Autor Thema: Horror Regeln - Simulation vs. Immersion  (Gelesen 1939 mal)

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Offline Haukrinn

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Re: Horror Regeln - Simulation vs. Immersion
« Antwort #25 am: 23.10.2022 | 12:25 »
Ich finde Horror immer sehr schwierig, weil man selten eine Gruppe hat, die das Thema einheitlich beleuchten und ausleben kann. Manche Menschen lösen sich komplett von der Situation (unkonstruktiv), bei manchen kommt der Bleed zu stark durch (gefährlich) und den angenehmen Anspannungs/Stress-Effekt, den man vielleicht (wie bei einem guten Horrorfilm) haben möchte, kommt damit kaum zu Stande.

Zur Regelseite, sehr viele Horror-Mechanismen (wie z.B. Sanity bei Cthulhu) finde ich eher hinderlich. Boba schrieb weiter oben was von Kontrollverlust, was ich sehr passend fand. Genau diesen sollten Spielmechaniken meiner Meinung nach abbilden. Don't Rest Your Head macht das mit seinen Erschöpfungs- und Wahnsinnswürfeln meiner Meinung nach sehr geschickt, und auch Cthulhu Dark mit seinem extrem einfachen Mechanismus hat das gut raus (gerade weil der Kontrollverlust hier meist kein echter Zwang ist - es ist ein Angebot des Spiels, dass ich als Spieler ablehnen kann). Das sind Mechanismen, die sich auch nicht einfach abnutzen oder gegenüber denen man abstumpft - ein Effekt, der bei Spielen wie Dread oder 10 Candles leider früher oder später einfach eintritt und auch nicht mehr wirklich rückgängig zu machen ist.

Und dann gibt es Horror-Spiele, die genau das auch mit vollster Absicht gar nicht regeltechnisch behandeln. Das erzeugen des Stressgefühls obliegt da eher dem Zusammenwirken der Gruppe (und indirekt den Regeln) - ganz im Sinne der "Fruitful void" - also dem Bedienen einer Spielprämisse ohne sie irgendwo explizit in den (harten wie weichen) Regeln auszudrücken.. Ich gebe aber zu, mir fällt da gerade keins ein.  :)
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Offline Alex

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Re: Horror Regeln - Simulation vs. Immersion
« Antwort #26 am: 23.10.2022 | 18:33 »
Dass Horror die Königsdisziplin des RPGs ist, trifft es für mich sehr gut. Ich habe schon einige Horror-Rollenspiele gespielt und keiner der Regelansätze hat mich wirklich abgeholt.

Fangen wir anders herum an: Was sollten Regeln für Horror nicht sein/können?
Keine fluffige Vorgabe, denn nur mit Beschreibung lässt sich das (mMn) nur sehr schwer oder gar nicht umsetzen, wenn der Spieler sich plötzlich fürchten soll, nur weil es sein Charakter das macht.
Es gibt sicher Spieler die das können, aber das dürfte die Minderheit sein.

Ich versuche schon seit Jahren eine gute Regel für Horror zu entwickeln. Mit meinen aktuellen Ansätzen bin ich geht-so zufrieden, aber Bobas Einwand des Kontrollverlustes war ein Eye-Opener für mich.
Für mich bedeutet Kontrollverlust den Wegfall der Vorhersehbarkeit des Horrors, also, wenn ich meinen Sanity-Wurf so oder so stark verhaue, dann werde ich wahnsinnig. Und bei weniger stark renne ich weg …

Kontrollverlust muss für alle Beteiligten unvorhersehbar sein und zwar auf einer Crunch-Ebene. Das ist zumindest meine These dazu ...

Keine Ahnung wohin das bei meinen Regelbemühungen führt, aber der Teil meines Gehirns, der für die Regelerschaffung zuständig ist, ist gerade am rasen …
« Letzte Änderung: 23.10.2022 | 18:38 von Alex »

Online nobody@home

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Re: Horror Regeln - Simulation vs. Immersion
« Antwort #27 am: 23.10.2022 | 18:52 »
Mit den einfachen Regeln gebe ich dir Recht, weiß aber nicht so genau, warum man da ein Fertigkeitssystem benötigt... ich meine, wir spielen da ja kein Abenteuer, sondern eine Horrorgeschichte.

Und wenn ich mir so einiges anschaue, was beispielsweise (wenn auch mit Sicherheit nicht nur) für Call of Cthulhu im Lauf der Jahrzehnte herausgekommen ist, dann dürfte genau das einer der Punkte sein, an dem die Geister sich scheiden. ;) Will ich denn tatsächlich immer eine "Horrorgeschichte" spielen (und wenn ja, in etwa in welchem Genre und mit welcher vorgesehenen Rolle für die SC -- beispielsweise eher Akteure oder doch mehr schlicht Opfer?), oder darf's doch auch mal mehr ein "traditionelles" Rollenspielabenteuer mit Horror-Versatzstücken sein?

Selbst in anderen Medien ist ja nicht alles, wo groß Horror-mit-großem-H draufsteht, automatisch immer ein und dasselbe.

HEXer

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Re: Horror Regeln - Simulation vs. Immersion
« Antwort #28 am: 23.10.2022 | 19:01 »
"Sanity"-Rules sind so Meta, wie nur geht. Ständig muss ich drüber nachgrübeln, was der oder der Wahnsinnslevel jetzt konkret für meine Figur bedeutet und wie ich das in's Spiel einbaue.

Da schreib ich mir doch lieber den Aspekt oder den Nachteil "Hört die Stimmen seines toten Kameraden" oder "Hat Angst vor engen Räumen" aufs Blatt.

Und darüber musst du dann nicht nachgrübeln - vor allem, weil es da ja noch stärker auf die präzise Formulierung ankommt (weil regeltechnisch durch Mitspielende/SL anspielbar), als bei Auswirkungen, die du erstmal für dich selbst entscheidest? Überzeugt mich nicht.

Die anderen Spiele sind gute Tipps - bis auf Jenga, weil es als Brettspiel mich schon wieder voll raus reißen würde.