Das ist spannend. Mir war nicht bewusst, dass der Ansatz möglicher Weise tatsächlich unbeliebt sein könnte. - Was die Handlungsfreiheit angeht, kommte es sicher wieder auf das Setting an. Ein Cop in Night City ist da vermutlich beschränkter, als eine Gruppe US Marshals im Old West. Aber man kann ja auch vieles schon im Vorfeld klären, bevor man in die erste Spielsitzung einsteigt, dann kann man sich mehr Raum nehmen.
Ja, wie gesagt: man steht sich da gerne mal ein bisschen selbst im Weg und schaut ungünstigerweise auf die Sektoren, wo Hierarchie und Befehlskette am stärksten zum Tragen kommen.
Klar hat der normale Streifencop in Night City keine große Handlungsfreiheit, aber die hat der Gardist am Stadttor auch nicht.
Da sollte man sich dann schon etwas günstigere Bereiche/Aufgabengebiete und Rahmenbedingungen aussuchen wie z.B. bei Rollen im Militärkontext auch.
Und man darf das Ganze natürlich auch etwas verklären - ist ja bei den U.S. Marshals nicht anders, nur dass da die verklärte Version die öffentliche Wahrnehmung zumindest der historischen Marshals bestimmt und bei anderen Behördenvertretern nicht.
Es lief bisher zwar alles mehr oder weniger gut, trotz unvermeidlicher Rückschläge, aber es ist eine beständige Herausforderung, diesen Zustand zu halten, denn es gibt da draußen diverse Bedrohungen unserer Zivilisation, gegen die wir uns wehren müssen. - Wäre das denn "zu langweilig"? (Frage jetzt nicht an dich persönlich gerichtet.)
Mir wäre das nicht zu langweilig.
Ich sehe den Fall einer Hochzivilisation o.Ä. als bequemen Weg zu der Situation, hinreichend interessante Dungeons u.Ä. zu haben, die man sinnvoll plündern kann und will.
Notwendig ist das allerdings nicht; es reicht ja, wenn dort irgendwas ist, das grundsätzlich auch in der aktuellen Gesellschaft vorhanden sein könnte, aber nicht vorhanden ist - oder tatsächlich vorhanden ist, aber eben nicht herrenlos wie das, was im Dungeon liegt.
Ist auch immer so ein bisschen die Frage, wie sehr
Dungeoneering ein einigermaßen stringent hergeleiteter Berufs- und Wirtschaftszweig sein soll.
Wo man bei der Begründung ein Auge zudrückt oder es nicht mehr so knalleng definiert um Dungeons geht, wird das dann auch sofort einfacher.
Shadowrun? Cyberpunk? Geht das in modernen Setting eigentlich leichter oder eher schwerer, als in Fantasy Welten?
(Unter der Annahme, dass wir mit "Fantasy" meinen: es gelten zumindest grob ähnliche Rahmenbedingungen wie in vergleichbaren irdischen Zeiten.
Wenn das Ganze nur die Moderne im Fantasygewand ist, ist die Unterscheidung natürlich hinfällig.)
Ich sage, es geht in modernen Settings spürbar leichter, weil die soziale "Landschaft" größer und viel weiter aufgefächert ist, während sie zugleich räumlich stärker komprimiert ist.
Verkürzt also: stärkere Urbanisierung (mit allem, was dazu gehört) packt das, was in Fantasy ein ganzer Landstrich, ein Königreich oder gar ein Kontinent an sozialer und rechtlicher Spanne ist, auf ein paar Hundert oder wenige Tausend Quadratkilometer zusammen, wenn nicht noch enger.
Andersrum gehört die räumliche Trennung/Verdrängung zentral zur vormodernen, wenig urbanisierten (Fäntelalter-)Gesellschaft. Das sind im Kleinen die unreinen Berufe u.Ä., aber interessant wird es bei starken anderen Religionen oder sonstigen Machtgruppen, die mindestens ins Exil gedrängt werden - was wiederum voraussetzt, dass es weiße Flecken auf der Landkarte gibt, wo man überhaupt hin verdrängt werden kann.
Da bekommt man nur über die dortigen Spitzenreiter der Urbanisierung und der zugehörigen relativen Freiheit von zuvor etablierten Machtstrukturen (inklusive einer stark zersplitterten Exekutive) eine Ahnung davon, wie es in deutlich stärker urbanisierten Settings aussieht.