Markus Plötz' Prognose ist durchaus berechtigt.
Ich finde es aber vor allem albern, wegen einer solchen Prognose jetzt Ulisses zu bashen.
Denn die ganze Prognose ist verlagsunabhängig.
Im Sommer 2022 (Zeitpunkt der Prognose) konnte man sehen, dass die Menschen in Zukunft ziemlich herausfordernde Zeiten haben werden.
Dazu kommt, dass alle Verlage schon seit Anfang Corona Pandemie mit großen Schwierigkeiten kämpfen, dass ihre Produkte überhaupt hergestellt werden.
Und gleichzeitig konnte man durch die Inflation und Verteuerung von sehr vielen Produkten auch sehen, dass Rollenspielprodukte immer teurer werden müssen.
Und auch die Gehälter der Schaffenden werden steigen müssen. Und schaffende Leute werden aufhören und ihr Geld mit anderen Dingen verdienen.
Wenn die Menschen weniger Geld haben und Produkte immer teurer und in der Herstellung schwieriger werden, wird weniger gekauft und bei den Verlagen landet weniger Geld,
obwohl sie eigentlich immer mehr Geld brauchen.
Und das hat nichts mit irgendwelchen Lizenzen zu tun. Und daran kann weder irgend ein Rollenspielverlag noch ein Rollenspieler etwas machen.
Den Leuten sitzt das Geld viel weniger locker in der Tasche. Und gespart wird da, wo man es sich leisten kann. Und das ist in der Freizeitindustrie.
Das Rollenspiel schafft sich deswegen nicht ab. Aber es wandelt sich möglicherweise wieder zu einer so kleinen Produktnische, wie sie es Ende der 90er war.
Das braucht diejenigen, die ein Regal mit so viel Material, dass eh nicht bis Lebensende durchgespielt haben werden kann, hypothetisch nicht zu kümmern.
Hypothetisch deswegen, weil es kurzsichtig ist, nicht über den Tellerrand zu schauen. Klar kann ich mich auf meine Stammrunde zurückziehen und die schlechten Zeiten ignorieren.
Aber wenn Peter beruflich wegzieht, Sebastian und Lars Kinder in die Welt setzen und sich Prioritäten verschieben, kann die Situation auch schnell mal so aussehen,
dass ich doch noch mal andere Mitspieler suche und dann feststelle, dass es da draussen kaum noch Leute gibt, die das spielen und die ganzen Plattformen, wo man Leute finden kann, auch nicht mehr existieren.
Und mit Mitte Vierzig renne ich nicht mehr rum, wie als Teenager und laber Leute mit meinem Hobby voll.
Wenn man mal in den letzten Jahren (Pandemie) schaut, wieviele Leute in unser Hobby zurückgefunden haben, ist es auch da nicht unwichtig, dass es Plattformen und Content Schaffende gibt.
Denn "zurück finden" hat was mit "da ist noch was" wahrnehmen zu tun. Wenn ich im Youtube die Let's Plays nicht wahrnehme und keine Anlaufstellen habe, dann komme ich nicht auf die Idee, dass es Sinn machen könnte, zu schauen, wo man sein Hobby aus jungen Jahren wieder aufnehmen kann.
Und auch da ist relevant, wie diejenigen, die sich orientieren wollen, aufgenommen werden.
Deswegen schafft sich Rollenspiel immer noch nicht ab, aber die Zeiten werden deswegen auch nicht so bleiben, wie sie sind.
Und da geht es nicht nur um die Bereitschaft sein Geld in Produkte (Crowdfundings inklusive) zu investieren. Es geht auch um Content-Schaffende, die aufgeben müssen, weil man davon nicht mehr leben kann.
Um Plattformen, die nicht mehr betrieben werden, weil auch den Betreibern das Geld nicht mehr so locker sitzt.
Muß das so kommen? Nein!
Genauso, wie die Winterkatastrophe mit kalten Wohnungen scheinbar ausbleibt (aber wir haben auch noch nicht die kältesten Monate des Winters hinter uns), kann es auch sein, dass uns eine Menge erspart bleibt.
Es wäre allen Menschen (vor allem, denen die wirklich darunter leiden, denn dass hier ist Mimimi auf allerhöchstem Niveau) zu wünschen.
Trotzdem ist es auch nicht falsch, sowas mal aufzuzeigen und auch nicht verkehrt, Gatekeeping mit deutlichen Worten anzumahnen.
Gatekeeping ist nämlich durchaus ein Effekt, der Leute davon abhält, sich mit etwas zu beschäftigen und dann auch darin (Geld und Zeit) zu investieren.
Gatekeeping findet überall statt und ist auch ein Automatismus - etwas ganz menschliches.
Trotzdem schadet es nicht, die Leute mal darauf hinzuweisen, dass sie mit diesem rein menschlichen Verhalten ihrem Hobby schaden.
Und es ist auch richtig gewesen, diese beim Ratcon zu benennen, wo er diejenigen erreicht, die er bewegen kann.
Und ja, auch einige Punkte, die hier genannt werden (Qualität von Übersetzungen und Produkten) sind Faktoren. Die hat Markus Plötz aber auch nicht verneint.
So wie ich Ulisses kenne, behandelt man sowas aber eher intern.
Insofern: Ich pesönlich sehe unsere Perspektive nicht so pessimistisch, aber ich finde, es ist durchaus richtig diese Dinge aufzuzeigen. Markus hat recht.
Dass unser Tanelorn hier erstmal in Abwehrhaltung gehen wird, war ja auch vorauszusehen.