Autor Thema: Waffen vs Rüstung  (Gelesen 21374 mal)

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Offline Feuersänger

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #400 am: 4.03.2025 | 12:07 »
Genau um die nicht unmittelbare Lebensgefahr geht es.
Es passiert ja irgendwas bei dem Treffer, sagen wir mal ganz abstrakt ein gewisser HP-Verlust. <snip>

Ja, das ist wieder Grundsatzentscheidung des Systems: bilde ich sowas wie "Dolchtreffer ins Auge -> Auge futsch" ab, oder lieber nicht?
Zumindest mein persönlicher Geschmack ist da: ich will mich als Spieler nicht vor Kämpfen grundsätzlich fürchten müssen.

--> vielleicht kann man sowas durch eine Art "Luck" Ressource auflösen: bei einem verkrüppelnden Treffer kann ich einen Glückspunkt aufwenden und die Verstümmelung in einen harmlosen Kratzer umwandeln.
Im Prinzip hat D&D diesen Faktor natürlich schon in die Hitpoints reingewickelt, allerdings eben unter kompletter Streichung dauerhafter Verstümmelungen (in 3E gibt es natürlich Feats, die sowas dann doch ermöglichen, aber typischerweise mit zeitlich begrenztem oder zumindest reversiblem Effekt).

Es ginge aber natürlich auch andersrum, also dass man solche brutalen Treffer durchaus simuliert, aber eben zumindest den "Wildcards" ermöglicht, diese abzuwenden. (Spontan fällt mir dazu der Name eines Feats in Legend D20 ein: "Lucky Cigarette Case" - nach dem alten Topos dass die eigentlich tödliche Revolverkugel in der Zigarettendose hängenbleibt)

Zitat
hätte vielleicht jemand eine Idee, Variante 1 und 2 gekonnt und nachvollziehbar zu verknüpfen?

Siehe oben, hatte ich jetzt schon zweimal ausgeführt, oder was passt dir an dem Hard/Soft Armour Ansatz nicht?

Argh, dieser Thread macht mich wahnsinnig, weil es eine Lösung "da draußenTM" gibt  >;D

Ich nehme an du meinst Harnmaster; ich habe da in der Tat versucht reinzuspicken aber wurde erstmal mit mehreren Abtörnern konfrontiert. Aber um diesen Thread nicht zu derailen werde ich mal gucken was wir dazu im Forum haben und da in Kürze was reinposten.

Zitat
Nur mit der Optionalen Regel, die bestimmte Waffenarten gegen bestimmte Rüstungen mehr oder weniger effektiv machen, werd ich nicht warm, weil man den Plattenharnisch da ohne Vor- oder Nachteile behandelt. Das wirkt, als hätte man da einfach keine Idee mehr gehabt.

Ja, also _wenn_ man schon Schadenstypen vs Rüstungstypen abgleicht, sollte aus diesem zusätzlichen Aufwandsschritt definitiv mehr rausspringen als ein "+2 auf AC" (siehe AD&D). Ist aber tricky und ich hatte da bislang noch nicht die richtige Inspiration.
Naja, und ich zocke ja in den letzten Tagen Kingdom Come Deliverance, da ist die Unterscheidung Stich/Schnitt/Wucht eine zentrale Kampfmechanik. In der Praxis läuft es da aber darauf hinaus, dass gegen Wuchtschaden kein Kraut gewachsen ist und darum Keulen und Hämmer die bei weitem effektivsten Waffen sind. Da bin ich nun auch nicht so richtig überzeugt von, bzw ich traue Platten da einen höheren Schutzwert zu als das Spiel ihnen zubilligt.
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #401 am: 4.03.2025 | 12:15 »
Streitaxte, Stangenbeil, Kriegshammer usw haben oft bzw üblich Dorn und Spitze und ich glaube nicht daß die Kette unter der Achsel da so viel hilft.

Ähnliches gilt für Bill und Hellebarde.

Btw einem Miserichorde oder Stilett traue ich zu durchs Auge ins Gehirn zu kommen.
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #402 am: 4.03.2025 | 12:40 »
Ich nehme an du meinst Harnmaster; ich habe da in der Tat versucht reinzuspicken aber wurde erstmal mit mehreren Abtörnern konfrontiert. Aber um diesen Thread nicht zu derailen werde ich mal gucken was wir dazu im Forum haben und da in Kürze was reinposten.

Ja klar  :d lass uns gern andernorts dazu sprechen/schreiben.
Wir haben HârnMaster komplett ab von der Intention des Regelwerkes auch schon mit sehr mächtigen Charakteren gespielt.
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Gut, auch da war bisweilen Schluss nach dem Kopftreffer eines geworfenen Steins von einem Bergtroll ... aber das war redlich verdient  ;D
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Offline Feuersänger

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #403 am: 4.03.2025 | 16:15 »
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Zitat von: ErikErikson
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #404 am: 4.03.2025 | 20:27 »
Streitaxte, Stangenbeil, Kriegshammer usw haben oft bzw üblich Dorn und Spitze und ich glaube nicht daß die Kette unter der Achsel da so viel hilft.

Ähnliches gilt für Bill und Hellebarde.
Nicht alle dieser Dornen und Spitzen sind dazu gedacht, den Gegner zu verletzen, sondern eher dazu, die Waffe des Gegners zu kontrollieren.
Btw einem Miserichorde oder Stilett traue ich zu durchs Auge ins Gehirn zu kommen.
Dafür waren sie u.a.  auch gedacht.

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #405 am: 4.03.2025 | 22:13 »
Nicht alle dieser Dornen und Spitzen sind dazu gedacht, den Gegner zu verletzen, sondern eher dazu, die Waffe des Gegners zu kontrollieren.

Die Waffe, den Schild (so vorhanden), ggf. auch schon mal einen Arm oder ein Bein...wenn ich meine Waffe unter anderem auch mal als schlichten Zughaken benutzen kann, dann finden sich auch die Anwendungen.

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #406 am: 4.03.2025 | 22:28 »
Die Waffe, den Schild (so vorhanden), ggf. auch schon mal einen Arm oder ein Bein...wenn ich meine Waffe unter anderem auch mal als schlichten Zughaken benutzen kann, dann finden sich auch die Anwendungen.
Es geht nicht darum, die Waffe als Zughaken zu verwenden. Es geht allein darum, die Waffe des Gegners zu kontrollieren. Das ist nicht Entwaffnen. Binden, Parieren sind Formen der Kontrolle der gegnerischen Waffe. Zum Teil dienen sie auch dem Schutz ihres Nutzers. Wofür die Parierstange ein klassisches Beispiel ist. Selbst die Dornen vieler Stangenwaffen haben hauptsächlich eine Schutzwikung. Sie sollen verhindern, dass die gegnerische Waffe am Schaft entlang gleiten kann. Man will die generische Waffe quasi damit auffangen und sie dorthinlenken, wo man sie haben will.

Offline Feuersänger

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #407 am: 4.03.2025 | 23:55 »
Das ist ein sehr schönes Stichwort: was ja zB bei Platzhirsch D&D nebst Ablegern komplett ignoriert wird, ist die unterschiedliche Eignung der Waffen zum Parieren oder Ablenken von Angriffen. Vergleiche etwa die Parierstange eines Schwertes mit dem, nunja, Garnichts eines Streitkolbens. Oder die verschiedenen Sax-artigen Klingenwaffen ohne Parier.

Sollte man da vielleicht - auch wenn man um aktive Paradewürfe nach wie vor einen Bogen macht - vielleicht auch je nach Auslegung der Waffe einen Verteidigungsbonus geben? Und wie hoch sollte dieser ausfallen?
Nach 3E-Metrik könnte das etwa sowas wie +1 Shield AC sein - d.h. stackt nicht mit einem Schild, denn wenn man einen Schild führt, pariert man eher nicht mit der Waffe. (Parallel bin ich auch eh dafür, die Werte von Schilden etwas aufzumöbeln, sodass diiese so etwa +2 bis +4 AC geben.)
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Zitat von: ErikErikson
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #408 am: 5.03.2025 | 00:17 »
Ich hat für ein SF-Setting mal die Idee, das mit Schadensarten direkt vom Würfelwurf abhängig zu machen. Man muss natürlich den Mindestwurf übertreffen. Je nach Waffe wirkt Rüstung bei geraden, ungeraden oder beiden Arten von Angriffswürfen, und Waffen mit besonderen rüstungsbrechenden Eigenschaften ignorieren Rüstung bei allen Würfen. "Wirkt" bedeutete dabei eine Schadensreduktion wie bei DSA.
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #409 am: 5.03.2025 | 01:00 »
Nicht alle dieser Dornen und Spitzen sind dazu gedacht, den Gegner zu verletzen,
d.h. nicht das man  nicht zumindest versuchen kann sie dafür zu mißbrauchen
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Offline Aedin Madasohn

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #410 am: Heute um 09:09 »
So, also den Preis für die Arsenalrüstung habe ich rausgefischt,
diese Info entstammt einem Video von Geschichtsfenster.

Nicht so richtig fündig geworden bin ich akut beim Vollharnisch. Am ehesten noch hier: https://medieval.ucdavis.edu/120D/Money.html
wo wir für 1441 den Eintrag finden:
- Ready-made Milanese armor       £8 6s 8d = 2000d
[zur Erinnerung, d = Penny; 12d sind 1s (shilling) und 20s ein £ (pound sterling).]

Das dürften wohl auch die geforderten schlichten Ausführungen gewesen sein, denn bei manchen anderen Belegen sind die Preise dermaßen durch die Decke (100 Pfund und drüber), dass es sich bei jenen wahrscheinlich um irgendwas mit Goldeinlagen ziseliertes und mit Einhortvorhaut poliertes handelt.

Aus der gleichen Zeit sind als Lohn für einen Dachdecker 4 - 5.25d pro Tag gelistet. --> also grob 4-500 Handwerker-Tageslöhne, entspricht etwa 20-25 Monatseinkommen.
Sagen wir also grob: 2 Jahreseinkommen für eine milanesische Komplettrüstung. Wobei da jetzt nicht so ganz klar ist, was "ready made" bedeutet: "mit allem drum und dran" oder "von der Stange"? Man drückte sich ja früher zuweilen etwas anders aus als heute.

Anyway, Faktor 4 relativ zur Arsenalrüstung finde ich da recht plausibel und vorstellbar.

@Feuersänger; den Einsprecher keenst ja schon  ;D
https://www.youtube.com/watch?v=LV_lm0IrTtQ
Geschichtsfenster: Preise im Spätmittelalter - Was kostet ein Schwert? (und vieles mehr; er geht über Goldgehalt zu Refernezlöhnen zu Referenzpreisen etwa Lebensmitteln DANN zu den Waffen&Rüstungen)

ungefähr
06:00 Münzfuss&Gulden
10:18 Arbeitslöhne, Jahresarbeitszeit = 4 Gulden/Monatslohn (undefiniert ist da aber schon einiges an Essen mit drin)
34:33 Waffen; hierbei zitiert er aus "Verlustkompensationslisten"
37:00 Rüstungen fängt an
39:40 Trabharnische, Mäinlander, "knäächht´ssche Rüstungen"


Offline Feuersänger

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #411 am: Heute um 13:03 »
Ah exzellent, richtig, das Video hatte ich auch schonmal gesehen, aber mich dann nicht mehr daran erinnert.

Na dann übertragen wir doch die Eckdaten mal hierher, for future reference.

Typischer Monatslohn (für einen gelernten Arbeiter): 4 Gulden (fl)

Helm: 1-3 fl
Brustharnisch (Krebs): 1-2 fl
Trabharnisch: 8-15 fl (Helm, Krebs, evtl mit Rücken, Koller, Armzeug, evtl Handschuhe u Ringpanzerhose)

- daraus zurückgerechnet:
-- Armzeug 4 fl
-- Handschuhe 1-4 fl

Reiterharnisch: 30 fl (Full Plate wie sie im Buche steht)
Mailänder Harnisch: 28-46,5 fl <-- das ist exakt das von mir vorgenannte Beispiel (2000d)

Ringpanzer 5-14 fl

Daraus könnte man also Preislisten fürs Rollenspiel gut ableiten. Wenn zB in D&D ein typischer Monatslohn 40gp ist (in 3E ergibt sich das aus den Make-a-living Regeln), dürfte eine Full Plate nur ungefähr 300gp kosten. Aber wir hatten ja schon den Gedanken angeregt, dass die D&D-Fullplate deswegen so teuer ist, weil sie darauf optimiert ist dass man sie ohne fremde Hilfe in wenigen Minuten anlegen kann; evtl ist dazu schon leichte Magie eingearbeitet.
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #412 am: Heute um 13:22 »
Naja, das Video erwähnt ja auch die Luxusrüstung die etwa 20 mal soviel kostet. Insofern lag 2E mit dem Prunkharnisch garnicht falsch. 

Aber wir hatten ja schon den Gedanken angeregt, dass die D&D-Fullplate deswegen so teuer ist, weil sie darauf optimiert ist dass man sie ohne fremde Hilfe in wenigen Minuten anlegen kann;

Oder allgemeiner die Tatsache dass so eine Rüstung schon relativ gut seien muss um als "abenteuertauglich" durchzugehen.

Was ich auch recht interessant fand ist die Bemerkung dass Platte da inzwischen billiger war als Kette. An dem Punkt ist man ja in den meisten Rollenspielen nicht.     
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
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Offline Feuersänger

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #413 am: Heute um 13:27 »
Das ist ja auch weird. Ich meine klar, Kette ist halt nicht so effektiv -- also warum tut man sich den Ärger dann überhaupt noch an?

Und hatten wir nicht schonmal irgendwo hier eine Quelle aufgetan, nach der Kettenhemden auf einmal deutlich billiger waren?
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Zitat von: ErikErikson
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Offline Eismann

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #414 am: Heute um 13:33 »
So auf den ersten Blick würde ich auf verbesserte Verarbeitungsmethoden (Hammerwerke o.ä.) für Metallplatten und deutlich billigeres und hochwertigeres Grundmaterial tippen im Vergleich zum Früh- und Hochmittelalter.

Offline Galatea

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #415 am: Heute um 13:45 »
Kette ist recht bequem zu tragen und man kann damit den kompletten Tag rumrennen, im Notfall sogar damit schlafen (wenn man ne schräge Schlafposition hat, z.B. in einem niedrigen Stuhl mit langer schräger Rückenlehne, sogar sehr gut). Mit Platte geht das definitiv nicht. Außerdem kann man die Kette zusätzlich zur Platte tragen, bzw. dort Kette haben, wo die Platte nicht abdeckt.

Es gibt auch so Terrain, dass ich in Platte auf keinen Fall durchqueren möchte, mit Kette aber ohne Probleme (prinzipiell kann man mit Kette sogar recht problemlos an Felshängen herumklettern, hab das selber schon gemacht - von Kraft und Beweglichkeit ist das überhaupt kein Problem, man muss halt nur einrechnen, dass man mehr wiegt als normal, wenn man irgendwo hin tritt).

Und während man mit Platte im Sommer fast eingeht ist Kette eher so als würde man einen großen Wärmetauscher mit sich rumtragen. Gerade wenn ein leichter Wind geht kühlt Kette deutlich mehr als man erwarten würde.
« Letzte Änderung: Heute um 13:47 von Galatea »
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #416 am: Heute um 13:55 »
Hmmm, ja, solche "Trivialitäten" wie Tragekomfort übersieht man am grünen Tisch und ohne persönliche Erfahrung tatsächlich potentiell leicht. Mir fehlt die besagte Erfahrung definitiv, also werde ich das jetzt in Sachen Kette gegen Platte weder bestätigen noch ihm widersprechen...aber für Leute, die sich stunden- oder tagelang in ihrer jeweiligen Rüstung abrackern oder auch nur die Beine in den Bauch stehen müssen, ist das natürlich auch ein Kriterium. :)

Offline Isegrim

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #417 am: Heute um 14:07 »
Und hatten wir nicht schonmal irgendwo hier eine Quelle aufgetan, nach der Kettenhemden auf einmal deutlich illiger waren?

Kann auch nicht mit Quellen dienen, aber wenn ich mich richtig erinnere, war da was mit einer Verbesserung des Drahtziehens, der zu einer Verbilligung von Kettenhemden führte.

Interessant könnte es sein, sich außereuropäische Kulturen anzusehen, von denen ich nur wenig Ahnung habe. Der vollständige, aus Platten bestehende Panzer ist ja nicht überall so weit perfektioniert worden wie in Europa, auch wenn es die Technik mancherorts durchaus hergegeben hätten. Warum nicht?
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #418 am: Heute um 14:31 »
So auf den ersten Blick würde ich auf verbesserte Verarbeitungsmethoden (Hammerwerke o.ä.) für Metallplatten und deutlich billigeres und hochwertigeres Grundmaterial tippen im Vergleich zum Früh- und Hochmittelalter.

Genau. Das Video bezieht sich ja auf das späte 15. Jh (in Zentraleuropa). Entsprechend sind Schlüsse wie "dürfte eine Full Plate nur ungefähr 300gp kosten" nur korrekt wenn man eben diesen Stand des Rüstungshandwerks als Grundlage nimmt. 100 Jahre früher sah das vielleicht noch ganz anders aus.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
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Offline Aedin Madasohn

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #419 am: Heute um 14:44 »
ging um den Zeitansatz (Arbeistkosten) beim Drahtziehen

Drahtziehen per Zange
Drahtziehen per Handkurbel
Drahtziehen mit Wasserkraft
Nürnberg als eines der wichtigen Rüstungszentren hatte urkundlich seit 1408/15 eine Drahtmühle

Panzerplatten gab es da schon hundert Jahre länger

zusätzlich muss man bei Ringen auch immer fragen:
Eisen oder Stahl (gar verzinnt)
genietet oder verschweißt; wie viele Bindungen pro Ring und wie groß der Durchmesser der Ringe
da gibt es schon Abgründe der Kosten
(von simpel mit der Zange nur zusammengebogenen Drähten als "Ring" mal ganz zu schweigen  ;D )
und am Ende hilft es doch gegen den Schnitt  ~;D

auch bleibt die Frage nach der Größe des Ringelpanzerhemds
ganzer Rumpf+Schulter+Oberarm und runter bis auf die Oberschenkel

und vergleicht man einen solchen PanzerMantel mit einer simplen Bauchplatte+ Halsberge und zwei Halbröhren für die Oberarme?

Offline Feuersänger

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #420 am: Heute um 16:04 »
Genau. Das Video bezieht sich ja auf das späte 15. Jh (in Zentraleuropa).

Öhm? Ich habe da verschiedene Jahreszahlen rausgehört, zB 1397 oder 1441. Die Preise scheinen sich über das 15. Jh nicht großartig verändert zu haben.

Auch ungefähr in dem Zeitraum fing ja so langsam das mit den Arsenalrüstungen / munition armour an, gelangte aber wohl erst in der frühen Neuzeit zu voller Blüte. Also: in großen Mengen produzierte, entfeinerte und somit billige Halbharnische. Das war ja auch meine ursprüngliche Frage hier im Thread, ob wir da auch Preise für finden. In besagtem Video werden die aber nicht erwähnt. Ich meine auch wie gesagt ich hätte da schonmal Preise für gehört, kann mich aber weder erinnern wo noch wie teuer.

Interessant könnte es sein, sich außereuropäische Kulturen anzusehen, von denen ich nur wenig Ahnung habe. Der vollständige, aus Platten bestehende Panzer ist ja nicht überall so weit perfektioniert worden wie in Europa, auch wenn es die Technik mancherorts durchaus hergegeben hätten. Warum nicht?

Interessante Frage, auch wenn ich fürchte dass wir hier alle nur darüber mutmaßen können.

Für Japan zB würde ich mal den Rohstoffmangel in Betracht ziehen; die armen Schweine konnten sich ja nichtmal Schwerter aus durchgängig Stahl leisten.  :'( Aus Europa importierte Plattenpanzer waren hingegen durchaus sehr begehrt, musste man sich halt leisten können.

China setzte vielleicht schon immer mehr auf in rauhen Mengen produzierte Massenware für Massenheere, sodass da eben Lamellare über Jahrtausende hinweg die Technologie der Wahl waren? Auch hier wieder: kenn ich mich nicht aus. Laut Wikipedia ist da erst im 17. Jahrhundert von "teilweiser Plattenrüstung" die Rede und da auch nach einem anderen Konstruktionsprinzip als hierzulande.

Indien? Noch weniger Peilung, aber da dürften klimatische Gegebenheiten noch stärker in die Überlegungen mit eingeflossen sein. Will sagen: bei 40° und je nach Region 90% Luftfeuchtigkeit will man vermutlich nicht in Plattenrüstung rumlaufen.

Byzanz? Spielte 1400 schon keine Rolle mehr.

Türken und Perser hatten ja durchaus so eine Art Plattenrüstung, halt dort aus mehreren Teilen zusammengesetzt: https://de.wikipedia.org/wiki/Krug_(R%C3%BCstung)
Da kann man jetzt wieder drüber debattieren, ob da ein tieferer Sinn dahinter stand (zB Belüftung, Klima) oder ob sie es einfach nicht besser konnten. Gelangt im strategischen Sinne hat es ja offenbar allemal, wenn man bedenkt wie erfolgreich die Osmanen über Jahrhunderte waren.
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #421 am: Heute um 16:32 »
Türken und Perser hatten ja durchaus so eine Art Plattenrüstung, halt dort aus mehreren Teilen zusammengesetzt: https://de.wikipedia.org/wiki/Krug_(R%C3%BCstung)
Da kann man jetzt wieder drüber debattieren, ob da ein tieferer Sinn dahinter stand (zB Belüftung, Klima) oder ob sie es einfach nicht besser konnten. Gelangt im strategischen Sinne hat es ja offenbar allemal, wenn man bedenkt wie erfolgreich die Osmanen über Jahrhunderte waren.
In beiden Kulturen steht der Bogen an der Spitze der Waffen. Speere, Schwerter, usw. stehen in der Rangfolge unter ihm. Geht man nach den Quellen, war der Maßstab eines Kriegers sein Umgang mit dem Bogen, zu Fuß und vom Pferd aus.
Entsprechend muss die Rüstung das auch zulassen - Bogenschießen im Plattenharnisch ist schwierig, ein Partherschuss vom Pferd aus wohl eher unmöglich.

Die Metallurgie war mit Sicherheit kein Problem, stellte man doch dort bereits den Stahl her, der in den ULFBERTH-Klingen des Frühmittelalters verwendet wurde. Auch das Handelsnetz war dicht, da hätte man auch genug Roheisen beschaffen können. Manufakturen gab es im Osmanischen Reich ebenfalls.

Es gibt tatsächlich auch rein kulturelle Gründe, warum bestimmte Dinge so gemacht wurden, wie sie eben gemacht wurden.
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #422 am: Heute um 16:48 »
Türken und Perser hatten ja durchaus so eine Art Plattenrüstung

so wie in Europa billige Harnische aufkamen, hatten diese beiden Machtzentren ebenfalls "kosteneffiziente" Massenmodelle

ist auch immer die frage, wer dat alles bezahlen soll-werhat so tiefe Taschen...

kurzum, wie viele "reiche" Barone/Grafen brauchte ein Europa, um so viele teure Geschiebe-Volldosen absetzen zu können, dass daraus eine Industrie werden konnte.
Die technische Entwicklung war ja nicht ohne und kostete Geld - es musste also eine Gesellschaft sein, wo "Investitieren" kein Schimpfwort war.
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vergleich dazu straffer (orientalisch-despotisch, um im Klischee zu bleiben) aufgestellte Systeme bei den Osmanen und Persern:
wenn der Soldat "mehr" als Kürass + gutem Helm (und die waren top) "nicht wert" ist (ersetzbar ist), warum so superdolle in eine Industrie zur Erzeugung dieser Goldrand mit Exellsior-Volldosen investieren?
Prunkrüstungen für den Schah und Mogul und Khan gab es noch und nöcher, aber die Ebene darunter "fehlte"

also, wo in Persien und Mogulistan ein mehr an Lustbauten die Architekten forderte, forderte im kleinteiligen Europa der Überlebenswille trotz Streithändellust (und sei es im Tunier) der "kleinen" (und ausreichend zahlreichen) Barone und Grafen die Volldose in Geschiebeluxus  ;D

kaum das die Barone und Grafen mit ihren Volldosen aus der Rüstungskasse herausfielen, weil auf Kanonen-Gießerei umgestellt wurde, war Mogulistan plötzlich auf der Auslieferungsseite ganz vorne mit dabei. Eine außereuropäische industrielle Basis war also schon da.

PräDschingesKhan-China war da in vielen Dingen ein Sonderfall: da es weniger um einen Krieg gegen einen technisch hochgerüstete Nachbarnation ging, sondern nur darum, aufständische Reisbauern und Stampflehmstadtmauern-Bürger kleinzuhalten - da war Mobilität der mongolischen/manduschurischen Reiterregimenter deutlich wichtiger als ein perfekter Schutz vor der Heugabel der wütenden Bauern.
 

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #423 am: Heute um 23:07 »
Öhm? Ich habe da verschiedene Jahreszahlen rausgehört, zB 1397 oder 1441. Die Preise scheinen sich über das 15. Jh nicht großartig verändert zu haben.

Richtig. Nur die relativ billigen Stücke sind Ende 15., die Harnische 1441, allerdings auch in Mailand. Und 1397 ist die superteure Luxusrüstung, was gut dazu passt dass die ersten ordentlichen Harnische sehr teuer waren und die Billigvarianten später auftraten. Wann genau und wo ist eine andere Frage. Aber für Spielwelten bedeutet dass dass man annehmen kann 
dass die Billigvarianten noch nicht entwickelt sind.

Gelangt im strategischen Sinne hat es ja offenbar allemal, wenn man bedenkt wie erfolgreich die Osmanen über Jahrhunderte waren.

Man muss nicht gut sein, es reicht wenn man besser ist als die Konkurenz (siehe Atzteken).
Und die Ausrüstung ist ja nun auch nur ein kleiner Teil des militärischen Erfolges.

Das ist ja auch weird. Ich meine klar, Kette ist halt nicht so effektiv -- also warum tut man sich den Ärger dann überhaupt noch an?

Kette ist relativ haltbar, leicht zu reparieren und man kann sie recht gut auf eine neuen Träger anpassen. Wenn sie länger hält kann es sein dass sich ein höherer Anschaffungspreis auszahlt.
Und was effektiv angeht: die Leute hatten ja kein Spielerhandbuch.

Es gibt tatsächlich auch rein kulturelle Gründe, warum bestimmte Dinge so gemacht wurden, wie sie eben gemacht wurden.

Muss garnicht kulturell sein. Der Bogen kann auch aus Effektivitätsgründen an der Spitze stehen.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html