So, ich erlaube mir mal dreist, noch etwas zur Eingangsfrage zu sagen. Was macht Oldschool-Rollenspiel regelmechanisch aus ?
Viele Gegebenheiten der Spielwelt werden zufällig bestimmt. Von der Charaktererschaffung über Schätze bis zu Zufallsbegegnungen.
Es wird weitgehend/größtenteils auf Mechaniken verzichtet, die zwischen Spieler und Charakter trennen, wo das nicht zwingend notwendig ist.
Letztlich ist aber Oldschool-Rollenspiel keine Frage des Regelsystems, sondern der Spielweise (eben so, wie damals(TM) viele Leute, zumindest alle, mit denen ich zu der Zeit zu tun hatte, gespielt haben). Was kennzeichnet diese Spielweise (u.a.) ?
Das Abenteurerleben ist hart und häufig kürzer als erwünscht.
Es wird sehr herausforderungsorientiert gespielt. Das Spiel ist im Kern ein Problemlösespiel, das Drumherum ist mehr oder weniger optional.
Es geht mehr um das Können/Wissen der Spieler, weniger um das Können/Wissen der Charaktere.
Dementsprechend ist die Darstellung der Probleme und der Lösungen wesentlich konkreter als in modernen Spielweisen. Fallen und Rätsel spielen eine große Rolle, und die Spieler müssen die Rätsel lösen und Wege finden, den Fallen zu entgehen, was nur konkret funktioniert. Ebenso das Durchsuchen von Räumen etc. In modernen Spielweisen bleibt der Umgang mit Fallen meist sehr abstrakt bzw. er kann sehr abstrakt bleiben. Ich kann eine Falle finden und entschärfen, ohne überhaupt zu wissen, um was für eine Falle es sich handelt. Das gilt im Prinzip für jeden Einsatz von Spielmechaniken, die ja notwendigerweise abstrakt sind. (Ja, auch in AD&D gab es Diebesfertigkeiten, aber die waren eher ein sehr löchriges Sicherheitsnetz als das Mittel der Wahl. Mit dem Leben seines Charakters auf solche Erfolgswahrscheinlichkeiten zu setzen, war schlicht keine gute Idee). Es ist schon Jahrzehnte her, daß ich das letzte Mal Flaschenzüge als Teil einer Problemlösung im Spiel gesehen habe. Oder Mehl. Und auch der Gebrauch langer Stangen und kleiner Spiegel hat in den letzten Jahren stark abgenommen.
Kurz, viele Verhaltensweisen, die in modernen Spielweisen bisweilen als "Sich Erfolg erlabern" gebrandmarkt werden, sind in dieser Spielweise ein zentraler Bestandteil.
Möchte ich heute noch ausschließlich so spielen ? Sicher nicht. Aber hin und wieder ist es sehr unterhaltsam. Und wenn einen dann nach kurzer Zeit der TPK ereilt, stellt man fest, daß man halt einfach nicht mehr so gut ist wie früher.