Autor Thema: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)  (Gelesen 16227 mal)

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Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #175 am: 4.07.2022 | 22:05 »
Ausnahmen wie Jim Raggi (LotFP) oder Kevin Crawford (Stars without Numbers) existieren, aber die haben auch erst lange finanzielle Durststrecken durchstehen müssen, bis sie an dem Punkt angekommen sind wo sie heute stehen.

Also irgendwie hatte ich nicht den Eindruck, dass Raggi damit zufrieden war, wo er vorletztes Jahr stand.

Zitat
Just want to thank everyone for a big year here at LotFP. We came really close to total disaster, but you all made sure we live on to fight another day.
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Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #176 am: 4.07.2022 | 22:09 »
Wie viele Seiten hatte denn die DSA1 Box? Das wurde ja in unglaublich kurzer Zeit von verschiedenen Leuten in dieser extrem kurzen Zeit runtergeschrieben. Klar könnte man so etwas heute mit mehr Erfahrung besser machen. Aber damals gab es eben keine Konkurrenz. Heute müsste so ein "hingerotztes" Rollenspiel eben gegen diejenigen konkurrieren, in die viel mehr Aufwand und Liebe gesteckt wurde. DSA4.0 hat einfach mehr Zeit gebraucht.

Bei Musik oder Malerei kann ein Künstler heute noch theoretisch auch schnell fertige Dinge hinbekommen. Aber auch da gilt meistens, dass Kunst Zeit und Muße braucht.

Trotzdem macht mir ein heruntergerotztes DSA1 100x mehr Spass als so ziemlich alles was später kam. Die Liebe in DSA4.0 habe ich bis jetzt nicht entdeckt. Naja, du scheinst einfach nicht so der DIY-Subkulturler zu sein.
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Offline ArneBab

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #177 am: 4.07.2022 | 22:27 »
Die Liebe in DSA4.0 habe ich bis jetzt nicht entdeckt.
Das geht mir aber auch so. DSA 4 macht eigentlich so gut wie alles richtig. Eine Einführungsrunde, alles schön illustriert, tolle Selbstreflektion, … — aber die Texte in 4.0 haben mich beim Lesen gelangweiligt.

Da waren die groben „Regieanweisungen“ toll, aber die kunsthandwerkliche Umsetzung ging schief. Ob das an den Schreibenden lag oder doch an anderen Forderungen o.ä. kann ich nicht sagen, sondern nur: Ich habe mich beim Lesen gelangweilt.

Bei DSA 1 packt mich schon der Text auf der Rückseite stärker.
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Online Maarzan

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #178 am: 4.07.2022 | 23:27 »
Trotzdem macht mir ein heruntergerotztes DSA1 100x mehr Spass als so ziemlich alles was später kam. Die Liebe in DSA4.0 habe ich bis jetzt nicht entdeckt. Naja, du scheinst einfach nicht so der DIY-Subkulturler zu sein.

Wem verkauft man denn etwas im Stil von DSA1 als neu für die angedeuteten Preise?
Für die Neulinge wäre es wohl zu teuer als Einstieg, der Rest der Erfahreneren kann etwas auf dem Level auch spontan Improvisieren.
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Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #179 am: 4.07.2022 | 23:33 »
Wem verkauft man denn etwas im Stil von DSA1 als neu für die angedeuteten Preise?
Für die Neulinge wäre es wohl zu teuer als Einstieg, der Rest der Erfahreneren kann etwas auf dem Level auch spontan Improvisieren.

Dann kritzel mir mal einen Bryan Talbot hin. ich bin gespannt auf dein Improvisieren.  >;D

Und Nein, das ist nicht nur Nostalgie.

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Online Maarzan

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #180 am: 4.07.2022 | 23:37 »
Dann kritzel mir mal einen Bryan Talbot hin. ich bin gespannt auf dein Improvisieren.  >;D

Und Nein, das ist nicht nur Nostalgie.

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Offline Bospa

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #181 am: 5.07.2022 | 00:00 »
Soll gemalt werden oder ein Spiel entstehen?

Also für mich waren die Zeichnungen von Talbot damals ein entscheidender Faktor für die Atmosphäre des Spiels. Alles was danach für DSA an Zeichnungen verwendet wurde hat leider nicht zu dem von Talbot in meinem Kopf 'gezauberten' Aventurien gepasst.
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Offline Eismann

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #182 am: 5.07.2022 | 00:02 »
Passende Illustrationen und die Bezahlung von Illustratoren ist natürlich auch noch so ein Thema. Da sitzt der Euro ja auch nicht sonderlich locker.

Camo

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #183 am: 5.07.2022 | 00:28 »
Gehen wir mal von 90.000 Wörtern aus:

- Bei 20 Arbeitstagen pro Monat wären dass dann 4.500 Wörter pro Tag
- 4.500 Wörter pro Tag mit durchschnittlich 7 Zeichen ergibt 31.500 Zeichen
- 31.500 Zeichen durch 1.800 Zeichen pro "Standardseite" ergibt 17,5 Seiten pro Tag

Konstant 17 - 18 qualitativ annehmbare Seiten pro Arbeitstag zu produzieren halte ich für eine echte Herausforderung. Ich bin da immer noch skeptisch. Aber wer das hinbekommt, vor dem ziehe ich meinen Hut!

Oder hab ich mich da verrechnet?

EDIT:
Ich habe gerade noch mal etwas recherchiert. Demnach schafft ein druchschnittlicher Autor pro Jahr einen Roman mit ca. 300 Seiten.
Siehe:
Wie viele Wörter schreibt ein Schriftsteller am Tag?
inklusive der verlinken Artikel, sowie
Andreas Eschbach - Wie die tägliche Arbeit aussieht

Wer das mal unverbindlich testen möchte... es gibt den sogenannten NaNoWriMo, den National Novel Writing Month (der gar nicht mehr national, sondern international ist)... das ist die freiwillige Selbstverpflichtung, binnen 30 Tagen im November einen Roman mit 50.000 Worten zu schreiben. Das sogenannte "Camp NaNoWriMo" ist genau das gleiche, aber im Juli. Das sind bei 30 Tagen täglich 1.667 Worte. Das ist schon eine nicht kleine Leistung, dazu braucht man durchaus nicht wenig Selbstdisziplin. Herrlichstes Wetter? erst schreiben. Ach, heute nicht, keine Lust? Muss man nachholen. Und je mehr man zurückhängt, desto mehr türmt sich das auf. Und das ist jetzt nur einfach heruntergetippt, das ist noch kein fertiger Text.
WEr mal reinschauen möchte, um zu sehen, was das an Aufwand und Selbstdisziplin ist... *klick*

Was den "Roman pro Jahr" angeht... das ist dann mit den üblichen 3-5 Überarbeitungsdurchgängen, die einen Roman irgendwann lesenswert machen. Wobei es ein paar Jahre dauert, bevor man von einem Roman pro Jahr leben kann. Im Romance-Sektor werden eher 2-3 Romane pro Jahr rausgehauen.

Was DSA 1 anging... das war eine Box mit 2 "Heften", "Buch der Regeln" mit 65 Seiten und "Buch der Abenteuer" mit 65 Seiten... verkauft für DM40 oder 45 damals... sprich 20-30 Euro heute. Schwarzweiß, Pappumschlag und Heftung, dazu ein Block "Pläne des Schicksals" und Charakterbögen sowie ein W20 und ich glaube 2 W6.
Die Abenteuer hatten einen ähnlichen Umfang, also um die 65 Seiten... wurden meine ich für DM 12,95 verkauft... also um die 8 Euro.
Das Fading Suns-Dossier Haus Hawkwood hat auch um die 66 Seiten und wird für 19,95 verkauft.

Offline tartex

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #184 am: 5.07.2022 | 00:58 »
Soll gemalt werden oder ein Spiel entstehen?

Ein Rollenspiel entsteht als Gesamtpaket. Und ein gutes Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte Epigonen-Prosa.
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Offline Skyrock

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #185 am: 5.07.2022 | 01:02 »
Also irgendwie hatte ich nicht den Eindruck, dass Raggi damit zufrieden war, wo er vorletztes Jahr stand.
Ich weiß. Raggi's finanzielle Lage über die letzten zwei Jahre war und ist prekär, und er könnte wahrscheinlich besser und sicherer aufgestellt sein indem er Regale einräumt oder kellnert, aaaber: Raggi konnte Rollenspiel zu seinem alleinigen Lebensunterhalt machen, ohne vorherigen Ruf außerhalb der OSR-Nische.
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Offline Daniel S.

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #186 am: 5.07.2022 | 01:07 »
Das ist beeindruckend, Daniel! Damit schaffst du die 192 Seiten.

Sind Überarbeitungswünsche darin eingeschlossen?

Funktioniert das in der Geschwindigkeit auch bei Rollenspiel-Produkten?

Eine andere Frage wäre, ob Übersetzer*innen das gleiche Geld bekommen wie Autor*innen, aber da wird es zu persönlich - es sei denn, es gibt wieder veröffentlichte Zahlen.

(Ich kenne es im Rollenspielbereich im deutschsprachigen Raum übrigens nur, dass Anschläge gezählt werden, nicht Wörter.)

Ja natürlich bin ja gerade von Rollenspielübersetzungen ausgegangen. Und Computerspielübersetzungen sind effektiv noch wesentlich komplizierter als Rollenspielübersetzungen und Romane sind wesentlich leichter.

Überarbeitungen wären"theoretisch" mit eingeschlossen, aber ich weiß nicht so recht was du damit meinst. Ich halte mich natürlich an alle Vorgaben bezüglich Stil, Anrede und Terminologie und beachte alle vorliegenden Glossare und bereits auf Deutsch erschienene Bücher. Wenn es bereits Errata gibt, die ich einarbeiten soll, mache ich das auch (allerdings muss man mir da natürlich konkret die Anweisung dafür geben).

Dabei erstelle ich selbst einen ausführlichen Glossar für meine Arbeit, schicke den dem Redakteur/Lektor vor Abschluss zu und arbeite dann seine Änderungswünsche an den Begriffen vor der Abgabe noch mit ein. Kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich einen Text mit dem Wunsch auf Überarbeitung zurückbekommen hätte. Ich möchte da bitte nicht arrogant rüberkommen, aber normalerweise  sollte eine fertige Übersetzung ja so gut sein, dass das was dann noch zu ändern ist, ohnehin in die Bereiche Lektorat, Korrektat und Redaktion fällt weil das Dinge betrifft, die der Übersetzer ohnehin nicht enscheiden kann/darf/soll, oder es eben absurd aufwändig wäre, die Texte wegen Sachen, die mühelos vom Lektorat gerade gezogen werden können, ewig mit dem Übersetzer hin und her zu schicken.

Und ja ... über Geld spricht man nicht, aber wie gesagt, man wird damit vor allem in der heutigen Zeit wahrlich nicht reich. Und der Übersetzer kriegt im Schnitt pro Wort auch weniger als ein Autor. Wäre ja auch seltsam anders, weil etwas von Grund auf neu zu schreiben ist auf jeden Fall wesentlich aufwendiger als es zu übersetzen. (Und der Lektor kriegt weniger je Wort/SMS als der Übersetzer und der Korrektor kriegt weniger je Wort/SMS als der Lektor. Halt in der Regel.)

P.S. Ob man nun Worte, Anschläge, Standardzeilen oder Manuskriptseiten (1.000 oder 1.800 Anschläge) zählt ist doch völlig wurscht. Schlussendlich ist entscheidend wie viel dabei für die gesamte Textmenge an Kosten (für den Auftrageber)/Lohn (für den Beauftragten) herauskommt. Da die Diskussion mit Worten geführt wurde, habe ich halt meine Beispiele auch auf Worte runtergebrochen. Und ja, in der Praxis werden bei Rollenspielen meist Manuskriptseiten verrechnet, bei Computerspielen hingegen fast immer Worte. Und beim Untertiteln von Serien beispielsweise Minuten der Serienfolge.
« Letzte Änderung: 5.07.2022 | 01:12 von Daniel S. »

Samael

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #187 am: 5.07.2022 | 06:21 »
Camo, du lässt gerade die Inflation völlig außer Acht. Die ist relevant, wenn du fast 40 Jahre zurückschaust.

https://www.finanzen-rechner.net/inflationsrechner.php

Dieser Rechner hier geht von fast 100% in diesem Zeitraum aus. Du kannst also ruhig DM=EUR rechnen…

Samael

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #188 am: 5.07.2022 | 08:17 »
Es lohnt sich zweigleisig zu fahren. Bei Dingen wie DSA mit einer Fangruppe alter gutverdienender Männer, ist es kein Problem 99 € für das Regelwerk zu verlangen. Wenn man Jugendlichen mal die Chance geben will einfach reinzuschnuppern, weil man langfristig etwas bekannt machen will, dann ist es eben eine Strategie wie Pegasus auch mal 20 € für ein Regelwerk zu verlangen.

D&D geht da sicher einen klugen Mittelweg mit 3x50 € für die Grundregelwerke. Führt aber dazu, dass es doch ein paar Leuten zu teuer ist, die es dann eher nicht kaufen. Ich glaube aber, dass sich nur DnD solche Preise leisten kann, weil sie so gut auf dem Markt positioniert sind.

Der Vergleich mit Magic oder Tabletop geht in der Form nicht, weil die Leute ja das Geld ausgeben um persönliche Vorteile zu haben. Möglich wäre ja ein Rollenspiel zu verkaufen, bei dem das Grundregelwerk extrem günstig ist, jeder Spielercharakter aber nur die Feats, Skills und Zauber anwenden kann, für die die einzelnen Spieler die entsprechenden Tradingkarten hat.

Da möchte ich noch etwas hinzufügen:

Ich glaube für viele Jugendliche sind 99€ kein Problem. Bedenke was für Videospiele, Konsolen, Smartphones etc ausgegeben wird. Und für diejenigen in prekären Verhältnissen ist es vermutlich egal ob das Buch 50€ oder 100€ kostet - es ist zu teuer.

Was du zu Sammelkarten sagst ist zum Teil wahr. Erklärt aber nicht die große Bereitschaft deutlich mehr für besonders gut erhaltene Karten oder solche mit besonderem Artwork auszugeben. Die sind nämlich von der Spielstärke exakt gleich wie die „Normalversionen“.


Offline Raindrop

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #189 am: 5.07.2022 | 09:09 »
Daniel, das klingt dann ja nicht schlecht. Könnte man dann vom Rollenspielübersetzen als Hauptberuf leben?

Dass das als Rollenspielautor undenkbar ist, haben ja schon einige geschrieben.

Als angestellter Rollenspielredakteur geht es aber natürlich.

Interessant mit den fehlenden Überarbeitungswünschen bei Übersetzungen. Z. B. wurde Space: 1889 Deutsch nach Englisch von (englischeerfahrenen) Deutschen übersetzt und dann nochmal von einem Muttersprachler durchgecheckt (Proofreading). Ich weiß nicht, wer dann die Änderungen vorgenommen hat. Ich habe ein Space-Abenteuer Englisch nach Deutsch übersetzt, da gab es ganz normale Anmerkungen. Da ich es aber auch inhaltlich überarbeitet habe, bezogen die sich vermutlich eher darauf.

Offline Daniel S.

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #190 am: 5.07.2022 | 11:39 »
Man kann momentan NOCH davon leben aber eben eher gerade mal so wenn man verdammt schnell ist (aber ich übersetze auch Computerspiele und Romane), aber wenn die aktuelle Krise die gezahlten inflationsbereinigten Effektiv-Löhne tatsächlich noch weiter runterkrachen lässt, dann ist das glaube ich vorbei. Aber das werden wir ja in den kommenden Jahren sehen, ob wir uns noch am Rand des Abgrunds festklammern oder schon ein paar kräftige Schritte weiter sind ... :headbang:

Auch habe ich ja in einer Zeit angefangen wo man sehr gut damit verdient hat und habe natürlich auch ein gutes Polster aufgebaut. Aber sich in der aktuellen Situation vor den Spiegel zu stellen und zu sagen: "Ich werde vollberuflicher Rollenspiel/Roman/Brettspiel/Computerspiel/Netflixuntertitel/etc.-Übersetzer und werde gut davon leben können" benötigt vermutlich entweder eine kräftige Dosis Größenwahn oder Realitätsverleugnung ... Aber he, folgt eurem Stern ...

Leider ist der Trend für uns Übersetzer (und auch viele andere Freiberufler) seit langem konsequent nicht gut. Wie ich vor gut 25 jahren angefangen habe, habe ich infaltionsbereinigt ungefähr das 3fache verdient wie jetzt. Einer meiner damaligen Chefs von einem Lokalisierungsstudio (der da als Chef natürlich ohnehin Geld wie Heu gemacht hat), hat davor natürlich auch lange selbst übersetzt und der hat so vor 30-40 Jahren wo das Internet tatsächlich noch Neuland war und wenn man mal einen guten Übersetzerjob hatte, den auch ewig hatte, inflationsberenigt gut das Doppelte verdient wie ich zu meiner besten Zeit. Das wäre dann das 6 bis 7fache wie jetzt !!!!!! Der hatte dann aber so viel Geld, das er vor ca. 15 Jahren hingeschmissen hat und jetzt seinen langen Ruhestand genießt ...;)

Überarbeiten> Wie gesagt, dass ist bei mir immer im Rahmen des Übersetzungsflows mitgegangen und war nie ein Thema. Tatsächlich arbeite ich meist so sorgfältig, dass ich bei einem längeren Regelband so ca. konkrete inhaltliche 50-100 Fehler im Englischen finde und die dann der Redaktion ausführlich dokumentiert mitschicke. Und die klärt das dann mit dem Originalverlag ob man das ändern darf.



« Letzte Änderung: 5.07.2022 | 11:54 von Daniel S. »

Offline Eismann

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #191 am: 5.07.2022 | 16:15 »
Okay, mal an die RPG-Autoren unter uns: Wieviel Zeichen schafft ihr so an einem "Schreibtag", also wenn ihr euch wirklich für nichts anderes hinsetzt? Da ist jetzt die Zeit für Recherche, Ideensammlung und Konzeptionierung nicht mit eingerechnet.
Meine Erfahrung sieht da wie folgt aus: Es gibt Texte und Produkte, die sich relativ leicht und schnell schreiben lassen. Dazu gehören für mich Monsterhandbücher und Ausrüstungsbücher, dazu auch fluffige Abschnitte, speziell Ingame-Texte, in anderen Büchern. Abenteuer können schnell gehen, wenn ich sie vorher ein paar Mal geleitet habe und über Alternativlösungen etc. nachgedacht habe. Regelmechanismen (nicht Crunch) brauchen am längsten.
An einem guten Tag schaffe ich bei leichten Sachen bis zu 25.000 Zeichen.
Im Schnitt liege ich irgendwo bei 12.000 bis 15.000 Zeichen.
Bei Regeln kann das schnell runter gehen und auch mal ein paar hundert werden, wenns frickelig wird.
Wie sind da so die Erfahrungen?

Offline CAA

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #192 am: 5.07.2022 | 16:43 »
Bei den Wörter bzw. Zeichenzahlen pro Tag hab ich als "nicht Rollenspielauthor" irgendwie keinerlei Vergleichswerte. Ich frage mich aber, wie ich die Zahlen einsortieren soll. Was ist da viel, was ist da wenig? Wie viele Zeichen passen überhaupt auf ne Din A4 Seite?

Aber ich hab mal ne Masterthesis geschrieben. Als ich gegen Ende "gut im flow" war, hab ich so (mit allen zugehörigen Arbeiten) so 1-1,5 Seiten pro Tag geschaft. Eine zufällig ausgewählte Seite aus dem zuletzt geschriebenen Abschnitt hat 414 Wörter bzw. 2416 Zeichen.

Es fällt mir schwer mir vorzustellen dass Regeln die nicht einfach nur runtergeschrieben werden, sich deutlich schneller schreiben lassen. Da ists dann aber halt nicht in die Bib gehen, StackOverflow durchwühlen oder irgendwelche Diagramme malen, sondern halt PlayTest, Dokumentation von Entscheidungen und vergleich mit anderen Regeln.
« Letzte Änderung: 5.07.2022 | 16:47 von CAA »
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Offline Weltengeist

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #193 am: 5.07.2022 | 17:06 »
An einem guten Tag schaffe ich bei leichten Sachen bis zu 25.000 Zeichen.
Im Schnitt liege ich irgendwo bei 12.000 bis 15.000 Zeichen.

Dito. Wenn ich wirklich mal einen ganzen Tag Zeit habe und schon grob weiß, was es werden soll, schaffe ich typischerweise zwischen 15.000 und 25.000 Zeichen (also 6-10 Volltextseiten).
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Offline Eismann

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #194 am: 5.07.2022 | 17:16 »
Bei den Wörter bzw. Zeichenzahlen pro Tag hab ich als "nicht Rollenspielauthor" irgendwie keinerlei Vergleichswerte. Ich frage mich aber, wie ich die Zahlen einsortieren soll. Was ist da viel, was ist da wenig? Wie viele Zeichen passen überhaupt auf ne Din A4 Seite?
Auf eine halbwegs ansprechend gelayoutete A4-Seite passen so 3500 bis 5500 Zeichen, je nach Schriftart, Schriftgröße etc.
« Letzte Änderung: 5.07.2022 | 17:42 von Eismann »

Online Maarzan

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #195 am: 5.07.2022 | 17:46 »
Ich weiß nicht ob das wem weiterhilft aus Hobbistanekdotenkiste:
Ich habe ein wenig Bucht geführt, wie viele Worte ich so an meinem Spiel geschrieben habe und bin an den Tagen, wo ich was gemacht habe, auf so im Schnitt 400-500 Worte gekommen, max. ungefähr bei 2500 Worten.
Später haben dann Neufassungsversuche die Statistik merklich geschossen.

Wobei "Fluff" sich so ungefähr 5 bis 10 mal schneller schreiben lies als wenn es Regeln waren.
Aber wenn es schon absehbar schwer beginnt, habe ich mich ja meist erst gar nicht hingesetzt oder an manchen Tagen nur den einen kurzen Gedanken zu Festplatte gebracht und dann auch irgendwann in eine Blockade gelaufen (OK, der Realjob hat da gut zu beigetragen).

Das kann sich ein Profi dann ja gar nicht leisten sondern muss kontinuierlich liefern.

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Offline Raindrop

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #196 am: 5.07.2022 | 18:57 »
Ich sag mal ca. 10000 Zeichen, also 2 Seiten. Mal mehr, mal weniger.

Das heißt dann aber bei mir: 20000 Zeichen schreiben und auf 10000 kürzen. Denn oft geht es ja nicht darum, VIEL zu schreiben, sondern WENIG. Man hat eine maximale Zeichenvorgabe und muss die einhalten. Ich schreibe also erst mal die doppelte Länge runter und verbringe dann viel Zeit mit Kürzen, wodurch der Text dann überhaupt auch erst gut wird, weil nur die guten Ideen und Formulierungen durchkommen. Für mich ist die eigentliche Kunst also, wenig Zeichen an einem Tag zu produzieren ;)

Monsterbeschreibungen finde ich in der Tat aufwändig. Das Monster muss ohne Widersprüche in seinen kulturellen Raum, Weltmechanismen (z. B. bei Feen oder Untoten) und Regelmechanismen passen. Ein Wertekasten mit allen Sonderfertigkeiten ist aufwändig, produziert aber nur wenig Zeichen. Manche Seiten verursachen sogar viel Aufwand, produzieren aber null Zeichen, z. B. ein ganzseitiger Stadtplan einer Großstadt (dafür gehen die Ortsbeschreibungen leicht von der Hand, wenn man schon vorher den Plan entworfen hat - also als Skizze für die Illustratoren).
« Letzte Änderung: 5.07.2022 | 19:03 von Raindrop »

Offline AndreJarosch

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #197 am: 5.07.2022 | 19:06 »
Eine Normseite hat 1800 Zeichen (60 Zeichen pro Zeile, 30 Zeilen pro Seite). Damit wird im Verlagswesen gerechnet.

Offline Drakon

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #198 am: 5.07.2022 | 19:09 »
Eine Normseite hat 1800 Zeichen (60 Zeichen pro Zeile, 30 Zeilen pro Seite). Damit wird im Verlagswesen gerechnet.
Da mag in der Belle und z.T. auch im Sachbuch so sein, aber in keinem der drei deutschen Rollenspiel-Verlage, für die ich bislang geschrieben habe...

Zur Textmenge pro Tag: Hart unterschiedlich, in Crunch-Zeiten geht da schonmal 20.000 Zeichen am Tag, aber es gab auch seit 5+ Jahren keinen Tag mehr, an dem ich nichts anderes machen konnte als Schreiben und nach der Arbeit oder alternativ zwischendurch 2-3 Stunden an einem Familien-Tag geht halt nicht so viel.
« Letzte Änderung: 5.07.2022 | 19:11 von Drakon »

Offline AndreJarosch

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Re: Gehälter in der Rollenspielbranche (war: Uhrwerk Verlag)
« Antwort #199 am: 5.07.2022 | 19:20 »
Da mag in der Belle und z.T. auch im Sachbuch so sein, aber in keinem der drei deutschen Rollenspiel-Verlage, für die ich bislang geschrieben habe...

Es geht um MANUSKRIPTseiten.

Wenn dein Lektor dich fragt: "Wie viele Seiten hat dein Manuskript denn?" dann will er nicht wissen wie viele Seiten du in dem von dir gewählten Formatierung hast (kann ja alles von 8 Punkt Arial bis 16 Punkt Comic Sans sein; mit schmalen Seitenrändern oder mit 5 cm Seitenrändern; von dicht an dich beschrieben bis zum doppelten Zeilenabstand), daher gibt es die "Normseite".
Ob sich Rollenspielverlage danach richtigen weiß ich nicht. Aber die Normseite (1800 Zeichen inkl. Leerzeichen) ist zumindest eine Größe mit der jeder Lektor etwas anfangen können sollte.