Tatsächlich SIND Übersetzer ein Teil des Problems... bestimmte Übersetzer, nicht als generelle Aussage gemeint. Genau wie Verlage, Lektoren und wer da sonst noch seine Finger drin hat Teil des Problems sind. ABER es sind auch wir Kunden Teil des Problems, die halt schlechte Arbeit verteidigen mit einem "Ach, man kann doch verstehen, was sie meinen, es funktioniert also".
Wir haben damals Tränen gelacht, als beim alten AD&D "Torch" mit "Taschenlampe" und "Healing Herbs" mit "zauberkräftiges Gemüse" übersetzt wurde. Zumindest "Taschenlampe" war ja irgendwie richtig, wenn auch nicht zum Thema passend. Schnitzer kommen immer mal vor, auch bei Originaltexten. Das ist im Endeffekt wumpe. Aber ich möchte mal hervorheben, wie das bei vielen englischsprachigen Crowdfundings gehalten wird, das gefällt mir nämlich tatsächlich sehr gut:
Die Rohtexte (und auch Übersetzungen ins Englische) werden den Unterstützern vorab zur Verfügung gestellt, die können dann Fehler, die ihnen noch auffallen, melden (meist in ein Textfile) und die werden dann noch behoben, bevor der Text druckfertig gemacht wird. Mehr Augen sehen mehr Fehler und das Produkt wird besser. Auch kann man vorher schon hineinschauen und fühlt sich sehr viel besser informiert. Das läuft dann auch nicht nur ein paar Tage, sondern durchaus ein paar Wochen. Das kostet nix, die Unterstützer fühlen sich ernstgenommen und leisten ihren Beitrag, was sie auch etwas näher an das Projekt bindet. Und es wird durchaus stark angenommen, jeder mag es, wenn Produkte besser werden.
Hierzulande wird man zum Teil noch angemault, wenn man Fehler meldet... und eine Nachbesserung eines schlechten Produktes wird abgelehnt... wobei ich mir tatsächlich nicht sicher bin, wie das da mit den rechtlichen Pflichten aussieht, da müsste ich mal nachschauen. Aber ernsthaft... "da steckt Herzblut drin" ist bei einem kommerziellen Produkt keinerlei Grund, Probleme nicht anzusprechen und Fehler nicht zu nennen. Oder wird es akzeptiert, wenn ich jemandem das Auto mit einem Topfschwamm lackiere und dann mit dem Verweis, dass da ja mein Herzblut drin steckt den Preis einer Lackiererei kassiere? ja, ich würde ausgelacht werden, obwohl das juristisch tatsächlich durchrutschen könnte, da niemand einen derartigen Auftrag so formuliert, dass eine Ausführung mit einem Topfschwamm ausgeschlossen wäre... tatsächlich wäre "Aber da steckt Herzblut drin" kein Argument, den Topfschwamm-Pfusch abliefern zu dürfen. Und nein, ich vergleiche jetzt nicht jeden Übersetzer mit dem Topfschwamm-Lackierer, das habe ich auch nie gesagt. Nur jene, die vergleichbare Arbeit abliefern. Und nein, ich nenne keine Namen.
Und ja, das klingt nach "Rundumschlag", ist es aber nicht. Es gibt durchaus Übersetzer, Lektoren und Verlage, die gute Arbeit abliefern... aber da diese Kritik aus sie nicht zutrifft, sind sie selbstverständlich nicht mitgemeint, das muss man auch nicht erwähnen. Es sagt ja auch niemand "Boah, Taschendiebe sind voll mies... natürlich meine ich nicht Anton, Willi, Theo und Annegret, die sind keine Taschendiebe"... und niemand protestiert, weil jeder weiß, dass so etwas komplett unsinnig und unnötig wäre. Warum ist das aber hier der Fall? Warum wird unsaubere Arbeit mit "Ach, man kann es doch verstehen, das funktioniert also" verteidigt? Vollfarbig und auf Hochglanzpapier legt ein hochwertiges Produkt nahe, auch wenn es inzwischen jeder nutzt. Man muss sich also an dem Eindruck messen lassen, den das Produkt erweckt. Damit wurde schon zu früheren Zeiten Schindluder getrieben, indem das Pferd "aufgehübscht" wurde... Gerichte haben es aber durchaus als Betrug angesehen. Und ja, ich hab auch schon einiges übersetzt.