X-Men - Der letzte Widerstand. Was wurde damals über diesen Film geschimpft, und darüber dass Bryan Singer nicht mehr dabei war (damals wusste man noch nicht, was für einen Rotz dieser mit "Days of Future Past" und "Apocalypse" abgeliefert hat, auch X2 halte ich für überschätzt).
Die Handlung:
Der Konflikt zwischen Menschen und Mutanten erreicht seinen Höhepunkt - die Menschheit versucht das "Mutanten-Problem" auf wissenschaftliche Weise zu lösen (ein "Impfstoff", welcher die Mutation korrigiert) und das finden die meisten Mutanten erwartungsgemäß nicht so toll (weil sie erwarten, dass die Menschen sich nicht damit begnügen dass die Mutanten das Mittel nehmen wenn sie mit ihrer Mutation unzufrieden sind, sondern dass diese per Zwang verabreicht wird, um das Volk der Mutanten auszurotten) - die Diskussion über Geburts-Screenings und die Frage, was man korrigieren kann (und sollte), waren damals bereits aktuell (siehe Gattacca, et. al.) und auch, ob bestimmte Dinge nicht Sachen sind wo sich die Gesellschaft an das Individuum anpassen sollte, statt umgekehrt.
Magneto hat jedenfalls die Schnauze voll und startet einen offenen Angriff auf das Forschungszentrum (der auch tatsächlich auf der großen Skala ausgetragen wird - nachdem Teil 2 wieder größtenteils aus ein paar Hanseln bestand, die durch immer gleich Korridore schlichen - so sehr, dass Teil 1 und Teil 2 irgendwie miteinander verschmelzen, weil sie keine visuelle Identität besitzen - geht Teil 3 in die Vollen und liefert ein Finale ab, wo deutlich gemacht wird, was auf dem Spiel steht). Aber auch auf der Charakterebene, abseits des Krachbumm, zeigt sich die Radikalisierung von Magneto, wenn dieser Mutanten die (auch gegen ihren Willen) ihre Kräfte verloren haben als Non-Personen betrachtet und sich für ihre Belange nicht mehr interessiert.
Und in der Parallelhandlung kehrt Jean Grey zurück, mächtiger als jemals zuvor. Wir erfahren, dass Professor X in ihrer Kindheit ihre Kräfte "eingedämmt" hat, damit sie "leichter" mit diesen umgehen kann (was natürlich kurzsichtig war, da die Blockade irgendwann bricht und Jean nicht erfreut darüber ist, dass diese Entscheidung ohne ihre Einwilligung getroffen wurde) - der Bezug zur Haupthandlung ist offensichtlich, aber gut eingebracht.
Das ganze kulminiert dann darin, dass Jean/Phoenix sich Magneto anschließt, und es zum Konflikt zwischen den X-Men und der Bruderschaft kommt, bei der keine Gefangenen gemacht werden.
Doch etwas mehr Details darüber, was kritisiert wurde:
- die Charaktertode: da hatte man halt keine Wahl - die Verträge liefen aus, die Schauspieler waren unterwegs zu anderen Projekten... damals war noch nicht das denkbar, was Disney heutzutage macht, nämlich Schauspieler (durch Multi-Film-Deals) über Jahre an sich zu binden. Man musste also ein Ende finden, warum also nicht mit einem Knall abtreten? Ich fand alle Tode folgerichtig und charaktertreu, ebenso wie das was mit Rogue passiert (angesichts ihrer Situation war das auch ein logischer Schritt)
Und die Post-Credit-Szene deutet ja an, dass dies nicht permanent ist und die Kräfte nur unterdrückt werden und später (möglicherweise stärker oder verändert) zurückkehren. Das wäre eine Möglichkeit das Powerset von Rogue zu erweitern, ohne dass sie (bewusst) jemand anderen leersaugt.
- das CGI: fand ich (für die Zeit) ebenfalls gut - da haben wir schon deutlich schlechteres gesehen
- der Phoenix: hier wurde kritisiert, dass der kosmische Ursprung des Phoenix (außerirdischer Energieparasit mit Beziehung zu den Shi'ar-Aliens) ignoriert wurde, und alles auf Jean Grey zurückgeht. Abgesehen davon, dass die plötzliche Etablierung von Aliens im dritten Film der Reihe etwas seltsam gewesen wäre, gibt es noch ein weiteres Argument gegen diesen Kritikpunkt: der "kosmische Phoenix" war in den Comics EIN RETCON. Ursprünglich sollte das einfach nur Jean Grey sein, deren Kräfte verrücktspielen und die von einer bösen Fraktion (in den Comics der "Hellfire Club", statt der Bruderschaft) auf die dunkle Seite gezogen wird. Geändert wurde das erst, als man (wie das so oft in den Comics passiert) Jean Grey von den Toten zurückholen wollte und vor dem Problem stand, dass sie als Phoenix eine Menge Leute umgebracht hatte, was ihre weitere Benutzung als Heldin in Zweifel zog - indem man sagte "Der komische Feuervogel war nicht Jean selber, sondern hat nur ihren Körper übernommen und ihre Handlungen kontrolliert - sie ist nicht verantwortlich für das, was sie unter dem Einfluss des Phoenix getan hat". Ist ein billiger Cop-Out, der für den Film ohnehin nicht nötig ist, so man den Charakter tot bleiben lässt.
Den schlechten Ruf dieses Films kann ich nicht nachvollziehen.