In zeitgenössischen Quellen findet man durchaus Material, wo die mit der Hand reingehen. Bspw. hier:
Du siehst aber schon, dass das eine ganz andere Waffe ist?
Die Abbildungen sind vom Hofdegen. Das ist eine reine Stoßwaffe, ohne scharfe Schneiden.
Das im Film sind schwere Säbel - reine Hiebwaffen, die dazu da sind, Infanterie vom Sattel aus zu zerstückeln. Völlig andere Fechtweise.
Linkhandparaden gibt es beim Rapier und Hofdegen - beim klassischen Degen sind sie schon weg, weil die Linke als Balancegewicht verwendet wird.
Die nähern sich dem an, was sie aus dem historischen Material heraus interpretieren.
Ich hab keine Ahnung von HEMA, aber wenns in anderen Gebieten zur Interpretation historischer Quellen kommt, gibts ja auch selten eine einhellige Meinung, zumindest was Details angeht.
Grundsätzlich richtig. Allerdings sind die Quellen höchst unterschiedlich in ihrer Genauigkeit. Die deutschen Quellen sind z.B. eine einzige Lücke ohne Zusammenhang.
Die Bologneser Quellen sind sehr umfangreich und umfassend. Die Rapier-Quellen ebenso.
Über den Degen gibt es ab dem 18. Jhdt eine Vielfalt an Lehrbüchern. Säbel dann ebenfalls.
Noch dazu hat der Mensch nunmal seit Anbeginn zwei Arme, zwei Beine, und das dazwischen ist auch immer noch gleich. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten, sind damit Interpretationen schonmal eingeschränkt. Natürlich gibt es unterschiedliche Varianten, weil Menschen physische Unterschiede aufweisen, und ihre Zielsetzung eine Rolle spielt. Die reinen Turnierfechter interpretieren Techniken teilweise anders, weil sie im Turnierkontext so besser funktionieren.
Das war aber auch historisch der Fall!
Vergleicht man die Techniken eines Joachim Meyer mit denen eines Ringeck, hat man sportlich vs. Ernst.
Die Geschichte mit dem Bruch in Europa hat auch einen Fehler: sie impliziert, dass die Asiaten diesen Bruch
nicht hatten. Das ist aber falsch. Die Geschichte mit der "ungebrochenen Tradition" in Asien ist schlicht eine Lüge.
Mittlerweile gibt es auch HJMA (Historical Japanese Martial Arts) und HCMA (Chinese), also Leute, die sich genauso wie wir mit historischen Quellen befassen und auf deren Basis arbeiten. Sie stellen dann erstaunt fest, dass sich das weit von dem unterscheidet, was man ihnen im selben Stil heute beibringt.
Kampfstile waren immer Produkte ihrer Zeit und des sozialen Umfeldes. Und dadurch Veränderungen unterworfen. Irgendwann brauchte man z.B. keine Schwerter mehr im Krieg, Duelle wurden verboten, usw. Die Methoden passten sich an, man begann, Sport oder Meditation draus zu machen.
Kaum jemand weiß, dass z.B. Tai Chi die älteste und wohl brutalste Kampfkunst Chinas ist, und eigentlich auf dem Schwert fußt. Weil es nicht mehr so gelehrt wird.