Mehr zum Abenteuer, sicherheitshalber in Spoiler-Tags, mit Spuren von Rant, aber auch ein paar Ideen, wie ich's für mich zu reparieren plane.
Bei den Bahnhöfen habe ich mich vielleicht davon leiten lassen, dass in den letzten 100 Jahren die Städte über ihre ursprünglichen Grenzen gewuchert sind. Ich habe mir Lübeck und Nürnberg um 1900 angeschaut und da ist der Bahnhof tatsächlich am Rand des historischen Stadtkerns. Ich nehme da mein Meckern zurück
Das Model Vera Montgomery stirbt einen schrecklichen Tod, weil sie ein Kleid vorführt, dass magisch eingefärbt wurde. Sie trug es wenige Minuten, maximal eine Stunde. Und es hat sie sofort zersetzt. Nanu.
Egal wie skrupellos der Undark-Hersteller sein soll, es muss ein besonderer Umstand sein, der in vorherigen Tests mit der Farbe nicht aufgefallen ist, denn irgendwer wird den Stoff gefärbt und das Kleid genäht haben und es dabei länger angefasst haben, als das Model es trug. Und auch dieses wird das Kleid wahrscheinlich doch jetzt nicht zum ersten Mal getragen haben.
Ohne weitere Informationen macht das so für mich keinen Sinn. Ich würde als Ermittler immer etwas anderes annehmen, als die präsentierte Erklärung: die sind alle stupid-evil.
Irgendwie schaffen es die Ermittler, die explizit nicht anwesend sind und erst von ihrer Lichtwächterin zusammengerufen und beauftragt werden, die es auch von irgendwo oder irgendwem gehört haben muss, noch vor der zuständigen Behörde am Tatort zu sein, die dann, sagt das Abenteuer, alles vertuschen wird und kein Interesse an einer Aufklärung hat. Ist halt jemand vor den Augen hunderter Leute gestorben… kann passieren, oder wie?
Mindestens mal Streifenpolizei wird doch in Minuten vor Ort sein und nicht einfach nur untätig umstehen. Vielleicht fasst ein unglücklicher Polizist das Kleid an. Und wenn man nicht automatisch alle Polizisten hasst und in dieser Behörde die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter nicht als absolut entbehrlich ansehen, wird vielleicht jemand von dort auf die Ermittler zugehen und darum bitten, _Sergeant Upton Cooper_ doch bitte die grünlich schimmernde Hand zu retten.
Ich erwarte von einem Abenteuer, das es mir Szenen mit benannten NSCs liefert, mit Beschreibungen und Motivationen. Den Rest mache ich dann. Genau das macht das Abenteuer leider nicht. Es gibt mir Tipps, wie ein Ermittlungsabenteuer aufgebaut werden kann, weist zu Recht darauf hin, dass sicherstellen muss, dass der Hinweis in der Szene auch gefunden wird, ermuntert mich aber ansonsten, mir was auszudenken. Danke, aber dafür brauche ich den Text nicht.
Wird man nicht sofort den Veranstalter der Modenschau befragen wollen? Oder einen Vertreter von Radiance? Irgendwen, der dem Model geholfen hat, das Kleid anzuziehen? Ich meine, die ist ja doch nicht ganz allein gekommen. Und Radiance hat sich von der Vorstellung doch etwas versprochen, d.h. die wollten doch ihre Farbe verkaufen. Da muss es doch einen Messestand oder ähnliches geben.
Und niemand wird in den Stunden, die vergehen, bis die Ermittler kommen, versuchen, das Kleid als Beweis verschwinden zu lassen? Das würde ich doch mal mindestens erwarten.
Ich würde auch erwarten, dass Radiance von einem bedauerlichen Unfall spricht und sagen wir mal die Interferenz mit der im Aufmacher wähnten Röntgenmaschine dafür verantwortlich machen. Dann kommen die SCs gerade in dem Moment dazu, wo _Adelle Urington_ als Sprecherin für Radiance gerade irgendwelche Veranstalter beschwichtigt.
Und dann würde ich erwarten, dass sich sofort das Haleische Millitär für die Farbe interessiert, denn wenn man Gegner erst mit Farbe besprühen und danach mit Röntgenstrahlen zum schmelzen bringen kann, ist das eine fantastische Waffe.
Und dann könnte ich erklären, warum die Ermittlung der Magick-Polizei noch nicht begonnen hat. Das Militär hat's verzögert, um einen Deal mit Radiance zu machen.
Apropos Militär. Vor drei Jahren hat ungenannte Technologie, die irgendwie elektrisch war, geholfen den Krieg zu gewinnen. Sowas wird doch gerade am Jahrestag des Siegs gefeiert. Ich würde daher erwarten, dass überall Militär rumläuft, in grün-weißen Paradeuniformen.
Für mich habe ich festgelegt, dass Railguns die Wunderwaffe waren, die zunächst auf Fahrzeugen montiert, inzwischen aber auf in miniaturisierter Form als Gewehr mit langem Kabel verfügbar sind.
Als Ermittler würde ich jedenfalls erst mal mit Radiance reden wollen und als SL würde ich da die Ermittler abblitzen lassen. Die sprechen weder mit der Presse noch mit sonstwem. Erst müsse alles lückenlos untersucht und aufgeklärt werden.
Also muss man zum Herstellungsort der Farbe, Mordant Springs, fahren.
Dort sind alle krank, heißt es. Kümmert aber keinen. Nicht mal die Radiance, denen ja vielleicht, weil sie stupid-evil sind, ihre Arbeiter egal sind, aber zumindest sollten sie sie doch soweit gesund halten, dass sie noch arbeiten können. Ich würde daher eher sagen, dass jeder jemanden kennt, der krank ist oder viel mehr war, bis er ins firmeneigene Krankenhaus gebracht wurde, wo man ihm sicherlich geholfen hat, was unklar ist, weil die Leute danach zur Kur geschickt wurden, aber bis auf das man den SCs misstraut, weil sie fremde sind, wirkt alles ziemlich normal. Doch genau, wenn die SCs da sind, sucht Radiance aktiv nach Kranken, um die Röntgenstrahlentheorie zu testen. Und dann kann man die Szene mit der Ladenbesitzerin und ihrer kranken Frau besser einbringen.
Außerdem finde ich es langweilig, wenn das "Grüne Fieber" die Leute einfach umbringt. Wie eine Bleivergiftung macht es sie aggressiv. Das ist OK. Und wer so schwer krank ist, verwandelt sich in Kreaturen, die dem Spender ähnlich sind. Kur ist somit nicht gelogen, den Leuten geht es in der Nähe des Biest nicht mehr schlechter. Nur sind es nicht mehr die alten Leute. Den ganzen "geheimes Krankenhaus"-Subplot würde ich streichen. Warum muss es in solchen Abenteuern immer die eigene gute Person geben, die eigentlich schon alles weiß und nur darauf wartet, es den SCs mitzuteilen?
Der "Twist", dass die Mine keine Mine sondern nur eine Höhle ist, finde ich jetzt nicht twistwürdig. Auf der Suche nach der Farbe werden die Ermittler eh sofort nach einer Fabrik Ausschau halten und wenn es nur die Mine gibt, vermuten, dass sich dort die Fabrik befindet. Und das stimmt auf eine gewisse Weise ja.
Ich würde auch den "Investigativ-Journalist"-Plot weglassen, noch so eine Person, die eigentlich alles weiß und wartet, es den SCs zu erzählen. So wie das Setting beschrieben ist, kann man freie investigative Presse gleich mal vergessen. Gerne kann der Mensch vorgeben, ein Journalist zu sein, aber in Wirklichkeit für ein Konkurrenzunternehmen spionieren.
Unter der Annahme, dass die verantwortlichen Leute zumindest mal eine Gehirnzelle haben, wird es leicht herauszufinden sein, dass man Kontakt mit dem Rohstoff der Farbe durch einen Schutzanzug vermeiden kann und diese werden am Eingang der Mine zu finden sein. Oder einem anderen Gebäude in der Nähe. Und wenn sie sind unglaublich teuer sind, werden sie auch anderen Arbeitern zur Verfügung gestellt. Da würde ich eher sagen: Unfälle passieren.
Und kein SC wird einfach so da rein marschieren, zumal bereits klar ist, dass Kontakt mit der Farbe tödlich sein kann. Und zumal die Anzüge ja den Vorteil haben, dass man da relativ ungesehen rein kommen kann. Die Gefahr, in den Anzügen entdeckt zu werden, finde ich persönlich auch interessanter, als jetzt jemanden zu erschießen und ihm den Anzug abzunehmen. Eine andere Frage, die wahrscheinlich nur Amerikaner beantworten können: Warum ist da ein Wissenschaftler oder Techniker bewaffnet? OK, die wollen sich vielleicht vor den aggressiven Fieberkranken schützen. Das wiederum erfordert aber eine totale Verschwörung wirklich aller, was wie ich ja schon zuvor schrieb, den Eindruck untermauert, aller Unternehmer, Wissenschaftler und Forscher sind böse.
Ein lapidares "introduce a few dangers" ist übrigens das zweite, dass ich mir neben Namen und Beschreibungen von NSCs als Teil der vorgefertigten Abenteuerbeschreibung verspreche. Und vielleicht bin ich zu abgebrüht, aber warum sollte man jetzt gerade beim Wandern durch eine Mine emotionale Flashbacks der Charaktere einfließen lassen? Weil's im Fernsehen auch so ist? Oh, die Dunkelheit erinnert mich daran, wie mich meine Mutter einst in einen dunklen Schrank gesperrt hat...
Das abschließende Dilemma ist IMHO auch nur sehr wage beschrieben und ich muss mir selbst alle Gedanken machen. Lässt man das Biest frei, vernichtet es das Städtchen. Alle Beteiligten als Böse zu schildern, damit Selbstjustiz gerechtfertigt scheint, mag Teil der US-Film- und Fernsehkultur sein, finde ich aber scheiße. Also muss man entweder Radiance irgendwie anklagen oder einen Kompromiss finden. Zum Anklagen darf das System aber nicht hoffnungslos korrupt sein. Falls es das ist, bleibt eigentlich nur, Radiance zu erpressen. Der Orden, dessen Größe und Macht niemand so genau kennt und der hoffentlich nicht noch böser ist oder zumindest nicht stupid-evil sondern lawful-evil, wird euch in Ruhe lassen, wenn ihr aufhört und euren Arbeitern helft.
Was kann überhaupt Candela Obscura? Könnten sie das Ding in seine Welt zurückschicken? Wie? Den Riss versiegeln? Stirbt dann das Biest? Kann man mit ihm reden? Wo kommt es her? Und warum sondert es die Farbe ab? Das muss dafür doch einen natürlichen Grund geben.
Und warum braucht es eigentlich so viele Arbeiter, wenn's in dem Setting doch ausreichend elektrische Energie und damit doch wohl Maschinen gibt? Funktioniert die in Gegenwart von zu viel Magick nicht? Oder nur unzuverlässig?
Und wie kommt der Orden eigentlich an Geld? Irgendwer muss doch nicht nur die Leute bezahlen sondern die müssen doch auch ihre Leuchttürme warten. Ich meine, könnte man sich nicht auch von Radiance für's Schweigen bezahlen lassen?
Der eigentliche Auftrag war ja, herauszufinden, warum das Model gestorben ist. Die Farbe des Kleid war's. Die stammt von einem magischen Biest, das angekettet in einer Mine existiert. Bericht Ende. Eigentlich müssten die SCs nicht mehr machen, wenn man es genau nimmt.
Und ein wirklich letzter Kommentar: Auch nur ein Satz dazu, wie das Biest eigentlich aussieht, wäre ja nicht schlecht gewesen… eine Illustration erwarte ich ja gar nicht.