Autor Thema: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?  (Gelesen 6767 mal)

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Noir

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Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« am: 5.07.2022 | 11:46 »
So ... angetrieben durch Camos Post:

Unpopular truth: Ich hatte einen Rollenspielladen. Der Warenbestand stellte einen fünfstelligen Betrag dar. Spannenderweise haben sich die meisten "Kunden" bei mir beraten lassen, in die Sachen reingeschaut und sonstwie gestöbert, um es dann im Internet zu kaufen. Durch "Einführungsangebote" hab ich nicht wenig dazu beigetragen, dass Nachschub in die Szene kommt, das leisten Onlineshops nicht. Von daher... ja, das wäre schade.
Was "schneller und günstiger" angeht... spannend. Hamburg hatte mal mindestens 7 Läden. Inzwischen ist es glaube ich nur noch einer. Und je mehr Läden verschwinden, desto mehr Leute suchen eine Gruppe, oftmals ohne Glück... weil es eine mächtig zersplitterte Landschaft an Optionen gibt, wo man suchen kann. Ich hab damals recht gern und immer mit Erfolg geholfen, Gruppen zu finden. Und das wird noch schlimmer werden, denke ich.
Dazu kommt noch, dass jeder Laden, der "stirbt" seinem Inhaber mindestens einen vier-, eher einen fünfstelligen Berg an "Restware" beschert, die man irgendwo lagern muss, während man versucht, sie loszuwerden. Wobei dann natürlich erwartet wird, dass man das zum Spottpreis raushaut oder sogar verschenkt. Been there, seen that.

Was "unfreundliche Ladenbesitzer" angeht... das hat meist was damit zu tun, was sie erleben. Gerade das "beraten lassen und dann woanders kaufen" frustriert extrem und sorgt nicht dafür, dass die Laune gut bleibt. Wenn man dann noch immer mehr "Kunden" hat, die das alte Werbemärchen "Der Kunde ist König" glauben und sich entsprechend verhalten... nun ja. Die meisten versuchen, freundlich zu leiben, ist aber nicht ganz einfach. Zumal DAS nun wirklich Leute sind, die Vollzeit für die Szene arbeiten... und nicht selten weniger als H4 dabei rauskriegen... weil die meisten Gewinne reinvestiert werden müssen, da man ohne Neuheiten eh in der Gunst der Kunden absinkt. Nur mal zum Nachdenken, gerade auch weil "man muss davon leben können" für Verlagsangestellte als Ideal gefordert wurde. ;)

würde mich tatsächlich einfach mal interessieren, wie das die Leute hier sehen. Sind Rollenspielläden heute überhaupt noch von Nutzen? Ist das Verschwinden eben jener Läden wirklich "schade"?

Um da jetzt möglichst objektiv ranzugehen, müssen wir natürlich erst einmal ein paar Dinge definieren. Es soll hier explizit um Ladenlokale gehen. Also keine reinen Online-Händler. Außerdem müssen wir - so schlimm es für den einzelnen vielleicht ist - die persönlichen Schicksale der Inhaber ausklammern. Natürlich ist es schlimm, wenn einem persönlich die Existenz wegbricht. Darüber muss man nicht sprechen. Das ist klar. Aber um das Thema "Rollenspielladen" wirklich diskutieren zu können, muss ich "Otto Ladenbesitzer" - so gern ich ihn vielleicht habe - außen vor lassen.

Meine persönliche Meinung ist: Ich glaube, den Rollenspielladen braucht es definitiv nicht mehr. Und das schon seit ... vielen vielen Jahren. In meinen Anfängen des Rollenspieldaseins - das ist nun auch schon so 25 Jahre her, gab es exakt 0 Rollenspielläden in meinem direkten Umfeld. Der nächste Rollenspielladen war eine Zugstunde entfernt (und "gefunden" haben wir den auch erst Jahre nachdem wir angefangen haben). Ein Rollenspielladen hatte also mitnichten irgendetwas mit mir als "Neuling" zu schaffen. Ganz "anders" reingerutscht bin ich allerdings auch nicht. Damals stand DSA noch hier im Vedes rum. Sahen ganz interessant für mich aus. Allerdings wirklich drauf gebracht wurde ich durch andere Spieler. Erst danach habe ich mich wirklich mit den seltsamen Boxen beschäftigt, die da im Vedes standen.

Spielersuche war damals auch so eine Sache. Bei uns hieß das: Freunde überzeugen, das Ganze mal auszuprobieren. Einige von diesen Freunden sind recht schnell wieder abgesprungen, weil das Ganze nix für sie war. Andere sind brennende Hobby-Fans geworden. Dadurch hatten wir irgendwann einen recht großen Spieler-Pool. Ein Rollenspielladen hätte uns hier überhaupt gar nicht helfen können.

Produkte haben wir Anfangs im Vedes bekommen. Einige Jahre später kamen dann die Online-Händler dazu und spätestens danach waren wir völlig losgelöst von irgendwelchen Läden.

So, jetzt sehe ich natürlich ein, dass solche Rollenspielläden sicher damals eine gewisse Funktion hatten. Sie boten vor dem Internet die Möglichkeit an Spiele zu kommen, die man gar nicht anders kennenlernen konnte. Aber heute? Ich kriege alles, was ich brauche. Alles. Kein Rollenspielladeninhaber konnte mir jemals eine Beratung geben, die sonderlich besser gewesen wäre, als eine heutige "Google-Suche" zutage bringt - wenn es nicht gerade um die ganz großen Player im Business ging.

Jetzt könnte man natürlich darüber diskutieren, dass jemand natürlich erst einmal von Rollenspielen erfahren muss, um im Netz nach Rollenspielen zu suchen. Das ist bis zu einem gewissen Punkt sicherlich nicht unwahr ... allerdings sind Rollenspiele durch Film- und Fernsehen inzwischen schon so bekannt, dass die meisten Leute, die ich kenne zumindest schonmal von D&D gehört haben (sei es durch Big Bang Theory oder Stranger Things - oder weil sie ohnehin Brettspieler sind und Rollenspiele zum Beispiel auf der SPIEL gesehen haben).

Dadurch dass das Leben vieler Jugendlicher inzwischen größtenteils im Netz stattfindet, halte ich eine Spielersuche über "Aushänge" oder "abendliche Veranstaltungen" im Rollenspielladen ebenfalls für vernachlässigbar - auch wenn ich hierzu natürlich keine genauen Zahlen habe. Aber eine Spielersuche via Social Media halte ich für sehr viel schneller zielführend. Das ist aber - wie gesagt - nur mein persönlicher Eindruck. Auch gerade deshalb, weil Online via VTT zu spielen gefühlt auch immer beliebter wird. Was die potentiellen Mitspieler gleich verzichfacht.

Dann zum Schluss noch der Punkt der unfreundlichen Mitarbeiter und Besitzer. Da lasse ich den Punkt "die sind nur verbittert, weil sich alle bei ihnen informieren und dann woanders kaufen" nur bedingt gelten. Ja, es mag diese Leute geben ... aber ich wurde teilweise EXTREM unfreundlich behandelt, bereits NACHDEM ich eine Kaufabsicht für verschiedene Produkte klargestellt habe. Das ging soweit, dass mich am Telefon mal einer regelrecht angebrüllt hat, wie ich es denn wagen könnte zu fragen, ob ein bestimmtes Buch 2 mal auf Lager wäre (weil ich eben 2 Exemplare brauchte) und eine Fahrt zum Laden eben eine Stunde mit dem Zug bedeutete. Da fragt man gerne mal vorher an.

So und wenn ich nun die Bilanz ziehe bleibt in meinen Augen ehrlich gesagt nicht mehr viel übrig, was für einen Rollenspielladen spricht. Und versteht mich nicht falsch. Ich war auch immer mal gerne in so einem Laden. Ich mochte die Atmosphäre. Die vielen Bücher. Aber wenn das der einzige Grund ist ... ich weiß ja nicht. Ein Tabletop-Laden bietet mir eventuell Spielfläche. Das ist durchaus ein Argument für einen Tabletop-Laden. Aber "Spielfläche" fürs Rollenspiel? Brauchts nicht wirklich. Und wenn es doch Bedarf für sowas gibt, glaube ich erneut, dass das wirklich eine verschwindend geringe Zahl an Kunden ist, die sowas brauchen. Da bleibt am Ende im Grunde nur als Argument "Nette Atmosphäre". Und das reicht für mich ehrlich gesagt nicht um auf die vielen Vorteile zu verzichten, die mir der Internethandel bietet.

Offline Weltengeist

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #1 am: 5.07.2022 | 12:25 »
Für mich ist die Diskussion eine eher theoretische, weil es bei uns schon seit über 10 Jahren keinen solchen Laden mehr gibt. Aber wenn ich so darüber nachdenke...

Ein Teil von mir ist nostalgisch, und wenn es bei uns einen Laden gäbe, würde ich sicherlich ab und zu hingehen (auf Reisen in fremde Städte tue ich das auch). Weil ich Läden und Menschen mag. Weil ich gerne in neuen Büchern rumblättere. Weil ich mich gerne inspirieren lasse (und ja, ich neige zu Spontankäufen). Weil sie als Knotenpunkt für Rollenspieler dienen können, an denen man Runden organisieren, Spieler treffen und neue Hobbyisten gewinnen kann.

Aber ich gebe auch zu, dass die Praxis häufig anders aussah. Oft waren Inhaber und Stammkunden so "speziell", dass mir die Läden regelrecht unangenehm waren. Rumblättern darf man in der Praxis oft auch nicht, weil eingeschweißt und überhaupt verboten. Beengte Platzverhältnisse, eingeschränkte Auswahl. Und dann frage ich mich natürlich, ob ich mir da nicht was vormache.

In Wirklichkeit lebe ich mit den Bestellungen im Internet ganz gut. Was bleibt, ist so ein verklärtes Diagon-Alley-Gefühl von einem Rollenspielladen, wie er sein könnte - aber möglicherweise nie war.
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Offline nobody@home

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #2 am: 5.07.2022 | 12:39 »
Ich bin altmodisch und mache bis heute keine Geschäfte übers Internet (Gratisdownloads sind eine andere Sache, aber um die geht's hier ja nicht). Regale zum Umschauen und Anfassen und Cash auf die Kralle gegen reales Produkt zum Mitnehmen, bitte -- und wenn ich doch mal was bestellen möchte, kann das der Laden ja auch gleich für mich erledigen, ich komme ja wieder. Wozu also Gewohnheiten umschmeißen, die sich bis jetzt weitgehend bewährt haben? :)

Offline felixs

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #3 am: 5.07.2022 | 12:42 »
Ich mag das Stöbern im Laden sehr gern. Es macht einen großen Unterschied, ob ich das Buch, Spiel etc. im Online-Katalog sehe, oder ob ich es in seiner physischen Präsenz erleben kann.
Blättern war in den meisten mir bekannten Läden möglich - außer bei eingeschweissten Büchern natürlich, aber das waren auch nicht sooo viele.

Spezielle Leute hat unsere Nerdszene nicht ganz wenige, aber so schlimm, dass es mir einen Laden vermies hätte, war es bisher noch selten.

In einigen Läden konnte und kann man sogar spielen. Das ist dann ganz phantastisch und ich habe damit nur gute Erfahrungen.
Im Gegenzug habe ich dann immer irgendwas gekauft - hatte sogar mal darüber nachgedacht, wieder mit Magic anzufangen, damit ich was kaufen kann (fand ich nämlich nicht immer leicht, etwas zu finden, was ich wirklich haben wollte).
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Offline Makenyo

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #4 am: 5.07.2022 | 12:47 »
Ich kaufe inzwischen nur noch PDF's. Ein Laden um Bücher zu kaufen ist für mich Lokal wie Online, gar nicht mehr interessant. Und wie schon oben erwähnt, das Internet ist viel effizienter um Mitspieler zu finden. Und wenn, spiele ich normalerweise eh Zuhause.

Offline Raven Nash

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #5 am: 5.07.2022 | 12:49 »
Meine Erfahrung mit physischen Läden ist so, dass sie prinzipiell nichts lagernd haben, was ich gerade suche/brauche. Das betrifft nicht nur RPGs, sondern auch viele andere Bereiche bis hin zu Bekleidung.
In der Guten Alten Zeittm hatte ein Spieleladen mehr Systeme im Regal stehen, als ich kannte. Heute ist es umgekehrt. Und selbst wenn man 5e-Material will: 3PPP finden sich kaum. Dafür sind die Läden voll mit Brettspielen (die mich so überhaupt nicht interessieren) und einer kleinen Auswahl an Tabletops (meist GW), weil sich das halt besser verkauft.
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Vergangene: Runequest, Cthulhu, Ubiquity, FFG StarWars, The One Ring, 5e, SotDL, LevelUp! A5e, Vaesen
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Offline aikar

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #6 am: 5.07.2022 | 12:50 »
Erst als vor ein paar Jahren wieder mal ein solcher Laden in unserer Stadt aufgemacht hat, habe ich wieder gemerkt, was man davon hat.
Es ist immer noch ein Anlaufpunkt für Neulinge (die z.B. wegen Brettspielen kommen und dann für ein RP zu interessieren sind), ein Platz für Events (z.B. Anfänger-RP-Runden oder GRT), eine Gelegenheit um verwandte Seelen kennen zu lernen, zu plaudern und sich zu vernetzen, evtl. was Interessantes im Regal zu entdecken (ok, bei mir weniger, aber ich bin auch schon ziemlich eingedeckt) und allgemein einfach Hobbyszene-Luft zu atmen.

Also ja, ich empfinde einen Nerdhobbyladen als wirklich wertvoll für die örtliche Szene.
Natürlich hängt es stark vom jeweiligen Laden und den Besitzern ab. Ich kenne Läden, denen ich keine Träne nachweine(n würde). Aber eben auch solche, wie hier bei uns, für die ich ehrlich kämpfen würde.
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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #7 am: 5.07.2022 | 12:53 »
Der Markt hat das schon lange entschieden: Nein, zwischen einem schrumpfenden Rollenspielmarkt und grassierenden Gewerbemieten in den Innenstädten war ein ausgewiesener Rollenspielladen schon seit den 90ern nicht mehr tragfähig, sondern nur als quersubventionierte Liebhaberei neben etwas, was Geld in die Kasse spült, wie etwas TCGs, Mangas, TCGs, Belletristik, TCGs und natürlich TCGs.

Und heute? Da tun sich schon Fachgeschäfte schwer, die Sachen verkaufen die fur die breite Masse der Normies relevant sind, während die nächste zahlungskräftigere Dreifaltigkeit aus Modekette, Sportwettbüro und Fresstempel sie preislich aus ihrer Immobilie drängt. Heute noch einem FLGS eröffnen ist wirtschaftlich Irrsinn.
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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #8 am: 5.07.2022 | 12:59 »
Der Markt hat das schon lange entschieden: Nein, zwischen einem schrumpfenden Rollenspielmarkt und grassierenden Gewerbemieten in den Innenstädten war ein ausgewiesener Rollenspielladen schon seit den 90ern nicht mehr tragfähig, sondern nur als quersubventionierte Liebhaberei neben etwas, was Geld in die Kasse spült, wie etwas TCGs, Mangas, TCGs, Belletristik, TCGs und natürlich TCGs.


In Berlin ist meine Anlaufstelle für Rollenspiele ein Comic-Laden.

Offline Teylen

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #9 am: 5.07.2022 | 13:02 »
Ich persönlich brauche aktuell keinen Rollenspielladen.
Hinsichtlich der Rollenspielprodukte die mich interessieren kaufe ich entweder vor erscheinen (Crowdfunding) oder direkt beim Hersteller bzw. Verlag mitunter auch Übersee.
Hinzukommt das ich es aus gesundheitlichen Gründen nicht schaffe regelmäßig in einen Laden zu gehen der kein Supermarkt ist.

In Bezug auf die Rollenspielszene braucht es jedoch Rollenspielläden oder entsprechende Comic- bzw. Spielläden mit Rollenspielprodukte.
Die heutige Jugend ist nicht so "terminal online" wie einem das selbst erscheinen mag. Neulinge kommen primär über entsprechende Entdeckungen über Läden und auch die soziale Organisation kommt darüber. Das man gehört hat das es D&D gibt, weil es in einer Serie auftaucht, heißt nicht das man mal so 50€ für im Grunde einen Blindkauf freimacht.
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Offline Seraph

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #10 am: 5.07.2022 | 13:04 »
Ein Teil von mir ist nostalgisch, und wenn es bei uns einen Laden gäbe, würde ich sicherlich ab und zu hingehen (auf Reisen in fremde Städte tue ich das auch). Weil ich Läden und Menschen mag. Weil ich gerne in neuen Büchern rumblättere. Weil ich mich gerne inspirieren lasse (und ja, ich neige zu Spontankäufen). Weil sie als Knotenpunkt für Rollenspieler dienen können, an denen man Runden organisieren, Spieler treffen und neue Hobbyisten gewinnen kann.

Ja, definitiv! Bei mir das Ruhrgebiet etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde Fahrzeit entfernt und dort gibt es hier und da Rollenspielläden. Also - wenn man ohnehin einen Ausflugs-/Shoppingtag einlegt, gehe ich eigentlich fast immer in einen Rollenspielladen. Aber es ist leider in kleineren Städten absolut kein Markt dafür da.

Aber ich gebe auch zu, dass die Praxis häufig anders aussah. Oft waren Inhaber und Stammkunden so "speziell", dass mir die Läden regelrecht unangenehm waren. Rumblättern darf man in der Praxis oft auch nicht, weil eingeschweißt und überhaupt verboten. Beengte Platzverhältnisse, eingeschränkte Auswahl. Und dann frage ich mich natürlich, ob ich mir da nicht was vormache.
Auch hier muss ich zustimmen. Sehr "spezielle" Inhaber und/oder Kunden sorgen auch nicht immer dafür, dass man sich gerne länger in jenen Läden aufhält. Das kann man natürlich keinesfalls verallgemeinern, aber na ja... der Ruf unseres Hobbys kommt leider auch nicht von ungefähr, das stelle ich immer wieder fest.
Und ja - Blättern ist oft unmöglich, weil eingeschweißt.
Und dazu kommt, dass die Läden, in denen ich so war, 50-75% Brett- & Kartenspiele führen und Rollenspiele nur einen kleineren Teil des Inventars ausmachen. Auch kein Problem im eigentlich Sinne, aaaaber das sorgt eben dafür, dass die kleinere Auswahl an Rollenspielbüchern oft versucht, viele Systeme abzudecken und dann eben oft nur die populärsten Bücher jedes Settings da sind. Was wiederum dazu führt, dass die Chance, ein Buch zu ergattern (Ausnahme von der Regel - "Laughter of Dragons" für TOR letztes Jahr in Düsseldorf ergattern können), das man noch nicht hat, ziemlich gering ist.

Summa summarum also - schönes nostalgisches Konzept, aber ich glaube, das Internet frisst es kontinuierlich auch - gerade auch weil nicht die Möglichkeiten da sind, Leute wieder mehr zum Kaufen vor Ort zu bewegen.
I had a dream, which was not all a dream.
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And men forgot their passions in the dread

- Lord Byron: Darkness -

Achamanian

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #11 am: 5.07.2022 | 13:06 »
In Berlin ist meine Anlaufstelle für Rollenspiele ein Comic-Laden.

Dann muss ich auch mal Werbung für unsere quersubventionierte Rollenspiel-Liebhaberecke im Otherland in Berlin machen:
https://www.otherland-berlin.de/de/rollenspiel.html

Aber ja, genau so ist es bei uns - das Rollenspiel läuft mit, weil ich und zwei Kollegen vor Ort Freude daran haben. D&D bringt uns auch ein bisschen Umsatz, der Rest landet mit etwas Glück unterm Strich bei einer schwarzen 0, schätze ich.

Ist aber auch nicht unbedingt schlecht so.

Online schneeland

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #12 am: 5.07.2022 | 13:09 »
Historisch betrachtet waren Rollenspielläden für mich die Möglichkeit zu stöbern und ab und zu ein neues System kennenzulernen. Das Bedürfnis, wirklich dort zu spielen, hatte ich allerdings schon damals nicht, insofern hatte es das Internet leicht, die Läden zu ersetzen. Und so arg breit war das Sortiment ja schon damals nicht, insofern muss ich feststellen: den Sphärenmeister würde ich vermissen, wenn er zumacht - den lokalen Rollenspielladen in der nächstgrößeren Stadt eher nicht.
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Offline aikar

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #13 am: 5.07.2022 | 13:10 »
Heute noch einem FLGS eröffnen ist wirtschaftlich Irrsinn.
Mag sein, aber das ist ja auch nicht die Frage gewesen. Die Frage war "Sind Rollenspielläden nützlich und werden sie vermisst".

Und dazu kommt, dass die Läden, in denen ich so war, 50-75% Brett- & Kartenspiele führen und Rollenspiele nur einen kleineren Teil des Inventars ausmachen.
Das ist halt dann der Preis um das ganze wirtschafltich sinnvoll zu machen. Sehe ich jetzt aber auch nicht so als Problem, sondern eher als Chance.
Unser örtlicher Laden ist sicherlich zu einem Großteil Brettspiel- und Tradingcard-Laden, mit einem kleineren Anteil Pen & Paper (und das zum Großteil D&D) und Tabletop.
Aber Fakt ist: Die Brettspiele werden immer nerdiger (gerade in solchen Läden findet sich halt eher Gloomhaven als Monopoly), die Szenen überschneiden sich und Brett- und Tradingcard-Spieler sind gute Rekruten für's Rollenspielen. d.h. selbst wenn der Fokus nicht auf Pen & Paper liegt, ist der Nutzen für das Hobby enorm.
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Offline Megavolt

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #14 am: 5.07.2022 | 13:19 »
Ich glaube, dass die Existenzberechtigung des Rollenspielladens heutzutage von der Frage überschattet wird, ob denn die meisten Läden ganz allgemein überhaupt noch ihre Berechtigung haben.

Ich sehe da eher Schwarz, aber ich habe auch schon vor 15 Jahren Schwarz gesehen, also muss das nix heißen.

Offline nobody@home

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #15 am: 5.07.2022 | 13:23 »
Ich glaube, dass die Existenzberechtigung des Rollenspielladens heutzutage von der Frage überschattet wird, ob denn die meisten Läden ganz allgemein überhaupt noch ihre Berechtigung haben.

Ich sehe da eher Schwarz, aber ich habe auch schon vor 15 Jahren Schwarz gesehen, also muss das nix heißen.

Hmja. Im Prinzip könnte man dieselbe "Braucht man das eigentlich noch?"-Frage ja heutzutage beispielsweise auch dem Buchhandel stellen... ;)

Offline Megavolt

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #16 am: 5.07.2022 | 13:25 »
Wie ist es denn um den bestellt? Er hält sich zäh, oder? Warum?

Ich empfinde das Stöbern im klassischen Buchladen schon als großes Vergnügen, weil die modernen Bücher einfach oft herrlich aufgemacht oder originell gestaltet sind oder so. Reicht das schon? Beratung im Buchladen kenne ich nicht, die Angestellten sind stets voll eingespannt.

Bei den Videotheken wurde die genannte Frage ja auch schon gestellt und abschlägig beschieden.

Offline Undwiederda

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #17 am: 5.07.2022 | 13:28 »
Ich mag zwar unseren Hobbyladen aber
- Bücher sind eingeschweißt und richtig stöbern ist schwierig
- Verfügbarkeit im deutschen gegeben aber nicht zwingend da
- Verfügbarkeit im englischen minimal bis gar nicht vorhanden
- Expertise über einzelne Systeme eher schwierig, also ist es eigentlich doch nur die Katze im Sack kaufen
- kein Platz um spiele zu testen
-gwrade im Tabletop fand ich die Läden immer sehr speziell

Vorteile
- ggf machen sie bei Events wie dem gratis Rollenspiel Tag mit und bieten dann auch was an.
- unterstützen lokale cons und sind dadurch als Händler dort vertreten
-man kann Spielaushänge aushängen um die Gruppensuche lokal zu erleichtern.b

Brainworm

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #18 am: 5.07.2022 | 13:29 »
In der Stadt in der ich lebe gab es zur „Glanzzeit“ glaube ich sogar mal 8 Läden. Da war aber auch noch nix mit übers Internet kaufen. Ich liebe eigentlich Rollenspiel(oder auch Brettspiel)-Läden. Ich gehe gerne rein und stöbere umher und die Bücher anfassen und vielleicht auch durchblättern zu können ist schon schön und die ganze Atmosphäre mit Deko und anderem Nerd-Kram finde ich auch ansprechend. Aber: 
Inzwischen gibt es nur noch einen Laden in meiner Stadt und der hat genau das Problem mit der „speziellen“ Kundschaft und Besitzer. Ich habe dort sogar mal an einer Runde vom Besitzer organisiert teilgenommen und das war einigermaßen traumatisch. Wenn ich da Neuling gewesen wäre, hätte ich danach das Hobby vermutlich an den Nagel gehängt.
Mal zum Vergleich: Ich habe in meiner Nähe (ca. 15-20 Minuten zu Fuß) einen Comicladen. Der ist nicht besonders hübsch, wenn man ehrlich ist, es ist einfach ein recht unordentlicher Laden voller Regale mit Comics. Aber wenn ich da hingehe und eine Frage habe, werde ich immer höflich behandelt und gut beraten und hab noch ein bisschen netten Smalltalk. Deswegen gehe ich da gerne hin und lasse da auch gerne mein Geld.
Bei dem Rollenspielladen der in meiner Stadt noch übrig ist (der etwas weiter weg ist), wollte ich mal ein Brettspiel kaufen und wurde am Telefon so unfreundlich behandelt, dass ich mir dann dachte „warum soll ich jetzt 45 Minuten per ÖPNV da hin fahren, 20% mehr für das Spiel als online bezahlen und 45 Minuten zurück fahren um Leute zu unterstützen, die mich am Telefon anpampen?“ Das hab ich mir dann gesparrt.
Als ich zuletzt in dem Laden war, hab ich mich auch eher unwohl gefühlt (obwohl die Spielrunden schon sehr lange her ist), nicht willkommen, sondern eher als würde ich stören.
Ich bin dazu übergegangen, mir meine Rollenspielbücher nur noch online direkt bei den Verlagen oder bei 2-3 speziellen Rollenspiel-Online-Händlern zu besorgen. Stöbern kann ich da auch und der eine hatte auch mal ein Ladengeschäft und da wurde man definitiv deutlich besser behandelt.
Bei Amazon oder so kaufe ich eigentlich nur, wenn ich den Kram wirklich nirgendwo anders bekomme (ist bisher nur 1 mal vorgekommen).
Wenn ich mal in einer anderen Stadt bin und da nen schnuckeligen Laden finde, gehe ich da aber auch gerne rein und kaufe auch etwas.
Ich hab mich übrigens noch nie vor Ort beraten lassen und dann Online gekauft.
Sollte in meiner Nähe ein netter Rollenspielladen aufmachen, wo man nicht von Alpha-Nerds wie ein Aussätziger behandelt wird, dann wäre ich vermutlich mindestens 1x die Woche da und würde auch Bestellungen über den Laden tätigen, um ihn zu unterstützen. Ist aber bei den Mietpreisen hier sehr sehr unwahrscheinlich.

Offline OldSam

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #19 am: 5.07.2022 | 13:35 »
Ich glaube, dass die Läden ihre Ausrichtung zentral verändern müssen und dann aber wieder sehr relevant und cool sein können! :)

Im Kern muss man, denke ich, eher weg vom klassischen simplen Angebot und Verkauf, hin zu Service-, Event- und Community-Kultur u. ä. - und ja, das gilt nicht nur für Rollenspielläden, sondern in vielen Fällen kleiner Fachgeschäfte.

Einfach nur ein Regal anbieten, wo ich Produkt P sehe und für Kaufpreis K kaufen kann ist ein totes Geschäft, da ist der Versandhandel fraglos weit überlegen.

Bei Servicekultur geht es dann schon eher los: Man braucht gute Fachverkäufer, die einen individuell beraten und wirklich ihren Bereich kennen. Ich kaufe gerne im lokalen Spieleladen, wenn ich was verschenken will... Dann wird man bzgl. der Zielgruppe usw. beraten, kann sich das Material ansehen. In meinem Spieleladen des Vertrauens zeigen die mir dann auch live mal einen Einblick in das Game und das Spielmaterial, also quasi Kurzerklärung des Spielprinzips inklusive gesamtem Ersteindruck des Spielgefühls.

Events: Man kann lokal tolle Specials machen, wo man z. B. sagt an diesem WE stellen wir Fantasy-Wargames vor, richtig cool aufgebaut, mit Demo-Games. Oder die für uns besten Urban Fantasy Rollenspiele der letzten 5 Jahre...  Dazu gibt es vielleicht gratis oder sehr günstig Waffeln und Eistee o. ä. Sowas.
In dem Rahmen gibt es dann Sales, wo man irgendwelche coolen Gimmicks mitverkauft, günstige Bundles, sei es mit stylischen Würfeln, Fan-Shirts, what-have-you...

Community: Immer Dienstag/Mittwoch... abends ist Magic-Night, Fantasy RPG-Open Session, Newcomer RPG Demorunde, Kennenlern-Sachen um Anschluss an andere Gaming-Runden zu finden (z. B. neu in der Stadt) etc. ...

--

...im Prinzip würde ich das ganz grob damit vergleichen, dass sich mehr an sowas wie einem Messegeschäft mit Promotion, Angeboten usw. und eben Fan-Events orientiert...



« Letzte Änderung: 5.07.2022 | 13:40 von OldSam »

Offline Megavolt

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #20 am: 5.07.2022 | 13:35 »
- unterstützen lokale cons und sind dadurch als Händler dort vertreten

Das war etwas, worüber ich mir schon länger Gedanken gemacht habe. Bräuchte man die reinen Händler auf den Cons wirklich? Ich will jetzt nicht gemein sein, aber auf der Liste der relevanten Sachen bei Cons sind die für mein Gefühl eher unten.

Ich möchte die Diskussion jetzt aber auch nicht abschweifen lassen, das nur als Gedanke.

Offline Faras Damion

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #21 am: 5.07.2022 | 13:44 »
Ich gehöre auch zu der Fraktion, die den örtlichen Rollenspielladen meiden, weil ich zweimal angepöbelt (einmal Kunde, einmal Verkäufer) wurde und mich auch sonst nicht wohlgefühlt habe.
Da kann der Besitzer natürlich nichts dafür und es tut mir auch irgendwie leid, aber für sowas habe ich keine Lust. Gerade weil ich die Kommunikation mit mehreren Online-Shops freundlich, schnell und sympathisch fand.
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Offline ArneBab

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #22 am: 5.07.2022 | 13:47 »
Im Kern muss man, denke ich, eher weg vom klassischen simplen Angebot und Verkauf, hin zu Service-, Event- und Community-Kultur u. ä. - und ja, das gilt nicht nur für Rollenspielläden, sondern in vielen Fällen kleiner Fachgeschäfte.
Also eigentlich zu Vereinen?
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Offline felixs

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #23 am: 5.07.2022 | 14:19 »
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Swafnir

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Re: Braucht es den "Rollenspielladen" heute noch?
« Antwort #24 am: 5.07.2022 | 14:20 »
DEN Rollenspielladenbesitzer gibt es ja nicht. Ich hab schon so einige erlebt: Welche die ihre "Kunden" überwacht haben wie Schwerverbrecher und sich ansonsten jede Störung verbeten haben, einen der den Anschlag auf das Word Trade Center damals mit "Endlich kriegen die Amis mal auf die Fresse!" kommentiert hat (also direkt nachdem es passiert ist) aber die größte Menge waren echt nette Leute, die sich Mühe gegeben haben jedem gerecht zu werden und sich mit Herzblut um sie gekümmert haben. Letztlich sind die halt auch nur ein Querschnitt der Menschheit.