Ist im Grunde wie mit Prostitution: Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass es egal ist, ob es Leute gibt, die sich für Sex bezahlen lassen. Man kann ein ästhetisches Problem damit haben. Man kann anführen, was da alles noch an Folge dranhängt.
Man kann sich auch auf den Standpunkt stellen, dass wir halt eine "freie Wirtschaft" haben (was auch immer das ist) und dass das dann halt so ist.
Oder auf den Standpunkt, dass es egal ist, weil man muss ja nicht.
Meine persönliche Position: Ich finde es keine schöne Entwicklung, wenn sich Leute fürs Spielleiten bezahlen lassen. Ich habe keine Energie dafür übrig, mich darüber zu ärgern oder mich darüber groß zu streiten. Mir gefällt es nicht und ich sehe es als Symptom einer Welt, die mir nicht gefällt.
Naja, meinetwegen.
Ich würde halt schon ein anderes Niveau an Intimität und Interaktion beim Rollenspiel sehen, als bei Bühnenunterhaltung.
Rollenspiel ist eine Form gemeinsamen Spiels. Und der Anspruch sollte (normative Setzung meinerseits) sein, dass alle am Tisch Spaß haben und entsprechend nicht entschädigt werden müssen. Ich würde auch niemanden dafür bezahlen, mit mir Brettspiele zu spielen.
Ist Spielleiten "Arbeit"? Ist Vorbereitungszeit "Arbeit"?
Kann man vermutlich so sehen, gefällt mir aber nicht und ich würde mir dann ein anderes Hobby suchen, wo ich mit dem Dreck nichts zu tun habe.
Was anderes ist natürlich eine Unkosten-Umlage. Wenn der Spielleiter Mateiral kauft, dass dann alle gemeinsam bespielen, dann kann man sich die Kosten teilen, kein Problem.
Danke, dass du nochmal versucht hast, die Position darzustellen, und ich stimme dir auch komplett zu, dass viele Spielleiterinnen und Spielleiter die Vorbereitung etc. sicher gerne machen und es Teil an der Freude des Ganzen ist, das Grundgerüst für die gemeinsam erzählte Geschichte herzustellen und dann zu nutzen und gemeinsam zu entwickeln.
Nur denke ich, dass das überhaupt nicht der "Standard-Anwendungsfall" des bezahlten Spielleitens ist, dass da jemand die Kumpels, also die normale Runde abkassiert. Ich gehe davon aus, dass das vor allem Gruppen an Spielern sind, die gemeinsam (oder getrennt voneinander) jemanden suchen, der ihnen eine längerfristige Kampagne bietet. Für OneShots und Fewshots oder auch Minikampagnen finden sich ja sicherlich viele Leute, die das einfach mal so anbieten, aber meinst du, dass jemand für Leute, die er oder sie nicht kennt, ne Kampagne wie Curse of Strahd starten würde? Einfach nur so?
Ja, in der Tat. Echt jetzt. Relative Intitmität. Das Wort wird häufig missverstanden. Vielleicht ist "Vertrautheit" besser. Und die muss nicht von Anfang an bestehen - soll sich aber beim Spiel ein Stück weit entwickeln; eine Einladung in die Phantasie anderer, gemeinsame Phantasie etc. Und da steht Geldaustausch, meine ich, im Weg.
Von juristischen Argumenten habe ich nie etwas geschrieben.
Moralische Argumente habe ich vorgebracht. Konkrete Ethik braucht immer eine Grundlage, die jetzt auszuführen, würde vielleicht ein bisschen weit führen. Und natürlich würde meine Argumentation Elemente enthalten, die sich mit martkwirtschaftlicher Optimierungsideologie nicht vertragen.
Und, wie von Anfang an angemerkt, hat das Ganze natürlich eine starke ästhetische, möglicherweise auch subjektive Komponente.
Inwiefern würde sich denn die Ästhetik des Spiel ändern, den Aspekt verstehe ich nicht so ganz. Vielleicht kapiere ich auch noch nicht, was du mit dieser ästhetischen Komponente meinst. Es würde mir glaube ich helfen, wenn du es an einem Beispiel konkretisieren oder differenzieren könntest (also zwischen einer befreundeten Gruppe und einer Gruppe mit bezahlter Spielleitung).