Wie verbreitet ist die Unterscheidung zwischen göttlichem Wirken und magischen Kräften, die im Rollenspiel so dominant ist, eigentlich wirklich? Mir scheint das ein Ding des Monotheismus zu sein, in den meisten anderen Mythologien, die ich so kenne (oberflächlich...) geht das eigentlich wild durcheinander.
Das ist für mich ein D&Dismus, und obendrein einer, der mit Religion und Mythologie nicht mal wirklich was zu
tun hat, sondern einfach dem Spielaspekt geschuldet ist: Kleriker sollten halt andere Sprüche haben als "weltliche" Magier, aber immer noch grundsätzlich dasselbe Magie
system verwenden. Und daraus entstand dann eben das Konzept von den Göttern als hauptberuflichen Zauberautomaten, aus denen ihre Priester ihre tägliche Portion Klerikermagie ziehen dürfen, die aber ihrerseits so gut wie nie persönlich aktiv werden...man stelle sich mal vor, wie beispielsweise Homers Odyssee sich wohl unter
dem Paradigma entwickelt hätte. ("Nein, Poseidon, du darfst dem Odysseus keine Stürme nachschicken. Du bist bloß der
Gott der Meere, aber die eigentliche
Macht darüber liegt immer noch bei deinen Priestern!")
Wenn's nach mir ginge, würde ich zwar wahrscheinlich
auch eine Art von Grenze ziehen...aber die verliefe dann, soweit von der Spielwelt erst mal überhaupt unterstützt, mehr zwischen den persönlichen
Beziehungen, die jemand zu diversen Göttern und anderen Übernatürlichen hat, einer-, und eventueller "gewöhnlicher" Magie, die er nebenbei auch noch studiert oder aufgeschnappt haben mag und aus mehr oder weniger eigener Kraft wirken kann, andererseits. Eine Gottheit, einen Dämon, oder sonst ein hinreichend mächtiges Wesen um Beistand zu
bitten oder mit ihm zu verhandeln, fällt für mich erst mal noch nicht direkt unter systematische und zuverlässige "eigene" Magie, auch wenn das Ergebnis bei positivem Ausgang natürlich allemal spektakulär sein kann -- und also gibt's da durchaus einen prinzipiellen Unterschied zwischen einem Wunder einer- und mehr "handwerklicher" Zauberei andererseits.
(Was jetzt natürlich nicht heißen soll, daß ein Priester nicht auch Magie studiert haben oder umgekehrt ein Magier mächtige Freunde auf dem örtlichen Olymp-Analog haben könnte. In einer anständigen konsistenten Fantasywelt würde ich das sogar eher als den
Normalfall betrachten.)