"Realitätsnähe" - Diese ist mit Gruppenprofilen überhaupt erst garantiert möglich. Sie unterbinden Gruppenkonstellationen, die nicht sein können. Ich habe in der Vergangenheit schon x-fach erlebt, daß Spieler mit Wunschvorstellungen bezüglich ihres Charakters Konstellationen erzwingen, die in keinster Weise von gesundem Menschenverstand zeugen. Ich will's mal am Beispiel Polizeiteam in Space Gothic überspitzt darstellen. Kein Spieler wird in dieser Gruppe einen gespielten Bretzelbäcker, Buchbinder oder Kesselflicker durchsetzen können. Gruppenprofile sind Nischen, die nicht selten einer speziellen Branche zugeordnet werden können. Da Mord und Totschlag vermeintlich elementarer Bestandteil eines Rollenspiels ist (eine handvoll Ausnahmen ausgenommen), sind Character Occupations und Gruppenprofile fast ausschließlich militärlastig. Innerhalb der Profile wird man nur Charaktere antreffen, die nischenkonform sind.
Nun ich hab es in den wenigen 35+ Jahren in denne ich Rollenspiel mache, derzeit zwar nur alle 14 tage aber ansonsten waren es auch schon mal 7x die Woche, doch nur recht selten erlebt das Figurenzusammensetzung das Problem war - ab und an war die Spielerzusammensetzung das Problem, jemand schrieb schon mal hier "Spiel nicht mit Idioten" - ich hab auch so ein paar in meinem Bekanntenkreis mit denen ich vieleicht ein Brettspiel mache oder über Rollenspiel philosophiere - aber mich nicht mehr mit ihnenen an einen Spieltisch setze (insofern würde ich die nicht als Idioten bezeichnen nur als inkompatibel - wobei ich auch mindestens einen kenne den ich als Idiot abgestempelt habe).
Wenn du nun das Beispiel des Bretzelbäckers im Polizeiteam bringst, an vielen Stellen hier - und auch anderstwo - wird oft genug das Thema thematisiert "Was wollen wir spielen? beziehungsweise Was bietet der Spielleiter an?" Auch im Hinblick auf Gruppenvertrag, Spielsitzung 0, sowas in der Art. Lezteres (angebot eines SL) ist meistens schon etwas einschränkender - das kann auch dann mal die Ermittlertruppe des Polizeiteams sein.
Wenn mir als SL - der nun mal die Ermittlertruppe als Setting anbieten will - ein Spieler mit seinem Bretzelbäcker kommt, dann werde ich ihm halt auch sagen das ich nicht denke das er in den von mir postulierten Abenteuern viel "Spotlight" haben wird. Vieleicht sagt er dann "Es ist die Aufgabe des SL die Spieler alle zu integrieren" - und dann bin ich wieder bei "Ich kann jedes konzept sprengen wenn ich Queerulant bin,...". Vieleicht sagt er aber auch "Ich hab da so eine neue, inovatzive, lustige, Idee und wenn die nicht läuft mach ich nach 2 Spielsitzungen eine neue Figur,...
Wer bin ich als SL das ich nicht auch zugestehe das ein Spieler eine neue, zündende Idee hat? (ok zugestanden es fällt mir zu dem Bretzelbäcker wenig ein, aber auch wenigstens nicht - garnix)
Insofern: Ich verstehe sehr wohl das Du das mit den Gruppenprofilen sehr fokussiert, alleine - für mich sind sie nicht zwingend notwendig.
Exemplarisch habe ich etwa ein Conabenteuer mit vorgefertigten Figuren, die "passen" überhaupt nicht zusammen, so garnicht. Und das mit Absicht. Exemplarisch sind das etwa "Polizist, Spieleprogrammierer, Pornosternchen, Taxifahrer, Klempner, Triatlet, Tierarzt, ... " sowas in der Art (ich hab gerade keinen zugriff auf die Daten, das Portfolio hat sicher 12 Figuren) das Szenario wirft die eben alle in den gleichen Mist und wenn sie nicht zusammenarbeiten kommen sie da nicht raus. Und natürlich passen sie auf Figurenebene doch zusammen, jede Figur hat Skills die im Szenario sinnvoll und notwendig sind, keine Figur hat alle Skills die Notwendig sind. Und natürlich kann man da auch Characterspiel machen und die möglichen Animositäten durchaus ausspielen, nur wenn man es eben übertreibt - gibts nen wipe.
Da ist dann das Gruppenprofiel, welches du am Start schon festsezt etwas das sich eben erst durch das Szenario ergibt.
Es liest sich jezt vieleicht recht negativ formuliert das ich diese vorgegebenen Gruppenprofiele nicht brauche, ich lege aber sehr viel wert darauf das vor dem Spiel viel darüber gesprochen wird was man spielen will, was der SL für Ideen hat in welche richtung es gehen wird. Wie soll der Spielstiel der Gruppe sein etwa ob viel gekämpft werden soll, investigetives Spiel, Characterspiel - was ist den anderen Mitspielern wichtig.
Und ich glaub bei der "Realitätsnähe" bin ich glaube ich ziemlich queer zu deiner Einstellung, aber das ist ja auch okee so.
Manchmal bringt die Realität selbst die merkwürdigsten Geschichten zustande. Ich meine - alle 14 Tage gewinnt jemand im Lotto - wie realistisch ist das denn?