Das Framing im Ausgangsbeitrag reizt ja schon zu sagen: ach, lass uns lieber diesen sog. Endgamekram einfach wegwerfen, von dem Geld kann man doch besser Story-DLCs bauen (ok, wenn die Story so wie in Diablo 3 aussieht, wäre entfernen vielleicht doch besser
).
Aber wenn ich das mal positiv lese als "es gibt Spiele, die mich grundsätzlich reizen, die aber Bestandteile haben, die für mich den Spielspaß reduzieren - wäre es nicht gut, wenn man diese Teile überspringen oder ausblenden könnte?", dann würde ich erstmal sagen: ja. Wenn ein Spiel schöne Zwischensequenzen oder gut geschriebene Dialoge hat, Du die aber überspringst, tut das ja meinem Genuss keinen Abbruch. Umgekehrt gibt es immer mal wieder Situationen, wo ich mir denke "kann ich den Sch*** nicht überspringen?" (verschiedenste Bosskämpfe, Fahrzeugpassagen in Actionspielen) oder Spiele, die mir einfach verschlossen bleiben, weil sie keine Schwierigkeitsgradregler haben (Soulslikes). Insofern bin ich dem Ansinnen erstmal positiv gegenüber eingestellt.
Neben der Frage, ob bzw. inwiefern nicht nur das Gesamtpaket als künstlerischer Ausdruck seiner Erschaffer gelten muss, sehe ich aber auch praktische Probleme:
1) Die Kampagne ist ja gewissermaßen auch Tutorial und sorgt für die kontrollierte Exponierung von Spielefeatures - fehlt das, muss man diesen Teil ggf. anders abfangen (denn unter Garantie drücken auch Leute den Überspringen-Knopf, die dabei durchaus noch etwas hätten mitnehmen können), wenn Du nicht riskieren willst, dass Deine Player Retention deutlich absinkt.
2) Je nachdem, welche Teile eines Spiels man ausblendet, sorgt das ja für eine Kaskade notwendiger Änderungen (z.B. würde ich bei Diablo 4 gerne den Shared World-Teil abschalten, aber dann ergibt mehr oder weniger das komplette Design der Oberwelt keinen Sinn mehr, denn Events, Festungen, etc. sind ja darauf ausgelegt, dass sie von mehreren Spielern bezwungen werden) - das wäre also Zusatzaufwand, der das Entwicklungsbudget noch weiter in die Höhe treibt.
3) Man steckt ja als Entwickler auch ordentlich Energie in solche Aspekte des Spiels, die dann abschaltbar wären - es fällt also etwas weg, mit dem ich auch Begeisterung für mein Spiel erzeugen kann/will.
Am Ende vermute ich, dass so etwas wie die Möglichkeit zum Überspringen der Kampagne nach einmaligem Durchspielen wie bei D4 (oder im späten D3) das Maximum ist, was praktisch umgesetzt wird. Die Frage stellt sich ja ein Stück weit ohnehin nur bei hybriden Spielen mit recht unterschiedlichen Zielgruppen wie Diablo 4 - bei einem Walking Sim wie The Vanishing of Ethan Carter würde vermutlich niemand die Story überspringen wollen, genauso wenig wie jemand bei Vampire Survivors das ganze Gameplay weglassen wollte.