Autor Thema: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)  (Gelesen 14949 mal)

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Offline YY

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #50 am: 3.07.2022 | 11:13 »
Völlig OT, aber Reizthema ;D :

ohne einen begeisterten Inszenierer (Graphiker wie ASS) von blanken Stahl-futuristisch Kunststoff mit nicht hanebüchener Dysfunktionalität-Konstruktion (man denke an an frühere SR Editionen zurück...)

Joah...den Tiefpunkt hat man hinter sich gelassen (3.-4. Edition), aber Fehlgriffe gibt es da immer noch genug - und die werden nur noch deutlicher, wenn man teils lediglich ein bisschen verschnörkelte reale Vorbilder nimmt und teils sehr wirre "Eigenkonstruktionen".

Würde man deutlich mehr verdienen dann gäbe es vermutlich mehr Autoren. Die Anforderungen um in den Markt einzutreten sind ja eher gering.

Tja, mitmachen kann quasi jeder, aber nennenswert erfolgreich sind die wenigsten. 
Aber jeder "Filter" würde sich da auf alles mögliche beziehen, nur nicht auf irgendeinen Qualitätsstandard.

Von daher ist das schon ganz gut so - zumal eine recht ansehnliche Zahl derer, die das Ganze nebenher betreiben, genau das, was sie da zum Spaß machen, im Hauptberuf in einer anderen Sparte für halbwegs gutes Geld machen.
Das verzerrt die Betrachtung Profi vs. Hobby noch mal weiter.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #51 am: 3.07.2022 | 11:53 »
Aktuell sind wir bei etwa 1 Euro pro Stunde Lesezeit. Wenn der Preis darunter fällt, leidet die Vielfalt.

Also lese ich zu langsam?  :-[

Naja, andererseits kaufe ich 10x so viel wie ich tatsächllich lese.
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Offline sma

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #52 am: 3.07.2022 | 12:00 »
Vielleicht  ist das für alle offensichtlich, aber es werden hier verschiedene Punkte durcheinander geworfen. Es ging mir bei der Rechnung nicht darum, was jemand, der möglicherweise nebenbei für irgendwen irgendwas macht, bekommt, sondern was Selbstständige mit einem Verlag umsetzen müssen, um davon a) zu leben und b) auch so viel verdienen, dass das mit der Selbstständigkeit verbundene Risiko die ganze Aktion wert ist.

Meine Annahme war, dass der Verdienst besser als ALG2 und der Mindestlohn sein muss, was bedeutet, ich muss pro Person mindestens 2100€ pro Monat einnehmen. Das rechtfertigt IMHO aber noch nicht das Risiko, daher hatte ich einfach mal 3333€ aus der Luft gegriffen, weil das ein Drittel von 10.000€ ist.

Mein entscheidender Punkt war aber, dass man für 10.000€, selbst wenn man großzügig nach oben abgeschätzte 20€ mit einem Buch verdient, ziemlich viel verkaufen muss im Verhältnis dazu, für wie groß wir alle hier den Markt halten.

System Matters haben für sich z.B. die Rechnung aufgemacht, dass wenn sie für ihr WWW-Spiel 240 Leute motivieren können, vorzubestellen, dass es sich irgendwie lohnt. Bei 20€ Gewinn pro Buch wären das gerade mal 4800€. Da sind es nur zwei Leute und ich glaube, einer der beiden arbeitet noch nebenbei und daher zähle ich ihn nur halb. Dann passt das ziemlich genau zu den 3333€ "Wunschgehalt" (geschäftsführende Gesellschafter einer GbR beziehen kein Gehalt, ich weiß das). Aber ihnen müsste entweder so ein Stunt jeden Monat gelingen bzw. die aktuellen Reihen müssen jeden Monat soviel abwerfen. Es ist sicherlich irgendwas dazwischen.

Und zu bedenken ist, dass sie noch zusätzliche Einnahmen brauchen, um ihr Büro zu finanzieren, einen Steuerberater u.ä. zu bezahlen oder auch nur zu "Recherchezwecken" eine Sammlung an anderen Rollenspielen anzulegen.

Jedenfalls ist das Verlagsgeschäft keine Lizenz zum Gelddrucken.

Offline Ainor

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #53 am: 3.07.2022 | 12:33 »
Tja, mitmachen kann quasi jeder, aber nennenswert erfolgreich sind die wenigsten. 

Das ist immer so wenn viele mitmachen. Ist in der Kunst/Literatur ja genauso.

Von daher ist das schon ganz gut so - zumal eine recht ansehnliche Zahl derer, die das Ganze nebenher betreiben, genau das, was sie da zum Spaß machen, im Hauptberuf in einer anderen Sparte für halbwegs gutes Geld machen.
Das verzerrt die Betrachtung Profi vs. Hobby noch mal weiter.

Hobby = nicht hauptberuflich. Ich weiß zwar nicht so genau welche Berufe genau dasselbe machen, aber ja, die Qualität der Hobbyproduktionen ist oft eher hoch.

Vielleicht  ist das für alle offensichtlich, aber es werden hier verschiedene Punkte durcheinander geworfen. Es ging mir bei der Rechnung nicht darum, was jemand, der möglicherweise nebenbei für irgendwen irgendwas macht, bekommt, sondern was Selbstständige mit einem Verlag umsetzen müssen, um davon a) zu leben und b) auch so viel verdienen, dass das mit der Selbstständigkeit verbundene Risiko die ganze Aktion wert ist.
 

Klar. Aber die Verdienstmöglichkeiten werden durch die Konkurenz aus Hobbyproduktionen sicher stark eingeschränkt.

Jedenfalls ist das Verlagsgeschäft keine Lizenz zum Gelddrucken.
 

Ich glaube da ist sich die große Mehrheit hier einig. Die Frage ist doch eher warum das so ist bzw. wa sich ändern müsste damit das ganze wirtschaftlich tragfähiger ist.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
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Offline AndreJarosch

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #54 am: 3.07.2022 | 12:49 »
Ich glaube da ist sich die große Mehrheit hier einig. Die Frage ist doch eher warum das so ist bzw. wa sich ändern müsste damit das ganze wirtschaftlich tragfähiger ist.

Wenn man vergleichbare Bereiche sucht, dann landet man bei Belletristik und Graphic Novels:
Da sind die Gehälter/Bezahlungen auch nicht üppig aber ein Verlag kann genug erwirtschaften und Festangerstellte zu bezahlen durch Auflagenhöhe.
Also: Die MENGE machts!
Viele Arbeiten die anfallen und bezahlt werden müssen kosten das gleiche, egal ob man 100, 1000 oder 100.000 Exemplare druckt. Durch höhere Druckauflage sinkt der Anteilige Kostenfaktor pro Buch und dadurch bleibt mehr Gewinn.

Lösungsidee: Rollenspiel bekannter machen, so dass es Massenmarkttauglich wird.
Probleme: Viele Rollenspielthemen SIND NICHT Massenmarkttauglich.


Ich wage mal den Vergleich zum Sport:

Fußball
Fußball ist ein Massensport. Senderechte der Spiele, Tickets fürs Stadion, Mechandise der Mannschaften, etc. Und dann alles für Hunderttausende von Fußballfans.
Fußballspieler werden mit Millionensummen gehandelt.

Im Vergleich dazu: Dart
Dart ist ein Nischensport. Die Preisgelder sind dementsprechend niedrig und es gibt sehr wenige Leute die davon Leben können... fast alle Dartspieler sind Hobby-Sportler.


Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #55 am: 3.07.2022 | 13:53 »
Hobby = nicht hauptberuflich. Ich weiß zwar nicht so genau welche Berufe genau dasselbe machen, aber ja, die Qualität der Hobbyproduktionen ist oft eher hoch.

Ich würde eher behaupten die Qualität der Profi-Produkte (vor allem vieler Übersetzungen, aber auch generelles Rollenspiel-Lektorat) ist auf hohem Hobby-Niveau.

Die Druckereien sind natürlich schon professionell, aber der Inhalt meist das Papier nicht wert.

Wen wundert es? Viele übersetzen und entwickeln ja "ehrenamtlich".
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Offline Tele

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #56 am: 3.07.2022 | 14:40 »
Ich würde eher behaupten die Qualität der Profi-Produkte (vor allem vieler Übersetzungen, aber auch generelles Rollenspiel-Lektorat) ist auf hohem Hobby-Niveau.

Die Druckereien sind natürlich schon professionell, aber der Inhalt meist das Papier nicht wert.

Wen wundert es? Viele übersetzen und entwickeln ja "ehrenamtlich".

Edit: ich hatte erst ne böse Antwort geschrieben, aber dann jetzt doch geändert. Ich sollte in diesem Forum nicht mehr lesen.
« Letzte Änderung: 3.07.2022 | 14:48 von Tele »

Brainworm

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #57 am: 3.07.2022 | 14:44 »
Die Druckereien sind natürlich schon professionell, aber der Inhalt meist das Papier nicht wert.

Autsch… aber ich verstehe deinen Punkt. Teilweise(!) hat man bei Rollenspielprodukten schon den Eindruck, dass sie recht „schlampig“ (würde das gerne diplomatischer ausdrücken, aber mir fällt gerade kein Wort ein) umgesetzt wurden. Ist aber auch kein rein deutsches Phänomen, wenn man mal auf Shadowrun schielt. Da würde ich sogar sagen, dass Pegasus sich sehr professionell verhält und die groben Schnitzer von Catalyst ausbügelt.

EDIT:

Um das noch mal kurz zu präzisieren. Ich finde es toll, dass es Menschen gibt, die es sich für das (vermutete) Gehalt „antun“ Rollenspiele in Deutschland zu entwickeln/übersetzen. Habe ich ja auch in dem Uhrwerk-News-Thread geschrieben.
Es kommt aber immer wieder vor, dass Bücher herausgebracht werden, wo ich mich als Kunde schon frage, wie das passieren konnte.
Man kauft halt ein, im vergleich zu sonstigen Büchern, recht teures Produkt und dann sitzt man da mit nem Buch, wo der Index vergessen wurde, auf dem Cover oder der Rückseite schon sehr offensichtliche Rechtschreibfehler sind (und ich bin bei Rechtschreibung echt nicht empfindlich), im Text öfter ein verweis auf „Seite XXX“ zu finden ist oder die Namen mal deutsch mal englisch sind oder Begriffe an verschiedenen Stellen verschieden benannt/übersetzt usw.
Da überlegt man sich schon, ob man in Zukunft vielleicht lieber nur noch zu PDFs greift. Und ich bin eigentlich ein Fan von richtigen Büchern (bzw. am liebsten einfach beides :)).
Trotzdem gibt es natürlich viele deutsche Rollenspielbücher die, für mein Empfinden, in allen Aspekten eine hervorragende Qualität bieten. Nur die Ausrutscher tun halt echt weh.
« Letzte Änderung: 3.07.2022 | 15:02 von Brainworm »

Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #58 am: 3.07.2022 | 15:35 »
Ein wertiges Hardcover mit vielen Druckfehlern tut mir halt echt weh. Bei einem Fanzine ist es dagegen irgendwie charmant.

Traurig ist, dass die 80iger-Jahre- Schwarz-Weiß-Hefte oft deutlich besser lektoriert sind als neue farbige Hardcover.

Ulisses hat z.B. in die deutsche Neuauflage der Torg-Karten nicht das gesamte Errata eingearbeitet? Ich bin keine Sekunde überrascht.
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Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #59 am: 3.07.2022 | 15:36 »
Edit: ich hatte erst ne böse Antwort geschrieben, aber dann jetzt doch geändert. Ich sollte in diesem Forum nicht mehr lesen.

Klingt nach einem professionellen Problemlösungsansatz.
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Offline Gunthar

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #60 am: 3.07.2022 | 15:45 »
Das Desaster mit dem The Witcher-RPG, wo erst die dritte Auflage sauber war. Da wurde wohl vor allem bei der Qualitätssicherung gespart. Denn die kostet ja auch ein Gehalt.
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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #61 am: 3.07.2022 | 15:48 »
Klingt nach einem professionellen Problemlösungsansatz.

Wenn ein Nutzer seinen Beitrag schon wieder löscht, trägt so ein sarkastischer Kommentar wenig zur konstruktiven Diskussion bei. Bitte unterlassen.
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Offline postkarte

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #62 am: 3.07.2022 | 16:16 »
sma hat mal früher geschrieben, dass den meisten Gewinn mit Rollenspiel als Hobby Coca-Cola macht und die Idee ist wahrscheinlich immer noch wahr. Wenn wir jetzt also diverse Influencer haben, die sich ihre Patreon finanzieren lassen, um Videos über Rollenspielmaterialien zu machen, anstatt dass das Geld den eigentlich Machern der Rollenspiele zukommt, trifft das genau diesen Punkt.

In diesem Sinn glaube ich, die Frage, was man daran machen kann, ist nicht innerhalb der typischen Verlagsarbeit lösbar, sondern man muss das Geld woanders reinholen. Ulisses und viele andere haben ganz viele Gimmicks, wie Spezialwürfel, Blips, Spielkarten usw. die tendenziell wahrscheinlich pro Stück eine deutlich höhere Gewinnmarge haben, billig genug zum Verschenken sind und tatsächlich nicht unpraktisch am Spieltisch. Man wird die benötigten Gelder jedenfalls nicht durch Preiserhöhungen auffangen können und auch viel größere Umsätze scheint mir unrealistisch.

Offline Haukrinn

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #63 am: 3.07.2022 | 16:25 »
Ich glaube, das Entstehen qualitativ guter Rollenspielprodukte hat gewisse Parallelen zur Open-Source-Software. Es gibt geringe Investitionen in dem Bereich, von denen kann aber keiner leben. Mehr Investition lohnt sich auch nicht, denn für das Ergebnis wollen nicht genügend Leute bezahlen. Also liegt ein Großteil der Arbeit in dem Bereich, der freiwillig, mehr oder weniger unentgeltlich und primär aus Überzeugung und Spaß an der Sache geleistet wird.
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Swafnir

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #64 am: 3.07.2022 | 16:29 »
Klingt nach einem professionellen Problemlösungsansatz.

Das ist das Problem bei dem Thema hier: Hier gibt es eine Melange aus Verlagsmitarbeitern und Fans und dann wird halt lieber über die armen Verlagsmitarbeiter geredet, die sich gegen ein Gnadenbrot aufopfern um uns mit Rollenspielen zu versorgen, anstatt über die mangelnde Qualität.
Um mal das Kind mal beim Namen zu nennen, ist der deutsche Rollenspielmarkt überwiegend eine Ansammlung aus abgebrochenen genuin englischsprachigen Reihen, die teilweise so eine miese Qualität haben, dass man sie kaum spielen kann. Besonders hervor tun sich da die drei Verlage Ulisses, Uhrwerk und Truant (hab mich am Sonntag wieder extrem geärgert, als wir Charaktere für Abenteuer in Mittelerde gebaut haben und da auf einmal Fertigkeiten geübt waren, die es gar nicht gibt).

Und letztlich hab ich dann einen anständigen Batzen Geld ausgegeben für ein Spiel, das fehlerhaft und/oder unvollständig ist.
Was nützt mir also ein großer Produktausstoß, wenn die Qualität schlecht ist? Nichts. Von daher würde es unserem Hobby vielleicht ganz gut tun, wenn es sich gesund schrumpfen würde. Pegasus liefert meist gute Qualität ab, die können das aber eben mit Brettspielen querfinanzieren. Und ansonsten fallen mir nur noch nebenberufliche Verlage (bzw. Vereine) ein, die teilweise eine wirklich vorbildliche Qualität abliefern. 

Wäre es ein großer Verlust, wenn wir nur noch halb so viele deutschsprachige Publikationen hätten, die aber in einer gute Qualität? Ich denke nicht.
Da muss halt jeder für sich selbst entscheiden, ob er weiter viel Geld für eine schlechte Qualität raushauen möchte, um ein offensichtlich nicht tragfähiges Modell zu unterstützen.

Camo

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #65 am: 3.07.2022 | 16:36 »
Da ich in der Literaturszene recht gut vernetzt bin... nur ein winzig kleiner Teil der deutschen Belletristik-Autoren kann wirklich vom Schreiben leben. Der Rest macht das nebenbei, aus Liebhaberei - auch wenn die Steuer das anders sieht. Und da hat sich sehr deutlich erwiesen, dass Belletristik weniger gekauft wird, je teurer sie ist. Autoren dazu zu bringen, Stundenlöhne auszurechnen sorgt im Übrigen nur für Wellen an Depressionen, Mindestlohn oder auch ALGII sind meist nicht erreichbar. Das ist auch der Fall bei den Autoren, die ohne einen Verlag veröffentlichen und so mehr Geld aus jedem Verkauf bekommen.

Preise erhöhen dürfte also nicht die Lösung sein, das bedeutet, man müsste Kosten senken. Und ein nicht unbedeutender Kostenpunkt ist "vollfarbig, hochglanz"... brauchen wir das wirklich? Wenn ich mir die alten Bücher in meiner (recht umfangreichen) Sammlung anschaue, dann war früher das meiste auf normalem Papier und schwarz-weiß. Dafür gab es dann auch Boxen für umgerechnet 20 oder 30 Euro... wobei Letztere schon als teuer galten. Wie wäre es, statt Geld in Bunt und Hochglanz lieber Geld in Lektorat, Layout und Qualität zu stecken? Vor Allem braucht es Werbung... und das bedeutet nicht nur bei Twitch darüber reden, sondern auch schriftliche Werbung. Und natürlich - auch wenn ich mich wiederhole - Qualität. Es hilft niemandem auf lange Sicht, wenn man mangelnde Qualität aus "Loyalität dem Verlag gegenüber" hinnimmt, das wird dann nur Standard. Vernünftige Qualität wird normalerweise besser gekauft... und natürlich schauen, was die Kunden wollen. Dazu muss man den Markt im Auge haben und vor Allem die eigenen Kosten und Einnahmen. Das sollte eigentlich genereller Standard sein, aber wie Uhrwerk wieder mal beweist, ist es das nicht. Leider.

Offline Gunthar

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #66 am: 3.07.2022 | 16:38 »
Mein The Witcher GRW hatte ich wegen den massiven Mängel dem Händler sogar zurück gegeben. Wäre eigentlich ein schönes RPG. Aber Seiten, die mit Druckerschwärze vollgesaut waren und dann viele Fehler drin.

Bei Ulisses nerve ich mich darüber, dass offenbar beim PDF von der DSA 1 Ausbaubox das Korrekturlesen eingespart wurde. So viele Wortfehler drin. Wurde vermutlich mit OCR gescannt.
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Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #67 am: 3.07.2022 | 16:41 »
Wie wäre es, statt Geld in Bunt und Hochglanz lieber Geld in Lektorat, Layout und Qualität zu stecken?

Die Frage ist halt wieviele Prozent der Käufer die Bücher sowieso beinahe ungelesen ins Regal stellen, weil sie sie als Sammler oder "für später" kaufen. Bunt und Hochglanz kriegt man da mit. Lektorat nicht.
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Camo

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #68 am: 3.07.2022 | 16:50 »
Die Frage ist halt wieviele Prozent der Käufer die Bücher sowieso beinahe ungelesen ins Regal stellen, weil sie sie als Sammler oder "für später" kaufen. Bunt und Hochglanz kriegt man da mit. Lektorat nicht.

Naja, ich weise da z.B. auf die neue deutsche Übersetzung von Fading Suns hin, wo es auf die massive Kritik an Fehlern im Charakterbuch die lapidare Aussage gab "Wir können uns nicht leisten, das noch mal und fehlerfrei zu machen"... wo eigentlich der Verbraucherschutz mal anklopfen sollte.

Ist halt die Frage... wird produziert, um das ungelesen im Regal zu haben oder um es zu benutzen? Bzw. wollen dir Rollenspiele benutzen oder uns die nur hinstellen? Denn aktuell hört man auch immer mehr, dass durch inhaltliche Fehler die deutsche und die englische Version nicht immer kompatibel sind, die D&D5-Version von Ulisses war da ein nettes Beispiel, wo der deutsche Text nicht selten etwas anderes besagte als der englische Originaltext. Was möchten wir mit den Rollenspielprodukten tun, nutzen oder ins Regal stellen? Bei letzterem bräuchte man die Seiten innen ja nicht bedrucken, es würde dann sogar reichen, den Umschlag auf einen Karton zu basteln, was massiv Kosten sparen würde. ;)

Achamanian

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #69 am: 3.07.2022 | 16:51 »
Die Frage ist halt wieviele Prozent der Käufer die Bücher sowieso beinahe ungelesen ins Regal stellen, weil sie sie als Sammler oder "für später" kaufen. Bunt und Hochglanz kriegt man da mit. Lektorat nicht.

Das ist halt auf vielen Ebenen bitter. Sammeln ohne lesen ist einerseits legitim, mach ich ja selbst. Andererseits ist es Mist, dass das Geld zunehmend in die ressourcenintensiven und letztendlich auch abfallproduzierenden Bereiche fließt (Hochglanz-Vierfarb-Druck), anstatt z.B. ins Lektorat. Klar, die Rollenspielbranche ist da so klein, dass die ökologische Relevanz gegen null tendiert, trotzdem ist es als Grundprinzip Mist.

Online klatschi

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #70 am: 3.07.2022 | 17:07 »
Naja, ich weise da z.B. auf die neue deutsche Übersetzung von Fading Suns hin, wo es auf die massive Kritik an Fehlern im Charakterbuch die lapidare Aussage gab "Wir können uns nicht leisten, das noch mal und fehlerfrei zu machen"... wo eigentlich der Verbraucherschutz mal anklopfen sollte.

Ich verstehe das irgendwie nicht - gerade wenn man eine Vorfassung an die Backer rausgibt und die um Feedback bittet, wie es beispielsweise Free League immer macht.

Natürlich ist es auch kacke, als Backer für das Lektorat genutzt zu werden, aber besser als fehlerhafte Übersetzungen in gedruckter Form…
« Letzte Änderung: 3.07.2022 | 17:16 von klatschi »

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #71 am: 3.07.2022 | 17:09 »
Ich weiß zwar nicht so genau welche Berufe genau dasselbe machen, aber ja, die Qualität der Hobbyproduktionen ist oft eher hoch.

Z.B. arbeiten Übersetzer und Layouter nebenher im Rollenspielbereich, die woanders genau dafür ordentlich bezahlt werden und bereit sind, ihre Arbeit für den Rollenspielsektor unter Wert anzubieten, damit es ein Produkt X a) überhaupt und b) in brauchbarer Qualität gibt.

Das kann man dann auch nicht mehr verbessern, indem man mehr bezahlt - den Profi hat man ja schon.


Ist halt die Frage... wird produziert, um das ungelesen im Regal zu haben oder um es zu benutzen? Bzw. wollen dir Rollenspiele benutzen oder uns die nur hinstellen?

Vielleicht sollte man Rollenspiele einfach klar nach Einsatzzweck kennzeichnen :think: ;D


Nein, im Ernst:
Wenn ich explizit die Wahl hätte zwischen hingeschludertem Hochglanzgedöns und einer gut durchdachten, funktionalen Bleiwüste mit ein paar einigermaßen ansehnlichen S-W-Zeichnungen, würde ich oft genug letzteres nehmen.

Aber so klar ist es ja einfach nicht und man bekommt neben den o.g. Varianten sowohl den Hochglanzkram mit ordentlichem als auch das hässliche Zeug mit unterirdischem Inhalt...
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Camo

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #72 am: 3.07.2022 | 17:20 »
Nein, im Ernst:
Wenn ich explizit die Wahl hätte zwischen hingeschludertem Hochglanzgedöns und einer gut durchdachten, funktionalen Bleiwüste mit ein paar einigermaßen ansehnlichen S-W-Zeichnungen, würde ich oft genug letzteres nehmen.

Aber so klar ist es ja einfach nicht und man bekommt neben den o.g. Varianten sowohl den Hochglanzkram mit ordentlichem als auch das hässliche Zeug mit unterirdischem Inhalt...

Naja, da ist dann einfach der Kunde gefragt. Weniger "Lasst uns mit Verlag X solidarisch sein, die machen deutsche Sachen" und mehr "Die Qualität ist nicht gut, wir kaufen erst, wenn die Qualität besser ist". Da gibt es dann nur 4 Szenarien:
* Die Qualität wird nicht besser, keiner kauft das mehr, Verlag verschwindet
* Qualität wird besser, es wird gekauft und Verlag bleibt
* Qualität wird nicht besser, wird trotzdem gekauft, Verlag bleibt und alles bleibt wie es ist
* Qualität besser wird, keiner kauft, Verlag verschwindet.

Option 4 ist unwahrscheinlich, zumindest wenn die Preise gleich bleiben. Werden die allerdings stark erhöht, weil es ja "mehr Aufwand ist, Produkte guter Qualität zu machen" sollte man ein ernstes Wort mit den Verlagen reden... die Preise sind nämlich aktuell schon nicht günstig... wenn das die Preise für niedrige Qualität sind, läuft da etwas gewaltig schief.

Eigentlich dürfte die deutsche Szene aber nur gewinnen können dabei... denn es gibt durchaus viele Leute, die etwas machen wollen. Ist nicht so, dass da nur eine kleine Gruppe ist, die dadurch unantastbar ist.

Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #73 am: 3.07.2022 | 17:33 »
Eigentlich dürfte die deutsche Szene aber nur gewinnen können dabei... denn es gibt durchaus viele Leute, die etwas machen wollen. Ist nicht so, dass da nur eine kleine Gruppe ist, die dadurch unantastbar ist.

Ich wurde aber auch schon von Leuten angeheischt, weil ich sie auf grobe Fehler im Waschzettel hinwies. Nach dem Motto:

"Ich tue mir so viel an und das ist der Danke dafür?"  :o

Wollte ja nur unentgeltlich helfen...

Andere haben dagegen mir als Dank dafür gratis PDFs geschickt - natürlich ihrer eigenen Produkte.  >;D
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Offline AndreJarosch

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #74 am: 3.07.2022 | 17:34 »
Nein, im Ernst:
Wenn ich explizit die Wahl hätte zwischen hingeschludertem Hochglanzgedöns und einer gut durchdachten, funktionalen Bleiwüste mit ein paar einigermaßen ansehnlichen S-W-Zeichnungen, würde ich oft genug letzteres nehmen.

DAS ist der Ansatz des deutschen MYTHRAS:
Zwar "nur" schwarz-weiß und zwar mit "nur" ansehnlichen schwarz-weiß Zeichnungen, dafür aber gute Übersetzungen mit Lektorat und Korrektorat und eingearbeiteter Errata und auch sonst ausgebügelten Fehlern des englischen Originals.
Können wir aber auch nur machen, weil unser Herzblut dranhängt und wir NICHT davon Leben müssen. Ist eben "nur" ein Hobbyprojekt.