Vereinzelte erste Schneeflöckchen tanzen in der Luft des kaltgrauen, tristen Tages. Sie wehen im Wind, sinken langsam herab und schmelzen sofort - der Schnee wird nicht wirklich liegen bleiben, doch an so kalten Herbsttagen wie diesem, die klar und frisch riechen, ist erster Schnee keine Seltenheit. Zumindest nicht hier im Norden der Neun Königreiche.
Ihr seid bereits seit zwei Tagen auf der Straße von Kaerenhort nach Willow Lake. Kaerenhort ist nicht groß, vielleicht ein paar hundert Einwohner, umgeben von einer ansehlichen Ansammlung von Weilern und Gehöften, und doch ist es in diesem Landstrich das Herz der Zivilisation und der Kultur. Kaiserliche Beamte besuchen den Ort regelmäßig und verweilen am Hofe des Grafen, der sich ansonsten nur selten blicken lässt und die Geschäfte dem Marktrat überlässt. Doch je weiter man sich von Kaerenhort entfernt, umso stärker stellt sich die Frage, ob sich die Völker hier überhaupt noch dem Reich zugehörig fühlen. Nicht nur die Landschaft wird rauer und karstiger, auch die Bewohner scheinen die schroffe Natur anzunehmen. Symbole des Reichs wie Caewens Träne oder die Kaiserliche Sonne, findet man vergebens. Vielleicht sind es auch die Gerüchte, dass Warge und Rotkappen immer wieder ihr Unwesen treiben, die die Bewohner hier in der Nordmark so grimmig werden ließen. Doch in Kaerenhort ist man sich sicher: Es ist einfach der Schlag der Leute, die kleine Stadt ist die Grenze der Zivilisation, weiter im Norden wird alles rau und wild.
Und euer Ziel? Nun, über Willow Lake wird viel geredet, viel spekuliert, Gerüchte, Halbwahrheiten und blank Erfundenes ranken sich um den kleinen Ort und das Tal, in dem er liegt. Wenig ist gesichert, doch einst soll hier eine Schlacht gegen Diener des Endlosen Totengeistes stattgefunden haben, die das Antlitz der Nordmarken verändert hat. Und natürlich ist man stolz, hier in den Nordmarken einen solchen Sieg vollbracht zu haben, doch was genau geschehen ist, ist im Laufe der Jahrhunderte verschollen. So genau scheint es auch niemanden zu interessieren, kann man die Wissenslücken doch umso mehr mit allerlei Geschichten anreichern.
Ihr seid aufgrund eines Briefes auf dem Weg nach Willow Lake, genauer gesagt, wegen eines Pakets. Vor vier Tagen erschien Deidre Skye in Kaerenhort, um einen Botengang für einen alten Freund zu erledigen. Nevynn, einer ihrer Lehrmeister, hatte ihr das Paket zukommen lassen, zusammen mit einem Brief und der Bitte, das Paket bei der Münzergilde abzugeben
Die folgenden Zeilen sind in einem leicht zu entschlüsselnden Code geschrieben. Nevynn hatte des Öfteren wichtige Botschaften codiert und du hattest immer angenommen, dass es sich dabei vor allem um eine Spielerei und Freude an den Rätseln handelte. Dieser Code ist jedoch plump, so als wäre er in höchster Eile entworfen worden.
Deidre,
es tut mir leid, dich in die Sache hineinzuziehen, doch ich muss dich um einen Gefallen bitten, der seltsam erscheinen mag. Bring dieses Paket nach Kaerenhort und gib es bei der Münzergilde ab; sie wissen sicherlich was zu tun ist. Bitte verzeih mir, dass ich dich in die Sache mit hineingezogen habe, doch du bist die Einzige, die mir helfen kann. Pass auf dich auf und verwische deine Spuren!
Nevynn
Der Inhalt des Pakets besteht aus einem Fellumhang, der eine Schnalle mit einer silbernen Schnalle trägt. Diese zeigt einen stilisierten Hund in einer runden, ziselierten Fassung. Der Umhang ist mit Dreck bespritzt und der Saum vor Schlamm verklebt. Dazu wurde ein weiterer Brief gelegt.
Diener der Kaiserin,
Willow Lake scheint in Gefahr und ohne dass ich den Finger auf das Problem legen kann, muss ich um eure Hilfe bitten. Bewohner verschwinden und es scheint, dass ein Untier das Dorf terrorisiert. Der neue Than wirkt seltsam blass in der Wahrnehmung seiner Aufgaben und nun ist auch noch der Erste Hüter, Eamonn, verschwunden. Ich habe seinen Mantel gefunden, den ich euch beilege - bei euch ist er sicher besser aufgehoben als bei mir, wo er gefunden werden könnte. Ich bin verunsichert und fürchte, ich werde verfolgt.
Willow Lake benötigt eure Hilfe.
Euer Diener, Nevynn
Der Tag war ereignislos, kalt und feucht. Einmal ist euch ein Händler entgegengekommen, der Wagen des alten Halblinke wurde von vier Söldnern bewacht, schien an diversen Stellen verstärkt und zu einer fahrenden Warenburg ausgebaut. Er stellte sich als Yarrlen Stolzbart vor und sein dicker, krauser Backenbart machte dem Namen alle Ehre. Die Waren des alten Halblings waren einfach aber vielfältig, ein buntes Sammelsurium von Gegenständen, die in den kleinen Weilern und Dörfern hier in der Nordmark benötigt werden. Aber allein die Anzahl der Söldner und ihre wachsamen Blicke verdeutlichten, dass die Reisen immer gefährlicher werden.
Nun sitzt ihr an einem niedrig brennenden Lagerfeuer und hängt euren Gedanken nach.
Ich möchte alle bitten, eine Montage / einen Gedanken / einen Flashback zu schreiben, der beschreibt, wie ihr hier gelandet seid :-)