WotC fährt doch explizit die "eigentlich ändert sich fast nichts"-Schiene und dass das Teilnehmerfeld des Spieltests nicht repräsentativ für die gesamte Spielerschaft ist, sieht man jetzt auch schon.
Nachdem der Spieltest explizit über D&D Beyond angeboten wird, hast Du da natürlich recht. Aus Sicht WotC findet der Spieltest genau da statt, wo zusätzlicher Umsatz (zusätzlich zum Verkauf der Bücher) generiert werden kann und soll. Insofern steht genau die Zielgruppe im Fokus. Zumal Beyond inzwischen eine extrem hohe Reichweite hat, wenn Du die Teilnehmerzahl der ersten Feedback-Runde als Grundlage nimmst.
Ich denke, das fertige OneD&D wird sich zu D&D 5e verhalten wie AD&D 2nd Edition zu AD&D 1st Edition. Das waren bisher die kompatibelsten Versionen.
Also nochmal: Nicht wo ist Ulisses ein Indikator, sodnern wo NUTZT Ulisses irgendwem außer sich selbst im deutschen Rollenspiel?
Gedankenspiel: wie sähe die deutschsprachige RPG-Verlagslandschaft denn
ohne Ulisses aus? Dann hätten wir Pegasus, die ein kleines Portfolio sehr konstant mit Produkten versorgen, aber keine großartigen Anstalten machen, neue Linien aufzunehmen. Talisman, Midgard und Avatar sind bisher Ausnahmen von der Regel. Dann haben wir Uhrwerk, ein Verlag der absolut nicht mehr gesund ist. Da hätte ich eher Angst, dass jedes zusätzliche Projekt das Ende ist. System Matters, die kleine und feine Systeme machen, aber irgendwie nicht so wirken, als ob sie große Linien zeitnah wuppen wollen. Truant sortiert regelmäßig Linien aus, die nicht laufen, scheinen also auch Schwierigkeiten zu haben. Plus die Qualität scheint sich auf dem selben Niveau wie bei Ulisses zu bewegen. Dann haben wir noch Kleinstverlage, die mit Liebhaberprojekten am Start sind. Ist Mantikor überhaupt noch aktiv? Und über Prometheus breiten wir mal lieber den Mantel des Schweigens.
Sprich: wenn Ulisses tatsächlich ausfallen sollte, wer füllt die Lücke? Die ist nämlich trotz allem Geunkes und trotz aller Fehler beträchtlich. Wer riskiert jetzt eine Verlagsneugründung ohne anständiges Produkt, ohne die Kundenlandschaft zu kennen, aber mit all den Unsicherheiten? Selbst wenn Pathfinder 2 verfügbar wäre, braucht es Übersetzer, Marketing und Vertrieb, um ins Geschäft zu kommen. Dazu brauchst Du Vorfinanzierung, denn Du wirst zwischen Gründung und erstem Umsatz mindestens ein bis anderthalb Jahre haben - wenn alles glatt geht.
Dann zum Thema Qualität von Übersetzung und Lektorat. Wenn Du hier Verbesserungen willst, dann musst Du Geld in die Hand nehmen. Du brauchst professionelle Übersetzer und professionelles Lektorat. Gibt es. Aber nicht zu den Margen, die beim Rollenspiel üblich sind. Hier werden engagierte Hobbyisten eingesetzt, die das nebenberuflich machen. Das schlägt sich auf Auftragsdauer und Qualität nieder. Deswegen braucht System Matters doch so lange. Da steht nämlich Qualität im Vordergrund. Daher dauert es auch länger.
Von daher: solange keiner der vorhandenen Verlage solide wirtschaftet
und (logisches und) substantiell in populäre Linien expandiert, gibt es keine Alternative zu Ulisses. Die bringen viele Regelwerke ins Deutsche. Und nein, nicht jeder Rollenspieler beherrscht genügend Englisch, um ohne Übersetzung auszukommen.