Autor Thema: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?  (Gelesen 3076 mal)

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Offline sma

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In den 80er Jahren war Twilight 2000 – wo man Soldaten in den Ruinen eines durch den dritten Weltkrieg zerstörten Polens spielt – insbesondere unter in Europa stationierten US-Soldaten beliebt. Ich habe mich immer gefragt, wieso, denn warum sollte man das Horror-Szenario spielen, von dem man befürchten musste, jederzeit selbst ausgesetzt zu werden.

1986, im kalten Krieg zwischen Ost und West, waren knapp 250.000 US-Soldaten in der BRD stationiert (inkl. Angehörigen über 570.000 US-Bürger). Insgesamt waren 400.000 alliierte Soldaten in Westdeutschland, dazu kamen 500.000 Bundeswehrsoldaten. Die NATO hatte 2.600.000 Soldaten unter Waffen, die 4.000.000 Soldaten des Warschauer Pakts gegenüber standen.

Da saßen nun junge GIs in ihre Kasernen, dazu gedacht, anrückende Verbände des Warschauer Pakts, der nominell von allen Waffengattungen 1,5x so viel hatte wie man selbst, so lange aufzuhalten, bis die USA und das UK Verstärkung schicken konnte. Vielleicht langweilten sie sich. Vielleicht hatten sie Angst. Wahrscheinlich beides. Also rollenspielen.

GDW hat ab 1984 knapp 100.000 Boxen der ersten Edition verkauft sowie über 300.000 Supplements.

Aber wieso ein Spiel, wo sie sich quasi selbst spielen? Soldaten, alleingelassen von ihrem Land, die Zivilisation in Trümmern, der Konflikt mangels Ressourcen versandet, einzig noch von dem Wunsch, nach Hause zurückzukehren angetrieben.

Und nun glaube ich verstanden zu haben: Das Spiel half ihnen, das Gefühl der Hilflosigkeit und vielleicht Nutzlosigkeit zu bekämpfen. Ein Held seinen zu können. Das Ungewisse spielend zu erleben. Sich der Furcht stellen. Einen Ausweg präsentiert zu bekommen. Nach einem Krieg muss nicht alles vorbei sein. Es kann auch ein Anfang sein.

Und außerdem konnte man sich dem Gear-Porn hingeben :-) Waffensysteme sind schon ziemlich cool.

Meine These nach dieser Wall of Text ist, dass das Spiel den Leuten geholfen hat, besser mit dem kalten Krieg umzugehen, weil es unfassbares, bedrohliches, ungewisses konkret und (zumindest scheinbar) kontrollierbar machte.

Brauchen wir das aktuell wieder?

Kann ein Rollenspielsetting helfen, unsere aktuellen Ängste vor Gasknappheit, Wohlstandsverlust, Zusammenbruch des Stromnetzes und dem Schlittern in einen Krieg mit Russland zu bewältigen? Spielerisch Alternativen erleben? Hoffnung schöpfen? Lösungen finden?

Wenn ja, was könnte das für ein Szenario sein? Oder ist das alles nur Küchenpsychologie?

Camo

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #1 am: 30.09.2022 | 01:13 »
Hmmm... nein. Die GIs waren Berufssoldaten, aber selbst wir Wehrpflichtigen damals hätten uns nicht so selbst beruhigt. Die Ansagen waren deutlich... binnen drei Tagen wäre das meiste des Gerätes (inklusive Fuhrpark, also auch Panzer etc) defekt, die Instandsetzung muss schuften, um immer wieder was einsatzbereit zu kriegen und selbst der traditionell "sichere Bereich hinter der Front" liegt problemlos in der Reichweite moderner Waffen. Krieg ist kacke, das ändert auch kein Spiel.
Es ist wie immer beim Rollenspiel das "Abtauchen in eine andere Persönlichkeit und andere Umstände, die hilfreich sind. Ob das ein Fantasyreich ist, wo man ein geharnischter Krieger ist, ob es eines der (gar nicht so wenigen) Systeme ist, die den Krieg in irgendeiner Form behandeln ("Twilight: 2000" war nur ein Beispiel, es gab noch "Behind Enemy Lines" von FASA, "Dawn Patrol" von TSR, MERC von FGU, Recon von Palladium und einige andere mehr), ein Samurai, Pirat oder ein Weltraumkrieger oder etwas ganz anderes war, man lenkte sich ab. Und ja, damals haben tatsächlich nicht wenige wirklich damit gerechnet, dass es einen Atomkrieg geben würde. Der kalte Krieg war... unschön, aber je länger das ging, desto mehr gewöhnte man sich auch daran, lernte damit zu leben. Zumal man um die 40 Jahre vom letzten großen Krieg entfernt war.

Ich denke, die Beschäftigung mit diesen Themen - ob im Rollenspiel oder beim Püppchenschubsen - kommt eher von dem Wunsch, Dinge verstehen zu wollen. Woher das kommt, was da passiert und was man tun kann. Die Beschäftigung im Spiel ist dann aber losgelöst von der Realität. Ob das nach einem fiktiven Dritten Weltkrieg ist, während der napoleonischen Zeit, der Römerzeit, dem "Wilden Westen", der "Goldenen Zeit der Piraten", in einer weit entfernten Galaxie... es ist nur ein Hintergrund, eine Leinwand. Das ist nicht echt, das ist die Kulisse für ein Schauspiel. Sicher, Teile davon beruhen auf der Realität, aber wenn ich den NSC da vorne erschieße, stirbt niemand in der Realität dadurch.
Manche Menschen können das derart trennen, andere nicht. Ich denke nicht, dass eine der Optionen verwerflich ist, sie sind nur unterschiedlich und nicht jeder kann jede Optionen wahrnehmen. Das ist so. Schlecht wird es nur, wenn man anderen vorwirft, dass sie diese Trennung im Gegensatz zu einem selbst vornehmen können. Denn dann wirft man unter Umständen Leuten Dinge vor, die in der eigenen Vorstellung möglich scheinen, in der Realität aber oft gar nicht vorhanden sind. Und da nicht jeder diese Trennung vornehmen kann oder will, ist die "Beweisführung", dass man nichts Böses tut, oft schwer. Und all das, weil man sich nicht vorstellen kann, dass andere Leute anders denken oder andere Dinge können, als man selbst.

Da ist im historischen Tabletop unterwegs bin, hab ich damit leider schon sehr lange zu tun.

Offline kagozaiku

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #2 am: 30.09.2022 | 06:57 »
Ich würde intuitiv sagen, dass es bestimmt persönliche oder globale Situationen gibt, die mit Rollenspiel ertragbarer gemacht werden können.
Ob die spezifische Situation, die du ansprichst, dazu gehört, kann ich nicht sagen. Aber ich frage mal ein paar Psycholog*innen und melde mich dann.

Offline aikar

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #3 am: 30.09.2022 | 07:32 »
 
Kann ein Rollenspielsetting helfen, unsere aktuellen Ängste vor Gasknappheit, Wohlstandsverlust, Zusammenbruch des Stromnetzes und dem Schlittern in einen Krieg mit Russland zu bewältigen? Spielerisch Alternativen erleben? Hoffnung schöpfen? Lösungen finden?
Rollenspiel kann unterhalten, ablenken, Erfolgserlebnisse geben und dafür sorgen, dass man sich für eine gewisse Zeit mächtig fühlt. Dadurch kann es Stress abbauen.
Und es kann dabei helfen, sich selbst zu entdecken und Seiten an sich auszutesten, die man vielleicht nicht offen zeigen will. Dadurch kann es helfen, persönliche Probleme zu überwinden (auch Paarprobleme oder evtl. im Nachhinein Traumata zu verarbeiten).
Akute externe gesellschaftliche Probleme und die Ängste vor diesen sind ein komplexeres Thema.

Was funktioniert sind Planspiele, die explizit zur Erarbeitung eines Problems gedacht sind. So haben wir z.B. mal die verschiedenen Prozesse in unserer Firma durchgespielt um übliche Problemstellen aufzudecken. Aber auch das geht eher für konkrete Probleme, bei dem man alle Beteiligten am Tisch hat und alle motiviert sind, das Problem an zu gehen.
Bei sehr abstrakten und großen Themen wie Wohlstandsverlust und Krieg wäre das zwar denkbar, aber wieder eher auf "wie gehe ich (persönlich) damit um" ausgerichtet als "wie löse ich das". Weil es meist nicht in der Hand derer liegt, die am Tisch sitzen. Also Verarbeitung ja, Hoffnung und Lösung in solchen Situationen meiner Meinung nach eher nicht.
Und für solche "Verarbeitungsspiele" erachte ich auch die meisten Rollenspiele, auch und gerade Kriegsrollenspiele, eher für ungeeignet. Weil sie eben nicht die Ist-Situation abbilden, der man sich stellen muss, sondern eine fiktive Situation, die man mit persönlichem Einsatz (und oft mit Waffengewalt) lösen kann. Das konkrete Beispiel der Soldaten ist damit für mich klar Eskapismus zur Ablenkung (was nichts schlechtes ist).

Ein Beispiel, das mir aktuell einfällt, wo aktuelle gesellschaftliche Themen im Rollenspiel aufgearbeitet werden, ist "Ihr Name ist Mensch".
https://www.die-dorp.de/downloads/dorp-downloads/1w6-freunde/die-1w6-freunde-ihr-name-ist-mensch/

Edit: Das ist ein ziemlich komplexes Thema und ich habe meinen Text mehrfach überarbeitet und bin immer noch nicht ganz zufrieden. Da müsste man wahrscheinlich länger live diskutieren, wäre evt. mal ein Thema für ein OTT.
« Letzte Änderung: 30.09.2022 | 07:39 von aikar »
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Offline Murphy

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #4 am: 30.09.2022 | 08:18 »
Kann ein Rollenspielsetting helfen, unsere aktuellen Ängste vor Gasknappheit, Wohlstandsverlust, Zusammenbruch des Stromnetzes und dem Schlittern in einen Krieg mit Russland zu bewältigen? Spielerisch Alternativen erleben? Hoffnung schöpfen? Lösungen finden?
Solange du keine postapokalyptischen Szenarien spielst...


Offline Cornelius Hesindelob

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #5 am: 30.09.2022 | 10:13 »
Also mein Psychologiestudium ist zwar schon ein paar Jährchen her, aber ich erinnere mich bei dieser Fragestellung an eine Theorie, die recht gut dazu passt. Die "Behavior Diversification Proto-Cognition Theory of Play".

Die hat im ganzen viele evolutionspsychologische Facetten die hier weniger interessant sind, aber eine der Kernaussagen war, dass Spielverhalten letztlich unser Verhaltensrepertoire erweitert und in unseren neuronalen Netzwerken unerwartete Querverbindungen schafft und ausbaut, die in uns noch unbekannten Situationen eines Tages einen Überlebensvorteil darstellen könnten. Das wird im Rahmen der Theorie ausdrücklich auf rein kognitives (Durch-)Spielen von Szenarien angewandt und (anhand von Studien zu PC-Spielen (Strategie und Simulation) auch empirisch belegt. Dazu passen auch die Planspiele die @aikar erwähnt.

Kurz: Der Mensch schafft sich intuitiv immer wieder Spiele, die kognitive Strukturen begünstigen die derzeit auch in der Realität benötigt werden, da diese "Vorübungen" auch auf kognitiver Ebene die evolutionäre Funktion von Spiel ist.

Die Autoren der Theorie führen dafür als Beispiel das sehr frühe Aufkommen von digitalen Spielen im Zuge der Entstehung von Home-PCs auf, dass sie als gesellschaftliches Herantasten an kognitive Erfordernisse des Informationszeitalters sehen. Ebenso anführen lässt sich das Aufkommen von Vampir-Literatur, die den Vampir als exemplarischen "Anderen" zusehends als normalen Menschen portraitiert (just in Zeiten in denen Bürgerrechtsbewegungen und Minderheitenrechte gesellschaftlich besonders relevant sind. (Interview mit einem Vampir 1973, wenige Jahre nach dem Tod von Martin Luther King und der 68er-Bewegung; Twilight- und True Blood während der Obama-Jahre).

Das also in militärischen Bedrohungssituationen (Rollen-)Spiele entstehen, die sich mit just solchen Szenarien beschäftigen entspricht also vermutlich dem Bedürfnis des Menschen kognitiv auf die derzeit geltenden "Umweltbedingungen" vorzubereiten. Es stünde also zu erwarten, dass Endzeit-RPGs und Militärszenarios in den kommenden Jahren zunehmend beliebter werden - wäre interessant, das im Auge zu behalten.

@camo: Natürlich gebe ich dir recht, dass Rollenspiel hier niemals Abbild oder realistische Übung ist, aber gerade dieses "Verstehen wollen" ist eben das was uns kognitiv dennoch ein Stück weit auf den Ernstfall vorbereitet - und wenn die Theorie zutrifft eben auch unser Verhaltensrepertoire und damit unsere Überlebenschancen minimal erhöht.

Offline aikar

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #6 am: 30.09.2022 | 10:29 »
@Cornelius Hesindelob: Hochinteressant, danke dafür!
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Offline Bad_Data

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #7 am: 30.09.2022 | 10:47 »
Kann ein Rollenspielsetting helfen, unsere aktuellen Ängste vor Gasknappheit, Wohlstandsverlust, Zusammenbruch des Stromnetzes und dem Schlittern in einen Krieg mit Russland zu bewältigen? Spielerisch Alternativen erleben? Hoffnung schöpfen? Lösungen finden?

Wenn ja, was könnte das für ein Szenario sein? Oder ist das alles nur Küchenpsychologie?

Ich bin mir nicht sicher, ob es unbedingt das trifft, was du meinst, aber Rollenspiele haben einen hohen pädagogischen Wert. Nicht umsonst werden Rollenspiele in vielen Bereichen des Alltags eingesetzt, von Fortbildungen für Führungskräfte, Übungen während der Ausbildung, über Debatten im Unterricht in der achten Klasse bis hin zu Rehabilitationsprogrammen von Straffälligen.
Das ist zugegebenermaßen alles recht weit vom klassischen Pen and Paper entfernt und es ist auch unklar, inwieweit es direkt hilft.

Indirekt hilft es aber sehr. Durch Rollenspiel erlerntes bleibt wesentlich länger präsent. Handlungen und Verhaltensweisen können so geübt und verinnerlicht werden, beispielsweise Deeskalationsstrategien oder simple Empathie. Man könnte jetzt theoretisieren, dass diese Fähigkeiten dabei helfen, auch in kritischen Situationen Ruhe zu bewahren, also mit den von dir genannten Krisensituationen umzugehen. Gleichzeitig bietet Rollenspiel den unschätzbaren Vorteil, dass es eben nicht echt ist. Es gibt immer eine Ebene zwischen der Rollenspielszene und der reelen Welt. Heißt, am Ende kann man immer nach Hause gehen und es ist recht wenig Schaden entstanden.

Empirisch könnte man das bestimmt nachweisen, indem man die möglichen Veränderungen erforscht, welche sich durch die Teilnahme an Model United Nations Konferenzen (MUNs sind Veranstaltungen, bei denen die Vereinten Nationen simuliert werden und Teilnehmende die einzelnen Nationen und deren Agenden vertreten, vereinfacht ausgedrückt ein Art von LARP) ergeben. Vielleicht gibt es ja so was auch schon?
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Offline felixs

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #8 am: 30.09.2022 | 11:28 »
Denke auch, dass Rollenspiele sehr gute Ablenkung sein können.
Und sicherlich taugen sie, richtig konzipiert, auch dazu, Situationen zu üben.

Das Erleben von Handlungsfähigkeit und Einfluss im phantastischen Rollenspiel kann Glücks- und Sicherheitsgefühlt auslösen. Die kann man möglicherweise eingeschränkt in den Alltag mitnehmen - die Möglichkeiten dazu sind von Person zu Person unterschiedlich. Allerdings sind die Personen, die das gut können, meist auch die, die keine Hilfestellung benötigen. (Beispiel: Es gibt Leute, bei denen das Entspannungsgefühl nach einer schönen Urlaubsreise anhält, die quasi "ihre Akkus aufgeladen haben". Andere haben das noch nie erlebt, ihre Psyche macht das nicht - sind die Stressoren wieder da, ist es genau wie vorher.)
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Dass sie jenseits davon die Angst vor der Zukunft nehmen, glaube ich eher nicht. Jedenfalls nicht in einer über Realitätsflucht/Ablenkung hinausgehenden Weise (was völlig legitim ist.)
Denn jedes Katastrophenszenario, was man bespielen könnte, müsste ja die Katastrophe gerade erstmal als Bedrohung präsent werden lassen. Was man daraus macht, hängt natürlich stark von der Einschätzung der Bedrohung und ihrer Folgen ab. Aber wenn man Angst vor der Bedrohung hat, wird man wohl von Folgen ausgehen, die fatal oder zumindest sehr belastend sind.

Empirisch könnte man das bestimmt nachweisen, indem man die möglichen Veränderungen erforscht, welche sich durch die Teilnahme an Model United Nations Konferenzen (MUNs sind Veranstaltungen, bei denen die Vereinten Nationen simuliert werden und Teilnehmende die einzelnen Nationen und deren Agenden vertreten, vereinfacht ausgedrückt ein Art von LARP) ergeben. Vielleicht gibt es ja so was auch schon?

Ich habe an einem solchen Planspiel mal über die Schule teilgenommen (erinnere nicht das genaue Programm und auch andere Details sind mir entfallen). Meine Gruppe wollte Atomwaffen einsetzen. Schien uns die einzige Option, nicht allein zu verlieren und dafür zu sorgen, dass dann halt alle verlieren. Das wurde von der Spielleitung unterbunden, weil man das erstens für unreifes Verhalten hielt und zweitens nicht den Rest des Spiels mit der Abhandlung der Folgen verbringen wollte, bzw. wohl auch den entsprechenden Teil der Regeln nicht so recht kannte.
Ich habe daraus vor allem die Frage mitgenommen, wie das in der Realität ohne Spielleitung funktioniert.
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Offline Outsider

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #9 am: 30.09.2022 | 11:55 »
Ich glaube das die theoretische Beschäftigung mit den genannten Theman mittels Rollenspiel einen nicht geeignet vorbereiten können. Dafür habe ich zu oft erlebt das reine Theoretiker in der Realität zu oft an Dingen scheitern welche eine gewisse Übung voraussetzen. Die Zeit die man mit Rollenspielen verbringt sollte man, wenn man Angst vor der Zukunft hat lieber mit der praktischen Umsetzung von Lösungsstrategien verbringen.

Habe ich Angst vor dem Blackout, was kann ich dagegen machen. Was habe ich in der Wohnung um die Zeit zu überbrücken. Kann ich Kommunizieren wenn bei einem Blackout auch die Mobilfunkmasten betroffen sind usw.

Das gleiche gilt für die anderen Themenfelder. Hat man Angst vor Krieg, ist der Konflikt in der Ukraine eine gute Blaupause. Der Krieg ist über die soziale Medien der wahrscheinlich am besten dokumentierte Krieg der jemals stattgefunden hat. Seine erste Hilfe Fähigkeiten auf den neusten Stand bringen wäre Hilfreich. Einen gewissen Grundstock an Erste Hilfe Ausrüstung, die geeignet ist auch größere Traumata so zu behandeln das ein Überleben möglich ist bis professionelle Hilfe eintrifft, griffbereit zu haben kann Sicherheit geben.

Es gab vor nicht allzulanger Zeit eine Doku (ich glaube Arte) wie sich schwedische Zivilisten auf einen Möglichen russischen Angriff vorbereiten. Die lernen z.Bsp. von Flüchtlingen wie man sich in Kriegsgebieten verhält. Das sind keine schratigen Prepper die sich im Wald verschanzen wollen, sondern normale Menschen die sich ein Mindset schaffen durch Übungen und Vorbereitungen mit der Situation umgehen zu können. Dazu gehört auch, was mache ich im Wald, aber eben nicht nur. Sondern ganz einfache Sachen, wie heitze ich die Wohnung wenn es keine Energieversorger mehr gibt, wie Koche ich usw.

Mein Fazit wäre daher, nur praktische Auseinandersetzung und tatsächliche Vorbereitung kann einem wirklich Ängste nehmen.
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Offline felixs

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #10 am: 30.09.2022 | 12:02 »
Und natürlich, nicht zu vergessen, die Frage, ob man wirklich einen dritten Weltkrieg er- und überleben möchte.
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Offline Bad_Data

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #11 am: 30.09.2022 | 12:09 »
Ich habe an einem solchen Planspiel mal über die Schule teilgenommen (erinnere nicht das genaue Programm und auch andere Details sind mir entfallen). Meine Gruppe wollte Atomwaffen einsetzen. Schien uns die einzige Option, nicht allein zu verlieren und dafür zu sorgen, dass dann halt alle verlieren. Das wurde von der Spielleitung unterbunden, weil man das erstens für unreifes Verhalten hielt und zweitens nicht den Rest des Spiels mit der Abhandlung der Folgen verbringen wollte, bzw. wohl auch den entsprechenden Teil der Regeln nicht so recht kannte.
Ich habe daraus vor allem die Frage mitgenommen, wie das in der Realität ohne Spielleitung funktioniert.

Wurde das denn irgendwie noch im Nachgang thematisiert? Ich finde es sehr schade, dass die Spielleitung das unterbunden hat, bzw. wenn, dann muss es danach eine Nachbesprechung geben, welche Konsequenzen ein Atomwaffeneinsatz wahrscheinlich gehabt hätte. Unreife als Begründung für den Eingriff finde ich sehe schade. Für mich bietet gerade so ein Planspiel ja die Gelegenheit, sich mit seiner Unreife zu beschäftigen und "Was wäre wenn..." Szenarien zu testen. Im Idealfall steht am Ende ein großer Schritt Richtung Reife. Im übrigen finde ich das aber sehr cool, dass ihr solche Planspiele in der Schule gemacht habt!

Wie das in der Realität ohne Spielleitung funktioniert, ist eine sehr spannende Frage. Und das hätte man auch in dem Planspiel thematisieren können. Das ist natürlich nicht ganz die gleiche Kragenweite, aber im Fußball gibt es (oder gab es zumindest mal) ein Projekt, was erforscht hat, wie es ohne Schiedsrichter*in funktionieren kann. Es hat tatsächlich insgesamt ganz gut funktioniert, sobald die Teilnehmenden verinnerlicht haben, dass es jetzt Teil ihrer Verantwortung ist, dass das Spiel funktioniert und das niemand anderes darüber wacht und diese Arbeit abnimmt. Ich denke, das ist etwas, was man auch im Rollenspiel erreichen und dann auf die Realität adaptieren kann.

Mein Fazit wäre daher, nur praktische Auseinandersetzung und tatsächliche Vorbereitung kann einem wirklich Ängste nehmen.

Ist Rollenspiel nicht irgendwo auch ein Form von praktischer Auseinandersetzung? Ich habe mal in einem Seminar eine Art "Rollenspiel" durchgeführt, bei dem es darum ging eine Debatte zu führen. Es ging um die Frage, ob ein Kopftuchverbot sinnvoll wäre, oder nicht. Der Rollenspielanteil war recht klein, die Leute haben effektiv sich selber gespielt, allerdings waren die Positionen (pro oder contra gegenüber der Frage) vorgegeben. Das ist natürlich nicht mehr mit Pen and Paper vergleichbar, aber so eine Debatte kann man ja eigentlich auch problemlos in jedem Rollenspielsetting führen (okay, vielleicht mit einer anderen Grundfrage).

Hat man beispielsweise Angst vor Krieg ist die Frage, wie begegne ich Krieg. Was bedeutet Krieg für mich und meine Umgebung? Wie gehe ich damit um? Wie kann sich eine Gesellschaft entwickeln und ein friedliches Zusammenleben gewährleisten? Was können Individuen tun, um diese Entwicklung zu unterstützen? Und wenn es zum Krieg kommt, wie sollte ich mich verhalten? Wie ich mich in einem Kriegsgebiet verhalte kann ich doch eigentlich ganz gut im Rollenspiel üben.

Ich sollte vielleicht noch einmal betonen, dass ich den Begriff Rollenspiel sehr freizügig verwende. Kann natürlich sein, dass ich dadurch eine etwas andere Wahrnehmung auf das Thema habe.

Ich muss gerade an die Geschichte einer Grundschullehrerin denken, die ihrer Klasse Mathe beigebracht hat, in dem sie ein Puppenspiel aufgeführt hat, wo dann nicht sie sondern Kasper die Zahlen vorgestellt hat. Natürlich ist das mehr Theater als Rollenspiel, aber die Lehrerin hat effektiv mit dem spielen einer Rolle Wissen vermittelt. Der nächste Schritt wäre jetzt, dass die Kinder da auch eine Rolle einnehmen, aber das sollte durchaus möglich sein.
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Offline Outsider

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #12 am: 30.09.2022 | 12:11 »
Und natürlich, nicht zu vergessen, die Frage, ob man wirklich einen dritten Weltkrieg er- und überleben möchte.

Die Entscheidung trifft man ja leider nicht selber.

Außer man trifft eine sehr persönliche Entscheidung sich der Situation zu entziehen.  :'(

Dann brauch man sich in der Tat nicht vorbereiten  >;D
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Offline felixs

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #13 am: 30.09.2022 | 12:16 »
Außer man trifft eine sehr persönliche Entscheidung sich der Situation zu entziehen.  :'(

Scheint mir angesichts der Aussichten auf den Verlauf eines derartigen Krieges eine ziemlich plausible Option.

Mir kommt es jedenfalls irrsinnig vor, angesichts eines drohenden Atomkriegs ernsthaft mit Verbandspäckchen zu üben.
Als Spiel, mit dem man sich vom Elend der Dinge ablenkt (also, was die Prepper auch machen), mag das hilfreich sein.

Wurde das denn irgendwie noch im Nachgang thematisiert?

Nein.

Unreife als Begründung für den Eingriff finde ich sehe schade.

Finde ich auch. Zumal ich schon damals geahnt habe, dass das weniger mit Reife als mit grundlegenden Einstellungen zu tun haben könnte. Ich halte die Begründung für schlichtweg naiv - viele Leute können sich offensichtlich nicht vorstellen, wie die Psyche einiger Leute funktioniert und welche Konsequenzen das hat.
« Letzte Änderung: 30.09.2022 | 12:19 von felixs »
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Offline Jiba

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #14 am: 30.09.2022 | 12:19 »
Mit dem, was Outsider sagt, ist alles dazu gesagt.

Rollenspiele sind nett, wenn man den Luxus hat, sich damit auseinander setzen zu können (sprich eine friedliche und freiheitliche Gesellschaft, sowie einen relativ stabilen Lebensstil). Dann können Rollenspiele auch tatsächlich einen theoretischen Zugang zu bestimmten Themenfeldern unterstützen und bei der Persönlichkeitsbildung helfen.

Zitat
Ist Rollenspiel nicht irgendwo auch ein Form von praktischer Auseinandersetzung?
Die Antwort ist selbstverständlich "Nein."
Schon allein deshalb, weil sich auch die "serious games", die du da unter Rollenspiel fasst, der Sache nur amateurhaft annähern. Das hilft vielleicht, um ein initiales Bewusstsein zu schaffen. Aber darüber kann es einfach nicht hinaus gehen. Persönlichkeitsentwicklung, ja. Aber dabei helfen, dem Kontrollverlust von Angst zu begegnen? Machen wir uns doch nichts vor!
 
Rollenspiele sind netter Zeitvertreib und vielleicht kreative Ausdrucksform, gerne auch mit einem Schuss Persönlichkeitstraining. Sie werden aber niemandem die Angst vor der Zukunft nehmen. Ich merke bei mir sogar: Je mehr mich die Weltlage umtreibt, desto weniger Lust habe ich auf Rollenspiel. Und je mehr ich mich mit Kriegen auseinandersetze, desto weniger Lust habe ich auf gewaltbetontes Rollenspiel.

Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Outsider

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #15 am: 30.09.2022 | 12:26 »
Zitat
   Wie ich mich in einem Kriegsgebiet verhalte kann ich doch eigentlich ganz gut im Rollenspiel üben.   

Wenn es praktische Anteile enthält, ja.

Wenn nicht hat es mit Krieg genauso wenig zu tun wie Softair-Matche. Wo Personen glauben hinter Spanplatten wäre man vor Beschuss sicher weil die 6mmBB davon abprallen,  oder bilige Gaming Erste-Hilfe-Ausstattung wie ein Tourniquet mit Plastikteilen hält der Belastung einer echten Versorgung stand (die richtige Anwendung mal außen vor gelassen).

Die Diskussion wie man Krieg vermeidet i/ eine.Gesellschaft schafft die Krieg vermeidet ist leider auch dann hinfällig wenn es anderen egal ist.

Die dann gegen jede Vernunft doch einen Krieg anfangen.

Aber hängt wohl auch von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Ich hätte nur weniger Angst wenn ich mich ausprobieren dürfte und erproben kann was funktioniert und was nicht.
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Offline felixs

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #16 am: 30.09.2022 | 12:44 »
Habe nochmal den Eingangsbeitrag gelesen. Möglicherweise ist dieses die eigentlich interessante Frage:

In den 80er Jahren war Twilight 2000 – wo man Soldaten in den Ruinen eines durch den dritten Weltkrieg zerstörten Polens spielt – insbesondere unter in Europa stationierten US-Soldaten beliebt. Ich habe mich immer gefragt, wieso, denn warum sollte man das Horror-Szenario spielen, von dem man befürchten musste, jederzeit selbst ausgesetzt zu werden[?]

Und das verstehe ich auch nicht. Ist die Simulation des schlimmsten anzunehmenden Falles in irgendeiner Weise psychisch hilfreich? Oder schadet sie eher? Und ist Rollenspiel ein geeignetes Medium dafür?

Möglicherweise relevante Zusatzfrage: Was macht es mit euch, jetzt Threads (der Film von 1984) zu schauen? Oder ist der Punkt, dass Rollenspiel Handlungsoptionen bietet? (Und wenn ja, welche sind das, sofern man annimmt, dass die zu erwartende Situation wirklich so schlimm ist?)
« Letzte Änderung: 30.09.2022 | 12:46 von felixs »
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Offline Cornelius Hesindelob

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #17 am: 30.09.2022 | 13:11 »
Wenn es praktische Anteile enthält, ja.

Wenn nicht hat es mit Krieg genauso wenig zu tun wie Softair-Matche. Wo Personen glauben hinter Spanplatten wäre man vor Beschuss sicher weil die 6mmBB davon abprallen,  oder bilige Gaming Erste-Hilfe-Ausstattung wie ein Tourniquet mit Plastikteilen hält der Belastung einer echten Versorgung stand (die richtige Anwendung mal außen vor gelassen).

Volle Zustimmung, Extremsituationen lassen sich nur sehr eingeschränkt in der Theorie üben. Auch in der von mir oben angeführten Theorie geht es um statistische Mittelwertsunterschiede und eher kleine Effektgrößen.

Ein weiterer Ansatzpunkt, warum Rollenspiel dennoch (manchen Menschen, sicher nicht allen) helfen kann ist in meinen Augen das symbolische Wiederherstellen von Kontrolle.

Ein populäres Beispiel hierzu. Warum ist die Hauptzielgruppe blutrünstiger Kriminalromane weiblich? Auch bei uns haben als weibliche gelesene Personen ein deutlich höheres Risiko Opfer häuslicher Gewalt zu werden, einer Vergewaltigung anheim zu fallen oder vom (Ex-)Partner ermordet zu werden. Immer wieder wird thematisiert dass die meisten Frauen in Situationen in denen sie Nachts alleine unterwegs sind Angst empfinden. Wie können also Romane in denen die schlimmsten Befürchtungen der Betroffenen ausgeschmückt werden sich solcher Beliebtheit erfreuen? - Weil es die Ermittler gibt, die letzten Endes den Mörder jagen und bestrafen und so auf symbolischer Ebene Gerechtigkeit und Ordnung wieder herstellen. Eine Situation die in der realen Welt Hilflosigkeit, Angst und Wut erzeugt, wird hier symbolisch bearbeitet und letztlich aufgelöst. Das löst zwar das Problem nicht, hilft auch begrenzt, wenn man selbst Opfer von Gewalt werden sollte, beruhigt aber temporär die eigenen negativen Emotionen.

Bezogen auf die Ausgangsfrage: Wenn also die amerikanischen GIs in den Kasernen militärische RPGs spielten , stellten sie in diesem Moment symbolische Kontrolle über eine von ihnen als unkontrollierbar empfundene Situation wieder her. Solange es sich letztlich um Plots handelt die die Ausweglosigkeit schlussendlich auflösen, sollte das vergleichbar sein.




Offline tartex

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #18 am: 30.09.2022 | 13:11 »
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Offline felixs

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #19 am: 30.09.2022 | 13:40 »
Bezogen auf die Ausgangsfrage: Wenn also die amerikanischen GIs in den Kasernen militärische RPGs spielten , stellten sie in diesem Moment symbolische Kontrolle über eine von ihnen als unkontrollierbar empfundene Situation wieder her. Solange es sich letztlich um Plots handelt die die Ausweglosigkeit schlussendlich auflösen, sollte das vergleichbar sein.

Das lässt eine andere Möglichkeit außer Acht: Nämlich die, dass die Spieler das Spiel gut finden und die Situation, die sie dort bespielen gut finden. Das kann aus (mindestens zwei Gründen so sein): Entweder ist die Situation in einer Weise beschrieben, die nicht abschreckend ist. Oder die Spieler "ticken so".

Ich bin jedenfalls nicht sicher, ob es hilfreich ist, Widersprüche immer zugunsten der in ihnen aufgehenden aufzulösen.
Anders gesagt: Der Mensch an sich ist nicht gut und nicht rational. Es wäre gut, wenn es so wäre, ist es aber nicht.
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Online schneeland

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #20 am: 30.09.2022 | 13:47 »
...

Vielleicht besser ohne Memes probieren - das kann auch so ankommen, dass man die Diskussion bzw. spezifische Beiträge ins Lächerliche ziehen will.
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Offline YY

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #21 am: 30.09.2022 | 14:32 »
Hmmm... nein. Die GIs waren Berufssoldaten, aber selbst wir Wehrpflichtigen damals hätten uns nicht so selbst beruhigt.

"Ich" oder auch "wir" ist eben nicht das gleiche wie "alle".
Man darf ruhig Leuten glauben, die genau dieses Verhalten aus ihrer eigenen Erfahrung heraus berichten.

Mein Fazit wäre daher, nur praktische Auseinandersetzung und tatsächliche Vorbereitung kann einem wirklich Ängste nehmen.

Wenn es nur darum geht, Ängste zu nehmen, kann auch der größte Käse helfen - man schaue nur mal in den Kampfkunst- und SV-Sektor...

Und zum Thema "nur Praxis": Auch da gibt es mehr als genug Unsinn.
Andersrum wüsste ich nicht, warum man im Rollenspiel zwingend keine sinnvolle und praxisnahe Herangehensweise wählen kann. Da müssen sich Autoren und Spieler eben einarbeiten, aber genau das ist ja die notwendige praktische Beschäftigung ;)


@camo: Natürlich gebe ich dir recht, dass Rollenspiel hier niemals Abbild oder realistische Übung ist

Warum nicht?
"Wargaming" gibt es ja auch im professionellen Kontext und dass das richtig aufgezogen eine gute Vorbereitung ist, ist umfassend belegt.


Brauchen wir das aktuell wieder?

Kann ein Rollenspielsetting helfen, unsere aktuellen Ängste vor Gasknappheit, Wohlstandsverlust, Zusammenbruch des Stromnetzes und dem Schlittern in einen Krieg mit Russland zu bewältigen? Spielerisch Alternativen erleben? Hoffnung schöpfen? Lösungen finden?

Wenn ja, was könnte das für ein Szenario sein? Oder ist das alles nur Küchenpsychologie?

Brauchen ist natürlich relativ, aber man könnte ja ganz praktisch einfach mal schauen, ob z.B. entsprechende Computerspiele grad besser gehen (bei einigen Anbietern ist das ja ganz gut nachvollziehbar).
Als Aufhänger für und Einstieg in die Beschäftigung mit einem Thema kann Rollenspiel jedenfalls dienen; je nach Design und "Betreiber" kann das sogar erstaunlich weit tragen, was Einsichten und Kompetenzgewinn angeht.

Welches konkrete Szenario man wählt, käme dann drauf an, ob man ein sehr spezifisches Problem beackern oder nur recht allgemein darauf rumdenken will.

Und selbst wenn es nur Küchenpsychologie ist - die kann auch mal richtig liegen ;)
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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #22 am: 30.09.2022 | 14:45 »
Rollenspiel bewegt sich im fiktiven Raum.

Wer Fiktionen erkennen kann, der wird die Rollenspielerei hinreichend weit entzaubern, so dass sie nicht mehr hinreichend weit bei der Bewältigung echter Probleme helfen kann. Und wer sie nicht erkennen kann, der sollte um Gottes Willen die Finger von unserem Hobby lassen.

Dass ein Jetztzeit-Rollenspiel mit globalstrategischer Perspektive o.ä., durchaus z.B. Bock machen oder sonstwie reizvoll sein kann - klar.
« Letzte Änderung: 30.09.2022 | 14:52 von Megavolt »

Offline YY

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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #23 am: 30.09.2022 | 15:30 »
Rollenspiel bewegt sich im fiktiven Raum.

Wer Fiktionen erkennen kann, der wird die Rollenspielerei hinreichend weit entzaubern, so dass sie nicht mehr hinreichend weit bei der Bewältigung echter Probleme helfen kann.

Ziehe Er den Vergleich zu "richtigen", d.h. professionellen Wargames und Szenariotraining... ;)
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Re: Kann Rollenspiel die Angst vor der Zukunft nehmen?
« Antwort #24 am: 30.09.2022 | 15:46 »
Ziehe Er den Vergleich zu "richtigen", d.h. professionellen Wargames und Szenariotraining... ;)
Das lebt in der Qualität davon, ob die Spielleitung es schafft realistisch dar zu stellen und in der Wirksamkeit, ob der Spieler das auch glaubt.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...