Thema: "Buch"-Idee: 7 Rollenspielsysteme in 7 Sessions

[QuantizedFields]

Motivation
Angeregt durch den anderen Thread über Regelexpertise wollte ich mit euch besprechen, wie ein Buch wie sie im Titel beschrieben ist aussehen könnte. Das Ziel der ähnlichnamigen Programmierbücher war es eine Breite statt Tiefe zu schaffen, also möglichst viele Ideen, ihre Pro und Kontra und mögliche Anwendungsbereiche. Wieso gibt es so etwas nicht für Rollenspiele? Gerade für viele beginnende Systementwickler:innen oder Neulinge könnte so etwas super spannend sein!

Ideenfindung und Machbarkeit
Ist ein Buch das beste Vehikel, um diese Informationen effektiv zu vermitteln? Eine interaktive Website wäre vielleicht praktischer.

Wonach entscheiden wir, welche sieben Rollenspiele vorgestellt werden? Ich kann mir mindestens fünf Kriterien vorstellen sortiert nach Priorität:

• Spielstil
• Genre
• Kosten
• Sprache. Per default nur englische Spiele oder gut übersetzte Spiele aus anderen Sprachen.
• Beliebtheit. Schwächstes Kriterium, nicht unbedingt interessant für Systementwickler:innen.

Erster Vorschlag
1. Pathfinder 2e.
2. Deadlands.
3. Call of Cthulhu.
4. Apocalypse World 2e.
5. Ironsworn.
6. Blades in the Dark.
7. Fiasco.

Ja, ein paar beliebte Systeme wie Fate fehlen. Meiner persönlichen Betrachtung nach sind PbtA-Spiele und Derivate mehr "in vogue" als Fate. Generische Baukastensysteme wie Fate, Gurps & co sehe ich auch nicht im Scope des Buches, wo wir kurz und knackig durch Systeme schlendern und möglichst viele unterschiedliche Spiele vorstellen wollen

In den jeweiligen Kapiteln wird das System mit Beispielen und bestenfalls interaktive Komponenten vorgestellt. Im Buchformat stelle ich mir ein interaktives Format schwieriger vor. Mit einer digitalen Lösen kann man nützliche Tools verlinken, embedden oder selbst erstellen.

Offene Fragen:
- Werden die Spiele miteinander verglichen oder ist jedes Spiel eine Insel und wird im Alleingang betrachtet?

[takti der blonde?]

Traveller sollte in irgendeiner Iteration auftauchen; das scheint mir einzigartig und wirkmächtig genug. Und das gibt es in Form der Cepheus-Engine mit abgefeilten Serien-Nummern.

Was natürlich konzeptionell bei deinem Ansatz kurz zu kommen scheint, ist das Kampagnenspiel.

[QuantizedFields]

Ja, Traveller wollte ich irgendwo auf die Liste packen, aber der Spielstil ist Trad und davon haben wir schon CoC, Pathfinder und Savage Worlds. Ich könnte mir nur vorstellen Savage Worlds oder Pathfinder dafür zu streichen, aber welches von denen ist weniger wichtig als Traveller?

Ja auch zu deinem Statement, dass Kampagnenplay zu kurz kommt. Ist für mich persönlich nicht Ziel eines solchen Werkes, aber sollte definitiv erwähnt werden!

[takti der blonde?]

Ja, Traveller wollte ich irgendwo auf die Liste packen, aber der Spielstil ist Trad und davon haben wir schon CoC, Pathfinder und Savage Worlds. Ich könnte mir nur vorstellen Savage Worlds oder Pathfinder dafür zu streichen, aber welches von denen ist weniger wichtig als Traveller?

Ja auch zu deinem Statement, dass Kampagnenplay zu kurz kommt. Ist für mich persönlich nicht Ziel eines solchen Werkes, aber sollte definitiv erwähnt werden!

Im schlimmsten Fall müssen es 8 sein.

[sma]

OT: Ich vermute die Idee spielt auf dieses Buch an, oder?

Interessanterweise ist auch dieses Buch ein Kind seiner Zeit und deutlich aus dem Dunstkreis der Ruby und Rails Entwickler, die nach dem Ende des Ruby-Hypes nach der nächsten zukunftsweisende Sprache suchten. Ich hätte, um ein breiteres Bild zu bekommen, eine andere Auswahl und ebenfalls aus der Vergangenheit und nicht der vermuteten Zukunft getroffen. Ist einfacher und bringt IMHO mehr, weil beständiger. Denn es hilft auch nichts, ein weiteres Buch mit Kandidaten herauszubringen, die für sich zwar alle interessant aber auch Verlierer im großen Kampf um Aufmerksamkeit und Marktanteil geworden sind.

Und um auch was zum Thema beizutragen: Ich fände so ein Buch für Rollenspielsysteme eine sehr gute Idee.

[Crimson King]

Ich wäre überrascht, wenn man mit 7 Systemen hin kommt.

Deadlands sehe ich nicht als notwendig an.
DnD 4e oder WHFRPG 3 würde ich wegen der speziell formalisierte Ansätze hinzu nehmen.
PF2 durch DnD 5 ersetzen.
OS/R fehlt.
Traveller ist ein guter Vorschlag.
Rules Heavy Simulationism fehlt. GURPS ist da sicherlich der Kandidat.
Cinematisches Action RPG fehlt. Historisch müsste man da wohl Star Wars d6 rein nehmen. Regeltechnisch außergwöhnlich ist eher PDQ#.
Ironsworn ist stark PbtA-inspiriert, wenn ich mich nicht irre. Ich würde an der Stelle entweder auf Ironsworn oder auf AW verzichten. Gleiches gilt für BitD.

Dann fehlen noch etwas eigenständigere innovative Sachen wie Pendragon oder Dogs in the Vinyard. Oder etwas, das by the book nicht funktioniert, z.B. DSA 4.

[takti der blonde?]

Ich hätte, um ein breiteres Bild zu bekommen, eine andere Auswahl und ebenfalls aus der Vergangenheit und nicht der vermuteten Zukunft getroffen. Ist einfacher und bringt IMHO mehr, weil beständiger.

Zumindest lohnt es sich zu verstehen, welche Spieltraditionen bestand haben/hatten. Es lassen sich ja auch zeitgenössische Vertreter benennen, wobei ich es bei denen es persönlich schwieriger herauszuarbeiten finde, was diese "Tradition" besonderes macht.

@QF

Was sind denn deine Überlegungen, warum du Apocalypse World plus zwei weitere AW inspirierte Spiele vorstellen würdest?

[sma]

Zur Klarstellung, die zitierte Aussage bezog sich auf die Auswahl der sieben Programmiersprachen, nicht deine Auswahl von Rollenspielsystemen.

Dazu wollte ich mich explizit nicht äußern.

Ich möchte aber zumindest bekräftigen, dass ich's wichtig finde, sich auf sieben zu beschränken, weil das hoffentlich dazu führt, wirklich gute Stellvertreter zu finden, die sich möglichst stark unterscheiden.

[Crimson King]

Also mal ein Versuch:

Ein altes (A)DnD (prä 2nd)
Ein BRP/RQ-Ableger
GURPS
WHFRPG 3e oder DnD 4
PDQ#
Blades in the Dark
Fiasco oder Montségur 1244

Traveller fliegt unter Schmerzen raus, nebst diversen anderen Sachen.

Zugegebenermaßen wären 7x7 Sessions vermutlich sinnvoller. Dann könnte man beim siebten Punkt diverse unterschiedliche Indies mit One Shot/Few Shot-Fokus auflisten.

[ghoul]

Was ist PDQ# ?

[aikar]

D&D5 (Da momentan das weitest verbreitete)
Ein OSR-System. z.B. Swords & Wizardry
DSA5 als Beispiel eines aktuellen komplexen Systems und einer detailliert beschriebenen Welt
Ein PbtA-System (z.B. Monsterhearts um auch die Genres etwas zu variieren)
Fate (ist jetzt nicht nur ein Baukasten, sondern schon ein ganz eigener Spielstil)
Traveller (Wegen des Lebenspfad-Systems und damit zumindest ein SciFi-System dabei ist)
Fiasco, 10 Candles, Ein ruhiges Jahr oder etwas vergleichbares um zu zeigen, wie extrem manche Erzählspiele vom "Standard-RP" abweichen können.

Was ist PDQ# ?

https://www.drivethrurpg.com/product/58424/PDQ-Sharp

[1of3]

Nur 7? Um die Bandbreite des Rollenspiels abzudecken? Das ist echt schwer. Sieben die dich spielen lassen, wie du noch nie gespielt hast? Das geht.

1. Polaris - Vor langer Zeit starb das Volk am Ende der Welt.
2. Durance - Gefängnisplanet und jeder spielt beide Seiten.
3. Alice is Missing - Spielen per Instant Messenger. Geredet wird nicht.
4. Brindlewood Bay - Mord ist deren Hobby.
5. Irgendwas mit Firebrands-System - Moves waren gestern, heute gibts Minigames.
6. Dialect - Spielen, um eine Sprache zu machen
7. ? - Gibts bestimmt noch irgendwas.

[sma]

Meine 7 Kandidatengruppen wären:

 - Wie es begannt: Wargaming mit Individuen statt Einheiten.
 - Wir simulieren die Realität wie es uns gefällt: Regeln beschreiben die Natur, die Physik und bilden den Rahmen.
 - Kampf ist ihr Hobby: Spannende Kämpfe, Nervenkitzel durch system mastery
 - Die immersive Welt: Eintauchen in eine fantastische Vergangenheit, die es nie gab
 - Geschichten aus 1001 Nacht: Plot statt Sandbox, Komplott statt Konflikt, Vampire statt Helden.
 - System Matters: Regeln für das Spielen, nicht das Spiel, lenken die Handlung.
 - Once again with Feeling: Erzählspiele mit einer Mission, Gefühle statt Gefahren.

[QuantizedFields]

@QF

Was sind denn deine Überlegungen, warum du Apocalypse World plus zwei weitere AW inspirierte Spiele vorstellen würdest?

Ich glaube es gibt keine Antwort, mit der ich deine Frage zufriedenstellend beantworten könnte

- Pathfinder 2e vs D&D 5e. Die Kosten sind bei beiden sehr hoch, aber mit dem Archives of Nethys hat PF 2e vergleichsweise massig Content kostenlos online.
- Apocalypse World enthält viele gute GM Tipps und ist selbst ein gutes PbtA Beispiel.
- Ironsworn erlaubt GMloses und Solo-Play, was ich als wertvollen Insight für Spieler und Systementwickler empfinde. Außerdem ist es doch schon deutlich anders als andere PbtA Spiele.
- BitD könnte ausgewechselt werden. Vielleicht für Spire?

@Sma, genau dafür finde ich den Kobold Guide to Game Design gut geeignet. Das hat genau die Themen, die du ansprichst aber in einem systemfreien Kontext

Die von mir ausgewählten Spiele sind grob in 3x strukturierte Spiele im traditionellen Spielstil, 3x narrativer Spielstil und 1x einen bekannten Außenseiter. Für die ersten 7 Spiele hat es m.M.n. Sinn gemacht, die bekanntesten Spiele dieser Genres vorzustellen. OSR ist solch ein gespaltener Begriff mit einer durchwachsenen Community, ich möchte mir das nicht antun und eine Stellung im Buch nehmen, die sowieso nur falsch sein wird

[Crimson King]

- BitD könnte ausgewechselt werden. Vielleicht für Spire?

Also ein PbtA-inspiriertes Spiel gegen ein anderes PbtA-inspiriertes Spiel austauschen?

Wenn du dem Storygaming-Ansatz entsprechenden Platz verschaffen willst, solltest du denke ich eher zu FATE, PDQ(#), Primetime Adventures, Polaris, Dogs in the Vineyard oder anderen Indies greifen, um zu diversifizieren.

[QuantizedFields]

Spire ist nicht PbtA. Es nutzt eine Stress Mechanik und hat keine Moves.

[Crimson King]

Spire ist nicht PbtA. Es nutzt eine Stress Mechanik und hat keine Moves.

Es ist aber deutlich von PbtA inspiriert. Wenn du Mechaniken diversifizieren willst, wären andere Systeme meines Erachtens passender. Aber letzten Endes wird da jeder auf sieben andere Spiele kommen.

[QuantizedFields]

Da gebe ich dir natürlich recht. Vielleicht ist ja wirklich zu ähnlich zu den anderen. Gibt es denn vorgefertigte Fate Settings, die man vorstellen könnte nach einer kurzen Einführung?

[aikar]

Da gebe ich dir natürlich recht. Vielleicht ist ja wirklich zu ähnlich zu den anderen. Gibt es denn vorgefertigte Fate Settings, die man vorstellen könnte nach einer kurzen Einführung?

Durch die World of Adventures jede Menge. Aber ich würde, wenn man das besondere der Systeme herausstellen will, gerade bei Fate zum gemeinsamen Weltenbau raten.

[Haukrinn]

4. Apocalypse World 2e.
5. Ironsworn.
6. Blades in the Dark.

Das erscheint mir zu redundant. Ich würde AW (alternativ Monsterhearts oder Urban Shadows oder The Sprawl) und BitD nehmen und Ironsworn rauswerfen. Nutze den Slot lieber für etwas was so "halbklassisch" daher kommt...

[Crimson King]

Gibt es denn vorgefertigte Fate Settings, die man vorstellen könnte nach einer kurzen Einführung?

Reichlich. Dresden Files ist FATE 3, hat aber enormen Einfluss auf FATE Core gehabt. Spannend hier z.B. die gemeinsame Settingerschaffung im Vorfeld, die aber in FATE Core verstärkt übernommen wurde. In Core gäbe es Malmsturm, Achtung! Cthulhu, Atomic Robo, TianXia etc. pp

Die größte Stärke von FATE ist aber die recht einfache Adaptierbarkeit für andere Settings. Mit Core, Turbo etc. bietet es diverse Variationen unterschiedlicher Granularität. Ich bin kein 100%iger FATE-Freund, aber wenn man das ist, hat man da ein System, das einen ziemlich weit trägt. Das sollte in so einem Probespiel irgendwie auch ein Stück weit raus kommen.

[Maarzan]

7 ist meinem Eindruck nach für dieses breite und vor allem auch in diversen Bereichen schon inkompatible Feld viel zu wenig.

Da könnte ich mir eher Vorstellen eine Heftsammlung mit einem Heft zur allgemeinen Darstellung der Hauptspielstile, so dass ein neuer Autor eine Ahnung bekommt, wo er sich mit seinen Ideen denn da gerade befindet und dann angesichts der im Startheft aufgezeigten "Spielegalaxis" sich die in seinem Spiralarm (und ggf Nachbarsektoren) liegenden Detailhefte holt.

[haste nicht gesehen]

Ich glaube die Zielsetzung ist noch zu schwammig. An wen richtet sich das Buch genau, erfahrene Rollenspieler oder Rollenspielanfänger?
Gerade im letzten Fall würde ich eher Systeme nach Abenteuertyp aussuchen.

Beispiele (Systemauswahl geht sicher besser, nur zur Veranschaulichung):

1. Horror - Cthulhu
2. Mystery - Gumshoe
3. Pulp - Savage Worlds, Fate, HEX, Broken Compass
4. Personengetrieben - Vampire, Hillfolk, Burning Wheel
5. Kampf als Sportarena - Pathfinder 2, D&D5
6. Kampf als Krieg - Irgendwas aus dem OSR
7. Hexcrawling oder Sandbox - k.A. vielleicht Stars without Numbers oder Dungeon Worlds?

[Boba Fett]

WHFRPG 3e oder DnD 4

Warum nicht Star Wars Edge of the Empire?
Hat die gleichen Systematiken wie WHFRPG3, ist aber weniger komplex und hat durch das bekannte Setting geringere Einstiegshürden beim lesen...
Und vor allem ist es nichts, was durch eine neuere Edition abgelöst wurde.

[ArneBab]

Als Buch könnte ich mir eher vorstellen: Ein Abenteuer, 7 Systeme — das Abenteuer jeweils auf die Systeme angepasst und aus anderen Perspektiven betrachtet, so dass in 7 One-Shots ein Gesamtbild für die Gruppe entsteht.