Interessante Diskussion. ich denke da gibt es zwei Perspektiven:
Die Rollenspieler: Die Auswahl an Systemen, auch kostenlosen ist groß, geradezu riesig. Außerdem können wir auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen und selbst Abenteuer schreiben oder während des Spiels erfinden. Wir müssen die aktuellen Preise also nicht bezahlen.
Und dennoch möchte ich ein Negativbeispiel bringen: Die Hexxen-Einsteigerbox. Prall gefüllt, keine Frage. An sich eine Super-Box. Aber sie hat ein Problem: Die Drachenritterbox zu DSA aus gleichem Hause.
Es geht dabei nicht ums System, sondern ums Material. DSA hatte Acrylmarker, Acrylwürfel und richtig ordentliche Pappmarker für Schicksalspunkte mit drin. Letzte nicht gerade toll, aber durchschnittliche Brettspielqualität.
Hexxen hat furchtbare Holzwürfel, extrem dünne Pappmarker und gar kein Acryl mehr drin.
Der Preis bei beiden: 39,99€
Und das ist mir dann, einfach rein vom Material her, für Hexxen zu teuer. Gerade auch weil Spezialwürfel verwendet werden tut das hier doller weh als bei vielen anderen Boxen.
Ich verstehe dass die Papierpreise explodieren, das Würfel schwer zu bekommen sind. Aber das ist schlicht bedeutend schlechteres Material zum gleichen Preis.
Gemessen daran: Ja, Rollenspiele sind zu teuer geworden und da wir (fast) alle real weniger verdienen als noch vor zwei Jahren verstärkt sich das Problem hier sogar noch.
Andererseits bewegen sich Regelwerke seit Jahren auf einem recht stabilen Niveau, bei D&D gab es sogar Preissenkungen nachdem WotC das alles selbst macht. Außerdem ist heutzutage alles Vollfarbig und auf hochwertigem Papier gedruckt (was ich hasse, dank der Lichtspiegelungen auf den Seiten. Mir wäre mattes S/W deutlich lieber, aber das ist ein anderes Thema). Das war vor einigen Jahren noch anders.
Es ist als gar nicht so einfach. Ich sehe aber auch den Kaufkraftverlust für die Branche als einen Faktor. Weniger bei einzelnen Büchern, aber ob man noch so oft bei Crowdfundings das große Paket für 180 bis 220 € verkaufen kann? Das wird die Zukunft zeigen.
Dann gibt es noch die Gruppe der Nicht-Rollenspieler, die aber mal Lust darauf hätten:
Auch hier gibt es wieder ein Materialproblem: Entweder ich investiere 60€ in ein Buch oder zum Beispiel in ein Schickes Brettspiel. Das Brettspiel ist vollgepackt mit Stanzbögen (und zwar die dicken!), Spielkarten, double-layered-Playerboards, Würfeln, eventuell ein paar Figuren (wobei hier die Preise meist eher bei 100€ und höher liegen, aber es gibt Ausnahmen wie Blitzbowl) und einer Anleitung. Dagegen ist ein Rollenspiel-GRW erstmal "nur" ein Buch. Ich glaube schon, dass es hier kritisch wird 60€ für Cyberpunk Red aufzurufen und dann noch zu verlangen, dass ich eigene Würfel dazu kaufe. Für die rund 70€ bekomme ich schon ein mächtig vollgepacktes Brettspiel, das, weil das Argument ja öfter kam, übrigens auch meist nur einer der Spieler kauft.
Und selbst wenn das Rollenspiel nicht mit Brettspielen konkuriert, sind 60€ dennoch eine ziemliche Hürde. Wir wissen, dass sich das lohnt, die Anfänger wissen das aber nicht und wägen das natürlich gegen andere Hobbies und Ausgaben ab.
Gleichzeitig kann man natürlich komplett kostenfrei ins Hobby starten: Einfache eine Gruppe suchen und los.
Die Antwort ist in beiden Fällen also: Ja und nein.