Der Finstere Franz seufzte. Diese Renovierungskosten würden noch sein ganzes Dungeongeschäft ruinieren! Wie soll man denn heutzutage als Unheilsfürst überhaupt noch seinen Lebensunterhalt bestreiten, wenn man ständig Geld zuschießen muss, um die neuesten Vorgaben der Unheils-Union zu erfüllen?
Da hatte er nun für viel Geld seinen Dungeon gedämmt - Asbest, wie es sich in einem Abgrund des Unheils gehört - obwohl doch die Lavagrube genug Abwärme lieferte, um fast alle Räume auf kuschelwarme 21 °C zu heizen. Aber der Inspektor der Unheils-Union hatte festgestellt, dass die Temperatur in einigen Außenräumen nur bis auf 15 °C stieg und verfügt, dass sie lediglich als Lager benutzt werden durften. Encounter waren darin nicht mehr zulässig. Der Finstere Franz hatte Gift und Galle gespuckt, aber letzten Endes hatte er sich fügen müssen. Die Bußgelder hätten ihn sonst ruiniert. Außerdem drohte die Auslistung aus den renommiertesten Dungeon-Indices.
Nun also die Barrierefreiheit: Die wackelige Hängebrücke über die bodenlose Schlucht hatte als erstes weichen müssen. Nun fanden die Abenteurer dort eine moderne Spannbetonkonstruktion vor. Wie immer heulten die Winde des Abgrundes, zerrten an Haaren und Mänteln und rissen auch so manchen Recken von den Füßen, aber da die Brüstung vorschriftsgemäß 120 cm hoch war, fiel niemand mehr hinunter. Schade! Er hatte es immer gemocht, noch nach Minuten die panischen Schreie der Stürzenden aus dem Abgrund zu hören.
Dann ging es an das Buchstabenrätsel. Die mächtigen Lettern, die man in der richtigen Reihenfolge berühren musste, so dass sie den Namen Sh'löb-Xrûngù'ls des Dämonenprinzen bildeten, waren erhaben ausgeführt, was zwar theoretisch auch Sehbehinderten die Entzifferung erlaubte, doch musste der Finstere Franz trotzdem auch eine Version in Brailleschrift anfertigen lassen. Dann hatte er auch noch Sh'löb-Xrûngù'l mit ewiger Verdammnis gedroht, da dieser sich weigerte, eine Anrufung in Braille entgegenzunehmen. Vergeblich, der Dämonenprinz war ja bereits verdammt! Erst mit der Opferung der kompletten Kinderschar eines nahegelegenen Waisenhauses ließ er sich umstimmen.
Kein Problem stellte der Treibsandraum dar. Der Prüfrollstuhl mit dem Testabenteurer versank erwartungsgemäß darin. Auch die obligatorische Rettungsübung mit der Liane ließ sich durchführen; sie war freilich vergeblich, da der Unheilsfürst den Treibsand vergiftet hatte. So krepierten Retter und Geretteter elendig. Der Inspektor der Unheils-Union nickte anerkennend.
Dann kam der Mechano-Dungeon, ein riesiges Räderwerk, das die Weltuntergangsuhr antrieb. Ein Heer von Goblins war mit der Wartung und ständigen Verbesserung dieser Maschine betraut. Der ursprüngliche Entwurf sah vor, dass die Helden auf rotierenden Wellen und Zahnrädern balancieren sollten, wobei sie von den Goblins mit Steinschleudern und Armbrüsten beharkt wurden. Dabei stürzten stets ein paar in die Tiefe oder wurden auf spektakuläre Weise zermalmt. Rollstuhlgängig war da gar nichts. Franz hatte für viel Geld Mühlenaufzüge einbauen lassen. Wer einen solchen betritt, muss nur an den daneben hängenden Seilen ziehen, damit er sich in Bewegung setzt. Erst hatte der Unheilsfürst geglaubt, dass das zu langweilig wäre, aber seine Goblins entwickelten große Kreativität: Manche Abenteuer stürzten mitsamt ihrem Aufzug in den Abgrund, andere blieben stecken und verdursteten darin. Außerdem zog immer wieder jemand an den falschen Seilen und löste somit irgendeine Falle aus. Als schließlich eine hochstufige Abenteuergruppe mitsamt Aufzug in das Laugenbecken mit den gußeisernen Mechano-Oktopussen stürzte, wusste Franz, dass er zumindest hier eine lohnende Investition getätigt hatte. Da störte es ihn auch nicht, dass einige Goblins bei der Bergung der Trümmer von den Oktopussen gefressen wurden.
Wirklich schwierig war die Umgestaltung der versunkenen Tempelruinen. Die Richtlinien der Unheils-Union für Unterwasserdungeons waren völlig unzureichend. Dennoch bestand der Inspektor auf ihrer peniblen Umsetzung. Der Luftblasengenerator wurde erweitert, damit der gesamte Rollstuhl mit Insassen eingehüllt werden konnte. Der Testabenteurer kam auf diese Weise bis zu den Steintreppen der Titanen. Hier musste er allerdings schwimmen, um weiterzukommen. Da er dazu nicht in der Lage war, aber auch sein Luftvorrat nicht mehr zur Rückkehr ausreichte, erstickte er jämmerlich. Der Inspektor hatte darin zuerst einen Regelverstoß gesehen, aber Franz hatte seine ganze Überredungskunst eingesetzt und schließlich wurde auch dieser Dungeonteil abgenommen.
Nun steht noch die Renovierung der Lavaschmiede, der Knochengrube und der Golem-Arena an. Franz weiß, auch dies wird mächtig ins Geld gehen. Aber was tut man nicht, um sein Renno... Rehno... Renohm... seinen Ruf in diesen modernen Zeiten zu bewahren!