Sorry, war mit Vorbereitungen zum FeenCon beschäftigt, und dann drei Tage auf dem FeenCon, so dass ich erst jetzt zur Beantwortung komme (außerdem hatte ich gehofft, dass sich auch noch andere "berufen" fühlen, was ja auch geschehen ist).
Vielleicht können mir die RuneQuest-Experten unter euch mir ein paar Fragen beantworten. Geht bitte davon aus, dass ich noch nie eine RuneQuest-Publikation in den Händen gehalten hab.
Was für ein Regelsystem steht hinter RuneQuest? Ist es eher ein Leichtgewicht oder wird es sehr detailliert? Wie lange dauern Kämpfe?
RuneQuest ist ein W100-, also %-System (im Grunde genommen ist es sogar das ERSTE W100-System gewesen).
Falls dir Cthulhu geläufig ist kennst du bereits die grundsätzlichen Regelmechaniken:
Auf Attributen (Stärke, Konstitution, Größe, Intelligent, Geschicklichkeit, Mana und Charisma) aufbauendes Fertigkeitssystem bei der der aktuelle Wert unterwürfelt werden muss.
Je nach Wurf erzielt man entweder einen Kritischen Erfolg, Speziellen Erfolg, Normalen Erfolg, Fehlschlag oder Patzer.
RuneQuest ist kein Leichtgewicht, sondern WIRKT erst einmal regellastig, da aber sich aber die Grundmechanik durch alle Bereiche zieht ist diese Basis recht intuitiv.
Man fuchst sich in die Grundregelmechaniken sehr schnell rein, nur die Variationen dieser Grundmechanik in den Unterschiedlichen Teilen des Systems können das Spiel zunächst aufwändig machen, aber das gehört zu Immersion RuneQuest/Glorantha.
Kämpfe, welche auch Waffenlängen, Geschicklichkeit des Kämpfers berücksichtigen, "Lebenspunkte" von Waffen und Schilden, sind sehr detailliert, realistisch und tödlich... dauern dadurch aber auch selten sehr lange.
Der erste gute Treffer kann schon den Ausgang des Kampfes bestimmen!
Ein Guter Kämpfer zu sein, mit guten Waffen, guter Rüstung und einem guten Schild ist wichtig.
Man sollte sich nur in einen Kampf begeben wenn es unvermeidbar ist UND wenn man sich gute Chancen ausrechnet siegreich davonzukommen (überzahl, überlegene Ausrüstung, bessere Vorbereitungszeit für kampfverbessernde Magie, etc.).
Aber häufig ist die VERMEIDUNG eines bewaffneten Konflikts erstrebenswerter als darin gut zu sein.
Was für ein Machtlevel haben die SCs? Sind sie einfache Bauer oder Halbgötter? Oder ist vielleicht die Progression so angelegt, dass man vom Bauern zum Halbgott aufsteigt?
In der aktuellen RuneQuest-Version sind die Charaktere bekannte Persönlichkeiten in ihrer Gemeinschaft. Nicht DIE Helden, aber schon Personen mit Vorerfahrungen.
Welcher Art die Vorerfahrungen sind wird bei der Charaktererschaffung durch Fragebögen mit den Ereignissen der Region der letzten 50 Jahre erstellt (wobei diese schon mit den Großeltern der SCs beginnen!).
SCs sind etwas besonderes und haben das Zeug dazu Helden zu werden (oder auf dem Weg dahin zu sterben).
Im Laufe einer RuneQuest-Kampagne KÖNNTEN SCs auch übermenschliche Fähigkeiten erringen und eine Kampagne als Halbgötter beenden, aber der normale Powerlevel ist der lokal anerkannter Problemlöser, welche in ihrer kleinen Ecke immer wichtiger werden, oder sich auf die Bühne der nächsthöheren Gemeinschaft begeben (Bekannter Problemlöser des Dorfes, wird zum Helden des Dorfes, welcher dann auch gleichzeitig ein bekannter Problemlöser des Clans ist. Dieser kann zum Helden des Clans werden, der auch gleichzeitig ein bekannter Problemlöser des Stammes ist, welcher dann zum Helden des Stammes werden kann, der zeitgleich ein bekannter Problemlöser des Königreichs ist, etc.).
Was macht das anscheinend mit RuneQuest verwobene Glorantha besonders? Was sind die wichtigen Punkte de Settings?
Und was für Abenteuer werden in Glorantha erlebt? Rettet man Omas Katze vom Baum oder doch die ganze Welt?
Wie viel Magie/Wunder gibt es in Glorantha?
Das aktuelle RuneQuest ist fest mit der Hintergrundwelt Glorantha verzahnt (im Gegensatz zu den vorherigen Editionen 3 bis 6, welches Universalsysteme waren).
In RuneQuest besitzen die Charaktere Leidenschaften: Beziehungen zu anderen Personen oder Organisationen (Liebe Familie, Loyalität Clan, Hass auf Trolle, Furcht von Drachen etc.), welche auch einen Prozentwert haben, auf den gewürfelt werden kann (auf den Wert an sich, ODER um mit dieser Leidenschaft andere Fertigkeiten zu unterstützen. z.B. kämpft man wahrscheinlich intensiver wenn ein Mitglied der eigenen engeren Familie in Gefahr schwebt).
Zudem haben die Charaktere Runen: Die 5 Elemente, oder Paarungen wie Leben und Tod, Wahrheit und Illusion, etc. Auch diese haben eine Prozentwert.
Glorantha basiert nicht auf den Naturwissenschaften, sondern auf den Mythen der Götterwelt und den Runen.
Magie ist allgegenwärtig. Jeder kann auf die eine oder andere Art Magie wirken.
Dein Glaube bestimmt welche Art von Magie dir zugänglich ist und was du erlernen und wirken kannst: Glaubst du an die Großen Geister der Natur und ein Schamane oder Priester-Schamane steht deinem Glauben vor, dann ist es wahrscheinlich, dass du Geistermagie beherrschst und einem Geisterkult angehörst. Folgst du einem Gott des lokalen Götterpantheons, dann ist es wahrscheinlich, dass du zugriff auf mächtige Runenmagie, so wie auf kleine Geistermagie des Kultes hast. Glaubst du daran, dass die Welt aus Energien (den Runen) besteht, welche genutzt und manipuliert werden können, dann folgst du wahrscheinlich einem Propheten des Unsichtbaren Gottes, überlässt die Zauberei den Zauberern und partizipierst von den Zaubern die diese auf die Gemeinschaft wirken und hilfst dir im Alltag mit ein bisschen Geistermagie weiter.
Es gibt VIELE Götter in verschiedenen Pantheons, die alle parallel und manchmal miteinander überlappend/verwoben existieren.
Die Kulte Gloranthas sind (nur sprichwörtlich, nicht regeltechnisch) so etwas wie die Charakterklassen von RQG:
Du bist nicht ein Krieger. Du bist ein Orlanth der Abenteurer Clanskrieger, oder ein Yelmalio Hoplite, oder ein Humakt Söldner, oder eine Babeester Gor Tempelwächterin, etc.
Abenteuer können in RQG in jeder Ausprägung vorkommen.
Mal wurden Rinder gestohlen und die Gruppe versucht herauszufinden wo diese geblieben sind, sie zurückzuerhalten, oder zumindest Kompensation zu erhalten. Ein andermal sind marodierende Chaoswesen gesichtet worden und man muss sich diesen annehmen.
Mal wurde bei der Trockenlegung eines kleinen Moores ein Tempel aus der Zeit des Drachenanbetenden Imperiums der Wyrmfreunde entdeckt und es geschehen seltsame magische Dinge.
Mal wurden bei der Rodung eines Waldstücks die dort lebenden Elfen beleidigt, so dass interveniert werden muss, damit die umliegende Bevölkerung nicht mit Pfeilen gespickt wird.
Mal marschiert das Lunare Imperium mit einer Armeeeinheit ein. etc.
Die Abenteuer reichen von wenig mehr als Katze aus dem Baum retten (um es in Filmen auszudrücken: Kevin allein zu Haus), über klassische Abenteuer (Indiana Jones?) bis hin zu Halbgötter davon abhalten nicht den Landstrich zu verwüsten (Vaiana?).
Wollt ihr mir sonst noch etwas Wichtiges zu RuneQuest sagen?
Ich finde es wichtig ZWEI Dinge bei RuneQuest Glorantha zu beachten:
1. Du spielst GLORANTHA, RuneQuest ist "nur" das Spielsystem mit dem Glorantha simuliert wird.
2. RuneQuest als Spielsystem ist über 40 Jahre gewachsen. Die Grundregelmechaniken haben Ausnahmen, Sonderfälle und Spezialregelungen. Dies KANN verwirrend sein, passt aber zu Glorantha.
RuneQuest ist wie das Imperiale System mit Inch, Fuß, Meilen, Pint, Stones, Pfund, etc. (wobei die US und GB-Werte auch noch voneinander abweichen!). Dadurch wirkt es nicht immer logisch, aber gewachsen und authentisch*.
*MYTHRAS (aka vormals RuneQuest 6) wäre in der Betrachtungsweise das metrische System, mit Zentimeter, Meter, Kilometer, Liter, Kilogramm, etc. Nicht gewachsen, sondern logisch durchdesigned... dadurch aber auch manchmal etwas trockener oder steriler vom generellen Gefühl her.
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