Ich übersetze gerade einen Postapokalypse-Klassiker aus den 60ern, "The Einstein Intersection" von Samuel R. Delany, und bin total geflasht von der Idee, mich davon für's RSP inspirieren zu lassen. Ich hatte den Roman vor Ewigkeiten schon mal gelesen und erinnere mich noch an einen Twist dahingehend, dass die Protagonisten eigentlich gar keine Menschen sind, sondern Aliens, die auf einer postapokalyptischen Welt die Menschen nachahmen - aber soweit bin ich bei der Übersetzung noch nicht wieder ...
Jedenfalls:
In einer offenbar fernen postapokalyptischen Zukunft leben die Protagonisten (allesamt mehr oder weniger mutiert, der Hauptcharakter hat z.B. Greiffüße, eine Nebenfigur ist drei Meter groß und haarig) in einer Dorfgemeinschaft mit Stammesstruktur, es gibt drei Kategorien von Personen, die Lo (männliche "Funktionale"), die La (weibliche "Funktionale") und Le ("Nicht-Funktionale", die ihr Leben im "Kefig" eingesperrt fristen müssen). Protagonist Lo Lobey hat eine enge Beziehung zur Telekinetin Friza (Liebesbeziehung wäre hier nicht ganz der passende Ausdruck, er liebt sie, aber der implizierte Zweierbeziehungskram hängt da nur begrenzt dran), die auf rätselhafte Weise zu Tode kommt. Lobey geht nun auf eine an den Orpheus-Mythos (und den Ringo-Mythos) angelehnte Queste, um sie zu rächen und evtl. zu retten, dafür muss er erst mal lernen ein großer Jäger zu werden und gegen einen in der Nähe wildernden, riesenhaften mutierten Stier mit Menschenhänden antreten ... Wie bei Delany üblich ist das alles sehr sinnlich geschrieben und mit einer Prise Linguistik und einem Haufen gegen den Strich gelesener Mythologie und Gender-Verwirrung gewürzt.
Das ganze sitzt vom Setting her ein bisschen zwischen den Stühlen mir bekannter Rollenspielsetting: Am ehesten erinnert es an Numenera, weil es ein Gefühl von ferner Zukunft mit einem Übergang ins Mythologische vermittelt, aber gleichzeitig wirkt die Gesellschaft so gar nicht wie die 08/15-Fantasykost, die bei Numenera eigentlich dahintersteckt. Mutant: Year Zero passt auch nicht richtig dazu, weil das ja sehr direkt nach der Katastrophe spielt und der Bezug auf unsere Gegenwart noch sehr stark ist. Ich glaube, am stärksten findet sich das passende Flair in Mutant Crawl Classics (bei den Spielen, die ich kenne).
Aber von der Art des Spiels hätte ich eigentlich am liebsten so was wie Beyond the Wall: Gemeinsame Charakter- und Dorferstellung, und die Abenteuerstruktur ist eher, dass Probleme zum Dorf kommen (und es vielleicht auch mal eine Queste gibt). MCC ist ja tatsächlich von der Idee her so gedacht, hat aber nicht die tolle Abenteuergenerator-Struktur von BtW.
Meine ambitionierte Idee ist jetzt: Ich sammle Elemente für das bespielen eines solchen offenen Settings in Form von BtW-ähnlichen Würfeltabellen, bis ich genug beisammen habe, und dann hacke ich BtW so, dass es konsequent D20 Roll-Under ist und keine HP-Progression hat ... und das ich irgendwie Mutanten unterkriege.
Oder das ist mir zu aufwändig, ich mache mir einfach nur ein paar Notizen und versuche es dann stattdessen mal mit Savage Worlds, mit dem sich ein Mutanten-Postapokalypse-Setting wahrscheinlich relativ leicht umsetzen ließe.
Ooooder ich spiele einfach mal probeweise ein bisschen MCC.
Aber eigentlich finde ich, dass das Buch so gut zur Struktur von BtW passt, dass man das einfach machen muss ...