SR2 & SR3 (sehr ähnlich, deswegen ziehe ich sie zusammen) - wesentlich besser als SR1. Noch mit dem Problem der 3 Achsen im Würfelwurf (Anzahl Würfel, variabler Mindestwurf, Anzahl Erfolge).
Insbesondere der Mindestwurf sobald er über die 5 ging war extrem bescheiden umgesetzt (bei Interesse mehr dazu).
Dazu kommen die Würfelpools, Lernen von Zaubern deren Mächtigkeit man nicht variieren kann und eine Menge anderer Kram, das sich erst gut anfühlt, im Spiel aber irgendwann nur noch nervt.
SR4 & SR5 - Mindestwurf auf 5&6 und es wurde nur noch über Anzahl Würfel modifiziert und die Anzahl Erfolge sagte was über die Qualität aus.
(es sagt schon etwas aus, dass ungefähr zur geichen Zeit die new World of Darkness in ihrem W10 Pool genau die gleiche Regeländerung umsetzte und von variablen Mindestwürfen auf feste Schwellwerte wechselte...)
SR6 - unausgegohren, unfertig und wieder ein System, das mich am ehesten an SR1 erinnert, weil es wirkt, als hätten die Mache Ideen gehabt, aber als sei ihnen in der Umsetzung die konstruktive Kreativität ausgegangen und am Ende hat man es irgendwie zusammengeleistert, um fertig zu werden und den GenCon Termin einhalten zu können.
SR Anarchy - das Storytelling Ding (halb gameistisch angehaucht, halb storytelling. Nicht Fisch, nicht Fleisch, deswegen irgendwie gar nichts).
So in dem Punkt bleiben eigentlich nur noch SR4 und 5 übrig.
Historie:
SR5 wirkt erst einmal attraktiver, weil schicker, preiswerter und in Deutschland verbreiteter. Vollfarbdurck auch in den Quellenbüchern und so.
Das liegt an der damaligen Preis- und Qualitäts-politik von Pegasus, die einfach nur "okay, die wollen Geld waschen, anders kann ich es mir nicht erklären" war. (nicht ernst gemeint!)
Und Fanpro hat mit der SR4 seiner Zeit auch einen totalen Übersetzungsbock geschossen. Die erste deutsche war einfach nur Mist, weil die Übersetzung nur schlimm war.
Da wurden Spielregeln im deutschen Text schlicht falsch wiedergegeben.
Ich vermute, das war auch ein Grund, warum die Lizenz dann zu Pegasus wanderte (Betonung auf "vermute").
Und Pegasus brachte die 4 dann in der Jubiläumsausgabe noch einmal raus, mit einer hochqualitativen Übersetzung.
Kommen wir zu den Regelunterschieden zwischen SR4 und 5:
Erst einmal: Die Regeln wirken ähnlich, so wie bei SR2 und SR3, aber der Teufel steckt im Detail.
Beide Systeme haben einen festen Erfolgswurf. Erfolge bei 5 & 6 auf W6. Gewürfelt wird meist die Summe Attribut + Fertigkeit als Anzahl Würfel.
Edge (Gummipunkte, hiess früher Karma) läßt würfel explodieren (also zusätzlicher W6) und erlaubt meist das Würfeln von Extrawürfel.
Die Anzahl an Erfolge gibt die Qualität der Erfolge an.
Bei SR5 wird die Magie den Mundanen Kräften (insbesondere im Kampf) aufgewertet.
Einfaches Beispiel: Der Widerstandwurf gegen Magie ist ein Attribut (Wert = Anzahl Würfel). Der Widerstandswurf bei Schußwaffen ist die Summe aus zwei Attributen.
Die jeweiligen Angriffe werden als Anzahl Würfel aus Summe von einem Attribut + Fertigkeit gebildet, sind also vergleichbar.
Im Schnitt ist also (bei gleicher Qualifikation) wesentlich schwerer jemanden mit einer Waffe zu erschiessen, als ihn mit einem äquivalenten Zauber zu "erschiessen".
Das ist bei SR4 schlicht nicht so, da wird immer gegen ein Attribut gewürfelt.
In SR5 werden Erfolge aus den Würfelpools durch ein "Limit" gedeckelt. Das kann die Schußwaffenpräzision sein, die Ausrüstungsqualität oder ähnliches.
Ausser bei Magie. Die kennt kein Limit. "Kleinhalten" findet also nur im mundanen Bereich statt.
Dann gibt es noch eine Menge Kleinigkeiten, die einfach in SR4 etwas einfacher geregelt sind. Simples Beispiel: In SR4 gibt eine reflexverbesserung (Cyberware, Zauber, Adeptenkraft) eine feste Anzahl an zusätzlichen Indurchgängen. In Sr5 muss wieder gewürfelt und jeweils die 10er abgezogen werden, um die zusätzlichen Inidurchgänge zu ermitteln.
SR4 hat ein Punktekaufsystem in der Charaktererschaffung. SR5 hat wieder das Prioritätensystem, das natürlich auch wieder schlechter gebalanced ist.
Ganz einfach aufgedröselt: SR4 kommt mit rund 400 Seiten Regelwerk daher, SR5 mit 490 - ohne wirklich mehr zu liefern.
Selbst die Weltbeschreibung - obwohl in SR5 etwas ausführlicher (also mehr Text) ist in SR4 Einsteigerfreundlicher.
Das einzige, was mir wirklich an SR4 besser gefällt ist, dass der Regeltext schwarz auf weissen Hintergrund gedruckt ist, während das SR4 helles Blau im Hintergrund ausmacht.
Und Schriftart und Schriftgröße wollen mir lesefreundlicher erscheinen. Aber:
Ich bin nur ein armer alter Mann. Meine Beine sind grau, meine Ohren sind leer, meine Augen sind alt ...