Das Einzige, wozu man heute noch einen RPG-Verlag braucht, ist der Vertrieb. Zumindest wenn auf den Vertrieb über Ladenlokale setzt. Alles andere kann man als Autor oder kleines Team genauso gut selber machen.
"Alles andere" beinhaltet dann aber halt auch die komplette (Vor)Finanzierung. Für meine "Star Reeves" hab ich bspw. das zugrundeliegende Regelwerk (steht unter CC Lizenz) gekauft, das DTP Programm erworben, den Campaign Cartographer lizensiert und für kleinere Beträge Stock Art eingekauft. (Ich denke, jedem ist klar, dass ein
eigenes Artwork - trotz des aktuellen KI Hypes - die Kosten enorm in die Höhe treiben würden.) Dazu habe ich Testdrucks anfertigen lassen. Vielleicht etwas zu oft, aber mindestens einen würde ich sehr empfehlen und bei einer Auflage von 1, 2 oder 3 Exemplaren ist der auch nicht wirklich günstig, zumal seit den Peisexplosionen der letzten beiden Jahre.
Und bei diesen Kosten wird das Thema "Arbeitszeit" völlig ignoriert. Natürlich kann man alles selber machen, aber spätestens, wenn ich mir doch mal einen externen Lekor dazuholen will (weil Autoren
grundsätzlich immer betriebsblind sind), muss ich mit zusätzlichen Kosten kalkulieren, denn umsonst macht das höchstens ein guter Kumpel und ob der zufällig Germanist ist, ist ja auch eher selten der Fall...
Wenn man dann bis zum Ende durchhält (was auch längst nicht bei jedem DIY Projekt der Fall ist), hat man bereits einiges an Geld in sein Produkt gesteckt und jetzt muss man es irgendwie bekannt machen und bei der wirklich inflationären Versorgung mit neuen Rollenspielen am Markt irgendwie unter die Leute bringen. - Im Idealfall holt man jetzt die o.g. Kosten wieder rein, aber wenn man nicht rein auf eBooks setzt, kommt das nächste Problem: POD oder Kleinstauflagen kosten in der Produktion immer deutlich mehr, als wenn ein Verlag hergeht und 1.000 Exemplare auf einen Schlag in China oder Osteuropa drucken lässt. Und schon schrumpft der Gewinn wieder, da man den Preis angesichts der Konkurenzsituation am Markt halt auch nicht beliebig in die Höhe treiben kann.
Das Marketing frisst dann im Zweifel nicht nur Zeit, sondern erzeugt u.U. weitere Kosten. Wobei man sich als einzelne Person eh von der Idee eines eigenen Messestandes in Essen und Co. wohl ganz schnell verabschieden sollte, wenn man nicht gerade Geld drauflegen will.
Also, klar, man
kann schon alles selber machen, aber es kostet halt erst mal (viel) Zeit und Geld. Und gerade letzterer Punkt scheint mir von manchen deutlich unterschätzt zu werden.