Puh... ich denke, es ist schwer da Verantwortung übernehmen zu müssen, denn normale Rollenspielsitzungen haben keinen therapeutischen Anspruch und SL und Spieler sind im Zweifel nicht vom Fach. Manches kann auch schädlich sein, z.B. bei vermeintlichen Safety-Mechanismen. Wenn dann die falschen Sachen, die ja durchaus individuell sein können, zusammen kommen...
Gewiss, aber eine Empfehlung zum Rollenspiel übernimmt ja keine Verantwortung für unüberschaubare Risiken.
Das Grunddilemma jeder Psychotherapie ist ja gerade, dass sie irgendwie in der realen, unperfekten, schädlichen Welt operieren muss. Das gilt für so ziemlich alles, was man verschreiben und machen kann.
Bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen, vor allem aus dem depressiven Spektrum, wird gern irgendwas mit Sport empfohlen. Nun dürfte jedem klar sein, was für eine grässliche Umgebung ein Sportverein, eine Sportgruppe, die Besetzung eines Fitnessstudios sein kann. Oder man kann auch Glück haben und es funktioniert. Vor allem aber erhofft man sich von der Sache an sich eine positive Wirkung, welche die negativen Wirkungen übersteigt. Und natürlich würde man jemandem, der schlechte Erfahrungen im Sport macht, normalerweise nicht dazu raten, dort dann weiterzumachen.
In diesem Sinn kann man Rollenspielrunden sicherlich für einige Krankheitsbilder gut empfehlen, ohne ein übermäßiges Risiko für den Patienten einzugehen.
Und wenn der Therapeut selbst Rollenspiel als Therapiemittel verwendet, dann geht er kein größeres Risiko ein, als bei einer "normalen" Gesprächstherapie.
Man sollte auch im Hinterkopf behalten: Psychotherapie ist schwer und alles jenseits trivialer Probleme ist nicht leicht zu behandeln; gerade weil meist das ganze Leben der Patienten mit all seinen Facetten mit drin hängt. In der Regel ist es auch für Psychotherapeuten nicht leicht, eine Lösung für Probleme zu finden, welche die Betroffenen selbst nicht finden. Alles, was nicht mit Medikamenten behandelt werden kann und ggfs. auch psychosoziale Intervention und sozialmedizinische Maßnahmen erfordern würde, ist für unsere Medizin ein Problem.
Insgesamt denke ich, Unterhaltungsrollenspiele habe wohl einen ähnlichen therapeutischen Nutzen wie Gesellschaftsspiele etc.: Sie lenken von den Problemen ab und können helfen, Strategien für die kompensatorische Bewältigung schlechter Emotionen zu finden. Ich denke, ungefähr so ist das in dem Artikel auch gemeint; wenn auch wieder amerikanisch-optimistisch-überzogen in der Darstellung.
Kurz gesagt, das hier:
Psychotherapeuten empfehlen alles, wenn es dazu geeignet ist, die Leute zu stabilisieren. Ich finde das ehrlich gesagt nicht sonderlich überraschend, dass sie empfehlen, mal was Schönes mit seinen Freunden zu machen.